Grebel

Grebel

Konrad Grebel (* um 1498 in Grüningen / Schweiz; † 1526) war der Sohn eines bekannten Zürcher Kaufmanns und Ratsherrn. Er gilt als Mitbegründer der Täuferbewegung und wird häufig auch als Täufervater bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Jugendjahre

Konrad Grebel wurde als Sohn des Landvogtes Jakob und Dorothea Grebel in Grüningen geboren. Er war das zweite von sechs Kindern. Seine Jugend verbrachte er in Grüningen. Später zog Grebel mit seiner Familie nach Zürich, wo er die berühmte zum Grossmünster gehörige Lateinschule Carolina besuchte. Danach studierte ab 1514 in Basel, Wien und Paris Theologie und Philosophie, ohne jedoch einen universitären Abschluss zu erreichen. Sein Vater, der negative Nachrichten über das lockere Pariser Studentenleben seines Sohnes empfangen hatte, stornierte die finanzielle Unterstützung und beorderte Konrad Grebel um das Jahr 1521 nach Zürich zurück. Hier verdiente er seinen Lebensunterhalt zunächst als Lektor eines Buchverlages. Er fand Kontakt zu einem Kreis, der sich um den Schweizer Reformator Huldrych Zwingli gebildet hatte und neben den griechischen Klassikern die Vulgata sowie die hebräischen Schriften des Alten und die griechischen Schriften des Neuen Testaments studierte. Hier lernte er auch den späteren Täufer Felix Manz kennen, mit dem ihn alsbald eine tiefe Freundschaft verband.

Grebel und Zwingli

Im Frühjahr 1522 erlebte Konrad Grebel eine tiefe Umkehr. Hatte er die reformatorischen Bestrebungen Zwinglis äusserlich mitgetragen, so wurden sie ihm nach der genannten Erfahrung zu einem echten inneren Anliegen, die ihn schliesslich sogar mit Zwingli brechen liess. Bei der so genannten zweiten Zürcher Disputation im Jahr 1523 forderte er gemeinsam mit Zwingli die Abschaffung der römisch-katholischen Messe und die Entfernung der Bilder aus den Zürcher Kirchen. Während jedoch Zwingli sich der Einsicht beugte, dass für dieses Anliegen im Rat der Stadt zu diesem Zeitpunkt keine Mehrheit zu finden war, blieb Grebel bei seinen Forderungen. Er und andere - darunter auch Felix Manz - nahmen für sich den biblischen Grundsatz in Anspruch, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen. Sie fühlten sich von Zwingli verraten. Zwingli empfand die undiplomatische Radikalität des Kreises um Grebel und Manz als unverantwortlich und suchte zu taktieren. Zum eigentlichen Bruch zwischen dem Grebelschen Kreis und Zwingli kam es allerdings erst, als Grebel und Manz die biblische Begründung der Kindertaufe öffentlich anzweifelten. Der Zürcher Stadtrat stellte sich hinter Zwingli und befahl am 21. Januar 1525, dass alle Eltern ihre Kinder spätestens acht Tage nach der Geburt taufen lassen sollten. Wer dieser Anordnung nicht nachkäme, sollte des Landes verwiesen werden. Grebel selbst hatte aus seiner 1522 geschlossenen Ehe eine Tochter, die er wegen seiner Überzeugung nicht hatte taufen lassen.

Gründung der Zürcher Täufergemeinde

Noch am Abend des bereits erwähnten 21. Januars 1525 versammelte sich der Grebelsche Kreis im Haus der Mutter von Felix Manz. Nach einer längeren Gesprächs- und Gebetszeit kam es zur Gründung der ersten Täufergemeinde. In der Ältesten Chronik der hutterischen Brüder ist ein Bericht über den Verlauf dieser Zusammenkunft erhalten. Die Chronik berichtet, dass "die Angst begann und auf sie kam" und "dass ihre Herzen bedrängt wurden". Nach einem Gebet trat der ehemalige römisch-katholische Priester Jörg Blaurock aus dem Schweizer Kanton Graubünden vor Konrad Grebel und bat diesen, ihn zu taufen. Grebel kam dieser Bitte sofort nach. Danach taufte Blaurock auf deren Bitten hin auch die anderen des Kreises - unter ihnen auch Felix Manz.

Es waren zunächst ungefähr 15 Personen, die durch die Gründung der freikirchlichen Gemeinde mit Zwingli endgültig brachen. Sie gründeten zwei Bibelschulen und suchten Kontakte zu Gleichgesinnten ausserhalb von Zürich, wie sie es auch schon vor dem endgültigen Bruch getan hatten: So hatte sich Grebel unter anderem schriftlich an Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, und an Thomas Müntzer gewandt. Karlstadt war im Oktober 1524 sogar nach Zürich gereist, um sich mit Konrad Grebel zu unterreden – allerdings ergebnislos.

Die letzten Jahre

Da Grebel aufgrund der Stellung seiner väterlichen Familie in Zürich sehr bekannt war, legte er alsbald die Leitung der jungen Gemeinde in andere Hände und zog in die Städte des Umlandes. Gemeinsam mit Wolfgang Ulimann, den er im Frühjahr 1525 im Rhein getauft hatte, predigte er über sieben Monate im Gebiet um St. Gallen. Im Spätsommer desselben Jahres ging er in seinen Geburtsort Grüningen und warb auch dort mit grossem Erfolg für die täuferischen Überzeugungen.

1525 wurde er verhaftet und zusammen mit weiteren Täufern im Hexenturm in Zürich eingekerkert. Im Gefängnis verfasste er seine bekannte Schrift, in der er die täuferischen Lehrpositionen verteidigt. Sie gelangte später in den Druck und ist bis heute erhalten. Durch die Hilfe einiger Freunde kam Grebel im März 1526 zusammen mit Jörg Blaurock aus dem Gefängnis frei und setzte sein Wirken in Maienfeld (Kanton Graubünden) fort. Hier starb er nur wenige Monate später im Hause seiner ältesten Schwester an der Pest. Er ist der Stammvater der noch heute blühenden Linie seiner Familie.

Werk

Grebel verfasste zwischen 1517 und 1525 mehr als 70 Briefe, drei längere Gedichte bzw. Lieder, eine Eingabe an den Zürcher Rat sowie eine ganze Reihe von Flugschriften gegen die Kindertaufe. Letztere sind nicht mehr enthalten, werden aber in den Entgegnungsschriften Zwinglis zitiert.

Sein eigentliches täuferisches Wirken umfasste lediglich anderthalb Jahre. Da er die erste bekannt gewordene Gläubigentaufe der Reformationszeit vollzog, wurde und wird er in freikirchlichen bzw. täuferischen Kreisen auch als Täufervater bezeichnet.

Zwingli sah nur geringe Unterschiede zwischen seinen und Grebels reformatorischen Ideen. Seine Entgegnungen machen jedoch deutlich, dass er Grebels eigentliches Anliegen nicht verstanden hatte: die Freiheit des Gewissens und die Trennung von Kirche und Staat. Die Zürcher Täufergemeinde unter Grebels und Manz´ Leitung waren damit die Avantgarde einer Idee, die sich in Europa erst Jahrhunderte später durchsetzen sollte.

Literatur

  • Hans-Jürgen Goertz: Konrad Grebel - ein Radikaler in der Zürcher Reformation, Zürich
  • Meyer von Knonau: Grebel, Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 619–622.

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