- Janosch
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Janosch (* 11. März 1931 in Hindenburg O.S., Oberschlesien als Horst Eckert) ist ein deutscher Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller. Er lebt heute auf Teneriffa (Spanien).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Janosch sagte: „Katholisch geboren zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens“,[1] jedoch war seine Familie nicht besonders religiös.[2] Sein Vater wird als Alkoholiker und als gewalttätig gegenüber seiner Familie beschrieben.[3] Janosch wuchs bei seinen Großeltern in einer Bergarbeitersiedlung auf, bis sich seine Eltern eine eigene Wohnung leisten konnten. Mit dreizehn erkrankte er an Gelbsucht, die mit selbstgebranntem Schnaps „behandelt“ wurde. Er war in einer nach eigener Aussage „intensiv gepeinigten jesuitischen Jugendgruppe“.[4]
1944 erhielt er eine Lehrstelle zum Schmied und arbeitete in einer Schlosserei („Meine beste und allerwichtigste Zeit im Leben, denn man brachte mir den wichtigsten Satz meines Lebens bei: Es gibt nichts, was nicht geht“, zitiert aus Von dem Glück, als Herr Janosch überlebt zu haben). Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Heimkehr seines Vaters 1946 flüchteten die Eltern mit ihm nach Westdeutschland. Janosch lebte 15 Jahre in Bad Zwischenahn, wo er in Textilfabriken arbeitete und besuchte eine Textilfachschule in Krefeld, wo er an einem Lehrgang für Musterzeichnen bei dem Klee-Schüler Gerhard Kadow teilnahm.
Nach einem Aufenthalt in Paris zog er 1953 nach München, wo er an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Ernst Geitlinger studierte, aber sein Kunststudium wegen „mangelnder Begabung“ nach einigen Probesemestern abbrechen musste. Danach arbeitete er als freischaffender Künstler. 1956 begann seine schriftstellerische Tätigkeit im Feuilleton. Ein Freund riet ihm, aus seinen Zeichnungen ein Kinderbuch zu machen, und sein Verleger Georg Lentz, sich „Janosch“ zu nennen. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch Die Geschichte von Valek dem Pferd bei dem mit ihm befreundeten Verleger, 1970 sein erster Roman Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm.
1980 zog Janosch, ursprünglich zur Erholung von einer Krankheit, in ein Haus in den Bergen von Teneriffa, das er aber bald zu seinem ständigen Wohnort wählte. In einem Interview antwortete Janosch auf die Frage, warum er so ungern Interviews gebe: „Ich bin wirklich Autist. Am liebsten wäre ich unsichtbar.“[5]
Einige seiner bekanntesten Figuren sind beispielsweise Schnuddel oder die Tigerente, die zusammen mit dem Tiger und dem Bären in Post für den Tiger, Oh, wie schön ist Panama (verfilmt unter dem gleichen Titel) und Ich mach dich gesund, sagte der Bär auftrat. Janosch zeichnet und schreibt jedoch nicht nur Kinderbücher. In seinen Büchern für Erwachsene verarbeitet er unter anderem Erlebnisse seiner Kindheit. Die Ablehnung gottesfürchtiger Religiosität, die Befürwortung familiärer Beziehungen, Freundschaft und die Frage nach dem Sinn des Lebens sind immer wieder Thema für ihn.
1985 und 1989 wurden seine Geschichten als Janoschs Traumstunde fürs Fernsehen produziert.
Janosch war früher Mehrheitseigner an der Janosch AG (Janosch film & medien AG). Die Aktien erhielt er anstelle eines vereinbarten Übernahmepreises und überließ sie der an der AG hängenden VEM-Bank für 0,07 Cent pro Aktie.[4]
Sein autobiografisches Buch Tagebuch eines frommen Ketzers wurde bisher noch nicht durch einen Verlag verlegt.[4] Das erste Kapitel wurde jedoch ins Polnische übersetzt und 2005, nach dem Besuch des Schriftstellers in Oberschlesien, in der größten polnischen Zeitung Gazeta Wyborcza veröffentlicht. In dem in Polen veröffentlichten Kapitel seiner Autobiographie rechnet Janosch kritisch mit seiner konservativen schlesischen Familie ab. [6]
Janosch gehört inzwischen dem Beirat der Giordano Bruno Stiftung an,[7] für die er kirchenkritische satirische Cartoons zeichnet[8]. Auch ist er Unterstützer der „Spatzenkampagne“ der Deutschen Wildtier Stiftung. Als Begründung für sein Engagement gibt er an, in gewisser Weise eine Schuld wiedergutmachen zu müssen, da sein Vater Vogelfänger gewesen sei. Zudem engagiert er sich für die Nachsorgeklinik Tannheim.[4]
Am 16. April 2010 kündigte Janosch im Rahmen einer Ausstellung seiner Arbeiten an, keine weiteren Bücher mehr schreiben zu wollen. Er wolle fortan nur noch „reisen und in der Hängematte liegen“[9] und halte sich ohnehin für unbegabt.
Werke (Auswahl)
Von Janosch sind bislang über 150 Bücher erschienen, die zum Teil in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden[8]:
- Die Geschichte von Valek dem Pferd, München 1960, Georg-Lentz-Verlag
- Der Josa mit der Zauberfidel, München 1960, Georg-Lentz-Verlag
- Onkel Poppoff kann auf Bäume fliegen, München 1964, Parabel-Verlag
- Das Auto hier heißt Ferdinand, München 1964, Parabel-Verlag, ISBN 3-407-79316-2
- Böllerbam und der Vogel, Köln 1968, Middelhauve Verlag, ISBN ohne
- Der Mäuse-Sheriff, Recklinghausen 1969, Georg-Bitter-Verlag
- Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm, Recklinghausen 1970, Georg-Bitter-Verlag, ISBN 3-7903-0125-6
- Lari Fari Mogelzahn, Weinheim 1971, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80207-2
- Sacharin im Salat, München 1975, Bertelsmann-Verlag, ISBN 3-570-00047-8
- Traumstunde für Siebenschläfer, Weinheim 1977, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80526-8
- Die Maus hat rote Strümpfe an, Weinheim 1978, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80538-1
- Oh, wie schön ist Panama, Weinheim 1978, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80533-0
- Sandstrand, Weinheim 1979, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80758-9, Gifkendorf 2001, Merlin Verlag, ISBN 3-87536-218-7
- Komm, wir finden einen Schatz, Weinheim 1979, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80555-1
- Post für den Tiger, Weinheim 1980, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-78031-1
- Das Leben der Thiere, Weinheim 1981, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80585-3
- Rasputin der Vaterbär, Weinheim 1983, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-80270-6
- Ich mach dich gesund, sagte der Bär, Zürich 1985, Diogenes-Verlag, ISBN 3-407-79335-9
- Das Lumpengesindel, Zürich 1987, Diogenes-Verlag, ISBN 3-257-00689-6
- Die Kunst der bäuerlichen Liebe 1. Teil, Gifkendorf 1990, Merlin Verlag, ISBN 3-926112-26-3
- Du bist ein Indianer, Hannes, Recklinghausen 1990, Bitter Verlag, ISBN 3-7903-0388-7
- Polski Blues, München 1991, Goldmann Verlag, ISBN 3-442-30417-2
- Zurück nach Uskow, Gifkendorf 1992, Merlin Verlag, ISBN 3-926112-34-4
- Schäbels Frau, München 1992, Goldmann Verlag, ISBN 3-442-30442-3
- Mutter sag, wer macht die Kinder?, München 1992, Mosaik-Verlag, ISBN 3-576-10038-5
- Von dem Glück, Hrdlak gekannt zu haben, München 1994, Goldmann Verlag, ISBN 3-442-30443-1
- Von dem Glück, als Herr Janosch überlebt zu haben, Gifkendorf 1994, Merlin Verlag, ISBN 3-926112-25-5
- Wörterbuch der Lebenskunst, München 1995, Goldmann Verlag, ISBN 3-442-30626-4
- Gastmahl auf Gomera, München 1997, Goldmann Verlag, ISBN 3-442-30662-0
- Restaurant & Mutterglück oder Das Kind, Gifkendorf 1998, Merlin Verlag, ISBN 3-926112-79-4
- Ich liebe eine Tigerente, München 1999, Mosaik-Verlag, ISBN 3-576-11318-5
- Janoschs großer, kleiner Tigeratlas, München 2002, Bassermann, ISBN 3-8094-1239-2
- Janoschs Tausend-Bilder-Lexikon, München 2002, Bassermann, ISBN 3-8094-1240-6
- Wie der Tiger zählen lernt, München 2002, Bassermann, ISBN 3-8094-1238-4
- Wie der Tiger lesen lernt, München 2002, Bassermann, ISBN 3-8094-1237-6
- Bei Liebeskummer Apfelmus, München 2002, Bassermann, ISBN 3-8094-1371-2
- Morgen kommt der Weihnachtsbär, München 2002, Bassermann, ISBN 3-8094-1369-0
- Wenn Schnuddel in die Schule geht und andere Geschichten, München 2006, cbj, ISBN 3-570-21622-5
- Gibt es hitzefrei in Afrika? So leben die Kinder dieser Welt, München 08/2006, Heyne Verlag, ISBN 3-453-12089-2
Auszeichnungen (Auswahl)
- Literaturpreis der Stadt München (1975)
- Tukan-Preis (1979)
- Deutscher Jugendbuchpreis Bilderbuch (1979 für Oh, wie schön ist Panama)
- 2 × Plakette der Biennale der Illustrationen Bratislava (1979 für Die Maus hat rote Strümpfe an)
- Prix Jeunesse International Munich (1980 für Oh, wie schön ist Panama in der „Sendung mit der Maus“)
- Prix Danube Bratislava: Hauptpreis Trickfilm (1981 für Komm, wir finden einen Schatz in der „Sendung mit der Maus“)
- 2 × Silberner Pinsel (1983 für Das Leben der Thiere, 1987 für Ich mach dich gesund, sagte der Bär)
- Silberner Griffel (1984 für Post für den Tiger)
- Banff World Television Festival: Special Jury Award (1984 für Post für den Tiger in der „Sendung mit der Maus“)
- Bologna Ragazzi Award als lobende Erwähnung (1987 für Hosentaschen-Bücher)
- Andreas-Gryphius-Preis (1992 für sein Romanwerk)
- Bundesverdienstkreuz (1993)
- Morenhovener Lupe (1996)
- Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen (1999)
- Orden de Manuel Amador Guerrero (1999)
- Bayerischer Poetentaler (2002)
- DVD Champion: Creative Award (2003)
Literatur
- Jörg Merk und Janosch: Reden Sie Tacheles Herr Janosch. Verlag Neue Welt, ISBN 978-3-937957-97-5
- Theo Rommerskirchen: Janosch. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005. ISBN 3-926943-85-8
Weblinks
- Literatur von und über Janosch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gabriela Schaaf: „Wenn man einen Freund hat …“, dw-world.de, 11. März 2006
- Katja Engler: Ein Eigenbrötler, dem die Liebe alles ist, Welt Online, 5. März 2006
- Janosch wird 75 – Geburtstag in der Hängematte, RP Online, 10. März 2006
- Die Kinder der anderen, Standard.at Online, 20. Mai 2011
Einzelnachweise
- ↑ RP-Online, 7/2007
- ↑ Interview Connection Verlag
- ↑ FAZ.Net, 18. Juni 2007
- ↑ a b c d Philipp Zieger: Kinderbuchautor Janosch über soziales Engagement und die Nachsorgeklink Tannheim. „Ich engagiere mich gerne“. In: Südkurier vom 13. Mai 2009
- ↑ Corinne Schmid: Janosch: „Am liebsten wäre ich unsichtbar“ – Gespräch zum 75. Geburtstag, Allgemeine Zeitung Mainz, 9. März 2006
- ↑ Życie jak ze złota. Fragmenty nieopublikowanej biografii Horsta Eckerta, czyli Janoscha (polnisch), Gazeta Wyborcza Katowice 1. Juli 2005
- ↑ Janosch: „Grüß Gott, Herr Stoiber!“, Humanistischer Pressedienst, 14. Juni 2007
- ↑ a b Philipp Zieger: Janosch. In: Südkurier vom 13. Mai 2009
- ↑ Lübecker Nachrichten, 17. April 2010
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