- Grugapark
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Der Grugapark ist mit 70 Hektar einer der größten Parks Deutschlands. Er liegt in Essen südlich der Innenstadt zwischen den Stadtteilen Rüttenscheid, Holsterhausen und Margarethenhöhe. Zum Gruga-Komplex gehören außerdem noch die Grugahalle, das Grugabad sowie einst das Grugastadion.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Ursprung
Das Areal des Parkes trug vorher den Namen Stenshofgelände und lag auf dem Gebiet der Abtei Werden. Das ursprüngliche Wort Stens wandelte sich über Stennes und Stenhus in Steinhaus.[1] Der unter Denkmalschutz stehende Stenshofturm, auch Romanisches Haus genannt, wurde im 12. Jahrhundert aus Sandstein errichtet und zeugt bei den heutigen Mustergärten im Grugapark als einzig erhaltenes Gebäude von der etwa tausendjährigen Geschichte des Rüttenscheider Bauerntums im Stadtteil. Unweit hiervon, auf heutigem Parkgelände, stand Anfang des 20. Jahrhunderts die Edmund-Lührmann-Stiftung. Dabei handelte es sich um eine 1905 errichtete Nervenheilanstalt, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde. Das Stiftungsvermögen ging dann in der neurologischen Abteilung der Städtischen Krankenanstalten (heute Uni-Klinikum) auf. Heute erinnert an die ehemalige Stiftung die Lührmannstraße, die den heutigen Grugapark durchquert.
Der Ursprung des Parks liegt bei den nahezu bankrotten, gemeinnützigen Messe-Betreibern der 1920er Jahre, die mit einem Park die Attraktivität der Messe erhöhen wollten. Denn hinter den Ausstellungshallen befand sich bis dahin Brachland. Das große Gelände zwischen den Stadtteilen Rüttenscheid und Holsterhausen wurde dann rund um den schon Pfingsten 1927 eröffneten Botanischen Garten von der Stadt gekauft, um dort eine große Gartenschau zu installieren.
Entstehung des Grugaparks
Die Umwandlung der Brachflächen in einen Park zwischen 1927 und 1929 wurde mit Hilfe der „produktiven Erwerbslosenfürsorge“ finanziert. Die Essener Alleen mussten eine große Anzahl junger Bäume an den neuen Park abtreten. Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin musste um gut einen Monat verschoben werden, da einerseits durch harten Frost im Winter 1928/1929 und andererseits durch Streiks der Notstandsarbeiter sich die Arbeiten verzögerten. Schließlich fand die Eröffnung der nun GRUGA (Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung) genannten Ausstellung am 29. Juni 1929 statt. Sie endete am 13. Oktober 1929 und wurde von rund zwei Millionen Menschen besucht. Die aufwändige Gartenarchitektur war dabei eine bis dahin noch nicht gekannte Attraktion[2]. Bis zu diesem Jahr errichtete man den von Paul Portten entworfenen und heute unter Denkmalschutz stehenden Grugaturm.
Ostern 1930 wurde der dann bereits vorhandene Park mit dem Botanischen Garten als erste Gartenausstellung Deutschlands zum Volkspark gemacht.
Reichsgartenschau 1938
Nachdem das Areal von 25 auf 27 Hektar erweitert wurde, hinzu kamen der Keramik- und der Blumenhof, fand vom 26. April bis Oktober 1938 die zweite Reichsaustellung des deutschen Gartenbaus statt. Diese veranstaltete die Stadt Essen in Zusammenarbeit mit dem Reichsnährstand. Mit der ersten, noch dampfgetriebenen Grugabahn, einem Streichelzoo, zehn Lokalen mit jeweils eigener Kapelle und diversen Veranstaltungen lockte diese Reichsgartenschau rund drei Millionen Besucher an. Anstelle der heutigen Orangerie befanden sich die Wasserterassen, die am Abend mit Lichtspielen Besucher in die Terrassengaststätte mit eigener Kapelle lockten.
Zweiter Weltkrieg
Eine große Anzahl von Bombentreffern im Zweiten Weltkrieg zerstörte die gesamte Gruga in allen Teilen. Nach dem Kriege wurde das Gelände bis zur Währungsreform 1948 als Gemüse-Anbaufläche für die benachbarten Städtischen Krankenanstalten genutzt. Nachdem im Frühjahr 1949 der Eingangsbereich und der Blumenhof wieder aufgebaut waren und erneut Besucher anlockten, zählte man ein Jahr später trotz fehlender Attraktionen bereits wieder rund 1,5 Millionen Gäste. Daraus folgte 1951 der Beschluss der Stadt Essen, den Grugapark wieder aufzubauen.
Zweite Gruga-Ausstellung
Bereits von Mai bis Oktober 1952 konnte eine 2. Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung eröffnet werden, an der rund drei Millionen Menschen ihr Interesse zeigten. Auch diese zweite Ausstellung sollte den Essener Bürgern danach wieder einen neuen Volkspark bescheren. Jedoch fiel sie mangels Zeit und Finanzen und aufgrund einer neuen Auffassung von Natur und Garten anders aus. Die zerstörte geradlinige Gartenarchitektur der Vorkriegszeit war einer großzügigen hügeligen Landschaft mit viel Rasen und Ausblicken gewichen.
Bundesgartenschau 1965
Vom 29. April bis 17. Oktober 1965 fand in Essen die achte Bundesgartenschau statt, die 5,3 Millionen Besucher anzog. Voraus gingen seit 1962 enorme Bautätigkeiten der Stadt, denn die Ansprüche an einen Volkspark waren andere als zuvor. Und das bedeutete, dass Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten insbesondere für Familien mit Kindern zusätzlich zur beschaulichen Gartenausstellung geschaffen werden mussten. Dazu waren unter anderem 600 Kleingärten zwischen Lührmann- und Norbertraße verlegt worden. Anstelle des bewaldeten Tales zwischen dem eigentlichen Grugapark und Botanischem Garten trat die Anlage des Margarethensees, der nach Margarethe Krupp benannt wurde. Die kreisrunde Dahlienarena wird zum Tal hin geöffnet und der benachbarte Musikpavillon errichtet. So erhielt der Park im Groben seine noch heutige Gestalt.
Der Park heute
Der Grugapark dient heute als Park zur Naherholung. Er gilt gleichermaßen als Spiel- und Sportstätte sowie als Ruheoase in der Stadt. Im Sommer finden im Park verschiedene Veranstaltungen statt, darunter Open-Air-Konzerte, Parkfeste mit Feuerwerk und Kinderfeste.
Die exakten Umrisse des Grugaparks haben sich durch die Messeerweiterungen verändert. Er umfasst knapp 65 Hektar und hat sich Richtung Holsterhausen, Margarethenhöhe und Rüttenscheid mit neuen Eingangsbereichen geöffnet. Ein etwas in den Park hinein versetzter neuer Haupteingang wurde 2006 eröffnet. 2008 folgte zusätzlich ein neuer Park-Eingang bei den Mustergärten.
Am 1. Juli 2005 wurde von der McDonald’s Kinderhilfe auf dem Gruga-Gelände, in Angrenzung an das Universitätsklinikum Essen, das Ronald-McDonald-Haus von Schirmherr Henry Maske eröffnet. Es ist eines von bisher 15 McDonald-Häusern, wurde von Friedensreich Hundertwasser entworfen und dient den Familien schwer kranker Kinder als gemeinsame Unterkunft. Das Haus hat elf Apartments sowie dazu Aufenthaltsraum, Esszimmer, Spielzimmer, Hobbyraum, Fernsehraum, Gemeinschaftsküche, Waschküche und Garten[3].
Im Park befinden sich mehr als 40 Skulpturen bedeutender Bildhauer, wie beispielsweise Alfred Hrdlicka, Auguste Rodin und Fritz Klimsch.
Hauptartikel: → Skulpturen im Grugapark
Attraktionen (Auszug)
- Abenteuerspielplatz an der Tummelwiese, 1997 eröffnet
- Alpinum mit Wasserfall
- Botanischer Garten
- Dahlienarena
- Farbenterrassen
- Feuchtbiotop
- Gaseum, Museum der E.on Ruhrgas, eröffnet am 8. Juni 2010[4]
- Geologische Wand
- Gradierwerk ("Saline"), 2004 errichtet, Länge 30 m, Höhe 10 m, Soleinhalt 120 m³
- Grill- und Partygärten
- Grugabahn
- Grugaturm, 29 Meter hoch, 1929 als Radioturm errichtet, unter Denkmalschutz
- Grüne Brücke
- Haus des Waldes
- Kleintiergarten, 1995 eröffnet
- Kletter- und Schlinggehölze
- Kneippgarten
- Kranichwiese (Festwiese), gegenüber der Orangerie
- Kräutergarten
- "KunstWege" (Plastiken und Skulpturen)
- "Kur vor Ort" im Blumenhof, 2002 eröffnet, darin entstand 2006 ein Wellnessbereich
- Margarethensee, im Sommer 2008 umfangreich saniert bzw. umgestaltet
- Mediterraneum im Botanischen Garten
- Minigolf
- Mittelmeergarten
- Modell-Anlage mit Modell-Trucks des Maßstabs 1:16 - 1:14 (Modell Truck Freunde Essen e. V.)
- Musikpavillon für 1.200 Gäste, Neubau von 1991 ersetzt das Spitzdach von 1965
- Mustergärten, 2006 eröffnet
- Orangerie, für Ausstellungen und Aufführungen 1987 erbaut (Aquarium und Terrarium auf dem heutigen Orangeriegelände wurden abgerissen)
- Ponyhof mit Reitmöglichkeit, 1998 eröffnet
- Rhododendrontal
- Rollschuhbahn
- Rosengarten
- Schule Natur, 1995 gegründet
- Seerosenbecken
- Sommergalerie
- Spiel- und Partyhaus für Kinder, 1989 eröffnet
- Spielplatz Vogeldelle
- Sport und Spiel
- Staudenhang
- Stenshofturm, Wohnturm aus dem 12. Jahrhundert, unter Denkmalschutz
- Lehr-Bienenstand
- Tropenhäuser in Pyramidenform, ersetzen seit 1985 alte Pflanzenschauhäuser
- Tummelwiese
- Vogelfreifluganlage, 1996 eröffnet
- Wassergarten im Eingangsbereich, 2003 neu errichtet
- Westfälischer Bauerngarten und Ökogarten
Verkehrsanbindung
Der Haupteingang zum Grugapark liegt unweit der Bundesautobahn 52 und verfügt über kostenpflichtige Parkmöglichkeiten. Weitere Nebeneingänge sind auf innerstädtischen Straßen erreichbar.
Im öffentlichen Personennahverkehr ist der Grugapark durch die Stadtbahnlinie U11 und die Buslinie 142 der Essener Verkehrs-AG sowie den Bürgerbus Haarzopf-Margarethenhöhe-Rüttenscheid zu erreichen. Außerdem verkehren bei Messen kostenlose Pendelbusse zu den jeweils in Betrieb befindlichen Messeparkplätzen.
Siehe auch
- Liste der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet
- Liste der Sehenswürdigkeiten in Essen
Einzelnachweise
- ↑ Gedenktafel vor Ort
- ↑ Amtlicher Führer durch die Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung "Gruga". hrsg. von der Ausstellungsleitung 1929 Digitalisat der ULB Düsseldorf
- ↑ Westdeutsche Allgemeine Zeitung v. 11. Oktober 2008, Regionalteil Essen
- ↑ DerWesten.de: "Eon eröffnet Gaseum im Grugapark"; zuletzt gesichtet am 9. Juni 2010
Weitere Quellen sind in den genannten Weblinks enthalten.
Weblinks
Commons: Grugapark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Grugapark Essen
- Besucherinfos Grugapark
- Plastiken und Skulpturen im Grugapark
- Artikel zum Grugapark Essen in KuLaDig
- Europäisches Gartennetzwerk, Grugapark
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
51.4280555555566.9869444444444Koordinaten: 51° 25′ 41″ N, 6° 59′ 13″ OBesucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Historische Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | per Rad
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