Hans Christoph Ernst von Gagern

Hans Christoph Ernst von Gagern
Hans von Gagern

Hans Christoph Ernst Freiherr von Gagern (* 25. Januar 1766 in Kleinniedesheim bei Worms; † 22. Oktober 1852 in Hornau bei Frankfurt) war politischer Schriftsteller und Staatsmann.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Hans Christoph Ernst von Gagern war der Sohn des Freiherrn Christoph Carl von Gagern (1743-1825) und dessen Frau Susanne Esther Laroche von Starkenfels. Der Vater war lutherischen Glaubens, die Mutter Calvinistin. In Worms ging er bei den Jesuiten zur Schule. Ab 1778 besuchte er das Gymnasium in Zweibrücken und ab 1779 die Ecole militaire in Colmar.

1781 begann er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Leipzig und Göttingen. Im April 1785 trat er in den nassau-weilburgischen Staatsdienst als Regierungsassessor in Zweibrücken. 1787 wurde er zum Regierungsrat in der Residenzstadt Kirchheim am Donnersberg, 1788 zum leitenden Minister und obersten Gerichtspräsidenten befördert. 1791 war er Gesandter beim Reichstag, ab 1801 nassauischer Unterhändler in Paris und bald darauf Geheimrat und Regierungspräsident. Napoleons I. Dekret, dass kein auf dem linken Rheinufer Geborener außerhalb Frankreichs ein öffentliches Amt bekleiden dürfe, zwang ihn, 1811 seine Entlassung zu nehmen. Er begab sich nach Wien, wo er mit Josef von Hormayr und dem Erzherzog Johann in Verbindung stand und an den Entwürfen zum neuen Aufstand der Tiroler 1812 tätigen Anteil nahm. Deshalb wurde er 1813 aus Österreich ausgewiesen und begab sich in das preußisch-russische Hauptquartier. 1813 war er Mitglied des Verwaltungsrates für die befreiten deutschen Gebiete unter Freiherr vom Stein.

Danach wechselte er nach England, wo er in die Dienste des Prinzen von Oranien trat und für dessen Restitution in den Niederlanden eifrig tätig war. Hierauf ernannte ihn der neue König der Niederlande zum leitenden Minister der vier oranischen Fürstentümer in Deutschland mit Sitz in Dillenburg.

1815 nahm er als Gesandter des Königs der Niederlande dem Wiener Kongress teil und erwirkte durch engen Anschluss an England und Österreich die Vergrößerung des neuen Königreichs der Niederlande durch die belgischen Provinzen und die Begründung des Herzogtums Nassau als oranischem Mittelstaat zwischen Preußen und Frankreich, den er auch bis 1818 als Gesandter beim deutschen Bundestag vertrat.

Wie er schon beim Ausbruch der französischen Revolution das Berechtigte an derselben anerkannt hatte, so drang er auch jetzt auf Ausführung von Maßregeln, welche die wahre politische Einheit und Freiheit der deutschen Nation feststellen könnten, und forderte in allen seinen Voten die Einführung landständischer Verfassungen in den deutschen Bundesstaaten. 1818 pensioniert, privatisierte er auf seinem Gut Hornau bei Höchst am Main im Nassauischen. Er beschäftigt sich mit literarischen Arbeiten über die Vergangenheit und Zukunft der Nation und stand mit vielen bekannten Zeitgenossen in lebhaftem schriftlichen Verkehr.

1820 bis 1824 war er für den Wahlkreis Pfeddersheim Mitglied der Zeiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Ab 1829 war er lebenslängliches Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen.

Als Abgeordneter hatte er reichlich Gelegenheit, die Aufmerksamkeit der Regierung und der Stände auf patriotische und philanthropische Fragen zu lenken. Bis 1847 verging kaum eine Session der Stände, in der nicht Gagern einen Antrag gestellt hätte. Obwohl er die Idee einer Volksvertretung am Bundestag früher stets von sich gewiesen hatte, begrüßte er doch das Frankfurter Parlament mit Freuden und den besten Hoffnungen.

Hofgut der Familie Gagern und Alte Martinskirche in Hornau

Familie

Hans Christoph Ernst von Gagern war Sohn von (Christoph Gottlieb) Karl von Gagern (1743-1825), einem Pfalz-Zweibrückischen Geheimrat und Oberhofmeister und (Susanne) Esther von Gagern, geborene Laroche (1743-1783). Er entstammte damit einer alten Adelsfamilie von der Insel Rügen. Hans Christoph Ernst von Gagern heiratete am 7. Dezember 1793 Caroline (genannt: Charlotte) Freiin von Gaugreben (1776-1881). Friedrich von Gagern, Heinrich von Gagern und Maximilian von Gagern waren seine Söhne.

Werke

Von seinen Schriften sind außer seinen autobiographischen Denkwürdigkeiten (Mein Anteil an der Politik), die ein lebendiges Bild der Napoleonischen Zeit und der diplomatischen Lage während der Freiheitskriege liefern, hervorzuheben:

  • Die Resultate der Sittengeschichte
  • Die Fürsten, 1808
  • Aristokratie, 1812
  • Demokratie, 1816
  • Politik, 1818
  • Freundschaft und Liebe, 1822
  • Zivilisation, 1847
  • Die Nationalgeschichte der Deutschen, 1813-26
  • Kritik des Völkerrechts mit praktischer Anwendung auf unsre Zeit, 1840

Literatur

Weblinks

Quellen

  • Hans Georg Ruppel / Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820-1930, Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14X, Seite 106
  • Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890
  • Rudolf Fendler: Hans Christoph von Gagern, In: Pfälzer Lebensbilder, Sechster Band, Speyer 2001, S. 103 ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Christoph Ernst von Gagern — Hans Christoph Ernst Freiherr von Gagern (25 January 1766 ndash; 22 October 1852), German statesman and political writer, was born at Kleinniedesheim, near Worms. After studying law at the universities of Leipzig and Göttingen, he entered the… …   Wikipedia

  • Ernst von Gagern — Pfarrer Ernst Freiherr von Gagern (1807 1865) Ernst von Gagern, auch Johann Ernst von Gagern, (* 6. Januar 1807 in Monsheim; † 6. Juli 1865 in Schifferstadt) war Spross des berühmten deutschen Adelsgeschlechtes Gagern, Konvertit zum katholischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst von Münster — Graf und Gräfin Münster mit Sohn Herbert (* 1820) Graf Ernst Friedrich Herbert zu Münster, auch von Münster, (* 1. März 1766 in Osnabrück; † 20. Mai 1839 in Hannover) war ein deutscher Staatsmann und Politiker im Dienste des Vereinigten… …   Deutsch Wikipedia

  • Von Gagern — Heinrich von Gagern Heinrich von Gagern en 1848 (daguerréotype de J. Seib) Heinrich Wilhelm August Freiherr (baron) von Gagern (né le 20 août 1799 à Bayreuth mort le 22 mai 1880 à Darmstadt) était un homme politique libéral allemand. Il est… …   Wikipédia en Français

  • Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern — Heinrich von Gagern, (Foto von Jacob Seib, 1848) Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern (* 20. August 1799 in Bayreuth; † 22. Mai 1880 in Darmstadt) war ein liberaler deutscher Politiker zur Zeit der national liberalen …   Deutsch Wikipedia

  • Max von Gagern — Maximilian Joseph Ludwig Freiherr von Gagern (* 25. März 1810 in Weilburg; † 17. Oktober 1889 in Wien) war ein liberaler deutscher Politiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Maximilian Freiherr von Gagern — Max von Gagern Maximilian Joseph Ludwig Freiherr von Gagern (* 25. März 1810 in Weilburg; † 17. Oktober 1889 in Wien) war ein liberaler deutscher Politiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Freiherr von Gagern — Tod des Generals Friedrich von Gagern im Gefecht bei Kandern Friedrich Balduin Ludwig Freiherr von Gagern (* 24. Oktober 1794 in Weilburg; † 20. April 1848 bei Kandern) war ein General des Deutschen Bundes …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich von Gagern (General) — General Friedrich von Gagern Friedrich Balduin Ludwig Freiherr von Gagern (* 24. Oktober 1794 in Weilburg; † 20. April 1848 bei Kandern (gefallen im Gefecht auf der Scheideck) war ein niederländischer General deutscher Herkunft und Befehlshaber… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich von Gagern — en 1848 (daguerréotype de J. Seib) Heinrich Wilhelm August Freiherr (baron) von Gagern (né le 20 août 1799 à Bayreuth mort le 22 mai 1880 à Darmstadt) était un homme politique libéral …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”