- Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung
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Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung e.V. (HIIK) am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein. Es widmet sich der Erforschung, Dokumentation und Auswertung innerstaatlicher und internationaler politischer Konflikte.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
HIIK e.V. - der Verein
Das HIIK ging 1991 aus dem u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützten Forschungsprojekt KOSIMO (Konflikt-Simulations-Modell) hervor, welches von Prof. Dr. Frank R. Pfetsch (Universität Heidelberg) geleitet wurde. Das HIIK aktualisiert und pflegt fortlaufend die Datenbank KOSIMO. Die Forschungsergebnisse werden in Form des jährlich erscheinenden Konfliktbarometers veröffentlicht.
Konfliktbarometer
Das HIIK veröffentlicht jährlich im Dezember ein Konfliktbarometer. Das Konfliktbarometer gibt die jährliche Soll- und Haben-Bilanz des globalen Konfliktgeschehens wieder. Das Konfliktbarometer ist nach fünf Weltregionen gegliedert und führt alle aktuellen Konflikte in ausführlichen Tabellen und kurzen, beschreibenden Textteilen auf. Ferner sind die globalen Trends im Konfliktverhalten der Staaten sowie die im jeweiligen Jahr ergriffenen Maßnahmen zur Konfliktbeilegung aufgenommen. Putsche, Putschversuche, Akte des Internationalen Terrorismus sowie neu ergriffene Maßnahmen der Konfliktbearbeitung werden ebenfalls erfasst.
Methodische Veränderungen im Konfliktbarometer seit 2003
Methodischer Ansatz
Das „HIIK“ legt seiner Forschung eine qualitative Konflikt- bzw. Kriegsdefinition zugrunde. Krieg und weniger intensive Gewaltformen werden anhand der tatsächlich beobachtbaren Gewalt klassifiziert, und nicht aufgrund der Anzahl von Todesopfern. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass auch über den historischen Wandel des Konfliktaustrags hinweg das jeweilige Konfliktgeschehen erfasst und vergleichbar bleibt. Für die Einstufung der beobachteten Konflikte in die jeweilige Intensität ist die Art, Dauer und Häufigkeit der eingesetzten Maßnahmen im Konfliktaustrag entscheidend. Diese werden in der Datenbank KOSIMO erfasst, codiert und dem jeweiligen Akteur zugeordnet. In den vergangenen Jahren hat sich der Blickwinkel auf das internationale Konfliktgeschehen stark verändert. Galten jahrelang die zwischenstaatlichen Kriege als wichtigstes Objekt der Konfliktforschung, so rücken nun die wesentlich zahlreicheren innerstaatlichen Konflikte in den Vordergrund. Um damit zusammenhängende neue Forschungsfragen fundiert beantworten zu können, wurde der methodische Ansatz 2003 erweitert.
Erweiterung der Konfliktdefinition
Da eine Vielzahl von Konflikten in schwachen oder bereits zusammengebrochenen Staaten zu beobachten ist, die nicht in der Lage sind, mit eigenen Truppen in den Konflikt einzugreifen, hat das HIIK erstmals seit 1991 die Konfliktdefinition erweitert. Erfasst werden politische Konflikte ab sofort auch dann, wenn die Staatsmacht nicht als Konfliktpartei beteiligt ist. Entscheidend bleibt der nationale Wert der Konfliktgegenstände.
Erweiterung der Intensitätenskala
Um die Besonderheiten des Gewaltaustrags und die Eskalations- und Deeskalationsdynamiken von innerstaatlichen Konflikten genauer abbilden zu können, hat das HIIK die Anzahl der Intensitätsstufen erweitert: ab sofort geben anstatt vier nun fünf Stufen die Intensität des Konfliktes an. Um den Übergang vom gewaltlosen zum gewaltsamen Austrag besser unterscheiden zu können, wurde eine Zwischenstufe eingerichtet, in der vereinzelte oder zeitlich begrenzte Gewaltakte wie bei Ausschreitungen, Putschen oder Terroranschlägen erfasst werden. Die folgende Tabelle zeigt das Spektrum der erweiterten Intensitätenskala, nennt beispielhaft Ereignisse, die dem jeweiligen Niveau zugeordnet werden und vergleicht diese mit der bisherigen Einteilung.
Erweiterung der Konfliktgegenstände
Auch im Bereich der Konfliktgegenstände wurde eine Modifikation vorgenommen. Anstatt bisher maximal drei kann nun eine unbeschränkte Anzahl beobachtbarer Konfliktgegenstände angegeben werden. Die bisherigen Konfliktgegenstände Territorium, Dekolonisation/ Sezession, Autonomie, Ideologie/System, Nationale Macht, Internationale Macht und Ressourcen haben wir ausdifferenziert, so dass beispielsweise unter der Kategorie Ressourcen genau unterschieden wird, welche Art von Ressource (Öl, Diamanten, Wasser usw.) umstritten ist. Der Konfliktgegenstand Regionale Vorherrschaft wurde neu aufgenommen. Er bezeichnet Konflikte, in denen eine innerstaatliche Gruppierung ein Gebiet unter seine Kontrolle zu bringen versucht, ohne dass hierbei das Ziel der Machtausübung über den Gesamtstaat (Nationale Macht) oder das eines eigenen Staatsaufbaus (Sezession) formuliert oder verfolgt wird.
Methodik
Konfliktdefinition
Konflikte sind Interessengegensätze (Positionsdifferenzen) um nationale Werte (Territorium, Sezession, Dekolonisation, Autonomie, System/ Ideologie, Nationale Macht, Regionale Vorherrschaft, Internationale Macht, Ressourcen, Sonstiges) von einiger Dauer und Reichweite zwischen mindestens zwei Parteien (organisierte Gruppen, Staaten, Staatengruppen, Staatenorganisationen), die entschlossen sind, sie zu ihren Gunsten zu entscheiden.
Konfliktintensitäten
Das Konfliktbarometer unterscheidet (wie auch die Konfliktdatenbank KOSIMO) gewaltsame und nicht gewaltsame Konflikte. Durch die, im Vergleich zu anderen Konfliktauflistungen, Besonderheit, auch nicht gewaltsame Konflikte zu benennen, gewinnen wir zwei wichtige Vorteile:
1. Gewaltsamen Konflikte entstehen sehr oft aus nicht gewaltsamen Konflikten. Ebenso gilt, dass gewaltsame Konflikte nicht durch einen plötzlichen Frieden beendet werden, sondern sich die Spannungen schrittweise und mit Schwankungen abbauen. Das Konfliktbarometer, gleiches gilt für KOSIMO, verfolgt einen Konflikt, auch wenn er nicht mehr gewaltsam ausgetragen wird und prüft, ob das Ende einer gewaltsamen Auseinandersetzung tatsächlich das Ende des Konfliktes ist.
2. Die Beschränkung der Untersuchungen allein auf gewaltsame Konflikte verstellt den Blick auf jene Konflikte, die friedlich gelöst wurden. Aber erst die Kenntnisnahme und die Analyse jener Fälle, in denen das Krisenmanagement den Ausbruch von Gewalt verhindern konnte, ermöglicht einen umfassenden und verständnisvollen Blick auf die Welt und ihre Konflikte.
Tabelle: Konfliktintensitäten
Gewaltgrad Intensitätsgruppe Intensitätsstufe Intensitätsbezeichnung Definition nicht gewaltsam niedrig 1 Latenter Konflikt Eine Positionsdifferenz um definierbare Werte von nationaler Bedeutung ist dann ein latenter Konflikt, wenn darauf bezogene Forderungen von einer Partei artikuliert und von der anderen Seite wahrgenommen werden. nicht gewaltsam niedrig 2 Manifester Konflikt Ein manifester Konflikt beinhaltet den Einsatz von Mitteln, welche im Vorfeld gewaltsamer Handlungen liegen. Dies umfasst beispielsweise verbalen Druck, die öffentliche Androhung von Gewalt oder das Verhängen von ökonomischen Zwangsmaßnahmen. gewaltsam mittel 3 Krise Eine Krise ist ein Spannungszustand, in dem mindestens eine der Parteien vereinzelt Gewalt anwendet. gewaltsam hoch 4 Ernste Krise Als ernste Krise wird ein Konflikt dann bezeichnet, wenn wiederholt und organisiert Gewalt eingesetzt wird. gewaltsam hoch 5 Krieg Kriege sind Formen gewaltsamen Konfliktaustrags, in denen mit einer gewissen Kontinuität organisiert und systematisch Gewalt eingesetzt wird. Die Konfliktparteien setzen, gemessen an der Situation, Mittel in großem Umfang ein. Das Ausmaß der Zerstörung ist nachhaltig. Kosimo
Das HIIK erfasst in seiner Datenbank Kosimo Informationen zu politischen Konflikten ab 1945. Seit 2003 führt es ein relationales Datenbanksystem, das den Datensatz von Kosimo 1.3 vollständig überarbeit, aktualisiert und erweitert hat. Derzeit enthält Kosimo 2.0 Informationen zu weit mehr als 500 Konflikten in über 2.500 Teilphasen. Die neue Konzeption ermöglicht die detaillierte Darstellung des Konfliktverlaufs in gewaltsamen und nicht-gewaltsamen Phasen anhand der systematischen Erfassung der Einzelmaßnahmen des Konfliktaustrags. Die Datenbank enthält zudem umfangreiche Angaben zur Struktur staatlicher und nicht-staatlicher Akteure, die in Jahreszeitreihen erfasst sind.
Siehe auch
Weblinks
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- Konfliktbarometer seit 1992 – PDF-Downloads
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