- Grenzbahnhof Probstzella
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Bahnhof Probstzella Bahnhofsdaten Kategorie Nahverkehrshalt Art Durchgangsbahnhof Bahnsteiggleise 3
Abkürzung UQPR
Architektonische Daten Stadt Probstzella Bundesland Thüringen Staat Deutschland Koordinaten 50° 31′ 41″ N, 11° 23′ 1,6″ O50.52805555555611.383766666667Koordinaten: 50° 31′ 41″ N, 11° 23′ 1,6″ O Eisenbahnstrecken Liste der Bahnhöfe in Thüringen Der Bahnhof Probstzella ist der Bahnhof der thüringischen Gemeinde Probstzella im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Er befindet sich am südöstlichen Rand von Probstzella und ist seit dem 1. Oktober 1885 Durchgangsstation der Frankenwaldbahn. 1,3 Kilometer hinter der bayerisch-thüringischen Grenze liegend, diente der Bahnhof nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1990 als Grenzübergangsstelle (GÜST) für den innerdeutschen Zugverkehr und gilt als der letzte erhaltene deutsch-deutsche Grenzbahnhof.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Bahnhof wurde am 8. August 1885 mit der Fertigstellung des Streckenabschnittes Eichicht–Probstzella durch die Preußische Staatseisenbahnen in Betrieb genommen. Am 1. Oktober 1885 folgte durch die Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen mit dem Streckenabschnitt Ludwigsstadt–Probstzella der Lücken- und Anschluss an die Strecke Stockheim–Ludwigsstadt. Probstzella ist dabei an dieser Strecke der südlichste Bahnhof auf Thüringer Gebiet.
Er ist Endpunkt der Strecke 1898 eröffneten Strecke Probstzella–Schmiedefeld, die 1913 bis Sonneberg durchgebunden wurde.
Anfangs hatte der Bahnhof den Status einer Lokeinsatzstelle der Betriebswerksstätte Saalfeld, ab 1923 besaß er ein Bahnbetriebswerk, das Ende 1993 aufgelöst wurde.
Die Strecke weist als Hauptstrecke zwischen Bayern und Mitteldeutschland eine große Bedeutung auf. Am 15. Mai 1939 war sie elektrifiziert. 1939 verkehrten täglich zwei Fernschnellzüge, bis zu elf Schnellzüge, zwei Eilzüge und acht Personenzüge auf der Strecke.
Im April 1945 wurde der Verkehr durch den Krieg unterbrochen, er konnte aber bald wieder aufgenommen werden und im November 1945 war auch die elektrische Fahrleitung wieder hergestellt. Ein durchgehender Betrieb scheiterte aber an Möglichkeit die Bahnstromversorgung durchzuschalten, denn Thüringen und Bayern trennte die Grenze zwischen amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone. 1946 musste die Fahrleitung auf sowjetisch besetztem Gebiet als Reparationsleistung abgebaut werden. 1950 wurde das Streckenstück von der Grenze bis zum Bahnhof Probstzella wieder elektrifiziert, um die starke Steigung nach Steinbach am Wald nicht mit Dampflokomotiven fahren zu müssen. In Probstzella fand der Lokwechsel zwischen elektrischem DB-Triebfahrzeug und dem Triebfahrzeug der DR statt, der bis dahin in Ludwigsstadt vollzogen wurde. Dieses Stück war der einzige Übergang zwischen DB und DR, der elektrisch betrieben wurde. Mit der Aufnahme des elektrischen Betriebes wurden auch die Grenzkontrollen an den Güterzügen, die bisher an der Grenze auf freier Strecke stattfanden, in den Bahnhof Probstzella verlegt.
Auch das zweite Streckengleis zwischen Saalfeld und Grenze war 1946 abgebaut worden, der Betrieb musste eingleisig durchgeführt werden. Damit war das Zugangebot beschränkt. 1947 fuhren täglich noch ein Schnellzug und drei Güterzüge über den Grenzübergang.
Am 20. September 1961 verfügte die Reichsbahndirektion Erfurt den Bau einer 347 Meter langen Verbindungskurve zwischen der Frankenwaldbahn und der Bahnstrecke nach Sonneberg. Dieser war schon 1936 geplant worden, um den Fahrtrichtungswechsel in Probstzella zu vermeiden. Am 2. Oktober 1961 begannen nördlich des Bahnhofs die Bauarbeiten, insbesondere auch um im Rahmen der Grenzsicherung den Binnenverkehr nicht mehr über den Grenzbahnhof führen zu müssen. Am 9. Dezember 1961 wurde die Strecke eingeweiht.[1] An dieser eingleisigen Kurve entstand der besetzte Haltepunkt Probstzella, dessen Dienstgebäude am 2. November 1964 eingeweiht wurde[2]. Am 23. Mai 1993 wurde die Kurve stillgelegt.
1995 wurde die Frankenwaldbahn wieder durchgängig zweigleisig und elektrifiziert ausgebaut. Seitdem halten in Probstzella im Reisezugverkehr nur noch Regionalzüge. Außerdem halten im Güterverkehr Züge, wenn diese auf der Rampe nach Steinbach eine zusätzliche Lokomotive zum Nachschieben benötigen.
Grenzkontrollstelle
Für die Grenzkontrolle wurde am Bahnhof Probstzella 1976 ein eigenes Gebäude errichtet. Es handelt sich um einen vierstöckigen Mauerwerksbau. Im Erdgeschoss verfügte das Gebäude über Abfertigungs- und Kontrollräume, sowie einen 20 Meter langen „Kontrollgang“, den alle Ein- und Ausreisende passieren mussten. Außerdem befanden sich darin die Diensträume der DDR-Grenztruppen, der Passkontrolleinheiten und des Zolls.
Seit der Wende im Bundeseigentum, war das Gebäude dem Verfall preisgegeben. Im Mai 2007 wurde es durch die Gemeinde Probstzella für 3500 Euro mit dem Ziel „Abriss“ ersteigert. Das thüringische Amt für Denkmalpflege teilte der Gemeinde im August 2008 mit, dass man das Gebäude wegen seines heruntergekommenen Zustandes nicht unter Denkmalschutz stellen werde.[3]
Zeithistoriker sprachen sich gegen das Abrissvorhaben aus. Es gab Pläne, einen Teil des ehemaligen Grenzbahnhofs als Museum zu erhalten.[4] Im Dezember 2008 wurde das Gebäude schließlich abgerissen.
Literatur
- Ralf Roman Rossberg: Grenze über deutschen Schienen 1945–1990. EK-Verlag, Freiburg 1991, ISBN 3-88255-829-6.
- Ulrich Rockelmann, Thomas Naumann: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steilrampe über den Frankenwald. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-581-5.
- Wolfgang Künzel: Der Eisenbahn-Reiseverkehr über die innerdeutsche Grenze zwischen Probstzella und Ludwigsstadt. Hrsg. Transnet-Ortsverwaltung Saalfeld, 2007.
Weblinks
- Homepage des Fördervereins Grenzbahnhof Probstzella
- Andreas Hummel: „Letzter erhaltener DDR-Grenzbahnhof steht vor Abriss“, in: Mitteldeutsche Zeitung, Online-Ausg., 2. Oktober 2008.
- „Bye, Bye, Probstzella“, in: 3sat-Kulturzeit, 2. Oktober 2008.
- Thomas Gerlach: „Der Kampf um den letzten DDR-Grenzbahnhof“, in: Die Welt, 3. Oktober 2008. (9 Abbildungen)
- Dörthe Nath: „Der letzte Bahnhof“, in: taz, 7. November 2008.
Quellen
- ↑ Wolfgang Beyer: Eisenbahn im Sonneberger Land. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag Neustadt/Coburg, 2004, ISBN 3-9807748-5-6. S. 113
- ↑ Ulrich Rockelmann/Thomas Naumann: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steilrampe über den Frankenwald. EK-Verlag Freiburg 1997, ISBN 3-88255-581-5. S. 140
- ↑ Moritz Miebach: „Letzte Station DDR“, in: Einestages, ohne Datum.
- ↑ Harald Lachmann: „Ein Betonbau als Touristenziel“, in: Stuttgarter Zeitung, 1. September 2008.
50.52783333333311.3855Koordinaten: 50° 31′ 40″ N, 11° 23′ 8″ O
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