Gymnasium an der Hamburger Straße

Gymnasium an der Hamburger Straße
Gymnasium an der Hamburger Straße
Das Eingangsportal
Schulform Gymnasium
Ort Bremen
Land Bremen
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 4′ 13″ N, 8° 50′ 6″ O53.0702777777788.835Koordinaten: 53° 4′ 13″ N, 8° 50′ 6″ O
Träger Bremen
Schüler ca. 900 (Stand: 2009)
Lehrer ca. 90
Leitung Almut Hennings
Website www.habu.schule.bremen.de

Das Gymnasium an der Hamburger Straße (umgangssprachlich auch als HaBu oder Hamburger bezeichnet) ist ein öffentliches Gymnasium in Bremen. Träger der Bildungseinrichtung ist die Stadt. Sein Einzugsradius misst etwa 17 Kilometer.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Gymnasium liegt im Stadtteil Östliche Vorstadt im Ortsteil Peterswerder an der Hamburger Straße nahe der Grenze zum Ortsteil Steintor. Das Grundstück erstreckt sich zwischen den etwa 100 Meter weiter westlich zusammenlaufenden Straßen Am Schwarzen Meer und Hamburger Straße.

Geschichte

Lehrerseminar

1897 kam es auf Betreiben des Direktors des Bremer Lehrerseminars Georg Credner zur Gründung eines Lehrerseminars an der Hamburger Straße, für welches man zwei Gebäude baute, den heutigen Alt- und den Hauptbau (siehe Abschnitt Gebäude). Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges befand sich das Institut im Umbruch. So wurde im Jahre 1919 nach der Niederschlagung der Bremer Räterepublik eine Wache der Stadtwehr im Hauptgebäude eingerichtet. Zudem kamen Diskussionen über eine Einheitsschule auf, welche auch eine einheitliche Ausbildung der Lehrer voraussetzte, wie es im Artikel 123 der Weimarer Verfassung vorgeschrieben war. Daraufhin begann man ab 1921 mit dem langsamen Abbau aller Studiengänge. 1926 wurde das Lehrerseminar an diesem Standort aufgegeben.

Aufbauschule

Im Frühling 1922 wurde in den Gebäuden eine Aufbauschule für Jungen eingerichtet. Pläne für diese existierten schon im Oktober 1919, waren jedoch aufgrund von Platzmangel nicht umgesetzt worden. Die Aufbauschule war für begabte Spätentwickler gedacht und sollte nach siebenjähriger Volksschulausbildung zum Abitur führen. Mit Englisch und Latein wurden zwei Fremdsprachen gelehrt. Vier Jahre lang befanden sich somit zwei Lehrinstitute parallel in denselben Gebäuden, eines für Schüler und eines für angehende Lehrer. Die Aufbauschule zählte 1925 noch 72 Schüler. 1926, nach der Schließung des Lehrerseminars, konnten die frei gewordenen Räumlichkeiten von der Aufbauschule genutzt werden. Die Expansion hatte einen raschen Anstieg der Schülerzahl auf 210 1927 zur Folge. Die ersten Abiturprüfungen fanden 1928 mit lediglich drei Prüflingen statt. Diese Zahl erhöhte sich jedoch kontinuierlich und vereinzelt wurden auch Mädchen geprüft. 1935 wurde Rudolf Budde als Oberstudiendirektor Leiter der Aufbauschule.

Während des Zweiten Weltkrieges musste der Unterricht auf Grund von Lehrermangel ausgesetzt werden. Aus diesem Grund zogen andere Lerngruppen oder Klassen, deren eigene Gebäude zerstört worden waren, in die leeren Klassenräume ein. Auch nationalsozialistische Organisationen belegten in den Kriegsjahren einige Büros. Gegen Ende des Krieges wurde auch die Aufbauschule durch Luftangriffe der Alliierten schwer beschädigt.

Oberschule bis Schulzentrum

Der Unterricht wurde am 3. Dezember 1945 wieder aufgenommen. Der Wiederaufbau war langwierig. Ostern 1951 wurde die letzte Aufbauklasse (8. Klasse) aufgenommen. In der gleichzeitig aufgenommenen 7. Klasse (in Bremen galt damals die sechsjährige Grundschule) mit 47 Schülerinnen und Schülern - an der Schule herrschte Koedukation - waren auch Kinder von DDR-Flüchtlingen zusammengefasst. Sie hatten statt der in der Bundesrepublik gelehrten 1. Fremdsprache Englisch in der 5. und 6. Klasse Russisch gelernt und erhielten nun im Englischen Förderunterricht innerhalb eines Jahres den Englisch-Stoff von drei Schuljahren durch Fräulein Probst, eine aus dem Lehrerseminar hervorgegangene Oberschullehrerin, erfolgreich vermittelt, so dass sie ab Ostern 1952 am regulären Englisch-Unterricht teilnehmen konnten. 1952 wurde die Schule in Oberschule an der Hamburger Straße (Zweig D) umbenannt. Im selben Jahr wurden die Schülerinnen der benachbarten Oberschule für Mädchen Janson - Schomburgschule übernommen. Das führte zu empfindlicher Raumnot und erzwang in diesem Schuljahr den für Lehrer und Schüler recht belastenden Schichtunterricht. Die Oberschule besaß einen sprachlichen und einen mathematischen Zweig. 1954 schied Budde als Schulleiter aus und Philipp Rudolf war bis 1966 sein Nachfolger. Ein Erweiterungsbau mit 12 Klassenräumen, einem Gymnastiksaal und Bibliotheksräumen wurde 1963 angefügt.

In den folgenden Jahrzehnten war die Schule wechselnd ein Gymnasium, ein Oberstufenzentrum und ein Schulzentrum der Sekundarstufe I. mit Orientierungsstufe, Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Die Orientierungsstufe zog 1976 in die Schule Brokstraße um.

Gymnasium

Seit dem Schuljahr 2002 / 2003 ist sie wieder ein Gymnasium vom fünften bis zum dreizehnten Jahrgang.

Gebäude

Gebäudeplan der Schule

Zum Gymnasium an der Hamburger Straße gehören vier Gebäude. Der Altbau aus Klinker wurde 1883 und der Hauptbau, welcher aus dem gleichen Baustoff besteht, 1897 errichtet. Während sich in ersterem die Unterrichtsräume für die Oberstufe befinden, beherbergt der Hauptbau die Verwaltung der Schule (Lehrerzimmer, Sekretariat, Zimmer der Schulleiter etc.) und mehrere Biologie- beziehungsweise Physikräume.

Verbunden werden beide Häuser seit 1976 durch den Fachtrakt. Hier liegen die Chemie- und Kunsträume, ein Fotolabor mit Dunkelkammer sowie die neue Aula der Schule.

Bereits im Jahre 1963 wurde ein separater dreistöckiger Neubau errichtet. In ihm befinden sich vorwiegend feste Klassenräume für die Sekundarstufe I, aber auch ein Forum und eine Cafeteria.

Raumnot

Aufgrund seiner Lage in einem dicht bebauten Wohngebiet und des begrenzten Platzes leidet das Gymnasium unter Raumnot. Dieses Problem konnte auch durch den Neubau nicht gelöst werden. Einige Klassen der Sekundarstufe I müssen deshalb für mehrere Stunden in der Woche auf Schulen in der Nachbarschaft ausweichen. Das Gymnasium an der Hamburger Straße verfügt über nur eine kleine Mehrzweck-Gymnastikhalle im Fachtrakt, in welcher hauptsächlich die Sportkurse der älteren Schüler stattfinden. Die jüngeren Schüler müssen zu drei Hallen in der Umgebung pendeln.

Im Sommer 2006 fand eine Schülerdemonstration auf einer nahegelegenen großen Kreuzung mit dem Ziel statt, die Erlaubnis der Nutzung eines nahen leerstehenden Gebäudes durch die Schule zu erwirken. Diese blieb jedoch ohne Erfolg.

Zur Schule

Sprachen

Das Gymnasium an der Hamburger Straße ist sehr sprachenorientiert. Es werden insgesamt sieben Fremdsprachen gelehrt.

Ab der sechsten Klasse müssen die Schüler zwischen Französisch und Spanisch als zweite Fremdsprache wählen. Als erste Fremdsprache wird seit der fünften Klasse Englisch unterrichtet. In der achten und neunten Klasse wird ein wöchentlich vierstündiger Wahlpflichtbereich – wahlweise Japanisch, Chinesisch oder ein Projekt-Unterricht Naturwissenschaften und Gesellschaft (PUNG) – eingeführt.

In der Oberstufe können die Fremdsprachen als Grundkurse weitergeführt (Fortgesetzte Fremdsprache) oder neu aufgenommen (Anfänger) werden. Als Leistungskurse werden Spanisch und – bei entsprechender Anwählung – auch Französisch angeboten.

Blick von der Hamburger Straße auf das Hauptgebäude mit dem Haupteingang. Dahinter ist der Neubau zu sehen.

Schulfest

Jedes Jahr findet etwa zwei Wochen vor den Sommerferien ein Schulfest statt. Zahlreiche Stände der einzelnen Klassen sorgen für Zeitvertreib. Zudem spielen die seit dem Schuljahr 2003/2004 bestehende Schulband sowie die Lehrerband und es wird ein Fußballspiel zwischen Lehrern und Schülern ausgetragen.

Regelmäßige Fahrten

  • Im Januar findet alljährlich eine einwöchige Skifreizeit nach Österreich statt.
  • Jedes Jahr unternehmen die Schüler der achten Klassen eine einwöchige Fahrt nach England, verbunden mit einem Sprachkurs und Familienaufenthalten.
  • Einige Schüler der elften Jahrgangsstufe haben jedes Jahr die Möglichkeit, ein zehntägiges Betriebspraktikum in England zu absolvieren.
  • In jedem Herbst unternehmen die Schüler, die in der Oberstufe Japanisch belegen, einen zweiwöchigen Austausch mit einer Partnerschule in Japan.
  • Ebenso reisen die Oberstufenschüler, die Chinesisch belegen, während der Sommerferien für sechs Wochen nach China und nehmen dort an einem vierwöchigen Chinesisch-Intensivkurs an der Peking-Universität teil.
  • Jedem Profil der Oberstufe steht es zudem frei, eine Kursfahrt zu unternehmen. Diese muss jedoch in den ersten vier Halbjahren der Oberstufe stattfinden.

Politisches Spektrum

Die politisch interessierten Schüler des Lehrinstitutes sind tendenziell eher linksorientiert. Dies hängt vor allem mit der unmittelbaren Nähe der Schule zum Ostertor- und Steintorviertel, welches in Bremen als sehr alternativ gilt, und der Herkunft vieler Schüler aus diesem Bezirk zusammen. Die Schülerschaft hat schon mehrfach antifaschistische Aktionstage organisiert. Viele der Lernenden beteiligen sich an Demonstrationen, die sich kritisch mit Krieg und Globalisierung auseinandersetzen.

Besonderheiten

Anfang des Jahres 2007 wurde am Gymnasium an der Hamburger Straße das „Audio / Video Selbstlernzentrum“ eingeweiht. Es soll helfen, die Schüler bei der Produktion von unterrichtsbezogenen Videofilmen oder Hörbeiträgen zu unterstützen und stützt sich auf das Oberstufenunterrichtsfach Medienkunde. Für das Selbstlernzentrum stehen zwei Computerräume zur Verfügung.

Historisches Tympanon im Gymnasium

An der Schule gibt es zudem eine Politik AG, welche sich mit aktuellen Themen und Ereignissen beschäftigt und von Zeit zu Zeit Podiumsdiskussionen veranstaltet. So wurden etwa zur Bundestagswahl 2005 und zur Wahl zur Bremischen Bürgerschaft 2007 hochrangige Politiker aus Bremen zur Debatte eingeladen. Die Politik-AG nimmt zusammen mit den Politik-Kursen der Oberstufe auch an der Juniorwahl teil. Das Gymnasium ist außerdem in Kooperation mit anderen Schulen am neuen bremenweiten E-Learning-Projekt beteiligt, bei dem durch Vernetzung und institutsübergreifende Kommunikation bessere Lernerfolge erzielt werden sollen.

Schülervertretung

Die Schule besitzt eine siebenköpfige Schülervertretung (SV), welche jedes Jahr in freier und geheimer Wahl von der Schülerschaft bestimmt wird. Bei dieser Wahl ist es jedem Schüler freigestellt, sich zu bewerben. Die SV repräsentiert durch ihre Zusammensetzung aus sowohl jüngeren als auch älteren Schülern nahezu alle Jahrgangsstufen.

Die SV organisiert Schulfeste und Aktionstage und setzt sich für die Interessen der Schüler beim Lehrpersonal ein. Von Zeit zu Zeit werden Schülerbeiratssitzungen abgehalten, auf denen sich die Klassen- und Kurssprecher treffen und über die Schule betreffende Themen diskutieren. Die Ergebnisse werden den Schülern etwa zweimal pro Jahr auf einer Vollversammlung dargelegt und erörtert.

Bekannte Lehrer und Schüler

Bekannte Lehrer

Bekannte Schüler

  • Herbert Bellmer (1895–1950), Autor von Büchern und niederdeutschen Theaterstücken; besuchte ab April 1928 die Aufbauschule
  • Paul Goosmann (1906–1992), Lehrer, Gewerkschafter und Politiker; besuchte von 1920 bis 1926 das Lehrerseminar
  • Ernst Waltemathe (1935-1997), Politiker (SPD)
  • Jörg Straube (* 1953), Dirigent, Chorleiter, Hochschullehrer
  • Ingo Steinwart (* 1970), Mathematiker und Hochschullehrer; legte 1990 an der Schule sein Abitur ab

Literatur

  • Wilfried Stille: Chronik des Gymnasiums, der gymnasialen Oberstufe, des Schulzentrums an der Hamburger Straße 1978 – 2003
  • Philipp Rudolf: Schulgeschichte der Aufbauschule und des Gymnasiums an der Hamburger Straße 1922–1972 mit Lehrerseminar, Jansonschule-Schomburgschule Bremen, Bremen 1972

Weblinks


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