Polydor Records

Polydor Records

Polydor ist der Name einer deutschen Plattenfirma, die zu dem Major-Label Universal Music gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Da die Deutsche Grammophon AG aufgrund des Versailler Vertrages außerhalb des Deutschen Reichsgebietes ihr Markenzeichen und den Namen „Grammophon“ nicht verwenden durfte, weil die Rechte hierfür bei der „Gramophone Company“ im englischen Hayes lagen, war es erforderlich, eine neue Marke für das Auslandsgeschäft zu schaffen. Daher wird 1924 die Polydor als unabhängiges Label der Deutschen Grammophon in Berlin gegründet, unter dem fortan die Exportpressungen vertrieben werden. Bekannte Interpreten der 1920er und 1930er Jahre sind u. a. Claire Waldoff, Otto Reutter, Max Hansen, Lilian Harvey, Theo Lingen und Johannes Heesters.

In den 1940er Jahren erscheinen die Platten der Firma zunächst unter dem Label Siemens-Polydor. Nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen die Unterhaltungsmusik-Aufnahmen der Deutschen Grammophon unter dem Polydor-Label, zunächst mit verschiedenfarbigen Etiketten, ab 1949 aber dann mit dem einheitlichen rotem Sternchensignet. Zum ersten Hit der Nachkriegszeit entwickelt sich das bereits während des Kriegs aufgenommene Lied "Capri Fischer" von Rudi Schuricke, der auch später neben Evelyn Künneke, Jupp Schmitz, Bruce Low, Lale Andersen, Gerhard Wendland, Liselotte Malkowsky, Friedel Hensch und den Cyprys, Renée Franke, Werner Müller und Helmut Zacharias und Bully Buhlan zu den beliebtesten Stars der Plattenfirma in der ersten Hälfte der 1950er Jahre zählt.

1954 führt die Polydor, die inzwischen zum erfolgreichsten deutschen Plattenlabel avanciert ist, das unverwechselbare orangefarbige Label ein. Die Musikproduzenten in den Studios Hamburg, Köln und Wien bleiben auch in dieser Zeit wegweisend und liefern mit Peter Alexander, Caterina Valente, Freddy Quinn, Max Greger oder Margot Eskens zahlreiche Schlager, die genau den Zeitgeschmack treffen und die deutschen Musik-Charts anführen. Besonders erfolgreich war Polydor auch mit der Operette. In den fünfziger und sechziger Jahren produzierte der Dirigent Franz Marszalek reihenweise Operettenquerschnitte und sog. "Komponistenbilder", die millionenfach verkauft wurden. Als gegen Ende des Jahrzehnts der aus den USA stammende Rock ’n’ Roll populär wird, profiliert sich insbesondere das Studio Wien unter dem Produzenten Gerhard Mendelson, der u. a. die Karriere von Ted Herold und Peter Kraus, den erfolgreichsten deutschen Interpreten dieser Musikrichtung, steuert.

Bill Ramsey, Gus Backus, das Hazy-Osterwald-Sextett und das Orchester von Bert Kaempfert zählen zu den zugkräftigen Polydor-Stars der frühen sechziger Jahre. 1964 führt man das bis heute verwendete rote Polydor-Logo ein. Gegen Mitte des Jahrzehnts bricht die Beat-Welle über Deutschland herein, der Absatz deutschsprachiger Musik geht deutlich zurück und auch die Polydor hat zunächst Schwierigkeiten, sich dem neuen Geschmack anzupassen. Zwar kann man mit Roy Black, Karel Gott, Renate Kern, Chris Roberts oder Wencke Myhre auch noch erfolgreiche Interpreten deutscher Schlager etablieren. Das Repertoire wird gegen Ende des Jahrzehnts aber auch durch internationale Interpreten wie den Bee Gees, The Who oder dem deutschen Protestsänger Franz Josef Degenhardt erweitert. Die erfolgreichsten Langspielplatten stammen hingegen von James Last.

Auch in den 1970er Jahren erscheinen bei der Polydor, die ab 1972 zur PolyGram gehört, Platten namhafter nationaler und internationaler Stars: Barry Ryan, Daliah Lavi, James Brown, Plácido Domingo, Konstantin Wecker, Ougenweide, Georg Danzer, Barclay James Harvest und ABBA. In den 1980er Jahren folgen Hits von Volker Lechtenbrink, Hubert Kah, Rolf Zuckowski, Haindling, Level 42 und Patricia Kaas. Auch war Cyndi Lauper mit ihrer Band Blue Angel bei Polydor unter Vertrag, bevor sie Solo die Charts stürmte. Chart-Erfolge der Polydor in den 1990er Jahren stammen u. a. von Matthias Reim, Rosenstolz, Ronan Keating, Andrea Bocelli und André Rieu. Seagram erwirbt 1998 PolyGram und vereinigt es mit seiner Universal Music. 2000 fusionieren der französische Mischkonzern Vivendi und Seagram zum weltweit zweitgrößtem Musikkonzern "Vivendi Universal" mit Hauptsitz in Frankreich.

Deutsche Nummer-1-Hits der Polydor 1951 bis 1990

Da eine offizielle Hitparade in Deutschland erst seit 1959 existiert und die Firma Polydor erst seit 1975 Daten gespeichert hat, sind die Nummer-1-Hits der Jahre 1951-58 nur anhand von Plattenverkaufszahlen ermittelt, die in Presseberichten genannt wurden.

  • Lale Andersen - Blaue Nacht am Hafen (1951)
  • Renée Franke & Detlev Lais - Eine weiße Hochzeitskutsche (1952)
  • Friedel Hensch & die Cyprys - Tango-Max (1952)
  • René Carol - Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein (1953)
  • Gerhard Wendland - Jambalaya (1953)
  • Bully Buhlan - Ich möcht' auf deiner Hochzeit tanzen (1954)
  • Peter Alexander - Der Mond hält seine Wacht (1955)
  • Caterina Valente & Peter Alexander - Eventuell (1956)
  • Margot Eskens - Tiritomba (1956)
  • Club Indonesia - Steig in das Traumboot der Liebe (1956)
  • Freddy Quinn - Heimweh (1956)
  • Freddy Quinn - Rosalie (1956)
  • Die sieben Raben - Smoky (1956)
  • Club Argentina - Oh Billy Boy (1957)
  • Peter Alexander - Ich weiß was Dir fehlt (1957)
  • Margot Eskens - Cindy oh Cindy (1957)
  • Freddy Quinn - Heimatlos (1957)
  • Caterina Valente - Wo meine Sonne scheint (1957)
  • Freddy Quinn - Der Legionär (1958)
  • Peter Kraus - Hula Baby (1958)
  • Freddy Quinn - Ich bin bald wieder hier (1958)
  • Freddy Quinn - Die Gitarre und das Meer (1959)
  • Bill Ramsey - Souvenirs (1959)
  • Freddy Quinn - Unter fremden Sternen (1959)
  • Ted Herold - Moonlight (1960)
  • Ivo Robić - Mit 17 fängt das Leben erst an (1961)
  • Bill Ramsey - Pigalle (1961)
  • Freddy Quinn - La Paloma (1961)
  • Gus Backus - Der Mann im Mond (1961)
  • Mina - Heißer Sand (1962)
  • Peter Kraus - Sweety (1962)
  • Freddy Quinn - Junge, komm bald wieder (1962)
  • Die Tahiti-Tamourés - Wini-Wini (1963)
  • Roy Black - Ganz in weiß (1965)
  • Freddy Quinn - Hundert Mann und ein Befehl (1966)
  • Roy Black - Good Night My Love (1967)
  • Roy Black - Meine Liebe zu Dir (1967)
  • Bee Gees - Massachusetts (1967)
  • Bee Gees - World (1968)
  • Roy Black - Bleib bei mir (1968)
  • Bee Gees - Words (1968)
  • Roy Black - Das Mädchen Carina (1969)
  • Roy Black - Dein schönstes Geschenk (1969)
  • Miguel Ríos - Song of Joy (1970)
  • Bata Illic - Michaela (1972)
  • ABBA - Waterloo (1974)
  • The Rubettes - Sugar Baby Love (1974)
  • ABBA - S.O.S. (1975)
  • ABBA - Mamma Mia (1975)
  • ABBA - Fernando (1976)
  • ABBA - Dancing Queen (1976)
  • ABBA - Money, Money, Money (1976)
  • ABBA - Knowing Me, Knowing You (1977)
  • Jeanette - Porque te vas (1977)
  • Oliver Onions - Santa Maria (1980)
  • ABBA - Super Trouper (1980)
  • Visage - Fade to Grey (1981)
  • ABBA - One of Us (1981)
  • Robin Gibb - Juliet (1983)
  • Nino de Angelo - Jenseits von Eden (1984)
  • Opus - Live Is Life (1985)
  • Level 42 - Lessons in Love (1986)
  • Fat Boys & Chubby Checker - The Twist (1988)
  • Koreana - Hand in Hand (1988)
  • Matthias Reim - Verdammt ich lieb' dich (1990)

Zeitleiste

Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.
  • 1898 - Gründung der Deutsche Grammophon Gesellschaft
  • 1924 - Polydor wird das zweite Label der Deutschen Grammophon.
  • 1950 - Philips gründet Philips Phonographische Industrien (PPI).
  • 1960 - Philips erwirbt Mercury Records.
  • 1962 - Philips und Siemens gründen ein Joint Venture, wobei Philips 50% der Deutschen Grammophon and Siemens 50% der PPI übernimmt.
  • 1972 - Philips und Siemens Töchter vereinigen sich zu PolyGram. PolyGram erwirbt Verve Records.
  • 1980 - PolyGram erwirbt Decca.
  • 1987 - PolyGram wird eine Tochtergesellschaft von Philips.
  • 1989 - PolyGram erwirbt Island Records.
  • 1990 - PolyGram erwirbt A&M Records.
  • 1993 - PolyGram erwirbt Motown Records.
  • 1994 - PolyGram erwirbt 50% von Def Jam Recordings.
  • 1995 - PolyGram erwirbt Rodven Records.
  • 1996 - PolyGram erwirbt weitere 10% von Def Jam Recordings.
  • 1998 - Seagram erwirbt PolyGram und vereinigt es mit seiner Universal Music Group. Diese besitzt MCA, Leeds Music, Duchess Music, ABC Records, Chess Records, Geffen Records, GRP Records, Universal Records, Hip-O Records und Interscope Records.
  • 1999 - UMG erwirbt die restlichen 40% von Def Jam Recordings.
  • 2000 - Vivendi übernimmt Seagram. Beide Konzerne fusionieren zu Vivendi Universal.
  • 2000 - UMG erwirbt Rondor Music.
  • 2001 - UMG bringt das neue Label Universal South heraus.
  • 2003 - Polydor und Mercury Records werden zur Polydor Island Group zusammengefasst.
  • 2004 - Universal Music Deutschland strukturiert sich um. Fortan werden alle Bereiche in der Universal International Division (UID) und der Universal Domestic Division (UDD) zusammengefasst.

Labels der Universal Music Group: Barclay, DreamWorks, Interscope Geffen A&M, Island, Def Jam Music Group, Lost Highway, MCA Nashville, Mercury, Mercury Nashville, Motor Music, Polydor, Universal Motown Records Group, Universal Classics Group (darunter Decca, Deutsche Grammophon, Philips und ECM) und Verve Music Group.

Literatur

  • Bettina Greve: Sternenhimmel : die Chronik einer deutschen Schallplattenmarke. Hannibal, 2001, ISBN 978-3854452058. 

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