- Helmuth Johannsen
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Helmuth Johannsen (* 27. Februar 1920; † 3. November 1998) war ein deutscher Fußballtrainer. Er gewann mit Eintracht Braunschweig 1967 in der Bundesliga die Deutsche Meisterschaft und errang den Meistertitel auch 1978 in der Schweiz mit Grasshoppers Zürich.
Inhaltsverzeichnis
Deutscher Meister 1967
Mit Beginn der Bundesliga in der Runde 1963/64 übernahm der vorherige Trainer des 1. FC Saarbrücken, Helmuth Johannsen, den dritten der Oberliga Nord 1962/63, Eintracht Braunschweig. Braunschweig war gegenüber Hannover 96 als dritter Nordvertreter für die neue Fußball-Bundesliga neben dem Hamburger SV und Werder Bremen nominiert worden. Gemeinsam mit dem neuen Trainer kamen die zwei Spieler Peter Kaack vom VfR Neumünster und Hans-Georg Dulz vom Hamburger SV nach Braunschweig. Johannsen, ein Trainer-Typ der realistischen Zielsetzung nach klarer Analyse der Möglichkeiten des Vereines im sportlichen wie auch finanziellen Bereich, hatte als Ziel für den Verein und dadurch auch für die Spieler und Fans, den Klassenerhalt ausgegeben. Mit 28:32 Punkten wurde der 11. Platz nach 30 Spielen in der Abschlusstabelle belegt und damit war der Klassenerhalt geschafft.
Die ersten Absteiger aus der Bundesliga waren Preußen Münster und der 1. FC Saarbrücken. Die Abwehrleistung (49 Gegentore) übertraf in der Wirkung die Ausbeute des Sturmspiels (36 erzielte Treffer). Ironischerweise debütierte der Flügelstürmer Klaus Gerwien am 29. Dezember 1963 in Casablanca in der Nationalmannschaft, nicht einer aus der Reihe der anerkannten Abwehrspieler Meyer, W. Schmidt, Bäse und Kaack. Zur zweiten Bundesliga-Saison 1964/65 holte man dann Verstärkungen für das Sturmspiel nach Niedersachsen. Von Arminia Hannover kam Lothar Ulsaß, und von dem Absteiger 1. FC Saarbrücken wechselten die Stürmer Dieter Krafczyk und Erich Maas nach Braunschweig. Die Maßnahmen erwiesen sich als richtig, die Eintracht verbesserte sich auf den 9. Rang und kam auf 42:47 Tore und damit auf 28:32 Punkte. Lothar Ulsaß spielte sofort auf gehobenem Niveau, er erzielte 12 Tore und debütierte bereits am 24. April 1965 beim Spiel in Karlsruhe gegen Zypern in der Nationalmannschaft. Wiederum war der hoch gehandelte „Abstiegsanwärter“ besser als sein Ruf gewesen.
In der dritten Runde Bundesliga 1965/66 setzte sich dann intern im Tor der jüngere Horst Wolter gegen den vorherigen Stammtorhüter Johannes Jäcker durch. Auch die taktische Variante der Umschulung von Jürgen Moll zu einem offensivfreudigen linken Verteidiger wurde vollzogen. Da Lothar Ulsaß seine Trefferquote sogar auf 17 Tore steigern konnte und der Flügelstürmer Erich Maas auch noch 11 Tore beisteuerte, konnte am Rundenende mit 49:49 Toren und 34:34 Punkten in der jetzt auf 18 Mannschaften erweiterten Bundesliga der 10. Rang belegt werden.
Helmuth Johannsen hatte die Leistungsstärke des Teams verbessern können, die Bilanz der Rückrunde mit 20:14 Punkten belegte dies.
Im Transferbereich hielten sich die Ereignisse in Braunschweig vor der Runde 1966/67 im Rahmen der bisher praktizierten Überschaubarkeit. Von Holstein Kiel wurde der junge Stürmer Gerd Saborowski geholt, es wurde auf das gestiegene Niveau der vergangenen Rückrunde gesetzt. Nach den ersten sechs Spielen stand man mit 9:3 Punkten auf dem 1. Platz. Tatsächlich konnte dann die „Herbstmeisterschaft“ nach dem 17. Spieltag mit 22:12 Punkten (punktgleich vor dem Hamburger SV) nach dem 17. Dezember 1966 gefeiert werden. Durch zwei Niederlagen in Folge am 30. und 31. Spieltag gegen Hannover 96 und den Karlsruher SC wurde die Entscheidung um die Meisterschaft in der Schlussphase nochmals äußerst spannend. Eintracht Frankfurt war mit 38:24 punktgleich, Titelverteidiger TSV 1860 München lag auch nur ein Punkt zurück. Am nächsten Spieltag, dem 20. Mai 1967 entschieden Lothar Ulsaß und Erich Maas mit ihren Treffern in der 84. und 89. Minute bei dem 2:1 Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach das Rennen für die Braunschweiger, denn Frankfurt und 1860 München verloren jeweils ihre Spiele gegen Bremen und Nürnberg. Mit dem abschließenden 4:1 Sieg im eigenen Stadion an der Hamburger Straße gegen den 1. FC Nürnberg konnte dann endgültig der Deutsche Meister 1967 gekürt werden.
In der Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Teil 1 aus dem Jahre 1998 steht über die Meisterschaft von Eintracht Braunschweig:
„Eine Truppe, die bis kurz vor dem Saison-Kehraus niemand so richtig ernst nahm, schnappte sich in der vierten Bundesliga-Spielzeit den Meistertitel. Am Ende lachte aber die beständige Eintracht über die pomadige Konkurrenz. ‚In Braunschweig war damals alles etwas anders als anderswo in der Bundesliga‘, erinnerte sich Torwart Horst Wolter schmunzelnd über die Verhältnisse im beschaulichen Niedersachsen: ‚Als die Kölner und andere Vereine schon in tollen Glitzertrikots aufliefen, trugen wir noch die alten Baumwoll-Hemden, die im Regen immer kleiner wurden.’“
Mit der besten Defensive der Liga, in 34 Spielen gab es nur 27 Gegentore, einer Stammformation von zwölf Spielern, einer kontinuierlich durchgehaltenen Taktik die zum Personal passte und der dazu nötigen körperlichen und fußballerischen Klasse führte der sachlich-fachliche Trainer Helmuth Johannsen das Team des 1. Vorsitzenden Ernst Fricke verdient zur Meisterschaft. Damit hatte er nach vier Jahren des behutsamen und fachlich fundierten Aufbauens das höchste Ziel erreicht. Nimmt man den Einbruch des Hamburger SV in der Rückrunde zur Kenntnis, man kam an der Alster nur noch auf 8:26 (!) Punkte, so kann man die Durchhaltequalitäten der Mannschaft und den beständigen Ansporn des Trainers noch höher bewerten.
Weitere Erfolge
Spiele im Europapokal der Landesmeister 1967/68
Nach dem Gewinn der Meisterschaft kam die Herausforderung im Europapokal der Landesmeister 1967/68. Nach kampflosem Einzug in die zweite Runde war im September 1967 der österreichische Rekordmeister SK Rapid Wien der Gegner. Obwohl es im Alltag der Bundesliga nicht gut lief, nach dem fünften Spieltag hatte man nur das negative Punktekonto von 4:6 Punkten, brachte der 2:0 Heimerfolg am 29. September durch Tore von Grzyb und Saborowski doch den Einzug in das Viertelfinale.
Dort standen zu Beginn der Rückrunde 1968 die Spiele gegen den italienischen Meister Juventus Turin an. Das Hinspiel fand in Braunschweig am 31. Januar statt. Nach einer verdienten 3:1-Führung wurde das Spiel mit 3:2 beendet. In Turin brachte Juventus erst ein verwandelter Elfmeter in der 88. Spielminute den Siegtreffer zum 1:0 ein und damit ein Entscheidungsspiel. Das fand am 20. März in Bern statt und die Eintracht musste ohne Lothar Ulsaß antreten. Wieder brachten die Männer von Helmuth Johannsen eine ausgeglichene Partie zustande, die favorisierten Turiner konnten keine deutliche Überlegenheit erspielen. In der 56. Minute erzielte der Schwede Roger Magnusson den spielentscheidenden Treffer zum 1:0. Das Auftreten der Eintracht bestätigte aber auch international die gute Arbeit des Trainers Johannsen.
Röchling Völklingen und Tennis Borussia Berlin
Im Sommer 1972 übernahm Johannsen in der Regionalliga Südwest den SV Röchling Völklingen. Er führte auf Anhieb den Verein auf den zweiten Tabellenplatz und damit in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga im Sommer 1973. Rot-Weiss Essen war aber mit Willi Lippens, Dieter Bast, Diethelm Ferner und Wolfgang Rausch personell deutlich besser besetzt und gewann den Aufstiegsplatz.
Ab 1975 war er dann bei Tennis Borussia Berlin tätig. In der Datenbank von Tennis Borussia wird zu der Runde 1975/76 notiert:
„1975 übernahm Helmut Johannsen den recht demoralisierten Bundesliga-Absteiger Tennis Borussia. Der Trainer hatte einen guten Namen, seit er Eintracht Braunschweig 1967 zur Deutschen Meisterschaft geführt hatte. Auch bei TeBe gelang es ihm, eine nicht allzu hoch eingeschätzte Truppe wieder auf Touren zu bringen: Ihm gelang der sofortige Wiederaufstieg in die Bundesliga 1976; TeBe wurde Meister der 2. Liga Nord vor dem Top-Favoriten Borussia Dortmund. Eine Vertragsverlängerung kam nicht zustande, weil die von Johannsen geforderten Verstärkungen der Mannschaft nicht finanziert werden konnten. Noch während der Saison kündigte er seinen Abschied an und unterschrieb in Zürich. Bis heute wird Helmut Johannsen von vielen Fans als ‚der beste TeBe-Trainer aller Zeiten‘ bezeichnet.“
Johannsen arbeitete in diesem Meister-Jahr bei TeBe u.a. mit den Spielern Ditmar Jakobs, Norbert Siegmann, Norbert Stolzenburg und Christian Sackewitz zusammen.
Grasshopper-Club Zürich
Nach dem Gastspiel in Berlin zog er 1976 in die Schweiz zum dortigen Rekordmeister, der jedoch seit dem Titelgewinn von 1956 nur noch einmal nationaler Meister werden konnte. Im Hardturmstadion konnte er dann im Jahre 1978, nachdem man sich knapp gegen Servette Geneve und FC Basel durchgesetzt hatte, den Gewinn der Schweizer Meisterschaft feiern, wobei GC in der gleichen Saison auch den Schweizer Cupfinal und Liga-Cupfinal erreichen konnte. In dieser Saison allerdings noch höher einzuschätzen waren die Erfolge, die man im UEFA-Cup erreichte. Man drang bis in das Halbfinale in diesem Wettbewerb vor. Mit Erfolgen gegen BK Fram, Inter Bratislava, Dinamo Tiflis und überraschend auch gegen Eintracht Frankfurt, hatte man das Halbfinale erreicht und traf dort auf die Korsen vom SC Bastia. Zwar wurde das Heimspiel mit 3:2 Toren gewonnen, doch eine knappe 0:1 Niederlage in Bastia beendete die Europapokal-Final-Träume der Blau-Weißen aufgrund der bei unentschiedenem Gesamtstand doppelt zählenden Auswärtore. Im Europapokal der Landesmeister 1978/79 gelang dann GC die Sensation des Erfolges gegen Real Madrid. Hatte man in Madrid noch mit 1:3 verloren, so reichte der 2:0 Heimsieg zum Einzug in das Viertelfinale. Dort war dann Endstation gegen den späteren Titelgewinner Nottingham Forest, der im Halbfinale auch den Deutschen Meister 1. FC Köln mit Trainer Hennes Weisweiler ausschaltete.
Beginn und Ende der Trainerlaufbahn
Der aus der Jugend des FC St. Pauli Hamburg hervorgegangene Helmuth Johannsen absolvierte erfolgreich unter der Leitung von Bundestrainer Sepp Herberger im Jahre 1950 den 3. Lehrgang in der Deutschen Sporthochschule in Köln zum Fußball-Lehrer. Kollegen waren dabei Fritz Herkenrath, Karl-Heinz Heddergott, Radoslav Momirski, Hans Rohde, Rudi Schlott, Paul Schneider, Richard Schneider und Horst Stürze.
Seine Trainer-Laufbahn eröffnete er in der Oberliga Nord in der Saison 1950/51 bei Bremerhaven 93. In der Saison 1956/57 belegte er mit Holstein Kiel den 2. Platz im Norden. Diether Trede, ehemaliger Stürmer der Kieler „Störche“ (158 Spiele, 37 Tore), äußert sich über Johannsen folgendermaßen:
„Schon damals eine Art Manager. Er kümmerte sich nicht nur um das Sportliche, sondern ebenso um menschliche Probleme der Spieler, um Arbeit und Wohnung, auch um Ernährungsfragen. Das Training betrieb er fast schon als Wissenschaft.“
In der Oberliga wurde er als ein Trainer bekannt, der es verstand, langfristig zu arbeiten. Dies sollte sich dann später auch bei Eintracht Braunschweig in der Bundesliga bestätigen.
1981 zog es ihn wieder in die Schweiz. Er wechselte mit 61 Jahren zum FC St. Gallen und beendete dort 1985 mit 65 Jahren seine Trainer-Laufbahn.
Bei seinem Heimatverein FC St. Pauli Hamburg war er als Vizepräsident 1987/88 nochmals in Funktion.
Daten der Laufbahn
- 1950–1954 Bremerhaven 93, Oberliga Nord
- 1954–1961 Holstein Kiel, Oberliga Nord
- 1961–1963 1. FC Saarbrücken, Oberliga Südwest
- 1963–1970 Eintracht Braunschweig, Bundesliga
- 1970–13. November 1971 Hannover 96, Bundesliga
- 1972–1975 Röchling Völklingen, Regionalliga Südwest/2.BL Gruppe Süd
- 1975–1976 Tennis Borussia Berlin, 2. Bundesliga Nord
- 1976–1979 Grasshopper-Club Zürich, Schweiz
- 1979–1981 VfL Bochum, Bundesliga
- 1981–1985 FC St. Gallen, Schweiz
Privates
Johannsen war verheiratet und hatte zwei Söhne. Sein Sohn Walter Johannsen ist einer breiten Öffentlichkeit als TV-Sportjournalist (NDR) bekannt.
Literatur
- Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball. Das Lexikon; Sportverlag Berlin, Berlin 2000, ISBN 3-328-00857-8
- Matthias Kropp: Triumphe im Europapokal; AGON, 1996, ISBN 3-928562-75-4
- 35 Jahre Bundesliga; AGON 1998, Band 1 ISBN 3-89784-132-0, Band 2 ISBN 3-89784-133-9, Band 3 ISBN 3-89784-134-7 (=Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Band 3, 4 und 5)
- Matthias Weinrich: 25 Jahre 2. Liga; AGON, 2000, ISBN 3-89784-145-2
1979: Willy Sommer | 1980: Daniel Jeandupeux | 1981: Daniel Jeandupeux | 1982: – | 1983: – | 1984: Helmuth Johannsen / Jean-Claude Donzé | 1985: Ottmar Hitzfeld | 1986: Aleksander Mandziara | 1987: – | 1988: – | 1989: Friedel Rausch | 1990: Umberto Barberis | 1991: Umberto Barberis | 1992: Enzo Trossero | 1993: Rolf Fringer | 1994: Christian Gross | 1995: Rolf Fringer | 1996: Christian Gross | 1997: Christian Gross | 1998: Raimondo Ponte | 1999: Marcel Koller | 2000: Hans-Peter Zaugg | 2001: Christian Gross | 2002: Christian Gross | 2003: Christian Gross | 2004: Christian Gross | 2005: Christian Gross | 2006: Lucien Favre | 2007: Lucien Favre | 2008: Christian Gross | 2009: Bernard Challandes | 2010: Dany Ryser | 2011: Pierluigi Tami
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