Grüneburgpark

Grüneburgpark
Das Rothschildsche Neue Palais an der Grünen Burg mit Park, etwa 1864. Oben rechts der vormals Bethmannsche Gutshof Grüne Burg mit Orangerie. Ausschnitt aus dem Malerischen Plan von Frankfurt am Main von Friedrich Wilhelm Delkeskamp
Lageplan des Anwesens von 1887

Der Grüneburgpark ist eine 29 ha große Parkanlage im Frankfurter Westend. Der Name des Parks ist abgeleitet von dem im 18. Jahrhundert so benannten Gutshof Grüne Burg (später in Schloss Grüneburg umbenannt), sowie von dem im 19. Jahrhundert auf dem gleichen Grundstück errichteten Rothschildschen Neuen Palais an der Grünen Burg. Beide Gebäude sind nicht erhalten geblieben. Der Grüneburgpark ist die größte Parkanlage innerhalb des Frankfurter Alleenrings; außerhalb dieser Ringstraßen wird der Park im Frankfurter Stadtgebiet an flächenmäßiger Ausdehnung lediglich vom Niddapark (168 ha) sowie vom Ostpark (32,16 ha) übertroffen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf dem Affensteiner Feld genannten Gelände, etwa 1½ Kilometer nordwestlich der historischen Frankfurter Kernstadt und gut einen Kilometer westlich der Eschersheimer Landstraße gelegen, befand sich vermutlich seit dem 14. Jahrhundert ein Gutshof. Im Jahr 1789 erwarb Peter Heinrich von Bethmann-Metzler das Grundstück. Nach Erweiterungen des Geländes und der Hofgebäude bekam der vormalige Gutshof den Namen Schloss Grüneburg.[1] In den folgenden Jahren trafen sich hier einige prominente Dichter der Zeit, darunter Johann Wolfgang von Goethe und Bettina von Arnim. Goethe beschrieb das Gelände und dessen Aussicht nach einem dortigen Besuch im Jahr 1797 bei Joachim Bethmann-Metzler mit den Worten:

„Es liegt sehr angenehm, eine starke halbe Stunde vor der Stadt, vor dem Eschenheimer Tor, auf einer sanften Anhöhe, von der man vorwärts die Stadt und den ganzen Grund, worin sie liegt, und hinterwärts den Niddagrund bis an das Gebirge übersieht.“[2]
Erinnerungstafel an das Neue Palais an der Grünen Burg im Park mit Zeichnung der Südfassade des Gebäudes

Im Jahr 1837 kaufte der Bankier Amschel Mayer Rothschild das Grundstück und das Schloss Grüneburg, um es seinem Neffen Anselm Salomon und dessen Ehefrau zur Verfügung zu stellen. Das Ehepaar ließ von 1844 bis 1845 unmittelbar westlich davon ein schlossähnliches Landhaus erbauen – das Neue Palais an der Grünen Burg.[3] Die Angaben über den Architekten des Palais sind widersprüchlich – sowohl Jakob von Essen als auch der französische Architekt Honoré Belanger werden in der neueren Literatur als Urheber der Entwürfe für das Haus angeführt.[4][3] Auch dessen für Frankfurt als ungewöhnlich geltender Architekturstil wird unterschiedlich bewertet: Eine Dokumentation aus dem Jahr 1974 stuft die Stilrichtung als „Style Louis XII mit neobarocken Stilelementen“ ein,[4] eine Arbeit aus dem Jahr 2009 bezeichnet den Stil als „französische Neo-Renaissance“.[3]

Zeitgleich mit der Errichtung des Palais legte der Frankfurter Gartenarchitekt Friedrich Grüneberg davor einen parkähnlichen Garten mit Pavillons, Weiher und Voliere an. 1850 folgte der Bau der Orangerie auf dem Gelände des zum Wirtschaftsgebäude umfunktionierten Gutshofs Grüne Burg.[1] Im Jahr 1877 ging das Palais in den Besitz von Wilhelm Carl von Rothschild und seiner Frau Hannah Mathilde über. Die Parkanlage wurde vergrößert und vom Landschaftsarchitekten Heinrich Siesmayer, unterstützt vom Rothschildschen Hausgärtner Johannes Veit, als Landschaftspark im Stil eines Englischen Gartens vollendet.[1] Die Gebäude des vormals Bethmannschen Hauses Schloss Grüneburg, das Anwesen befand sich mittlerweile ebenfalls im Besitz von Wilhelm Carl von Rothschild, wurden zu Beginn der 1880er-Jahre abgerissen; von 1883 bis 1885 wurde an der Nord- und an der Ostseite des Parks jeweils ein Pförtnerhaus errichtet. Ende der 1880er-Jahre wurde der Park nochmals um das nördlich davon gelegene Gelände bis zur Miquelallee erweitert und vom Sohn Heinrich Siesmayers, Philipp Siemayer, gestaltet.[5] An der vom Palais nach Norden gehenden Allee ließ Rothschild einen etwa 20 Meter hohen Wasser- und Aussichtsturm mit viereckigem Grundriss errichten.[1]

In dem von der Stadtverwaltung in den 1930er-Jahren erpressten Neuen Palais an der Grünen Burg wurde bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs ein Café betrieben

In den 1920er-Jahren wurde das Palais Grüneburg von einem Enkel Wilhelm Carls, Albert von Goldschmidt-Rothschild, und dessen Familie bezogen. Ebenfalls zu dieser Zeit hatte die Stadt Frankfurt mit Versuchen begonnen, Privatparks in städtisches Eigentum zu bringen und in Volksparks umzuwandeln. In den 1930er-Jahren zwang die nationalsozialistische Frankfurter Stadtverwaltung Goldschmidt-Rothschild zur Zustimmung zu einem Umlegungsvertrag, nach dessen Regelung er im Tausch andere Baugrundstücke hätte erhalten sollen. Aufgrund weitergehender Repressalien durch die Stadtverwaltung konnte er deren Besitz jedoch nicht antreten.[6] Im Jahr 1935 musste Freiherr Albert von Goldschmidt-Rothschild den Wohnsitz seiner sechsköpfigen Familie „der Stadtgemeinde übereignen“, wie einem Brief der Stadtverwaltung an Oberbürgermeister Friedrich Krebs aus dem Jahr 1935 zu entnehmen ist. Die Familie Goldschmidt-Rothschild emigrierte 1938 in die Schweiz; Albert von Goldschmidt-Rothschild beging im Jahr 1940 Suizid.

Der Grüneburgpark wurde, nach nahezu 100 Jahren im Privatbesitz der Rothschilds, 1936 in einen eintrittsgeldpflichtigen öffentlichen Park umgewandelt; im Palais Grüneburg wurde ein Café eröffnet. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen im Jahr 1944 schwer beschädigt. Nach dem Ende des Krieges gehörte der Park zur militärischen Sperrzone der US-Streitkräfte, deren damaliges Hauptquartier in Europa, das I.G.-Farben-Haus, sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Park befindet. Als die Sperrzone in den 1950er-Jahren aufgehoben worden war und der Park wiederhergestellt und wiedereröffnet wurde, waren die unbeschädigt gebliebene Orangerie und die Ruine von Palais Grüneburg zugunsten der Wiederherstellungsmaßnahmen abgerissen[7] und der Park auf 29 Hektar erweitert worden.

Heute wird der Grüneburgpark von Frankfurter Bürgern als Erholungsort und für verschiedene Freizeitaktivitäten genutzt. Seit ihrer Rückkehr nach Frankfurt vor etwa 50 Jahren gilt Nadine von Mauthner, jüngste Tochter von Albert von Goldschmidt-Rothschild, als letzte im Grüneburgpark geborene Frankfurterin.

Der ehemalige Standort vom Palais Grüneburg mit Gedenkstele (Bildmitte). Ansicht von Süden; im Hintergrund der Europaturm
Der ehemalige Schönhof-Pavillon von 1820, heute Park-Café im Grüneburgpark
Die Georgioskirche im Park, am Standort der ehemaligen Orangerie

Heutige Gebäude im Park

Vom Neuen Palais an der Grünen Burg sind lediglich einige in Stein gearbeitete Blumenkübel erhalten geblieben. Sie wurden in unmittelbarer Nähe von dessen ehemaligem Standort aufgestellt. Etwa in der Mitte des heutigen Parks, an der Stelle des zerstörten Palais Grüneburg, befindet sich eine künstlerisch gestaltete Gedenkstele für das Haus. Sie steht in einer Blumenrabatte, die dem Grundriss des Palais nachempfunden ist. Vollständig erhalten geblieben sind von den Gebäuden der Anlage lediglich der im Stil des Historismus erbaute Wasserturm[4] am nördlichen Rand des heutigen Parks an der Miquelallee sowie die zwei Pförtnerhäuser aus dem späten 19. Jahrhundert – eines ebenfalls am nördlichen Rand des Parks an der Sebastian-Rinz-Straße, das andere an dessen Ostrand an der August-Siebert-Straße gelegen.[8]

Am Ort des ehemaligen Bethmannschen Gutshofes Grüne Burg und der Rothschildschen Orangerie steht heute ein griechisch-orthodoxes Gotteshaus, die Georgioskirche. Ein 4000 Quadratmeter großer koreanischer Garten mit typischen Tempeln und Teichen wurde zur Frankfurter Buchmesse 2005 von eigens aus Südkorea angereisten Fachleuten errichtet. Korea war Gastland der Buchmesse 2005. Der koreanische Garten bleibt als Geschenk Südkoreas an die Stadt Frankfurt auf Dauer am Ostrand des Grüneburgparks. Vom Frankfurter Architekten Friedrich Rumpf gestaltet ist der oktogonale klassizistische Schönhof-Pavillon. Er wurde 1820 als Gartenhaus für die Familie Barckhaus errichtet, die das Hofgut Schönhof im heutigen Stadtteil Bockenheim bewirtschaftete. Der Pavillon wurde 1964 von Bockenheim in den Grüneburgpark versetzt und beherbergt heute ein Café.

Lage

Der Grüneburgpark liegt im Nordosten des Frankfurter Stadtteils Westend-Nord auf einem von Süden nach Norden leicht ansteigenden Gelände. In unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Grundstücks des Grüneburgparks befinden sich zwei weitere Grünanlagen: im Südwesten der Palmengarten Frankfurt und im Westen der Botanische Garten der Goethe-Universität. Im Osten grenzt der Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität mit dem I.G.-Farben-Haus an den Park an, im Norden wird der Park durch die Miquelallee begrenzt. An der südwestlichen Ecke des Parks, an der Siesmayerstraße, liegen der Jugendverkehrsgarten der Stadt Frankfurt sowie eine Kindertagesstätte.

Einer der beiden Pavillons mit Teich im koreanischen Garten, gestiftet von Südkorea anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2005

Zugang und Verkehrsanbindung

Der Grüneburgpark ist zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit Bussen der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft VgF erreichbar. Für den motorisierten Individualverkehr gibt es wenige öffentliche Parkplätze an der Nordhälfte der Siesmayerstraße. Durch umschließende, stark befahrene Straßen (Westen, Norden), nicht von öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossene Wohnviertel (Nordosten), das Universitätsgelände im Südosten und durch den angrenzenden Palmengarten im Südwesten wirkt der Park etwas abgeschirmt von den nächstgelegenen ÖPNV-Linien. Zwei Bushaltestellen der VgF grenzen direkt an den Grüneburgpark an: die an der Südwestecke gelegene Haltestelle Palmengarten der Buslinie 36 – in die man von der U-Bahnhaltestelle Holzhausenstraße (U1, U2, U3) aus umsteigen kann – sowie die an der Nordseite gelegene Haltestelle Grüneburgpark der Buslinie 32. Von Westen (nördliches Bockenheim) führt eine Fußgängerbrücke vom Diebsgrundweg über die Rosa-Luxemburg-Schnellstraße direkt in den Park, von Norden (Carl-Schurz-Siedlung) eine Fußgängerbrücke vom Gelände der Deutschen Bundesbank über die Miquelallee.

Literatur

  • Frank Blecken: Historische Parks in Frankfurt am Main – Grüneburgpark. In: Tom Koenigs (Hrsg.): Stadt-Parks – Urbane Natur in Frankfurt am Main, S. 98 f. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1993, ISBN 3-593-34901-9
  • Barbara Vogt: Siesmayers Gärten. Herausgeber: KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-7973-1151-1

Weblinks

 Commons: Grüneburgpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Blecken: Historische Parks in Frankfurt am Main in: Stadt-Parks, S. 99
  2. Johann Wolfgang von Goethe, zitiert nach Frank Blecken: Historische Parks in Frankfurt am Main in: Stadt-Parks, S. 99
  3. a b c Vogt: Siesmayers Gärten, S. 74
  4. a b c Klaus Merten, Christoph Mohr: Das Frankfurter Westend, S. 14. Eine Dokumentation des Kuratoriums Kulturelles Frankfurt mit dem Schwerpunkt Architektur und zahlreichen historischen Abbildungen (Karten und Fotos). Prestel Verlag München, 1974. ISBN 3-7913-0036-9
  5. Vogt: Siesmayers Gärten, S. 75–77
  6. Vogt: Siesmayers Gärten, S. 78
  7. Vogt: Siesmayers Gärten, S. 79
  8. Vogt: Siesmayers Gärten, S. 76

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