- Unterloquitz
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Saalfeld-Rudolstadt Verwaltungs-
gemeinschaft:Probstzella-Lehesten-Marktgölitz Höhe: 340 m ü. NN Fläche: 74,26 km² Einwohner: 3533 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 48 Einwohner je km² Postleitzahl: 07330 Vorwahl: 036735 Kfz-Kennzeichen: SLF Gemeindeschlüssel: 16 0 73 067 Gemeindegliederung: 20 Ortsteile Webpräsenz: Bürgermeister: Marko Wolfram (SPD) Lage der Gemeinde Probstzella im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Probstzella ist eine Gemeinde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Probstzella liegt im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Durch den Ort fließt die Loquitz, ein etwa 35 Kilometer langer Nebenfluss der Saale. Die Umgebung Probstzellas ist sehr waldreich. Der Rennsteig verläuft etwa 15 Kilometer südlich des Ortes.
Ausdehnung des Gemeindegebietes
Probstzella ist nach Uhlstädt-Kirchhasel die flächenmäßig zweitgrößte Kommune im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Sie erstreckt sich halbmondförmig im Loquitztal.
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn - beginnend im Norden: Saalfelder Höhe, Kaulsdorf, Leutenberg, Wurzbach, Lehesten, Ludwigsstadt (Bayern), Gräfenthal und Reichmannsdorf.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde gliedert sich in insgesamt 20 Ortsteile:
Ortsteil Einwohner Fläche (km²) Arnsbach 177 1,30 Döhlen 66 1,94 Gabe Gottes 59 1 Großgeschwenda 155 6,25 Kleinneundorf 70 2,43 Königsthal 77 1,10 Laasen 57 4,31 Lichtentanne 274 8,61 Limbach 70 3,63 Marktgölitz 370 7,18 Oberloquitz 200 6,05 Pippelsdorf 68 2,60 Probstzella 1316 8,20 Reichenbach 87 3,44 Roda/Wickendorf 46 2,25 Schaderthal 92 2,55 Schlaga 49 1,23 Unterloquitz 239 5,81 Zopten 174 4,08 1) in Marktgölitz enthalten
Geschichte
Im Jahr 1012 schenkte König Heinrich II. die Reichsdomäne Saalfeld und den Orlagau dem lothringischen Pfalzgrafen Ehrenfried (Ezzo). Zum Orlagau gehörten damals auch die Gebiete südwestlich von Saalfeld bis zum Gebirgskamm und somit auch Probstzella. Ezzos Tochter Richeza, Königin von Polen, erbte den saalfeldischen Besitz und schenkte ihn 1056 dem Erzbistum Köln. 1071 wurde das Benidiktinerkloster St. Peter und Paul in Saalfeld gegründet und mit Mönchen aus Köln besetzt. Diese sollte die meist slawische Bevölkerung (aber auch thüringische und fränkische Siedler) zum Christentum bekehren und das umliegende Waldgebiet urbar zu machen, was zu ca. 1300 zu umfangreichen Rodungen im Umland Saalfelds führte. Im Zuge dessen wurde 1116 die Propstei Zella gegründet. Die Zelle, anfangs ein kleines Bethaus, entwickelte sich dankt zahlreicher Stiftungen, zu einer reichen Propstei. Sie gestaltete sich in Form eines burgähnlichen Baus mit Graben und Wall. Aus dieser Zeit sind noch heute Flurbezeichnungen wie Kreuzacker und Hofau erhalten.
1345 wurde die Propstei an das Herzogtum Sachsen abgetreten. Mit der Säkularisation 1553 wurde sie von der Landherrschaft übernommen. Ab 1572 gehörte der Ort dem Haus Sachsen-Weimar. 1645 wurde Probstzella vom Amt Saalfeld getrennt und erhielt sein eigenes Amt.
Während des Dreißigjährigen Krieges wütete 1627 und 1636 im Ort. 1678 taucht erstmals der Name Probstzella in einer Landkarte auf. Von 1826 bis 1918 gehörte Probstzella zu Sachsen-Meiningen. Nach dem Ende des Herzogtums Sachsen-Meiningen wurde Probstzella 1923 Teil des neu entstandenen Landkreises Saalfeld im Land Thüringen. Ab 1952 gehörte dieser als Kreis Saalfeld zum Bezirk Gera. Seit der Kreisreform 1993 gehört Probstzella zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Den wohl größten Einfluss auf die Entwicklung Probstzellas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte wohl der Thüringer Industriepionier Franz Itting. Er baute das erste Kohlekraftwerk, welches am 2. September 1909 in Betrieb ging. Schon 1913 versorgte es über 60 Gemeinden, später über 120 Gemeinden. In den 1920er-Jahren ließ er das Haus des Volkes errichten, ein mehrstöckiges Hotel im Bauhausstil, entworfen vom Architekten Alfred Arndt (siehe Bauwerke). Es gilt als größtes Bauhaus-Ensemble Thüringens.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das "Häuschen", eine ehemalige Scheune an der Marktgölitzer Straße, ein Zentrum für die Zusammenkünfte von Christen der Bekennenden Kirche, die der evangelisch-lutherische Pfarrer Walter Korth leitete, den die Deutsch-christliche Kirchenleitung aus dem Pfarramt vertrieben hatte. Mehrmals wurde er von der Gestapo verhaftet, weil er zur Fürbitte für den Pastor Martin Niemöller aufrief, u.a. auf Burg Wespenstein in Gräfenthal. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, im April 1945, passierten Häftlingskolonnen eines Todesmarsches aus dem KZ Buchenwald den Ort Lichtentanne. Für die Todesopfer errichtete die FIR 1971 einen Gedenkstein am Bahnhof.[2]
Politik
Probstzella ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Probstzella-Lehesten-Marktgölitz, die aus der Stadt Lehesten und der Gemeinde Probstzella besteht.
Gemeinderat
Der Rat der Gemeinde Probstzella besteht aus 16 Ratsfrauen und Ratsherren.
(Stand: Kommunalwahl am 27. Juni 2004)
Bürgermeister
Der hauptamtliche Bürgermeister Marko Wolfram wurde am 7. Mai 2006 gewählt.
Wappen
Das Wappen wurde am 24. Januar 1996 durch das Thüringer Landesverwaltungsamt genehmigt.
Blasonierung: „Gespalten von Rot und Gold; vorn eine goldene Heiligenfigur mit einem goldenen Palmenzweig in der Linken und einen schwarzen Rost in der Rechten haltend, hinten ein rotbewehrter und rotbezungter schwarzer Löwe.“
Das Wappen wurde vom Heraldiker Michael Zapfe gestaltet.
Das Wappen zeigt den Hl. Laurentius mit goldenem Palmwedel als Zeichen seiner Märtyrerschaft.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Park mit Seerosenteich, Spielplatz und Kneippbecken
- Grenzturm am Hopfsberg mit Ausstellung
- Gedenkbrunnen „Deutsche Teilung“ auf dem Marktplatz
- Schieferlehrpfad zu geologischen Schätzen und schönen Ausblicken
- Naturpark-Infostelle „Ein Fenster zum grünen Band“
- Heimat- und Eisenbahnmuseum im alten Forsthaus
- Theater- und Konzertsaal im Haus des Volkes
- Kirche St. Lorenz mit spätgotischer Spitzbogenwölbung im Turmuntergeschoss und barockem Kanzelaltar
Nahe Probstzella liegen die Thüringer Warte und die Burg Lauenstein.
Bauwerke
- Das Haus des Volkes wurde 1925 bis 1927 im Auftrag des Industriellen Franz Itting von Alfred Arndt und Ernst Gebhardt als Hotel und Mehrzweckhalle erbaut. Die Inneneinrichtung wurde vollständig von Künstlern des Bauhauses Dessau gestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von der DDR als Zollamt genutzt, in der Veranstaltungshalle fanden Aufführungen und Feiern verschiedener Art statt. 1970/1971 wurde das Gebäude im Inneren umgebaut und um ein Restaurant erweitert. 1995 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt und 2003 an einen privaten Eigentümer verkauft, welcher sich zum Ziel gesetzt hat, das Gebäude zu sanieren und wieder zu nutzen. Ende 2005 wurde das Restaurant wieder eröffnet.
- Der Grenzbahnhof Probstzella ist der letzte erhaltene deutsch-deutsche Grenzbahnhof. Das Gebäude der Grenzübergangsstelle (GÜST) wurde 1976 erbaut und diente zur Kontrolle des innerdeutschen Zugreiseverkehrs. Seit der Wende im Bundeseigentum, war das Gebäude dem Verfall preisgegeben. 2007 wurde die GÜST durch die Gemeinde Probstzella mit dem Ziel „Abriss“ ersteigert, wogegen sich Protest regt. Es gibt Pläne, einen Teil des ehemaligen Grenzbahnhofs als Museum zu erhalten. [3]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftlich waren in den letzten beiden Jahrhunderten vor allem die Schiefersteinbrüche, die Schieferverarbeitung, die Holzverarbeitung und das Überlandwerk (E-Werk) von Bedeutung. Das Elektrizitätswerk von Franz Itting belieferte über 150 Orte der Region mit Strom. Der zweite Weltkrieg und das darauf folgende Sperrgebiet (Probstzella lag zu DDR-Zeiten im innerdeutschen Grenzgebiet) brachten den wirtschaftlichen Aufschwung zum Erliegen. Heute gibt es mittelständiges Gewerbe in der Holzverarbeitung und der Medizintechnik.
Die Infrastruktur Probstzellas ist sehr gut entwickelt, da der Ort an der Frankenwaldbahn, auf der auch die ICEs von Berlin nach München verkehren, liegt. Der Bahnhof des Ortes hatte früher eine besondere Bedeutung, da er Grenzbahnhof zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR war. Die großen Bahnanlagen dienten auch vor dem zweiten Weltkrieg schon als Grenzbahnhof (bis 1920) zwischen Preußischer und Bayerischer Staatsbahn. Des weiteren zweigte dort die inzwischen auf diesem Abschnitt stillgelegte Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella, die über Neuhaus am Rennweg nach Sonneberg führte, westlich ab. Sie war zu DDR-Zeiten von besonderer Bedeutung, da sie den Hauptschienenweg in den Kreis Sonneberg darstellte. Probstzella besaß sogar ein eigenes Bahnbetriebswerk, wo vor allem preußische gegen bayerische Lokomotiven getauscht wurden.
Verkehr
Probstzella liegt an der Bundesstraße 85, die von Saalfeld nach Kronach führt. Weitere Straßen verbinden den Ort mit Lehesten und Gräfenthal.
Der Ort hat einen Bahnhof an der Frankenwaldbahn. Hier halten jeweils im 2-Stunden-Takt zwischen Saalfeld/Saale und Hof bzw. Bayreuth verkehrende Regionalexpresszüge sowie zwischen Naumburg (Saale) und Lichtenfels verkehrende Regionalbahnen.
Bildung
In Probstzella befindet sich die Staatliche Grundschule Probstzella, die die ehemaligen Gebäude der POS "Hanno Günther" nutzt. Die Gründung einer Schule in Probstzella fand 1889 statt.
Persönlichkeiten
- Alfred Arndt (1896-1976), Architekt
- Helmut Dietrich (1922-1986), Präsident der Staatsbank der DDR
- Johann Friedrich August Breithaupt (1791-1876), Mineraloge
- Franz Itting (1875-1967), Industrieller
- Klaus Schneider (* 1936), Komponist und Jazzmusiker
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Emanuel Schultze (1740–1809), evangelischer Missionar und Vater des 6. Gouverneurs von Pennsylvania
Literatur
- Roman Grafe: Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945 bis 1990. Siedler, Berlin 2002, ISBN 3-88680-744-4 (über Probstzella zur Zeit der deutsch-deutschen Grenze)
- Klaus-Jürgen Winkler (Hrsg.): Thesis, Heft 2/2004. Bauhaus-Universität, Weimar 2004, ISSN 1433-5735 (Themenheft mit vier Artikeln zum Haus des Volkes)
- Henry Hatt: Ignorierte Geheimobjekte Hitlers. Geheimnisse um die über 30 Geheimobjekte Hitlers in den Schiefergruben von Probstzella und Umgebung.. Hattenhauer, Ludwigsstadt 1995, ISBN 3-930988-00-3 (Probstzella wurde auch in Verbindung mit dem mutmaßlichen Versteck des Bernsteinzimmers bekannt)
Quellen
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 237f., ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Harald Lachmann: „Ein Betonbau als Touristenziel“, in: Stuttgarter Zeitung, 1. September 2008.
Weblinks
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