Hans Rodenberg

Hans Rodenberg
Hans Rodenberg (1961)

Hans Rodenberg (eigtl. Rosenberg, Hans Rudolph, Pseudonyme Curt Baumann, H. Berg, Rudolf Müller; * 2. Oktober 1895 in Lübbecke/Westfalen; † 7. März 1978 in Berlin) war ein deutscher Theaterwissenschaftler und Filmregisseur. Er hatte leitende Funktionen in der Akademie der Künste der DDR (AdK) und bei der DEFA.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der Schulausbildung besuchte Hans Rodenberg (eigentlich Rosenberg) von 1912 bis 1914 Max Reinhardts Schauspielschule des Deutschen Theaters, an diesem Theater erhielt er auch erste Engagements.

1917, im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst an die Ostfront einberufen. Nach Kriegsende wurde Rodenberg 1918 Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrats.

Nach der Niederschlagung der Revolution arbeitete Rodenberg von 1919 bis 1931 als Schauspieler und Regisseur in Berlin (unter anderem an der Berliner Volksbühne).[1] Auch in anderen Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz übernahm er Rollen und Regieaufgaben. Er schloss sich in dieser Zeit der Kommunistischen Partei Deutschlands an und leistete Propagandaarbeit. Hier lernte er auch seine spätere Frau, die Kabarettistin Ilse Rodenberg, kennen.

1932 emigrierte Rodenberg in die Sowjetunion, wo er 1935 stellvertretender Direktor des Filmstudios der Internationalen Arbeiterhilfe (Mezhrabpom-Film) in Moskau wurde. Bis zu seiner Rückkehr nach Berlin im Jahre 1948 arbeitete Rodenberg als Szenarist, Schriftsteller und Rundfunksprecher in der Sowjetunion. In der Zeit der Stalinistischen Säuberungsaktionen (großen Tschistka) soll Rodenberg - nach zwei Quellen - als NKWD-Spitzel unter den deutschen Emigranten gearbeitet haben.[2]

Als er 1948 in die DDR zurückkehrte, konnte Rodenberg seine künstlerische Entwicklung fortsetzen. Er gründete das Theater der Freundschaft in Berlin-Lichtenberg und wurde dessen erster Intendant. Er wurde 1952 auch Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (Ost), Sektion Darstellende Kunst und blieb es bis zu seinem Tode.

Darüber hinaus war er Direktor des DEFA-Studios für Dokumentarfilme, 1952 bis 1956 wurde er Hauptdirektor des DEFA-Studios für Spielfilme.[3] Zwischen 1956 und 1960 war Rodenberg Dekan an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg; 1958 erhielt er seine Ernennung zum Professor.

Außerdem betätigte er sich kulturpolitisch als stellvertretender Kulturminister (1960–1963), Mitglied des Staatsrats, der Volkskammer und des Zentralkomitees der SED.

Von 1969 bis 1974 war Rodenberg Vizepräsident der Akademie der Künste, Berlin (Ost).

Werke von und mit Hans Rodenberg

Filme und Inszenierungen

  • 1952: Roman einer jungen Ehe – Darsteller
  • 1962: Rotkäppchen – Drehbuch
  • 1970: Ein Mann seltener Art. Aussagen über Hans Otto – Mitwirkung
  • 1978: Hurrycan – Mitwirkung
  • Das kürzere Streichholz – Dokumentarfilm, einige Erinnerungen von Hans Rodenberg

Veröffentlichungen

  • Hans Rodenberg (Hrsg.): Sergei Eisenstein – Künstler der Revolution. Materialien der Berliner Eisenstein-Konferenz, 10. bis 18. April 1959, Berlin, Henschel Verlag, 1960
  • Johannes R. Becher, Alexander Abusch und Hans Rodenberg (Hrsg.): Zeitschrift Sinn und Form – Beiträge zur Literatur ab 1953
  • Protokoll eines Lebens. Erinnerung und Bekenntnis, Berlin 1980
  • Briefe aus unruhigen Jahren, Berlin, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft 1985

Im 'Archiv Darstellende Kunst' der AdK befinden sich rund 200 Bücher von Hans Rodenberg. Das Archiv des DEFA-Studios für Spielfilme, Potsdam-Babelsberg, besitzt den gesamten Nachlass von Hans Rodenberg.

Ehrungen

1965 erhielt Hans Rodenberg den Karl-Marx-Orden. 1978 wurde seine Urne in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt. Am 10. September 1980 wurde der bis dahin namenlose Platz vor dem Theater der Freundschaft in Berlin-Lichtenberg nach Hans Rodenberg benannt. 1995 entfernte die Bezirksverwaltung den Namen, der Platz wurde wieder in den Straßenverlauf An der Parkaue einbezogen.[4]

Die frühere 7. polytechnische Oberschule in Berlin-Lichtenberg, Siegfriedstraße, trug den Ehrennamen „Hans Rodenberg“[5], ebenso ein Sanitätsbataillon der NVA in Schwerin.[6]

Weblinks

 Commons: Hans Rodenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Einzelnachweise

  1. Spielplan Volksbühne 1930/31
  2. Susanne Leonhard: Gestohlenes Leben, Athenäum Bonn 1988 und Andreas W. Mytze: Ottwalt, Verlag europäische Ideen Berlin 1977 S.95ff
  3. Archivseite der DEFA
  4. Hans-Rodenberg-Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  5. Liste ehemaliger Schüler 'stay friends'
  6. private Webseite über militärische Strukturen auf dem Gebiet der DDR

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rodenberg (Begriffsklärung) — Rodenberg ist der Name der Stadt Rodenberg im Landkreis Schaumburg in Niedersachsen Rodenberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Greifenstein im Lahn Dill Kreis in Hessen, siehe Rodenberg (Greifenstein) der Gemeinde Papenhusen im Landkreis… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans von Weber — (* 22. April 1872 in Dresden; † 22. April 1924 in München) war ein deutscher Verleger und Kunstmäzen. Er gehörte zur Gruppe der literarischen Individualverleger und prägte maßgeblich die deutsche Buchkunst. Leben und Werk Hans von Weber… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Eschelbach — (* 16. Februar 1868 in Bonn; † 14. März 1948 in Innsbruck) war ein deutscher Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Herausgeberschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Ulrich Anke — (* 1. September 1968 in Hannover) ist ein Jurist im Kirchendienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präsident des EKD Kirchenamtes und Leiter der Hauptabteilung I: Leitung, Recht und Finanzen . Leben und Wirken Hans Ulrich Anke ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Rodenberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Kinkeldey — Um das Jahr 1500 lebte in Rodenberg ein Braumeister namens Hans Kinkeldey, durch dessen Braukunst die Rodenberger Bürger zu nicht zu verachtenden Wohlstand kamen. Das von ihm gebraute Bier wurde weit über die Schaumburger Grenzen hin bekannt. Zum …   Deutsch Wikipedia

  • Ilse Rodenberg — an ihrem 60. Geburtstag (1966) Ilse Rodenberg (* 3. November 1906 in Düsseldorf; † 5. Januar 2006 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin, Kabarettistin und …   Deutsch Wikipedia

  • Julius Rodenberg — Porträt Julius Rodenberg Julius Rodenberg (* 26. Juni 1831 in Rodenberg, Niedersachsen; † 11. Juli 1914 in Berlin; eigentlich Julius Levy) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller …   Deutsch Wikipedia

  • Karl-Heinz Rodenberg — Carl Heinz Rodenberg, seltener Karl Heinz Rodenberg, (* 19. November 1904 in Heide; † 1995) war ein deutscher Neurologe und Psychiater. Rodenberg war Gutachter bei den nationalsozialistischen Krankenmorden, der „Aktion T4“, und ab 1943… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl-Heinz Rodenberg — Carl Heinz Rodenberg, a veces Karl Heinz Rodenberg, (Heide, 19 de noviembre de 1904 1995) fue un neurólogo y psiquiatra alemán. Rodenberg fue perito en el asesinato de enfermos por los nazis, la «Aktion T4», y a partir de 1943 director científico …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”