Erzabtei Beuron

Erzabtei Beuron
Die Erzabtei Beuron (Februar 2008)
Die Erzabtei Beuron (2009)

Die Erzabtei St. Martin zu Beuron ist ein Benediktinerkloster in Beuron im Oberen Donautal und Stammkloster der Beuroner Kongregation.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Klosterkirche Beuron (1787)
St. Martin am Westgiebel der Klosterkirche, um 1900

Augustiner-Chorherrenstift Beuron

Beuron wurde erstmals 861 im Besitzverzeichnis des Klosters St. Gallen als „Purron“ erwähnt. Die Geschichte des Klosters Beuron beginnt mit der Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts im Jahr 1077. Im Jahr 1253 übertrug das Kloster die Schirmvogtei an Friedrich V. von Zollern, in der Folge beanspruchten die Zollern dieses Recht als erblich. Im Jahr 1303 wurde diese dem Bistum Konstanz als Lehen verschrieben, 1391 an den Ritter Konrad von Weitingen weiterverkauft.[1].

Nach der Säkularisation im Jahr 1802 ging das Kloster mitsamt seines Territoriums in den Besitz des Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen über.

Erzabtei St. Martin

Aufgrund einer Stiftung durch Fürstin Katharina von Hohenzollern war 1862 ein Neubeginn des klösterlichen Lebens in Beuron durch die Benediktinermönche Maurus und Placidus Wolter wieder möglich. Die Erzabtei St. Martin wurde 1863 von den Brüdern als Benediktiner-Kloster neu gegründet. 1868 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Beuron ist Gründungskloster der „Beuroner Kongregation“ mit 16 Klöstern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aus dem 1862 aufgehobenen Kloster Rheinau kam der Abtsstab des dortigen letzten Abtes Leodegar Ineichen nach dem jungen Beuron.

Während des Kulturkampfs mussten die Mönche von 1875 bis 1887 Beuron verlassen. Dadurch begannen Gründungen und Neubesiedlungen anderer Klöster, die später zu einem Zusammenschluss der verschiedenen von Beuron aus begründeten Klöster in der Beuroner Kongregation führten.

Bedeutenden Einfluss auf die religiöse Kunst des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts hatte die Beuroner Kunstschule, die sich an frühchristlichen und byzantinischen Vorbildern orientierte.

Neben der Pastoralarbeit in benachbarten Gemeinden und dem Gästehaus des Klosters bilden wissenschaftliche Tätigkeiten ein wichtiges Arbeitsfeld der Mönche. So besitzt die Erzabtei Beuron mit rund 405.000 Werken die größte Klosterbibliothek Deutschlands. Schwerpunkte bilden Theologie, Geschichte des Benediktinerordens und Kunstgeschichte des Mittelalters. Die Bibliothek kann nach Voranmeldung für wissenschaftliche Arbeiten genutzt werden; sie nimmt am Deutschen Leihverkehr (Fernleihe) teil.

Seit 1884 erscheint das Messbuch der heiligen Kirche (Missale Romanum), ein Laienmessbuch, das nach seinem Begründer, dem Beuroner Pater Anselm Schott (1843–1896), auch als Der Schott bekannt wurde.

1887 erfolgte die Ernennung zur Erzabtei.

Gedenktafel für Edith Stein in Beuron

Zwischen 1927 und 1933 besuchte Edith Stein (1891–1942) oft das Kloster Beuron; 15 Aufenthalte sind nachgewiesen. Ursprünglich jüdischer Abstammung, konvertierte sie 1922 zum katholischen Glauben und wurde Nonne. Der Beuroner Erzabt Raphael Walzer hielt sie über Jahre von ihrem Plan ab, in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen einzutreten und bat sie, weiterhin und verstärkt in der Öffentlichkeit zu wirken. Im August 1942 wurde Stein im KZ Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer ermordet.[2]

1945 wurde durch Pater Bonifatius (Peter Paul) Fischer (1915–1997) das Vetus-Latina-Institut gegründet und aufgebaut, das sich die Sammlung und Herausgabe aller erhaltenen altlateinischen Bibelübersetzungen zum Ziel gesetzt hat. Die geplante Edition ist auf 27 Bände ausgelegt. Die geistige Arbeit der Mönche findet seit 1919 ihren Niederschlag in der Benediktinischen Monatsschrift, die seit 1959 den Titel erbe und auftrag (EuA) trägt. Herausgegeben wird die Schrift von der Erzabtei Beuron, verlegt wird sie im Beuroner Kunstverlag.

Die Theologische Hochschule Beuron hat den Lehrbetrieb 1967 eingestellt, besteht jedoch juristisch fort. Seit 1993 wird die Klause St. Benedikt bei Großschönach, einer der letzten Reste der Burg der Grafen und Ritter von Ramsberg aus dem 11. Jahrhundert, von Bruder Jakobus Kaffanke OSB, Mönch des Klosters Beuron, bewohnt. Er führt dort einen großen Teil des Jahres ein – für einen Benediktiner untypisches – Eremitenleben, ist nach wie vor ebenso im Kloster tätig (in erster Linie als Exerzitienbegleiter). Anfang September 2008 zählt der Konvent der Erzabtei Beuron 50 Mönche (davon 20 Priester); dazu kommen 8 Novizen.

Im Jahre 2004 hat die Erzabtei auf der ehemaligen Klosterinsel Reichenau die Cella St. Benedikt errichtet, zu der drei Mönche gehören. Sie bewohnen das Pfarrhaus in Niederzell. Schon einmal in den 1930er-Jahren hatte Beuron einen ähnlichen Versuch gemacht, der am Widerstand der Nationalsozialisten gescheitert war.[3]

Liste der Erzäbte seit 1863

  1. Maurus (Rudolf) Wolter aus Bonn (1825–1890): Gründerabt 1863, Abt 1868–1890, Erzabt 1885
  2. Placidius (Ernst) Wolter aus Bonn, Bruder des Gründerabtes (1828–1908): 1890–1908
  3. Ildefons (Friedrich) Schober aus Pfullendorf (1849–1918): 1908–1917
  4. Raphael (Josef) Walzer aus Ravensburg (1888–1966): 1918–1937
  5. Benedikt (Karl Borromäus) Baur aus Mengen (1877–1963): 1938–1955
  6. Benedikt (Johannes) Reetz aus Ripsdorf/Eifel (1897–1964): 1957–1964
  7. Damasus Zähringer aus Ibach (1899–1977): 1965–1967
  8. Ursmar (Johannes) Engelmann aus Jena (1909–1986): 1970–1980
  9. Hieronymus (Gerhard) Nitz aus Flensburg (* 1928): 1980–2001
  10. Theodor Hogg aus Kirchen-Hausen (* 1941): 2001–2011
  11. Tutilo (Hans) Burger aus Seppenhofen (* 1965), seit 2011

Klosterkomplex

Blick zum Altar

Zum Klosterkomplex gehört die beeindruckende barocke Kloster- und Wallfahrtskirche an der Via Beuronensis mit wertvollen Deckengemälden, ebenso die Gnadenkapelle mit den Ausmalungen im Beuroner Stil.

Abteikirche

Die barocke Abteikirche wurde 1872 innen nach der Beuroner Schule überformt. Eine Restaurierung von 1947 hat das meiste davon wieder rückgängig gemacht. Die Fassade weist Reste einer historischen Barockaußenbemalung auf. Im Hochaltarblatt hat sich der Beuroner Kunststil überdauert. Das Altarbild des Hochaltars kann ausgewechselt werden. Das Wechselbild von der Krönung Marias wird jährlich zur Weihnachtszeit gegen das Bild mit der Krippenszene ausgetauscht. Dieses Bild ist ein Werk von Gabriel Wüger aus dem Jahr 1867. Aufgrund von Lagerungsschäden (es wurde zusammengerollt aufbewahrt) musste es vor wenigen Jahren aufwändig restauriert werden. Heute ist das drei mal sechs Meter große Bild auf einem Holzrahmen aufgespannt. Das Altarbild muss über den Friedhof in die Kirche getragen und mit Hilfe eines Flaschenzugs über dem Hochaltar befestigt werden.[4]

Orgel

Orgel

Die Orgel der Abteikirche wurde 1984 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) erbaut. Das Instrument mit 57 Registern auf drei Manualen und Pedal hat mechanische Spieltrakturen und elektrische Registertrakturen.[5]

I Rückpositiv C–g3

1. Rohrgedackt 8'
2. Quintadena 8'
3. Principal 4'
4. Flöte 4'
5. Octave 2'
6. Waldflöte 2'
7. Sesquialter II 22/3'
8. Larigot 11/3'
9. Scharff IV 1'
10. Vox humana 8'
11. Cromorne 8'
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
12. Bourdon 16'
13. Principal 8'
14. Principalschwebung 8'
15. Salicional 8'
16. Flûte harmonique 8'
17. Gedackt 8'
18. Octave 4'
19. Flûte octaviante 4'
20. Quinte 22/3'
21. Superoctave 2'
22. Cornet V 8'
23. Mixtur V 11/3'
24. Cymbel III 1/2'
25. Trompete 8'
26. Clairon 4'
III Schwellwerk C–g3
27. Quintadena 16'
28. Diapason 8'
29. Gamba 8'
30. Vox coelestis 8'
31. Flûte harmonique 8'
32. Nachthorngedackt 8'
33. Fugara 4'
34. Flûte octaviante 4'
35. Nasard 22/3'
36. Octavin 2'
37. Terz 13/5'
38. Piccolo 1'
39. Fourniture VI 2'
40. Basson 16'
41. Trompette harm. 8'
42. Hautbois 8'
43. Clairon harm. 4'
Tremulant
Pedal C–f1
44. Untersatz 32'
45. Principal 16'
46. Contrabass 16'
47. Subbass 16'
48. Octave 8'
49. Cello 8'
50. Bourdon 8'
51. Quinte 51/3'
52. Superoctave 4'
53. Flûte 4'
54. Hintersatz IV 22/3'
55. Posaune 16'
56. Trompete 8'
57. Clairon 4'

Krypta

Die Beuroner Krypta ist ein für die Öffentlichkeit nicht zugänglicher Kirchenraum unter der Gnadenkapelle, einem Anbau an die Beuroner Klosterkirche. Die Krypta ist die Grablege der Beuroner Erzäbte und war bis zum Ende der 1980er Jahren die Kirche für die Pfarrgemeinde Beuron. Der mit Säulen ausgestattete Raum wurde nach Art der Beuroner Kunstschule ausgemalt, stellt aber kein so wertvolles Relikt der Beuroner Kunst dar wie beispielsweise die Gnadenkapelle oder die Maurus-Kapelle. Der Innenraum der Unterkirche der Gnadenkapelle befindet sich nicht mehr vollständig im Originalzustand wie zur Zeit des Baus der Gnadenkapelle ab 1898. Die beiden Seitenaltäre aus Marmor befanden sich bis Mitte der 1960er Jahre in der Klosterkirche und wurden erst zu diesem Zeitpunkt im Rahmen der Neugestaltung des Kirchenraumes in die Krypta versetzt.[6]

Bibliothek

Die Erzabtei Beuron unterhält mit rund 405.000 Bänden die größte deutsche Klosterbibliothek. Schwerpunkte sind alle theologischen Disziplinen, vor allem Liturgiewissenschaft, Kunstgeschichte des Mittelalters, die Geschichte des Benediktinerordens und Patrologie.

Pilger-Büro

Am Fronleichnamstag 2009 wurde in der ehemaligen Klosterbuchhandlung in Beuron das Pilger-Büro eröffnet. Das Pilger-Büro im Erdgeschoss eines Klosteranbaus soll als Begegnungsstätte für Jakobspilger auf dem Via Beuronensis dienen. Es können offizielle Pilgerausweise ausgestellt werden, die in Santiago de Compostela anerkannt werden. Das Pilger-Büro besteht aus zwei Büro-Arbeitsräumen und dem Empfangsraum. Im Empfangsraum werden Kunstgewerbe- und Antiksachen aus dem Kloster angeboten.[7]

Donau-Wasserkraftwerk

Bereits seit 1921 gibt es zur Stromerzeugung ein klostereigenes Wasserkraftwerk an der Donau im Weiler St. Maurus zwischen Beuron und dem Talhof bei Langenbrunn.[8] Die Jahresproduktion des zwischen 1920 und 1921 entstandenen Kraftwerks deckte damals nicht nur den Energiebedarf des Klosters, sondern die Energiemenge für ganz Beuron. Die heute noch funktionierende Turbinentechnik bestand aus einer Voith- und einer Wuch-Turbine aus dem Jahr 1920. Beide Anlagen brachten bei normalem Wasserstand eine Leistung von 40 bis 50 Kilowatt. Die Anlage erhielt in den Jahren 1936 und 1937 ein Kegelradgetriebe. 1991 wurden ein elektro-hydraulischer Regler, zwei neue Generatoren und ein neuer Schaltschrank in Betrieb genommen.[9] Dies erbrachte eine maximale Leistung von 110 Kilowatt.[10]

Die alte Wehranlage war im Laufe der Jahrzehnte marode geworden[10] und die jährlich produzierte Energiemenge von durchschnittlich 400.000 bis 500.000 Kilowattstunden Strom[11] reichte zuletzt nicht einmal mehr zur vollständigen Stromversorgung des Klosters.[3] Extremes Hoch- oder Niedrigwasser führten in der Vergangenheit zur Abschaltung des Kraftwerks.[12] Dies machte einen Neubau für einen wirtschaftlichen Betrieb dringend notwendig. Die Bauarbeiten unter Pater Tutilo, Prior des Klosters, hatten im September 2007 mit dem Abbruch der alten Anlage begonnen. Mit 2,6 Millionen Euro war dies die größte Einzelbaustelle, die das Kloster je geleistet hat.[13] Die Jahresproduktion soll nach dem Ausbau auf 800.000 Kilowattstunden erhöht werden.[8] Die Wasserkraftanlage produziert eine Strommenge, mit der jährlich 680 Menschen versorgt werden können.[14] Der gesamte Strombedarf des Klosters ist somit gedeckt. Durch das Projekt soll langfristig die wirtschaftliche Existenz der Mönchsgemeinschaft gesichert werden. Die Gemeinschaft erhält einerseits Geld aus der Einspeisung ihres Wasserkraftstroms in das Netz der EnBW, andererseits bekommen die Benediktiner besondere Bezugsbedingungen.[8]

Für den Neubau des 55 Meter breiten Wehrkörpers des Wasserkraftwerks konnten die neuen Wehrmauern, in die Ende Juni 2008 die neuen Wehrklappen eingesetzt wurden, auf die noch gut erhalten Fundamente aufsetzen.[10] Die beiden jeweils 20 Tonnen schwere Klappen waren fertig montiert jeweils 27 Meter lang und 2,20 Meter hoch. Die beiden Stauklappen werden mit einer hydraulischen Anlage bewegt, die über eine Hubkraft von 200 Tonnen verfügt.[10] Das alte Maschinenhaus musste dem neuen dreigeschossigen Turbinenhaus weichen.[14] Eine einzige 18 Tonnen schwere Turbine wird eine Höchstleistung von 270 Kilowatt haben. Während früher die Höchstleistung nur zu bestimmten Zeiten erreicht werden konnte, wird das neue St. Maurus-Kraftwerk, von Ausnahmezeiten abgesehen, immer die Höchstleistung fahren. Möglich wurde dies durch die neue Technik des Wehrs. In Zukunft kann die Wassersperranlage flexibel dem jeweiligen Wasserstand der Donau angepasst werden.[10]

Schwierigkeiten standen dem Projekt vor allem aus Umweltgründen gegenüber. Der Standort des Kraftwerks in einem heute abgelegenen Teil des Donautals mitten in einem mehrfach geschützten Naturbereich (Natura 2000) hat einen Planungsvorlauf verursacht, der sich weit über zehn Jahre hinzog.[8] Wegen der Erhöhung der Wehrmauer und dem damit verbundenen längeren Rückstau des Donauwassers wurden Bedenken geäußert, dass die Lebensräume einer geschützten Fischart in den Stromschnellen beim Sonnenhaus gefährdet würden.[12]

Nach 18 Monaten Bauzeit wurde das neue Wasserkraftwerk fertiggestellt. Das technische Bauwerk, das aus ökologischen Gesichtspunkten auf eine optimale Wirtschaftlichkeit verzichtet, wurde gesegnet und die Turbine in Betrieb genommen. Zudem wurde eine Fischtreppe geschaffen, über die Fische flussaufwärts und über eine Fallstelle flussabwärts wandern können. Im Landkreis Sigmaringen ist es die erste, in Baden-Württemberg gibt es zwei oder drei von diesen Fischtreppen. Bei niedrigem Wasserstand wird erst die Fischtreppe mit Wasser versorgt und dann die Turbine. Für die Fledermäuse, die sich im alten Wasserkraftwerk angesiedelt hatten, wurde ein künstliches Quartier angebracht. Zum Bau war es nötig, die Donau umzuleiten. 3.000 Kubikmeter Beton wurden gegossen. Der Bau musste zum Teil wegen Hochwassers still gelegt werden.[15]

Renovierung seit 1989

Seit 1989 wurden zehn Millionen Euro in Baumaßnahmen investiert. Das Geld kam durch Spenden und große Sponsoren zusammen. Mittel aus der Landesdenkmalpflege und Sondermittel vom Land flossen in die Benediktinerabtei. Die Diözese Rottenburg und die Erzdiözese Freiburg haben für das Kloster Gelder bewilligt, obwohl das Kloster keiner der beiden Diözesen untersteht.

Es wurden unter anderem 770 Fenster und 8.900 Quadratmeter Dach renoviert. Jahr für Jahr wurden kompakte Maßnahmen in Angriff genommen und abgeschlossen. So begann der Bauausschuss 1989 die Südseite der Kirchenfassade, den Kirchenvorplatz und die Friedhofsmauer zu sanieren, 1992 war es die Kirchenwestfassade, 1997 das Kirchendach, 1998 das Archiv Beuroner Kunst und 2000 die historische Holzbrücke. Der Neubau der Bibliothek kam 2001. 2003 wurden Innenausbauten im Refektoriumsbau getätigt. 2006 wurde das Ökonomiegebäude in Sankt Maurus und 2008 das Klerikatsgebäude saniert. 2009 stand das Kraftwerk Sankt Maurus und die Nordfassade der Kirche vom Kircheneingangsbereich bis zur Gnadenkapelle an. Der Bauausschuss hat sich im April 2009 aufgelöst.[16] 2009 wurden im Sanierungsbereich die Relikte der ursprünglichen barocken Fassadengestaltung gefunden. 2010 konnte die im Nordost-Bereich mit dem Chorraum nach 20 Jahren die Sanierung der komplette historischen Kirchenfassade abgeschlossen werden. Dabei wurden schadhafte Stellen im Putz ausgebessert, alle Fensterbänke aus Sandstein erneuert, die historischen Kirchenfenster erhielten eine Zweifach-Schutzverglasung und neue Farbe aufgebracht. Als war aus praktischen wie auch aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich, die barocke Fassade wieder herzustellen. Die Kirche mit Beuroner-Stilfassade an zwei und der barocken Fassade an einer Seite zu gestalten, kam nicht in Frage, und die beiden anderen Seiten ebenfalls so kurz nach der Neugestaltung der Fassade erneut mit einer neuen Bemalung zu versehen, wäre wirtschaftlich nicht darstellbar gewesen. Aus diesem Grund umzieht nun ein erdiger Farbton den gesamten Klosterkomplex. Ebenfalls 2010 wurde für 380.000 Euro der Bereich der historischen Pforte saniert werden. Dieser Zwischenbereich zwischen dem historischen Gebäudekomplex, dem Südflügel und dem später errichteten Gästeflügel war nur noch von einem morschen Holzdach und einem ebenfalls baufälligen Holz-Glasgang überspannt. Die alte Dachkonstruktion und den über die alte Pforte führenden Holz-Glasgang wurde ersetzt. Nun ist die barocke Giebelfassade des Südflügels wieder voll sichtbar. Der Bereich, in dem die Pforte heute untergebracht ist, entstand erst in den 1950er Jahren nach dem Brand des Ökonomieteils und ist hinsichtlich seiner architektonischen Qualität unter den Fachleuten umstritten. 2011 schließen sich die Fassadenarbeiten am eigentlichen Klostergebäude zwischen der Kirche und der Bibliothek an.[17]

Verein der Freunde der Erzabtei St. Martin

1989 wurde der Verein der Freunde der Erzabtei St. Martin durch 13 Gründungsmitglieder gegründet. Die Gründung wurde durch Erzabt Hieronymus Nitz und dem damaligen Innenminister von Baden-Württemberg, Dietmar Schlee, initiiert. Der Verein versteht sich als Partner des Klosters. Vordringlichste Aufgabe ist es, ständig an der Bausubstanz arbeiten zu lassen und den Erhalt zu sichern.[18]

2008 hatte der Verein 1.790 Mitglieder. Erste Vorsitzende ist die baden-württembergische Umwelt-und Verkehrsministerin Tanja Gönner. Ihre Vorgänger in diesem Amt waren Dietmar Schlee und nach dessen Tod ab 2002 Friedhelm Repnik.

Bekannte Mönche

  • Desiderius Lenz (1832–1928), Pater und Vertreter Beuroner Kunstschule
  • Benedikt Sauter (1835-1908), Mitbegründer und erster Novize der Erzabtei Beuron sowie erster Abt des Stadtklosters Emaus in Prag.
  • Anselm Schott (1843–1896), Pater und Herausgeber des bekanntesten deutschen Messbuchs für Laien
  • Ambrosius Kienle (1852-1905), Pater und Choralforscher, Musikpädagoge und Herausgeber einer der bekanntesten "Choralschulen"
  • Gregor Sorger (1906–1950), Pater und Missionsmönch
  • Lukas Steiner (1849–1906), Pater und Vertreter Beuroner Kunstschule
  • Gabriel Wüger (1829–1892), Pater und Vertreter Beuroner Kunstschule

Wallfahrtsort

Die Erzabtei Beuron ist auch Wallfahrtsort. Das Fest Mariä Himmelfahrt ist in Beuron neben dem Annatag im Juli einer der Hauptwallfahrtstage. Begründet wurde die Lichterprozession zu Ehren der Gottesmutter Maria 1954 anlässlich des Marianischen Jahres, das Papst Pius XII. zum Gedenken an das 100. Jubiläum der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens ausgerufen hatte. Bei guter Witterung wird die Marienfeier mit jeweils rund 2000 Gläubigen bei der Lourdesgrotte im Liebfrauental abgehalten. Hierbei illuminieren viele Kerzen das Marienheiligtum in der felsigen Waldschlucht. Der weitverbreitete Brauch der Segnung von Kräutern und Blumen an Mariä Himmelfahrt wird hier ebenfalls gepflegt. Die Kräuterbuschen werden in der Andacht am Sonntagabend im Liebfrauental und nach der Wallfahrtsmesse am Montag gesegnet.[19]

Einzelnachweise

  1. Ludwig Karl Schmidt: Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft, Stuttgart 1862; S. III f.
  2. Vortrag. Bruder Jakobus stellt Edith Stein vor. In: Schwäbische Zeitung vom 24. Oktober 2008
  3. a b Hermann-Peter Steinmüller: Probleme gemeinsam lösen. In: Südkurier vom 5. Januar 2005
  4. Hermann-Peter Steinmüller (hps): Schwerstarbeit in der Beuroner Abteikirche. Südkurier vom 22. Dezember 2007
  5. Informationen zur [http(:)//www(.)stmaier(.)de/beuron.htm Orgel der Abteikirche]
  6. Hermann-Peter Steinmüller (hps): Kirchenraum bleibt gesperrt. In: Südkurier vom 9. Juli 2010
  7. Offizielle Station auf Jakobusweg in ehemaliger Klosterbuchhandlung. Pilgerbüro öffnet seine Türen. In: Südkurier vom 15. Juni 2009
  8. a b c d Hermann-Peter Steinmüller: Wasserkraftwerk soll Leistung verdoppeln. In: Südkurier vom 28. Januar 2006
  9. Hermann-Peter Steinmüller: Baubeginn verzögert sich. In: Südkurier vom 27. April 2006
  10. a b c d e Hermann-Peter Steinmüller: Donau wird "ausgequetscht". In: Südkurier vom 12. Juni 2008
  11. Hermann-Peter Steinmüller (hps): Neues Kraftwerk für Kloster. In: Südkurier vom 21. Mai 2005
  12. a b Hermann-Peter Steinmüller: Zweiter Bauantrag auf dem Weg. In: Südkurier vom 24. September 2003
  13. Ursula Mallkowsky (sky): 2,6-Millionen-Projekt an und in der Donau bei Beuron. In: Südkurier vom 21. November 2008
  14. a b Hermann-Peter Steinmüller: Neue Turbine: Kraftakt am Kraftwerk. In: Südkurier vom 14. Oktober 2008
  15. Vera Romeu (vr): Wasserkraftwerk. Die Belange der Ökologie und Wirtschaft stehen bewusst im Einklang. In: Schwäbische Zeitung vom 19. Mai 2009
  16. Vera Romeu (vr): Kloster Beuron. Nach Auftrag löst sich der Bauausschuss auf. In: Schwäbische Zeitung vom 22. April 2009
  17. Hermann-Peter Steinmüller (hsp): Das Gerüst am Kloster verwindet. In: Südkurier vom 12. November 2010
  18. Ursula Mallkowsky (sky): Umweltministerin Tanja Gönner nimmt Stellung zu ihrem Amt als Vorsitzende in Beuron. „Die Wahl bedeutet Vertrauen“. In: Südkurier vom 6. Dezember 2008
  19. Lichterprozession zum Hochfest. In: Südkurier vom 12. August 2011

Literatur

  • P. Augustinus Gröger OSB: Das Kloster Beuron; in: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen, Band 9). Lindenberg: Kunstverlag Josef Fink, 2005; S. 46–92. ISBN 3-89870-190-5.
  • P. Notker Hiegl OSB: Beuron und seine Heiligen. Beuron: Beuroner Kunstverlag, 1996.
  • Manfred Krebs: Der älteste Besitzrodel des Klosters Beuron; in: „Freiburger Diözesan-Archiv“, Neue Folge 36. Band, Freiburg i. Br. 1935; S. 217-244.
  • Hubert Krins: Die Kunst der Beuroner Schule. „Wie ein Lichtblick vom Himmel“. Beuron: Beuroner Kunstverlag, 1998. ISBN 3-87071-078-0.
  • P. Johannes Schaber OSB: Phänomenologie und Mönchtum. Max Scheler, Martin Heidegger, Edith Stein und die Erzabtei Beuron; in: Holger Zaborowski & Stephan Loos (Hg.): Leben, Tod und Entscheidung. Studien zur Geistesgeschichte der Weimarer Republik. Berlin 2003; S. 71–100.

Weblinks

 Commons: Kloster Beuron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
48.0514288.969736

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