- Göttliche Liturgie
-
Als Göttliche Liturgie oder Heilige Liturgie, vollständig Heilige und Göttliche Liturgie wird in den orthodoxen Kirchen die Feier der Eucharistie bezeichnet. Ihr Gegenstück in westlichen, lateinisch geprägten Kirchen ist die Heilige Messe.
Es sind vier Liturgieformulare in Gebrauch:
Die heilige und göttliche Liturgie Basilius des Großen († 379)
Das Liturgieformular mit der Basilius-Anaphora wird auf den Hl. Basilius von Caesarea zurückgeführt, war bis ca. 1000 n. Chr. der Haupttext und wird heute - vermutlich wegen seiner Länge - nur an zehn Tagen im Jahr verwendet. Sie wird gefeiert an den Vortagen von Weihnachten (25. Dezember) und Theophanie (6. Januar), am Fest des Hl. Basilius (1. Januar), an den fünf ersten Sonntagen der Großen Fastenzeit, am Großen Donnerstag (Gründonnerstag) und am Großen Samstag (Karsamstag). Sie unterscheidet sich nur in den Gebeten und Gesängen, nicht aber im Zeremoniell von der Chrysostomus-Liturgie.
Die heilige und göttliche Liturgie des Johannes Chrysostomos († 407)
Die Liturgie mit der Chrysostomus-Anaphora ist die heute in den Kirchen des byzantinischen Ritus gebräuchlichste Form.
- Aufbau der Chrysostomus-Liturgie
- I. Proskomidie (Gabenbereitung): Die Proskomidie findet im Verborgenen hinter der geschlossenen Ikonostase statt, am Tisch der Prothesis.
- 1. Innere Vorbereitung der Zelebranten
- Gebet vor der Ikonostase
- Eintritt in das Heiligtum
- 2. Äußere Vorbereitung der Zelebranten
- Anziehen der liturgischen Gewänder
- Händewaschung
- 3. Bereitung der Opfergaben
- Zurüstung des Brotes
- Bereitung des Weines
- Gedächtnis der Heiligen, der Lebenden und der Verstorbenen
- Verhüllung und Inzens (Beweihräucherung) der Gaben
- Gebet der Zurüstung
- Entlassung
- 1. Innere Vorbereitung der Zelebranten
- II. Liturgie der Katechumenen
- 1. Beginn der öffentlichen Liturgie
- Eröffnungslobpreis
- Friedensektenie (Litanei); die Litaneien während der Liturgie werden vom Diakon gesungen, wenn dieser fehlt vom Priester selbst.
- Stillgebet und Erste Antiphon
- Kleine Litanei, Stillgebet und Zweite Antiphon
- Christus-Hymnus
- Kleine Litanei, Stillgebet und Dritte Antiphon
- Kleiner Einzug mit dem Evangeliar
- 2. Gebete
- Troparion und Kondakion
- Trishagion
- Zeremonie des Thrones
- 3. Schriftlesungen
- Prokimen
- Epistel
- Alleluja
- Evangelium
- (Homilie (Predigt) - kann auch nach dem Ambongebet gehalten werden)
- Inständige Litanei für die Gläubigen
- Litanei für die Verstorbenen
- Litanei für die Katechumenen
- Entlassung der Katechumenen
- 1. Beginn der öffentlichen Liturgie
- III. Liturgie der Gläubigen
- 1. Darbringung der Gaben
- Litanei für die Gläubigen
- Litanei für die ganze Welt
- Offertorium
- Vorbereitungsgebete
- Großer Einzug mit den Opfergaben
- Bittlitanei
- Friedensgruß
- Nizäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis
- 2. Anaphora (Hochgebet)
- Einleitungsdialog und Präfation
- Sanctus
- Einsetzungsbericht
- Gedächtnis und Darbringung
- Epiklese
- Gedächtnis der ganzen Kirche
- 3. Kommunion
- Bittlitanei zur Vorbereitung auf die Kommunion
- Vater unser
- Hauptneigungsgebet
- Erhebung des "Lammes"
- Brotbrechung, Vermischung und Zeon
- Kommuniongebete
- 1. Darbringung der Gaben
-
- 4. Schluss
- Schlusslitanei
- Ambongebet (Segensgebet über die Gemeinde)
- Reinigen der Gefäße
- Segen und Antidoron
- Private Danksagungsgebete
Die heilige und göttliche Liturgie des hl. Vaters Jakobus
Sie ist ursprünglich das Eucharistieformular von Jerusalem und Palästina sowie des Patriarchats Antiochien und wird auf den Herrenbruder und Apostel Jakobus zurückgeführt. Später, verstärkt seit Anfang 20. Jh., fand sie begrenzt Eingang auch in die byzantinischen Kirchen. Sie wird heute nur bei seltenen Gelegenheiten gefeiert, weil sie selbst in ihrer Heimat, auch in Jerusalem, von den beiden vorher genannten Formularen verdrängt wurde. Das Jerusalemer Patriarchat verwendete sie im 20. Jh. zeitweilig noch am Festtag des hl. Jakobus (30. April alten Kalenders). Manche bedienen sich heute dieses Formulars, um den Wortgottesdienst vor der Ikonostase, also inmitten der Gemeinde, zu feiern).[1]
Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben (Präsanktifikaten-Liturgie)
Sie wird in jüngerer Zeit (und zu Unrecht) auf den römischen Papst Gregor den Großen († 604, von den Orthodoxen meist Gregorios Dialogos genannt) zurückgeführt und besteht im Wesentlichen aus dem Ἑσπερινός (Vespergottesdienst), der mit einer Kommunionfeier verbunden wurde, die Heiligung von Brot und Wein entfällt hierbei, da in einer früheren Eucharistiefeier geheiligte Gaben ausgeteilt werden. Vermutlich ist diese Gottesdienstform aus pastoralen Erwägungen entstanden, um den Gläubigen auch an den Werktagen, besonders in der Großen Fastenzeit, den Kommunionempfang zu ermöglichen. Bis heute ist es nämlich in den Kirchen des Byzantinischen Ritus untersagt, an den Werktagen der vierzigtägigen Fastenzeit eine festliche eucharistische Liturgie zu feiern (mit Ausnahme des Festtages Mariä Verkündigung). Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben wird gegenwärtig am Mittwoch und Freitag der ersten sechs Fastenwochen, am Donnerstag der fünften Fastenwoche und am Montag, Dienstag und Mittwoch der Großen und Heiligen Woche (Karwoche) gefeiert. Im lateinischen Ritus der römisch-katholischen Kirche entsprechen ihr (a) die gemeindliche Kommunionfeier im Rahmen der Liturgie des Karfreitags sowie (b) die Spendung der heiligen Kommunion außerhalb der Messe mit erweitertem Wortgottesdienst (Kommunionfeier). Früher wurde die Kommunion mit Vorgeweihten Gaben in der byzantinischen Liturgie häufiger gespendet, so bei der Krönung eines byzantinischen Kaisers und der Trauung christlicher Eheleute.
Literatur
- Tat’jana I. Afanas’eva: Славянская литургия Преждеосвященных Даров XII-XV вв.: текстология и язык. Sankt-Petersburg 2004. ISBN 5-288-03381-1
- S. Alexopoulos: The Presanctified Liturgy in the Byzantine Rite. A Comparative Analysis of its Origins, Evolution, and Structural Components (Liturgia Condenda 21). Peeters, Leuven 2009. ISBN 978-90-429-2109-2
- Stefano Parenti: L'attribuzione a s. Gregorio „Dialogos‟ papa di Roma della liturgia bizantina dei doni presanctificati. In: ders., A Oriente e occidente di Costantinopoli. Temi e problemi liturgici di ieri e di oggi. Città del Vaticano: Libreria Editrice Vaticana 2010. 75-87.
- Stefano Parenti: La 'vittoria' nella Chiesa di Costantinopoli della Liturgia di Crisostomo sulla Liturgia di Basilio. In: Acts of the International Congress Comparative Liturgy Fifty Years after Anton Baumstark (Orientalia Christiana Analecta 265). PIO, Roma 2001, 907-928.
- Robert A. Taft, A History of the Liturgy of St John Chrysostom, Pontificio Istituto Orientale, Roma 1978-2000, bisher in 3 (von 6 geplanten) Bänden erschienen.
- Hugh Wybrew: The Orthodox Liturgy. The Development of the Eucharistic Liturgy in the Byzantine Rite, SPCK, London 1989, ISBN 0-281-04416-3
Videos
- Göttliche Liturgie unseres Vaters unter den Heiligen Johannes Chrysostomus in der Byzantinischen St. Nikoloaus-Kirche der Abtei Niederaltaich. Klosterladen Niederaltaich, Buch- und Kunsthandlung, Mauritiushof 1, D-94557 Niederalteich (katholisch, in deutscher Sprache)
- Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos. Collegium Orientale Eichstätt, DOC-Medien-GmbH, Esslingerstraße 1, D-85132 Schönfeld. ISBN 3-938394-11-0 (katholisch, in deutscher Sprache)
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.