Graefestraße

Graefestraße
Graefestraße nahe der Hasenheide

Die Berliner Graefestraße (bis 1875 Straße Nr. 7) verläuft in Kreuzberg vom Landwehrkanal (Planufer) bis zur Hasenheide in südwestlicher Richtung. Bereits 1875 wurde sie nach dem Augenarzt Albrecht von Graefe benannt.

Als Graefekiez bezeichnet man das gesamte Viertel zwischen Kottbusser Damm im Osten, Landwehrkanal im Norden, Hasenheide im Süden und Grimm-/Körtestraße bzw. Urbankrankenhaus im Westen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Stadtgebiet Graefekiez wurde in den 1860er-Jahren erschlossen, nach Plänen von Peter Joseph Lenné. Zunächst gehörte der Graefekiez zur Tempelhofer Vorstadt. Der größte Teil der Bebauung stammte allerdings aus den Jahren 1890–1900. Unter Denkmalschutz stehen die 1888–1890 errichteten Gebäude der Friedrich-Ludwig-Jahn-Oberschule in der Graefstraße 85–88.

Von starken Schäden des Zweiten Weltkrieges blieb der obere Teil der Graefestraße verschont. So findet man heute zwischen Planufer und Urbanstraße noch eine fast einheitliche Gründerzeitbebauung mit gleichmäßiger Traufhöhe. Lediglich die Fassadengestaltung orientierte sich seit den Nachkriegsjahren eher an wirtschaftlichen denn an denkmalschützerischen Gesichtspunkten. Seit 1995 steht das Viertel unter Milieuschutz.

Sozialstruktur

Der nördliche und südliche Teil der Graefestraße (oberhalb und unterhalb der Urbanstraße) unterscheiden sich stark in architektonischer und sozialer Hinsicht: Im südlichen Abschnitt zwischen Urbanstraße und Hasenheide überwiegen der soziale Wohnungsbau und eine weniger privilegierte Einwohnerstruktur mit vielen Migranten und einkommensschwachen Familien. Im nördlichen Teil der Straße wurden viele Altbauten saniert und das Mietniveau stark angehoben. So findet heute eine zweite Welle der Gentrifizierung statt:

Der alternden Alternativkultur der 1980er-Jahre folgt seit 2002 ein Zuzug jüngerer Gutverdienender, zumal der Kiez mit seiner prosperierenden Kneipenkultur inzwischen wieder sehr „angesagt“ ist. Allerdings wird dieser Effekt möglicherweise durch die Erschließung des nahen Reuterkiezes („Nordneukölln“ bzw. „Kreuzkölln“ genannt) abgebremst, der inzwischen die Kreativszene anzieht.

Durch die Gentrifizierung des Gebietes und die zunehmend touristische Erschließung findet eine Verteuerung der Mieten statt, sodass viele der früheren Hausbewohner abwandern.

Infrastruktur

Die Graefestraße liegt zwischen drei Schulen und ist auf Höhe der Böckhstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Eine kommunalpolitische Maßnahme, die bei vielen alteingesessenen Einzelhändlern für Unmut sorgte – mussten doch einige kleine Läden im Kiez mangels „Fahrkundschaft“ schließen. Neue Händler setzen auf alternative und bessergestellte Kundschaft, zum Beispiel mit Spezialitätenangeboten (Lakritzgeschäft) oder mit Kunstgegenständen und Innendekor.

Von der verkehrsberuhigten Lage profitiert heute vor allem die Gastronomie. In den letzten Jahren hat sich die Graefestraße zu einer „Ausgehmeile“ verwandelt mit internationaler Küche, aber auch vielen Cafés und Nachtbars für Touristen. Das ehemalige Wohngebiet wird in der Folge zunehmend unattraktiver für eine normale Anwohnerschaft, die Mieten steigen, aber die Lärmbelästigung ebenso, was in der Umgebung bereits zu Protesten führte.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Party auf Pollern. In: Der Tagesspiegel vom 11. April 2009:
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