- Hans-Joachim Ritter
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Hans-Joachim Ritter (* 18. August 1949 in Speyer) ist ein deutscher Diplom-Verwaltungswirt (FH) und war von 1989 bis 1993 Bundesvorsitzender der ödp. Ritter ist Vorsitzender der von ihm 1992 gegründeten Stiftung für Ökologie und Demokratie.
Inhaltsverzeichnis
Familie und Beruflicher Werdegang
Ritter, Sohn eines Verwaltungsangestellten, besuchte im Zeitraum von 1956 bis 1964 zunächst die Volks-, und danach zwei Jahre die Handelsschule, die er mit der mittleren Reife abschloss. Anschließend war er von 1966 bis 1968 an der Berufsschule, an der er eine Lehrabschlussprüfung absolvierte. Danach war er bis 1971 Anwärter für den gehobenen Dienst bei der Stadtverwaltung von Speyer; 1971 fand ebenso seine Laufbahnprüfung statt. Er ist seit 1986 Leiter der Bauverwaltung der Stadt Speyer.
Von 1971 bis 1975 studierte er neben seinem Beruf sieben Semester lang an der rheinland-pfälzischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie; 1987 wurde er zum Diplom-Verwaltungswirt (FH). Von 1971 bis 1981 war er als Sachbearbeiter bei der Stadtkämmerei Speyer tätig. 1981 wurde er Sachgebietsleiter beim Stadtbauamt; in dieser Funktion war er für die Bereiche „Wohnungswesen“ und „Städtebauförderung“ zuständig.
Er ist katholisch, seit 1977 verheiratet, Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder (ein Sohn und eine Tochter) und lebt in Rülzheim.
Politische Karriere
JU, CDU und erste Jahre bei der ödp (1972−1989)
Hans-Joachim Ritter wurde 1972 Mitglied der Jungen Union und 1975 Mitglied der CDU, für die er ab 1979 im Orts- und Verbandsgemeinderat von Rülzheim saß. Beiden Gremien gehörte er bis 1989 an. 1983 wechselte er nach unüberbrückbaren Differenzen seiner Partei in der Umweltpolitik in die ein Jahr zuvor gegründete ödp. Zeitgleich wurde er Vorsitzender des neugegründes Kreisverband Speyer-Germersheim. Bereits im Oktober 1984 wurde er deren Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz. Dieses Amt hatte er noch bis zum Frühjahr 1990 inne. Ritter kandidierte bei der Europawahl 1984 auf Platz 5 der Bundesliste seiner Partei.
Bundesvorsitzender der ödp (1989−1993)
Nach dem Rechtsabgrenzungsbeschluss der ödp auf dem Parteitag 1989 in Saarbrücken hatte der ödp-Gründer Herbert Gruhl nicht mehr als Bundesvorsitzender kandidiert. Als Nachfolger im Gespräch waren zum einen Ritter und zum anderen Hermann Bentele.[1] Die Wahl fiel auf Ritter, da ihm von den Delegierten zugetraut worden war, als Vermittler zwischen der Parteibasis und Gruhl zu fungieren.[1]
Bereits ein Jahr später grenzte sich Ritter auf dem Bundesparteitag in Würzburg, der am 20. Januar 1990 stattfand, von den Unabhängigen Ökologen, einer rechten Gruppierung ehemaliger abtrünniger ödp-Mitglieder, die 1991 an der Gründung der Unabhängigen Ökologen Deutschlands (UÖD) beteiligte, ab.[2] Gleichzeitig drohte er Parteimitgliedern, die mit den Unabhängigen Ökologen zusammenarbeiten, mit Konsequenzen.[2]
Als ödp-Vorsitzender führte er Gespräche über eine Zusammenarbeit mit den Grünen und dem Bündnis 90. Während Teile des Bündnis 90 der ödp aufgeschlossen gegenüberstanden, scheiterte ein „Dreierbündnis“ an den westdeutschen Grünen.
Von 1989 bis 1994 war er Kreisrat im Landkreis Germersheim sowie Fraktionsvorsitzender seiner Partei, die während dieser Zeit dort zwei Sitze innehatte. In einer Koalition aus SPD, Grüne und ödp war Ritter bis Ende 1991 dritter Kreisdeputierter (Beigeordneter ohne Geschäftsbereich). Die Koalition scheitere jedoch später, als Ritter nicht wie vereinbart zum zweiten Beigeordneten gewählt wurde.
Unter seiner Führung gelang der ödp eine gewisse Konsolidierung, nachdem diese in den achtziger Jahren häufig wegen angeblich mangelnder Abgrenzung zum rechten Spektrum kritisiert worden war. Dies äußerte sich unter anderem in den steigenden Mitgliederzahlen der Partei in seiner Amtszeit.
Stiftung für Ökologie und Demokratie (seit 1992)
Am 12. September 1992 gründete er in Freiberg die ödp-nahe Stiftung für Ökologie und Demokratie, die dennoch überparteilich agiert und deren Vorsitzender er seither ist. Um Interessenskonflikte mit seiner neuen Tätigkeit zu vermeiden, legte er ein Jahr später auf dem Bundesparteitag am 3. und 4. Juli 1993 in Bottrop sein Amt als ödp-Bundesvorsitzender nieder. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde Bernd Richter. Jedoch kandidierte Ritter bei der Europawahl 1994 erneut auf Listenplatz drei. Darüber hinaus hat er einen Sitz im Ökologischen Rat inne, das eine Art „Expertengremium“ innerhalb der ödp darstellt.
Er ist außerdem Vorsitzender der EnergieAgentur Speyer-Neustadt/Südpfalz (EA), einem Projekt der Stiftung für Ökologie und Demokratie und Kuratoriumsmitglied der Verbrauchervereinigung Medien e.V.
2008 wurde er anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des rheinland-pfälzischen Landesverbands der ödp für seine 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.[3]
Quellen
- ↑ a b Interview mit Hans-Joachim Ritter - „Versöhnung mit den Ursprüngen“. In: ÖkologiePolitik. März 2002 (Online, abgerufen am 12. August 2008).
- ↑ a b Wüst, S. 120
- ↑ oedp.de
Literatur
- Raphael Mankau (Hrsg.): 20 Jahre ödp – Anfänge, Gegenwart und Perspektiven ökologisch-demokratischer Politik. dolata verlag, Rimpar 1999, ISBN 3-344-70790-6.
- Jürgen Wüst: Konservatismus und Ökologiebewegung. Eine Untersuchung im Spannungsfeld von Partei, Bewegung und Ideologie am Beispiel der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). IKO - Verlag für Interkulturelle Kommunikationen, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-88939-275-X.
Weblinks
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Commons: Hans-Joachim Ritter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Mitgliederportrait auf der ödp-Homepage
Bundesvorsitzende der ÖDPHerbert Gruhl (1982-1989) | Hans-Joachim Ritter (1989-1993) | Bernd Richter (1993-1995) | Hans Mangold (1995-1997) | Susanne Bachmaier (1997-2000) | Uwe Dolata (2000-2003) | Klaus Buchner (2003-2010) | Sebastian Frankenberger (seit 2010)
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