Wilhelm Groener

Wilhelm Groener
Wilhelm Groener (1932)

Karl Eduard Wilhelm Groener (* 22. November 1867 in Ludwigsburg, Königreich Württemberg; † 3. Mai 1939 Potsdam-Bornstedt) war ein deutscher Militär und Politiker.

Groener war von 1928 bis 1932 Reichswehrminister und seit 1931 zusätzlich Innenminister, ohne einer Partei anzugehören. Er gehörte zu denjenigen Militärs, die die Republik als Realität anerkannten. Als er 1932 gegenüber den Nationalsozialisten härter auftrat, wurde er aus dem Amt gedrängt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Groener war ein Sohn des Regimentszahlmeisters Karl Eduard Groener und dessen Frau Auguste (geb. Boleg).

Militärlaufbahn im Kaiserreich

Er trat nach dem Abitur als Fahnenjunker am 22. November 1884 in das Infanterie-Regiment „Alt-Württemberg“ (3. Württembergisches) Nr. 121 der württembergischen Armee ein. Am 9. September 1886 erhielt er seine Beförderung zum Leutnant. Vom 3. April 1890 bis 30. September 1893 fungierte Groener als Bataillonsadjutant. Anschließend kommandierte man ihn bis 21. Juli 1896 zur Kriegsakademie nach Berlin. Er versah dann wieder Dienst in seinem Stammregiment, wurde am 1. April 1897 zum Großen Generalstab kommandiert und dort am 25. März 1898 Hauptmann. Als solcher war Groener vom 12. September 1902 für zwei Jahre Kompaniechef im Metzer Infanterie-Regiment Nr. 98 und dann versetzte man ihn ab 1. Oktober 1904 in den Großen Generalstab. Nachdem er am 27. Januar 1906 zum Major befördert worden war, folgte am 1. Juli 1907 die Kommandierung zum Generalstab des VII. Armee-Korps sowie am 10. September 1908 die Ernennung zum Ersten Generalstabsoffizier im Generalstab des XIII. (Königlich Württembergisches) Armee-Korps. Diesen Posten übte er die folgenden beiden Jahre aus und erhielt am 18. August 1910 das Kommando über das III. Bataillon des Infanterie-Regiments „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württembergisches) Nr. 125. Mit Wirkung zum 1. Oktober 1911 erfolgte dann seine abermalige Versetzung in den Großen Generalstab, wo er ein Jahr später zum Chef der Eisenbahn-Abteilung ernannt und in der Zwischenzeit am 13. September 1912 zum Oberstleutnant befördert wurde.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs ernannte man Groener zum Chef des Feldeisenbahnwesen im Großen Hauptquartier. In dieser Funktion verantwortete er die Organisation der Truppentransporte und des Nachschubs sowie den weiteren Aus- und Neubau des Streckennetzes. Für seine Leistungen auf diesem Gebiet wurde er außer der Reihe am 26. Juni 1915 zum Generalmajor befördert, erhielt am 11. September 1915 den Orden Pour le Merite und die Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Ludwigsburg.

Ende Mai 1916 wechselte er ins Kriegsernährungsamt, am 1. November 1916 wurde er nach seiner Beförderung zum Generalleutnant zum Chef des Kriegsamtes im preußischen Kriegsministerium und stellvertretendem Kriegsminister ernannt; in dieser Funktion vertrat er die Vorlage des Hilfsdienstgesetzes vor dem Reichstag. Nachdem er in Konflikt mit der Obersten Heeresleitung (OHL) geraten war, wurde er im August 1917 als Kommandeur der 33. Division zu einem Frontkommando an die Ostfront versetzt. Dort übernahm er am 23. Dezember 1917 das XXV. Reserve-Korps und wurde am 27. Februar 1918 mit der Führung des I. Armee-Korps beauftragt. Von dort erfolgte kurze Zeit darauf seine Versetzung zur Heeresgruppe Eichhorn, wo Groener als Chef des Generalstabs fungierte.

Generalquartiermeister bei Kriegsende

Groener 1917 mit seiner Frau

Nach der Entlassung Ludendorffs am 26. Oktober 1918 wurde Groener als neuer Erster Generalquartiermeister faktisch der Chef der OHL.[1] Er leitete den Rückmarsch und die Demobilisierung der deutschen Truppen von der Westfront in die Heimatstandorte.

Bei der Novemberrevolution 1918 unterstützte er die gemäßigte Politik des Rats der Volksbeauftragten unter dem MSPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert (Ebert-Groener-Pakt), um eine befürchtete bolschewistische Revolution nach russischem Vorbild zu verhindern. Ebert hatte am 6. November Groener gegenüber gedrängt, dass der Kaiser zurücktreten sollte.[2] In einem Telefongespräch machte der General am 10. November 1918 dem neuen Reichskanzler Ebert die Zusage, dass sich das Heer dessen Regierung unterstelle. Andernfalls hätte Ebert sich als provisorischer Reichskanzler nicht halten können. Dass er als General der kaiserlichen Armee den Reichskanzler jener republikanischen SPD unterstützte, die während der Monarchie lange als Reichsfeind gegolten hatte, begründete Groener in seinen Erinnerungen mit der Absicht, „der Revolution zum Trotz das beste und stärkste Element des alten Preußentums in das neue Deutschland“ hinüber zu retten.[3]

Ebert, bald darauf Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten, glaubte die Zusammenarbeit mit den alten Eliten zu brauchen, um die Verwaltung zu erhalten, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen und die Demobilisierung der Truppen geordnet durchführen zu können. Er setzte sich allerdings auch nicht mit gemäßigten Forderungen gegenüber Groener und Hindenburg durch, wie die Abschaffung des Grußzwanges außer Dienst und gleicher Verpflegung von Offizieren und einfachen Soldaten.[4]

Groeners Entschluss, sich „auf den Boden der Tatsachen“ des neuen republikanisch-demokratischen Systems zu stellen, war weniger eine freie Entscheidung des Generalstabschefs als eine machtpolitische Notwendigkeit, wollte er der OHL zumindest mittelfristig die Option innenpolitischer Einflussnahme offenhalten: Die OHL hatte am 9./10. November 1918 keine loyalen Truppen mehr zur Verfügung, die bereit gewesen wären, eine konfrontative Politik des Generalstabs zu stützen.

Am 23. Juni 1919 plädierte Groener für die Annahme des Versailler Vertrages, am 25. Juni 1919 übernahm er nach dem Rücktritt Hindenburgs die Führung des Hauptquartiers in Kolberg. Groener wusste, dass bei einer Ablehnung des Vertrages die geschwächte Reichswehr nicht verhindern könnte, dass ausländische Truppen Deutschland besetzen würden.[5]

Politiker in der Weimarer Republik

Am 30. September 1919 nahm er gegen den Willen Eberts seinen Abschied aus der Armee, um nach kurzem Ruhestand vom 25. Juni 1920 bis zum 11. August 1923 als Parteiloser unter mehreren Reichskanzlern das Reichsverkehrsministerium zu leiten. Nach erneutem Ruhestand wurde er am 28. Januar 1928 aufgrund der Lohmann-Affäre Nachfolger Otto Geßlers als Reichswehrminister sowie am 8. Oktober 1931 zusätzlich auch noch kommissarischer Reichsinnenminister. In dieser Funktion verfügte er nach den Reichspräsidentenwahlen 1932 und auf Drängen der Länderinnenminister ein Verbot der SA.

Er wurde deswegen im Mai 1932 von Kurt von Schleicher zum Rücktritt als Reichswehrminister gedrängt; Schleicher war als Chef des Ministeramts im Ministerium die rechte Hand Groeners gewesen. Als am 30. Mai 1932 Reichskanzler Brüning gestürzt wurde, verlor auch Groener das Amt des Innenministers. Daraufhin zog er sich ins Privatleben zurück.

Familie

Wilhelm Groener war zweimal verheiratet: Zuerst mit Helene Geyer (1864–1926), mit der er eine Tochter, Dorothea Groener-Geyer (* 1900) hatte, seit 1930 mit Ruth Naeher-Glück, mit der er einen Sohn, Walter L. Groener, hatte. Die recht bald der Wiederheirat folgende Geburt seines Sohnes hatte zum Ansehensverlust Groeners mit beigetragen.[6]

Seine Tochter bekräftigte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Frauenverbandsvorsitzende den Anspruch der Frauen auf Gleichberechtigung.

Groeners Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Hürter: Wilhelm Groener : Reichswehrminister am Ende der Weimarer Republik (1928–1932). Oldenbourg, München 1993, ISBN 3-486-55978-8
  • Gerhard W. Rakenius: Wilhelm Groener als Erster Generalquartiermeister : die Politik der Obersten Heeresleitung 1918. Boldt, Boppard am Rhein 1977, ISBN 3-7646-1685-7
  • Wilhelm Groener: Lebenserinnerungen : Jugend, Generalstab, Weltkrieg. Biblio-Verlag, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0282-0
  • Dorothea Groener-Geyer: General Groener : Soldat und Staatsmann. Societäts-Verlag, Frankfurt a.M. 1955
  • Mark R. Stoneman: “Bürgerliche und adlige Krieger: Zum Verhältnis zwischen sozialer Herkunft und Berufskultur im wilhelminischen Offizierkorps,” in: Heinz Reif, (Hrsg.), Adel und Bürgertum in Deutschland II: Entwicklungslinien und Wendepunkte im 20. Jahrhundert. Elitenwandel in der Moderne 2. Berlin: Akademie Verlag, 2001. 25-63.
  • Mark R. Stoneman: “Wilhelm Groener, Officering, and the Schlieffen Plan.” PhD diss., Georgetown University, 2006. Abstract
  • Klaus Hornung: Alternativen zu Hitler. Wilhelm Groener – Soldat und Politiker in der Weimarer Republik, Ares, Graz u. a. 2008, ISBN 978-3-902475-41-1
  • Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite des I. Weltkriegs, Band 1: A-G, Biblio Verlag, Osnabrück 1999, ISBN 3-7648-2505-7, S.526-527
  • Horst Rohde (Hrsg.): Das deutsche Feldeisenbahnwesen, Zweiter Band: Die Eisenbahnen von Oktober 1914 bis zum Kriegsende, Verlag E.S. Mittler & Sohn, ISBN 978-3-8132-0884-9

Weblinks

 Commons: Wilhelm Groener – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933, Bonn 2002, S. 168.
  2. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933, Bonn 2002, S. 368.
  3. Groener, Wilhelm: Lebenserinnerungen. Jugend, Generalstab, Weltkrieg, Göttingen 1957, S. 467f.
  4. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933, Bonn 2002, S. 382.
  5. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806–1933, Bonn 2002, S. 400.
  6. Hans Mommsen: Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar 1918–1933, Berlin 1998, S. 509.

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