Gontenschwil

Gontenschwil
Gontenschwil
Wappen von Gontenschwil
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Kulmw
Gemeindenummer: 4135i1f3f4
Postleitzahl: 5728
Koordinaten: (653618 / 236099)47.2736118.147229531Koordinaten: 47° 16′ 25″ N, 8° 8′ 50″ O; CH1903: (653618 / 236099)
Höhe: 531 m ü. M.
Fläche: 9.74 km²
Einwohner: 2090 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.gontenschwil.ch
Karte
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Gontenschwil (schweizerdeutsch: ˈɡɔn.tə.ʃviːl, in der lokalen Mundart ˈɡɔn.dɪ.ʃvɪʊ)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Kulm im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im oberen Wynental und grenzt an den Kanton Luzern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf liegt in einem Seitental der Wyna, das nach Osten gegen das Haupttal von einer markanten, durchschnittlich dreissig Meter hohen Seitenmoräne abgetrennt ist. Sie findet ihre Fortsetzung in der Endmoräne von Zetzwil, die sich wie ein Riegel quer über das ganze Wynental erstreckt. Die Moränen entstanden während der Würmeiszeit beim Rückzug des Reussgletschers. Nach Ende der Eiszeit stauten sie einen flachen See. Dieser verlandete, als die Wyna das Hindernis durchbrochen hatte. Jahrtausendelang lag hier ein ausgedehntes Sumpfgebiet, das Gontenschwiler Moos, das erst während des Ersten Weltkrieges trockengelegt wurde. Unterhalb des Durchbruchs liegt das ausgedehnte Mättenfeld.[3]

Das über zwei Kilometer lange Siedlungsgebiet befindet sich unmittelbar westlich der Seitenmoräne im Sagenbachtal und besteht aus den Ortsteilen Unterdorf, Kirchdorf und Oberdorf. Beim Oberdorf geht die Moräne in die südlichen Ausläufer des 872 Meter hohen Stierenbergs über, dort befindet sich der Weiler Geisshof (637 m ü. M.). An der Westseite des Sagenbachtales steigt das Gelände zunächst steil an und geht dann in eine durchschnittlich 700 Meter hohe, lang gestreckte Hochebene über. Auf dieser liegt der Weiler Hasel (675 m ü. M.). Über das gesamte Gemeindegebiet verstreut liegen Einzelhöfe.[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 974 Hektaren, davon sind 272 Hektaren bewaldet und 118 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 740 m ü. M.auf dem Bergwald-Hügel (einem Ausläufer des Stierenbergs), die tiefste Stelle liegt auf 493 m ü. M.an der Wyna.

Nachbargemeinden sind Schmiedrued im Westen, Oberkulm im Nordwesten, Zetzwil im Nordosten, Leimbach und Reinach im Osten sowie die luzernische Gemeinde Rickenbach im Süden.

Geschichte

Sicht auf Dorfausgang nach Kulm
Altes Wagnereigebäude in Gontenschwil

Die Gegend um Gontenschwil war bereits während der Jungsteinzeit besiedelt, als sich Menschen am Ufer des damaligen Sees niederliessen. Mehrere Funde von Gegenständen lassen auf die Existenz eines Gutshofs während der Römerzeit schliessen.[4] Die von den Alamannen gegründete Siedlung wurde erstmals 1173 als Gundoltswilre in einem Schutzbrief erwähnt, den Kaiser Barbarossa dem Chorherrenstift in Beromünster ausstellte. Der Ortsname geht auf das althochdeutsche Gundolteswilari zurück, was «Hofsiedlung des Gundolt» bedeutet.[2]

Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren. Die niedere Gerichtsbarkeit war in den Händen wohlhabender Dorfbewohner. 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Gontenschwil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau und bildete einen eigenen Gerichtsbezirk im Amt Lenzburg. 1528 führten die Berner die Reformation ein. 1640 wurde eine Mineral- und Heilquelle entdeckt; im Bad Schwarzenberg suchten daraufhin viele Patienten Linderung von ihren Leiden. Die Blütezeit des Bades war vom 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg, bis 1990 wurde Mineralwasser abgefüllt.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Gontenschwil gehört seither zum Kanton Aargau. Im 18. und 19. Jahrhundert dominierte die Verarbeitung von Baumwolle das wirtschaftliche Geschehen. 1850 hatte die Gemeinde mehr Einwohner als heute. Doch wegen des Zusammenbruchs der Textilindustrie zogen bis 1900 fast dreissig Prozent aller Einwohner weg, nicht wenige davon wanderten nach Nordamerika aus. 1901 wurde der Weiler Geisshof, ein ehemaliger Steckhof, von Reinach abgetrennt und Gontenschwil zugeteilt.

Erst die Eröffnung der Wynentalbahn am 5. März 1904 konnte den Niedergang stoppen. Ein Jahr darauf entstand eine Aluminiumgiesserei, aus der später die Alu Menziken Gruppe entstand. Auch die Tabakindustrie fasste Fuss. Die Bevölkerungszahl begann wieder leicht zu steigen, seit 1950 stagniert sie jedoch. In der Nähe des Bahnhofs entstand in den 1960er Jahren eine Industriezone.

Sehenswürdigkeiten

Die Gontenschwiler Kirche wurde erstmals 1295 erwähnt. Nachdem das Dorf 1498 eine selbständige Pfarrei geworden war, baute man an der Nordseite einen Kirchturm an. Wegen fortschreitenden Zerfalls musste die alte Kirche im Jahr 1622 mit Ausnahme des Turms abgetragen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden.[5]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss auf grünem Boden grüne Tanne, im Schildhaupt begleitet von zwei roten Herzen.» Bereits 1777 existierte ein Gemeindesiegel mit einer Tanne. Die zwei Herzen wurden 1941 hinzugefügt, um Verwechslungen mit ähnlichen Wappen zu vermeiden.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1653 1764 1803 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 545 1039 1541 2297 1646 1832 2102 2161 2139 2050 2104 2055

Am 31. Dezember 2010 lebten 2090 Menschen in Gontenschwil, der Ausländeranteil betrug 15,8 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 65,8 % reformiert. 15,9 % römisch-katholisch und 6,1 % moslemisch; 1,3 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 92,7 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,8 % Serbokroatisch, 1,7 % Albanisch, je 1,0 % Italienisch und Türkisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht in Unterkulm zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Leimbach und Zetzwil verantwortlich ist.

Wirtschaft

In Gontenschwil gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 900 Arbeitsplätze, davon 13 % in der Landwirtschaft, 48 % in der Industrie und 39 % im Dienstleistungsbereich.[9] Von Bedeutung sind die Herstellung von Waschmaschinen, Radiatoren, Zigarren und Schaumstoff sowie das graphische Gewerbe. Seit 1973 besteht im Weiler Hasel eine Klinik für Suchtkranke.[10] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den grösseren Nachbardörfern wie Reinach oder in der Region Aarau.

Verkehr

Bahnhof der Wynental- und Suhrentalbahn

Das Dorf liegt nicht direkt an der Hauptstrasse 23 durch das Wynental, sondern an einer Nebenstrasse, die von Zetzwil in Richtung Sursee führt. Der Anschluss an das Netz des öffentlichen Verkehrs erfolgt durch eine Station der Wynentalbahn. Diese erschliesst allerdings nur das Unterdorf ganz im Norden, es existiert keine Busverbindung in die übrigen Dorfteile.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über zwei Kindergärten und drei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule unterrichtet werden. Die Bezirksschule kann in Reinach oder Unterkulm besucht werden. Die nächstgelegene innerkantonale Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Gontenschwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 176–178.
  3. a b Landeskarte der Schweiz, Blatt 1109, Swisstopo
  4. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 171.
  5. Michael Stettler; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, Birkhäuser Verlag, Basel 1948, S. 194–198.
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 166.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Kulm, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Klinik im Hasel

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