- Hans Schlange-Schöningen
-
Hans Schlange-Schöningen (* 17. November 1886 auf Gut Schöningen in Pommern als Hans Schlange; † 20. Juli 1960 in Bad Godesberg) war ein deutscher Politiker (DNVP, CNBL, nach 1945: CDU).
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Hans Schlange, der Lutheraner war, besuchte ein Gymnasium und studierte anschließend Agrarwissenschaften an der Universität Greifswald.[1] Er nahm von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil und wurde als Offizier mehrfach verwundet.[2] Nach dem Krieg bewirtschaftete er das elterliche Gut.
Schlange-Schöningen, dessen Herkunftsort schon in Weimarer Zeit seinem Geburtsnamen angefügt wurde, war von 1921 bis 1928 Mitglied des Preußischen Landtags für die DNVP, deren Vorsitzender des Landesverbandes der Provinz Pommern er war.[1] 1924 bis 1932 war er Reichstagsabgeordneter. Die 1928 erfolgte Wahl Alfred Hugenbergs zum Vorsitzenden der DNVP bewog ihn im November 1929, den Landesvorsitz niederzulegen, aus der DNVP-Reichstagsfraktion auszuscheiden und schließlich die Partei zu verlassen. 1930 wurde er für die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL), die er mit weiteren Dissidenten aus der DNVP sowie mit auf Landvolk-Listen schon 1928 gewählten Politikern als Deutsches Landvolk neu gegründet hatte, in den Reichstag gewählt. Er vertrat die Partei, die mit ihren 19 Abgeordneten im Reichstag bei dessen prekären Mehrheitsverhältnissen für Reichskanzler Brüning durchaus eine wichtige Rolle spielte, von Oktober 1931 bis Juni 1932 als Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für die Osthilfe in dessen zweitem Kabinett.
In den Reichstagswahlen vom Juli und November 1932 wurde die Landvolkpartei mit 0,2 bzw. 0,1 % bedeutungslos, Schlange-Schöningen verlor sein Mandat und seine politische Tätigkeit endete vorerst.
In der Zeit des Nationalsozialismus war er als Landwirt auf seinem Gut tätig. Durch Helmuth James Graf von Moltke hatte er Kontakt zum Kreisauer Kreis und war im Schattenkabinett Beck/Goerdeler für den Fall eines gelungenen Staatsstreiches nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 als möglicher Ernährungsminister vorgesehen.[2][1]
Nach seiner Flucht aus Pommern in den Westen gehörte Schlange-Schöningen 1945 zu den Mitbegründern der CDU in Plön und Ostholstein. 1946/47 gehörte er dem Zonenbeirat für die britische Besatzungszone an. Im Verwaltungsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes bekleidete er 1947 bis 1949 das Amt eines Direktors für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, nachdem er bereits zuvor das Zentralamt für Ernährung und Landwirtschaft der britischen Zone geleitet hatte. In dieser Zeit galt Schlange-Schöningen als führender Kopf der CDU im Norden Deutschlands, die eine liberal-konservative Grundausrichtung besaß.[3] Es gelang ihm jedoch nicht, größeren Einfluss in der Bundespartei zu gewinnen.
Obwohl er nicht kandidierte, bekam er im ersten Wahlgang bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten 1949 insgesamt sechs Stimmen. Dem Deutschen Bundestag gehörte er seit dessen erster Wahl 1949 bis zum 9. Juni 1950 an. 1950 sandte Bundeskanzler Adenauer ihn nach London, wo er zunächst deutscher Generalkonsul und von 1953 bis 1955 deutscher Botschafter im Vereinigten Königreich war. Adenauer wollte mit Schlange-Schöningen offenbar einen unbequemen potentiellen Konkurrenten aus Bonn abschieben.[4]
Ehrungen
- 1953: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
Quellen
- ↑ a b c Findmittelinfo bei Bundesarchiv.de
- ↑ a b Biographie bei Gedenkstätte Deutscher Widerstand
- ↑ Helmut Kistler, Die Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1985
- ↑ Ein Pommer an der Themse. In: Die Pommersche Zeitung. Nr. 50/2007, S. 10-11.
Veröffentlichungen
- Am Tage danach. Hammerich und Lesser, Hamburg 1946
Literatur
- Günter Joachim Trittel: Hans Schlange-Schöningen. Ein vergessener Politiker der „Ersten Stunde“. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ) 35 (1987), S. 25–63
- Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
- Udo Wengst: Hans Schlange-Schöningen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 26 (Onlinefassung).
Weblinks
- Literatur von und über Hans Schlange-Schöningen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans Schlange-Schöningen in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Kabinett Brüning II – 9. Oktober 1931 bis 30. Mai 1932Heinrich Brüning (Reichskanzler, Zentrum) | Hermann Dietrich (DDP) | Wilhelm Groener (parteilos) | Curt Joël (parteilos) | Hermann Warmbold (parteilos) | Ernst Trendelenburg (parteilos) | Martin Schiele (CNBL) | Adam Stegerwald (Zentrum) | Gottfried Treviranus (KVP) | Georg Schätzel (BVP) | Hans Schlange-Schöningen (CNBL)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Hans Schlange — Schöningen (* 17. November 1886 auf Gut Schöningen in Pommern als Hans Schlange; † 20. Juli 1960 in Bad Godesberg) war ein deutscher Politiker (DNVP, CNBL, nach 1945: CDU). Inhaltsverzeichnis 1 Wirken … Deutsch Wikipedia
Schlange-Schöningen — ist der Familienname folgender Personen: Hans Schlange Schöningen (1886–1960), deutscher Politiker (DNVP, CNBL, CDU), Deutscher Botschafter in Großbritannien Heinrich Schlange Schöningen (* 1960), deutscher Althistoriker Diese Seite ist ein … Deutsch Wikipedia
Schlange-Schöningen, Hans — (1886 1960) politician; deputy chairman of the DNVP during 1926 1928 and Osthilfe* Commissioner under Heinrich Brüning.* The son of a prosperous landowner, he was born on the Schoningen estate in Pomerania. After attending a cadet academy, he… … Historical dictionary of Weimar Republik
Schlange-Schöningen — Schlạnge Schöningen, Hans, Politiker, * Schöningen (bei Stettin) 17. 11. 1886, ✝ Bad Godesberg (heute zu Bonn) 20. 7. 1960; Gutsbesitzer; 1924 32 Mitglied des Reichstags, ursprünglich Mitglied der DNVP, dann Mitgründer der Christlich… … Universal-Lexikon
Liste der Biografien/Schl — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q … Deutsch Wikipedia
Kamieniec (Kołbaskowo) — Kamieniec … Deutsch Wikipedia
Artikel 54 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland — Reichstagsgebäude (Tagungsort seit 1994) Die Bundesversammlung ist ein Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland, dessen einzige Aufgabe es ist, den Bundespräsidenten zu wählen.[1] Die Wahl regeln … Deutsch Wikipedia
Liste der deutschen Botschafter — Inhaltsverzeichnis 1 Ranghöchste Vertreter bei Völkerrechtssubjekten 1.1 Ständige Vertretung bei der Europaische Union Europäischen Union (früher EG), Brüssel … Deutsch Wikipedia
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland — Staaten, die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland haben (blau) Schild der Botschaften der Bundesrepublik Deutschland Dies ist eine Liste aller … Deutsch Wikipedia
Deutsche Botschaft London — Die Deutsche Botschaft London ist die wichtigste Auslandsvertretung Deutschlands in Großbritannien. Das Gebäude der Botschaft befindet sich in Belgravia, City of Westminster. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Liste der deutschen Botschafter in… … Deutsch Wikipedia