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Goliath (Hebräisch: גָּלְיָת Goljat, Arabisch: جالوت dschalut) aus Gath ist der Name eines riesigen Kriegers der Philister aus dem Alten Testament.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches
Der bereits von Samuel zum zukünftigen König von Israel gesalbte Jüngling David besiegte Goliath gemäß der biblischen Erzählung im Zweikampf mit seiner Steinschleuder (1 Sam 17 LUT). In 2 Sam 21,19 LUT wird dagegen berichtet, dass Goliath der Gathiter von Elhanan, dem Sohn Jaere-Orgims aus Betlehem, erschlagen worden sei. Im Bericht vom Kampf Davids gegen Goliath gibt es besonders große Abweichungen zwischen der griechischen Septuaginta und dem wesentlich längeren heutigen hebräischen Text der Bibel, während ältere hebräische Texte, wie die aus Qumran, besser mit der kürzeren griechischen Version übereinstimmen. Die historisch-kritische Bibelwissenschaft geht u.a. deshalb heute mehrheitlich davon aus, dass viele Details der Goliath-Erzählung in der hebräischen Bibel erst kurz vor der Zeitenwende entstanden, und dass auch der Name Goliath als Bezeichnung für Davids Gegner keinen ursprünglichen Bestandteil der Erzählung 1. Samuel 17 darstellt, sondern erst nachträglich von einem Schreiber ergänzt wurde, der die Notiz über die Heldentat des Elhanan kannte. Dieser andere Bericht (2. Samuel 21,19) dürfte, folgt man der Hypothese, als ursprünglicher literarischer Kontext des Namens gelten. In der später entstandenen 1. Chronik 20,5 LUT heißt es dagegen, dass Elhanan Lami, den Bruder des Goliath und nicht ihn selbst getötet habe.
Der Name selbst hat keine semitische Etymologie. Gemäß den Hypothesen zur Abstammung der Philister wird dafür dieselbe indoeuropäische Wurzel vermutet wie in dem lydischen Namen Alyattes. Ein Team um den Archäologen Aren Maeir von der Bar-Ilan-Universität fand 2005 in der einstigen Philisterstadt Gath eine Tonscherbe mit einer Inschrift in früher semitischer Schrift, auf der zwei Namen genannt sind, die Ähnlichkeiten mit dem Namen Goliath aufweisen und darauf hindeuten, dass es sich bei Goliath durchaus um einen Namen der Philister handeln könnte.[1]
Die Erzählung zeigt große Ähnlichkeit mit der altägyptischen Geschichte des Sinuhe aus dem Mittleren Reich, in der Sinuhe den Starken aus Retjenu ebenfalls mit einer List tötet.[2]
Oft wird Goliath in einer Reihe mit Gestalten wie dem Berggeist Rübezahl genannt, da der Medizin kein Mensch von 3 Meter Körpergröße – Angabe in üblichen Bibelübersetzungen: 6 Ellen und 1 Handbreit sind ungefähr 2,90 m – bekannt ist. Ältere Quellen, wie beispielsweise der jüdische Historiker Flavius Josephus, geben allerdings eine Größe von „nur“ 2 m an. Auch auf den in Qumran gefundenen Schriftrollen fand sich diese Angabe.
Nach statistischen Untersuchungen der israelischen Altertumsbehörde an männlichen Skeletten aus der Bronze- und Eisenzeit (3000-500 v. Chr.) war der durchschnittliche Mann in biblischer Zeit etwa 1,64 m groß. Immer wieder gibt es jedoch auch Funde deutlich größerer Skelette (1,85-2,00 m), unter anderem aus Gezer. Es gilt als durchaus wahrscheinlich, dass solche überdurchschnittlich hochgewachsenen Männer als Einzel- und Vorkämpfer in den Armeen dienten[3]. Auch andere Quellen der Antike berichten über Riesen, auf Siegeln und Tempelmauern dieser Zeit befinden sich entsprechende Darstellungen. Ein Beispiel ist der Abu-Simbel-Tempel von Ramses II. in Oberägypten. Textüberlieferungen aus Syrien und Ägypten erwähnen ebenfalls die Existenz von Riesen.
Rezeption
Heute werden in Anlehnung an den biblischen Bericht sehr große Menschen oder Dinge als Goliath bezeichnet. Treten irgendwo zwei sehr ungleiche Gegner, z. B. zwei Armeen sehr verschiedener Stärke und Ausrüstung, gegeneinander an, so spricht man häufig von einem Kampf „Davids gegen Goliath“.
Die Figur des Goliath ist in viele Bräuche eingegangen. Die bekannteste ist die Riesenfigur des Goliath beim „Ducasse d’Ath“-Festival in Ath (Belgien), sowie das „David und Goliath-Spiel“, das bis in das 20. Jahrhundert im Lungau stark verbreitet war und nur mit einer Pause von etwa 40 Jahren in Ramingstein überlebt hat.
Literatur
- Reiner Andreas Neuschäfer: „Wie man mit Ehren fechten soll“ oder: Matthias Claudius als David in Würselen. „Die Geschichte von Goliath und David, in Reime bracht“. In: Jahresschriften der Claudius-Gesellschaft 15 (2006), S. 5–20.
Weblinks
- The Tell es-Safi/Gath Archeological Project (archäologische und epigraphische Erkenntnisse mit weiterführenden Verweisen)
- Friedrich Klütsch: Terra X: Der Riese Goliath – Auf den Spuren der Seevölker; Informationen zu einer arte-Sendung vom 15. September 2007.
- Dagmar und Klaus Heizmann: Musical David und Goliat
- Stefan Seiler: Artikel Goliat; in: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex); 2007ff.
Einzelnachweise
- ↑ The Tell-es-Safi/Gath Archaeological Project, Grabungsbericht (englisch)
- ↑ Manfred Görg: Ägyptische Religion: Wurzeln - Wege - Wirkungen. Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 69.
- ↑ Chronolog vom 12. Dezember 2007, eingesehen am 13. Dezember 2010
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