Ortenburg (Adelsgeschlecht)

Ortenburg (Adelsgeschlecht)
Stammwappen der Grafen zu Ortenburg
Wappen des pfalzgräflichen Seitenzweiges des Hauses Ortenburg. Ist heute Teil des Staatswappens von Bayern und steht für Altbayern.

Die bayerischen Ortenburger (früher Ortenberger) sind ein Dynastengeschlecht mit Ursprüngen aus Rheinfranken und Kärnten. Die Ortenburger sind ein Seitenzweig des Geschlechts der Spanheimer, die von 1122 bis 1269 (nominell bis 1279) die Kärntner Herzogswürde innehatten. Die Ortenburger waren von 1134 bis ins Jahre 1805 Reichsgrafen von Ortenburg und zählen zum Hohen Adel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ursprung des Geschlechtes liegt in Rheinland-Pfalz. Urahn war Siegfried I. von Spanheim, der durch Heirat große Besitzungen in Kärnten und Tirol erlangte. Sein Enkel, Engelbert II., der spätere Herzog von Kärnten, vergrößerte sie aufgrund seiner Ehe mit der reichen Erbtochter Uta von Passau, Tochter Ulrichs des Vielreichen, um ausgedehnte Besitzungen in Ober- und Niederbayern, die er unter seinen Söhnen aufteilte. Engelbert III. erhielt große Gebiete im Chiemgau und im Rottal, während sein Bruder Rapoto I. ausgedehnte Besitzungen nördlich Kraiburgs erbte.

Jener Rapoto wurde zum Stammvater des Seitenzweiges der Spanheimer: Ab 1134 nannte er sich Graf von Ortenberg (nach dem alten Name Ortenburgs). Nachdem Engelbert III. im Jahre 1173 kinderlos verstorben war, fiel Rapoto dessen Grafschaft Kraiburg zu, die sich vom Rottal über das Chiemgau bis nach Tirol erstreckte. Dies sollte fortan, für etwa 130 Jahre, das Kernland der Ortenburger Grafschaft sein.

Im Jahre 1208 erlangte Rapoto II. die Pfalzgrafenwürde, die wichtigste Stelle nach dem Herzog in Bayern. Bis zum Tod des zweiten ortenburgischen Pfalzgrafen Rapoto III. im Jahre 1248 war das Haus das mächtigste bayerische Adelshaus. Ihre Besitzungen reichten vom Brixental und Kitzbühel über einen weiten Bogen über das ostbayerische Land, bis hinauf nach Tirschenreuth in der Oberpfalz und waren damit sogar größer als die der Wittelsbacher. Die Ortenburger verwalteten ihre Besitztümer soweit selbstständig, dass sie auf dem besten Wege waren ihre Gebiete vom Herzogtum Bayern unabhängig zu machen und zu einem selbstständigen Herzogtum aufzusteigen. Dies führte zu wiederholten Konflikten mit den Nachbarn.
Nach dem Tod Rapotos III. und dem damit verbunden Verlust der Grafschaft Kraiburg verloren die Ortenburger den Großteil ihrer Macht. Ebenso verlor das Haus durch Heinrich II., der den Großteil seines Besitzes verschenkte, an Ansehen.

Bald war ihre Grafschaft nur noch so groß wie die heutige Marktgemeinde Ortenburg. Ebenso gaben die Ortenburger im Jahre 1391 unter Georg I. und Etzel I. zeitweise ihre Reichsrechte auf, wodurch die Grafen zu diesen Zeiten Vasallen der Herzöge von Bayern waren.

Bis ins Jahr 1551 stieg das Ansehen und die Macht der Ortenburger wieder, so dass das Haus unter Graf Christoph I. wieder zu den reichsten in Niederbayern gehörte. Des Weiteren war sein Vater, Sebastian I., selbst dem Kaiser kriegerisch überlegen, indem dieser die kaiserlichen Truppen besiegte und die Reichsgrafschaft Neuburg am Inn besetzte. Ebenso war Sebastian Teilnehmer der Landshuter Hochzeit im Jahre 1475 und sogar Kämmerer der Braut.

Im Jahre 1530 kam es unter Graf Christoph aufgrund eines Erbstreites mit Graf Gabriel von Salamanca-Ortenburg um die Kärntner Grafschaft Ortenburg zu einer Namensumbenennung des Geschlechtes von Ortenberg nach des älteren Geschlechtes Graf von Ortenburg.

Die Stammburg Schloss Ortenburg wurde von Graf Joachim 1562 bis 1575 neu errichtet

1551 wurde Joachim regierender Graf. Dieser wurde im Laufe der Zeit bekennender Anhänger der lutherischen Lehre und führte in seiner Grafschaft 1563 den protestantischen Glauben ein. Dies war der Auslöser für die sogenannte Ortenburger Adelsverschwörung, die zu jahrzehntelangem Streit mit den bayerischen Herzögen führte. Der Konflikt schwächte die Ortenburger wieder immens. Jedoch wurde vor dem Reichskammergericht im Jahre 1573 ihre Reichsunmittelbarkeit bestätigt, d.h. die Grafschaft blieb bis zu ihrem Ende reichsfrei und unabhängig von ihrem großen Nachbarn Bayern. Ebenso wurde der Herzog dazu verurteilt, in dieser Sache stillschweigend zu verbleiben, da dieser Konflikt sich bereits seit Georg I. 1391 hinzog.

Im 17. Jahrhundert waren die Ortenburger anfangs nur formell Grafen, da die Grafschaft verpfändet war. Erst Graf Georg Reinhard gelang es sie 1662 wieder auszulösen. Während des 30-jährigen Krieges stand das Adelsgeschlecht, trotz des evangelischen Glaubens, auf der Seite des Herzogtums Bayern. Grund hierfür war, dass die regierenden Ortenburger zum katholischen Glauben gewechselt waren, um sich vor weiteren Konflikten mit den bayerischen Nachbarn zu schützen. Im Gegenzug erhielten sie dadurch ihre bayerischen Lehen wieder zurück.

Nachdem die Grafschaft und das Geschlecht die napoleonischen Kriege als neutral überstanden hatte, tauschte Graf Josef Carl im Jahre 1805 die Grafschaft aufgrund des hohen Schuldenstandes seines Geschlechtes gegen die Grafschaft Tambach ein. Seither lebt das Ortenburger Geschlecht auf Schloss Tambach bei Coburg.

Die Linien des Hauses Ortenburg und ihre Besitztümer

Das gräfliche Haus der Ortenburger war im Laufe ihrer knapp 900-jährigen Geschichte in mehrere Linien aufgeteilt. Ebenso teilten sich diese Linien die Besitztümer der Reichsgrafschaft Ortenburg untereinander auf.
Einige Linien starben im Laufe der Jahrhunderte aus.
In der Grafschaft gab es anfangs ein ungeschriebenes Gesetz, dass der amtierende Reichsgraf nur der älteste, lebende Graf einer Linie sein sollte. Im Jahre 1566 führte Joachim I. diese Regelung auch als offizielles Gesetz ein, um zu verhindern, dass die Grafschaft verloren ginge.
Durch diese Regelungen wurde die Grafschaft nach außen nur mit einem Grafen vertreten. Dies führte dazu, dass das Amt des Reichsgrafen mehrfach zwischen den Linien wechselte.

Das Haus der Ortenburger war in mehrere Linien aufgespalten, wobei manche Bezeichnungen mehrfach benutzt wurden, wenn eine Linie erlosch und es später wieder zu einer erneuten Abspaltung kam. Die Bezeichnungen der Linien leitete sich dabei von ihrer Burg ab, in der sie sich hauptsächlich aufhielten.

Mittelalterliche Linien

Ortenburg

Gebietsentwicklung der Reichsgrafschaft Ortenburg von 1350 bis 1805.

Die Ursprungslinie der Grafen von Ortenburg gründete Rapoto I. aus dem Hause der Spanheimer. Er gründete um das Jahr 1120 die Grafschaft Ortenburg und errichtete ebenso die Stammburg der Grafen über dem Ort, auf einem strategisch günstigen Hügel über dem Wolfachtal.
Nach seinem Ableben im Jahre 1186 kam es zur ersten Teilung. Der älteste Sohn nahm die Besitzungen im Chiemgau und im Rottal und wurde amtierender Graf von Kraiburg. Rapotos jüngster Sohn Heinrich I. führte die Linie der Ortenburger fort. Dieser erhielt die Besitztümer nördlich des Rottals und in der Oberpfalz.
Durch innere, aber auch äußere Einflüsse schrumpfte die Ortenburger Grafschaft nach Heinrichs Ableben rapide, so dass sie am Ende des 13. Jahrhunderts nur noch so groß wie die heutige Marktgemeinde Ortenburg war. Diese kleine Grafschaft sollte allerdings das Kernland für die Grafschaft sein und über 500 Jahre den Ortenburgern gehören.

Die Urlinie der Ortenburger teilte sich mit dem Tod Heinrichs IV. im Jahre 1395 infolge seiner Kinder in drei Linien auf. Sein Sohn Etzel I. bekam die Burg Alt-Ortenburg und den Markt, Georg I. erhielt die Burg Neu-Ortenburg samt dazugehörigen Besitzungen und Alram I. erhielt die Burg und das dazugehörige Dorf Dorfbach bei Ortenburg. Bald darauf nannten sich diese drei Brüder nach ihren Besitzungen. Da sie jedoch die Reichsgrafschaft nicht direkt aufteilen konnten, da es ein Reichslehen war, regelten sie dies, indem nur der älteste lebende Graf aller Linien amtierender Graf der Grafschaft war, auch wenn der Kaiser jemand anderen in der Familie damit belehnen sollte.

Kraiburg-Ortenburg

Durch den Tod Rapotos I. im Jahre 1186 erhielt sein ältester Sohn die reiche Grafschaft Kraiburg. Diese wurde von der Grafschaft Ortenburg abgespalten und wurde eine unabhängige Grafschaft. Rapoto II. förderte weiterhin stark den Handel und baute seine politische Macht weiter aus. So kam es, dass er im Jahre 1208 die Pfalzgrafenwürde des Herzogtums Bayern verliehen bekam. Sein Amt führte er weiterhin in Kraiburg aus, wovon die Grafschaft, aber auch sein Geschlecht immens profitierten. Als Rapoto II. im Jahre 1231 verstarb, erlangte dessen Sohn Rapoto III. die Pfalzgrafenwürde. Unter ihm erreichte das Kraiburger Haus seine größte Macht. Der Reichtum des Hauses wuchs und die Grafschaft erreichte ihre größte Ausdehnung.
Jedoch hatte Rapoto III. nur eine Tochter und somit erlosch diese Linie des Hauses Ortenburg bereits im Jahre 1248 mit seinem Tod und die Besitztümer fielen an den Mann seiner Tochter, 1259 gar an die Wittelsbacher. Die Ortenburger Grafen versuchten vergeblich an die Besitztümer dieser Linie zu kommen.

Linien des 15. Jahrhunderts

Nach dem Tod Graf Heinrichs IV. im Jahre 1395 kam es erneut zu großen Erbteilungen. Das Haus trennte sich in drei Linien: Alt-Ortenburg, Neu-Ortenburg und Dorfbach.

Alt-Ortenburg

Etzel I., Sohn Heinrichs, erhielt die Stammburg Alt-Ortenburg und den dazugehörigen Markt Ortenburg.
Dieser regierte zunächst gemeinsam mit seinem älteren Bruder die Reichsgrafschaft und wurde nach dessen Ableben 1422 sogar amtierender Reichsgraf von Ortenburg. Etzel stufte gemeinsam mit seinem Bruder die Grafschaft vorübergehend zu einem Vasall des Herzogtums Bayern-Landshuts herab, da beide dem übermächtigen bayerischen Herzog nicht Widerstand leisten konnten.
Im Jahre 1446 verstarb Etzel I. Da er jedoch nur eine Tochter hatte, starb mit ihm die Linie Alt-Ortenburg aus. Seine Besitzungen fielen, dank der Ortenburger Erbregelungen, wieder an das Haus Neu-Ortenburg zurück.

Neu-Ortenburg

Heinrichs ältester Sohn Georg I. erhielt Neu-Ortenburg und die dazugehörigen Besitzungen.
Georg regierte bis zu seinem Lebensende gemeinsam mit seinem Bruder Etzel. Beide konnten jedoch nicht verhindern, dass die Grafschaft zu jener Zeit dazu gezwungen wurde ein Vasall der Herzöge von Bayern-Landshut zu werden.

Georgs Linie sollte sich im Laufe dieses Jahrhunderts als Hauptlinie der Ortenburger Grafen entwickeln. Nachdem die anderen beiden Ortenburger Linien 1446 bzw. 1461 ausgestorben waren, fielen alle Besitzungen dieser Linie zu. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts schaffte es das Haus Neu-Ortenburg sich im Laufe der Zeit aus der Wittelsbacher Umklammerung zu lösen. Die Einführung der Reformation in Ortenburg im Jahre 1563 führte jedoch zu erneutem Konflikt mit Bayern.

Dorfbach

Heinrichs jüngstem Sohn Alram I. fielen die Dorfbacher Besitzungen zu. Diese waren zwar bereits Teil der Reichsgrafschaft, wurden aber als Lehen vergeben.
Durch die Heirat Alrams im Jahre 1381 mit der reichen Witwe Barbara von Rottau und den Verzicht der nächsten Verwandten ihres verstorbenen Mannes fielen diese reichen Besitzungen wieder an das Haus der Ortenburger zurück. Auf weitere Gebiete verzichtete er nach seines Vaters Tod. Seither nannte sich Alram I. Graf zu Ortenburg, gesessen zu Dorfbach. Nach dem Tod seines Sohnes Alram II. im Jahre 1461 starb die Dorfbacher Linie aus und die Besitzungen fielen zurück an das Haus Neu-Ortenburg.

Unterteilung des Hauses Neu-Ortenburg (ab 16. Jahrhundert)

Nach dem Tod des Grafen Georg II. (1488) und dessen Stiefbruders Sebastian I. (1490) kam es erneut zu großen Erbteilungen im Hause Ortenburg. Diese durchzogen das ganze Jahrhundert. Georg II. hatte 2 Söhne, Sebastian I. gar neun. So sind die Besitztümer und Linien schwer zu erkennen. Bei der Erbteilung entstanden anfangs drei, später vier Linien:
Alt-Ortenburg, Neu-Ortenburg, Dorfbach und Söldenau.

Trotz der verschiedenen Linien und Gebiete wurde daran fest gehalten, dass nur der älteste lebende Graf der amtierende Reichsgraf sein soll.

Alt-Ortenburg

Mit dem Tod des Grafen Georg II. von Ortenburg im Jahre 1488 bekam dessen Sohn Wolfgang die Besitzungen um die Feste Neu-Ortenburg, zwei Jahre später, nach dem Tod seines Onkels Sebastian, fielen ihm die Besitzungen von Alt-Ortenburg und der Markt zu.
Im Landshuter Erbfolgekrieg konnte es Wolfgang nicht verhindern, dass die Stammburg Alt-Ortenburg geplündert und gebrandschatzt wurde. Notdürftig reparierte er die Burg.
Da Wolfgang 1519 kinderlos verstarb und seinen Bruder Heinrich VI. anscheinend überlebt hat, fielen seine Besitzungen an seine Cousins Sebastian II. und Christoph I., Söhne Sebastians I.. Letzterer erhielt dabei Alt-Ortenburg und benannte sich anschließend auch danach. Christoph regierte jedoch nicht in der seit dem Krieg notdürftig instand gesetzten Stammburg, sondern im Schloss des Marktes Mattighofen, das er durch Heirat und Kauf erworben hatte. Sein Sohn Joachim errichtete die Stammburg zwischen den Jahren 1562 bis 1575 neu. Ebenso führte er 1566 das oben bereits erwähntes Erbrecht in der Grafschaft ein, um den dauerhaften Besitz der Grafschaft zu gewährleisten. Joachims Sohn Anton verstarb allerdings früh, während Joachim im Jahre 1600 verstarb. Mit ihm starb auch diese kurzlebige Linie des Hauses Alt-Ortenburg aus.

Seine Besitztümer wären eigentlich wieder an das Haus Neu-Ortenburg bzw. dessen Zweig Söldenau gefallen, jedoch verpfändete Joachim in seinem Testament seine Besitzungen und die Reichsgrafschaft an seine Witwe. Graf Friedrich Casimir gelang es nur einen Teil 1628 wieder auszulösen, so dass zumindest die Stammburg wieder in Ortenburger Händen war. Neu-Ortenburg und der Markt blieben weiterhin verpfändet. Erst Georg Reinhard schaffte es 1659 die Grafschaft wieder auszulösen und wieder ganz in Ortenburger Hand zu bekommen. Die Alt-Ortenburg'schen Besitzungen fielen somit an das Haus Neu-Ortenburg-Söldenau zurück.

Dies hatte zur Folge, dass die Stammburg, die das neueste aller Schlösser und Burgen war, wieder zum Regierungssitz der amtierenden Grafen wurde.

Neu-Ortenburg

Nach dem Tod Georgs II. erbte dessen Sohn Wolfgang die Besitzungen um Neu-Ortenburg. Diese wurden im Landshuter Erbfolgekrieg nicht geplündert.

Da Wolfgang jedoch kinderlos verstarb, fiel die mittelalterliche Befestigung an Sebastian II.. 1551 verzichtete er wegen körperlicher Gebrechen zugunsten seines Neffen Joachims auf das Amt des Reichsgrafen. Im Jahre 1559 verstarb er kinderlos und die Joachim erhielt die Burg. Die weiteren Besitztümer fielen an die Brüder Ulrich III. (1532–1586) und Johann III. Die Linie Ulrichs sollte es später erneut schaffen, alle Ortenburger Besitzungen wieder zu Vereinigen.

Die Besitztümer um Neu-Ortenburg wurden mitsamt Alt-Ortenburg und dem Markt durch Graf Joachims Testament im Jahre 1600 an dessen Frau verpfändet. Graf Friedrich Casimir versuchte die Grafschaft zwar freizulösen, jedoch konnte er den Betrag von 25.000 Gulden nicht aufbringen. Ihm gelang es lediglich das Schloss Alt-Ortenburg auszulösen.
Erst als Georg-Reinhard im Jahre 1662 die Grafschaft wieder auslöste, wurden die Ortenburg'schen Gebiete wieder vereint. Die Burg Neu-Ortenburg und der Markt gelangten in den Besitz des Söldenauer Zweiges. Alt-Ortenburg wurde dabei wieder zum Regierungssitz der Grafen, Neu-Ortenburg, als älteste aller Burgen und Schlösser, verlor jedoch immer mehr an Bedeutung.
So wird es nach 1662 nur noch als "Witwenschloss" für alle Angehörigen der verstorbenen ehemaligen Regenten verwendet. Nachdem die Feste 100 Jahre sogar nicht mehr richtig bewohnt worden war, wurde sie 1781 und 1790 zum Teil abgetragen.
Die Reste der Feste dienten den Franzosen während der napoleonischen Kriege als Übungsziel, ehe sie im 19. Jahrhundert endgültig abgetragen wurde.

Dorfbach

Die Linie zu Dorfbach nannte sich nach der Feste Neu-Ortenburg, auch wenn diese nicht in ihrem Besitz war, um zu verdeutlichen, dass sie die älteste Ortenburger Linie sind. Die Besitzungen um Dorfbach fielen bei der großen Erbteilung im Jahre 1490 an Sebastians ältesten Sohn Ulrich II. Im Jahre 1511 erweiterte er, durch Heirat, seinen Besitz beträchtlich, indem er die Hofmark Söldenau samt dazugehörigem Wasserschloss erwarb.

Ulrich wurde nach dem Tod seines Cousins Wolfgang I. 1519 amtierender Reichsgraf der Grafschaft. Jedoch fünf Jahre später verstarb er, wodurch es erneut zu einer Erbteilung unter Brüdern kam.
Seine Besitzungen um Söldenau erhielt sein jüngerer Sohn Alexander. Der ältere Sohn, Karl I., erhielt die Dorfbacher Besitzungen.

Nachdem Karl 1552 und seine Kinder ebenso früh verstorben waren, fielen die Besitztümer um Dorfbach an Ulrich III. und dessen Bruder Johann III.. Dorfbach fiel somit an das Haus Neu-Ortenburg-Söldenau, das sich zur Hauptlinie entwickelte.

Söldenau

Söldenau wurde, wie bereits erwähnt, durch Ulrich II. 1511 erworben. Nach dessen Tod fiel die Burg 1524 an dessen Sohn Alexander. Er vererbte seine Gebiete an seine Söhne, die sie gemeinsam verwalteten, so dass es zu keiner weiteren Erbteilung mehr kam.

1552 verstarb Alexanders Bruder Karl I., womit die Dorfbacher Besitzungen wieder in den Besitz der Söldenauer Linie kamen. Sieben Jahre später fielen ihnen die Besitzungen um die Burg Neu-Ortenburg zu. Seine Nachkommen verwalteten nun ihre Besitzungen sehr erfolgreich. So konnten sie verhindern, dass auch ihre Besitzungen im Jahre 1600 durch Joachims Testament verpfändet wurden.

Im Jahre 1628 versuchte Graf Friedrich Casimir, der auf Schloss Dorfbach lebte, die Reichsgrafschaft und die beiden Burgen über dem Ort auszulösen. Jedoch sein verschwenderischer Lebensstil und die finanziellen Folgen des Dreißigjährigen Krieges verhinderten, dass er die geforderte Summe von 25.000 Gulden aufbringen konnte. Lediglich die Stammburg konnte er auslösen, für welchen Betrag, ist jedoch unbekannt. Casimirs Lebensstil brachte das Haus jedoch auch in hohe finanzielle Schwierigkeiten, so dass er gezwungen war, einige seiner Besitztümer zu veräußern. Darunter befanden sich auch die beiden Schlösser zu Dorfbach, die an die Familie Peckenzeller fielen.

1662 löste Georg Reinhard die Reichsgrafschaft und das Schloss Neu-Ortenburg aus der Verpfändung aus. Damit kam auch der letzte Ortenburg'sche Besitz in Söldenauer Hand. Alle Besitztümer waren nun wieder innerhalb einer Linie vereint. Georg Reinhard und sein Bruder Christian verwalteten ihre Besitztümer gemeinsam. Nachdem beide gestorben waren, fielen all ihre Besitzungen 1684 an Georg Philipp. Er war der erste Graf seit Heinrich IV., der alle Ortenburg'schen Besitzungen auf sich vereinigte. Um weitere Erbteilungen zu verhindern, verfasste er das Gesetz, dass alles dem regierenden Grafen und der ganzen Grafenfamilie gehöre. Fortan kam es bis 1805, dem Ende der Grafschaft, zu keiner weiteren Aufsplittung der Ortenburger Besitzungen.

Die Linie Neu-Ortenburg-Söldenau stellte die zukünftige Hauptlinie des gräflichen Hauses dar und von ihr stammen alle nachfolgenden regierenden Grafen und die heute noch in Tambach und Birkenfeld lebenden Grafen zu Ortenburg-Tambach ab.

Wappen

Das Stammwappen zeigt einen schrägrechten silbernen Wechselzinnenbalken auf rotem Grund. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein geschlossener, mit goldenen Lindenblättern bestreuter schwarzer Flug.

Aufgrund verschiedener Erbstreitigkeiten wurde es mehrfach verändert, ehe es Mitte des 19. Jahrhunderts in der ursprünglichen Form übernommen wurde.

Ein früher Seitenzweig des Hauses Ortenburg waren die Pfalzgrafen von Bayern. Sie führten einen blauen, feuerspeienden Panther auf silbernem Grund als Wappen, das nach dem Aussterben der Linie im Jahre 1248 von den Wittelsbachern übernommen wurde und heute im bayerischen Staatswappen für Altbayern und damit für die beiden Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern steht. In vielen bayerischen Orts- und Stadtwappen wird der Panther in roter statt in blauer Farbe geführt.

Wappenbilder

Persönlichkeiten

  • Moritz († 6. Juli 1551), bayerischer Politiker und Hofrat der Herzöge von Bayern
  • Georg III. († 7. Mai 1553), Dompropst von Freising, Domherr von Freising, Augsburg und Salzburg und kaiserlicher Rat
  • Joachim I. († 19. März 1600), führte 1563 die Reformation in Ortenburg ein und setzte sich erfolgreich gegen die bayerischen Herzöge durch im Kampf um die Reichsunmittelbarkeit seiner Grafschaft
  • Heinrich VIII. († 29. August 1622), Kriegsteilnehmer im 30-jährigen Krieg
  • Amalia Regina († 15. April 1709), führte 1703 die Schulpflicht in Ortenburg ein
  • Alram Karl († 6. August 2007), Patronatsherr des Schlosses Tambach

Siehe auch

Literatur

  • Walter Fuchs: Schloss Ortenburg, Ortenburger Baudenkmäler und die Geschichte der Reichsgrafschaft Ortenburg. Ortenburg 2000
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 119, 1999, Adelslexikon
  • Richard Loibl: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern - Der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihre Nachfolger, Studien zur Herrschaftsgeschichte Ostbayerns im Hohen Mittelalter. Reihe 2 Heft 5, München 1997
  • Markus Lorenz: Ortenburger Geschichtsblätter – Der Übergang der Grafschaft Ortenburg an Bayern im Jahr 1805. Heft 2, Grießbach im Rottal 1997
  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken - Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde. Nr. 36, Passau 1994
  • Heinz Pellender: Tambach – vom Langheimer Klosteramt zur Ortenburg'schen Grafschaft - Historie des Gräflichen Hauses Ortenburg, des Klosteramtes und Schlosses Tambach. 2. Auflage, Coburg 1990
  • Friedrich Hausmann: Archiv der Grafen zu Ortenburg – Urkunden der Familie und der Grafschaft Ortenburg, Band 1: 1142-1400. Neustadt an der Aisch 1984
  • Hans Bleibrunner: Niederbayern – Kulturgeschichte des Bayerischen Unterlandes. Band 1 & 2, 2. Auflage, Landshut 1982
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg – Teil 1: Das herzogliche Haus in Kärnten. Vilshofen 1932
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg – Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern. Vilshofen 1932
  • Carl Mehrmann: Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern - Denkschrift zur Jubiläumsfeier der 300jährigen Einführung der Reformation daselbst am 17. und 18. Oktober 1863. Landshut 1863 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Ortenburg (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Siebmachers Wappenbuch - Bayern – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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