Henri Marteau (Komponist)

Henri Marteau (Komponist)
Henri Marteau (Komponist)
Grabstätte von Henri und Blanche Marteau in Lichtenberg
Gedenkstein in Lichtenberg
Villa Haus Marteau heute Internationale Musikbegegnungsstätte
Gedenktafel am Eingang der Musikbegegnungsstätte

Henri Marteau (* 31. März 1874 in Reims; † 4. Oktober 1934 in Lichtenberg (Oberfranken)) war ein deutsch-französischer Violinist und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marteaus französischer Vater, Charles Marteau, war Textilfabrikbesitzer und Geigenamateur, die deutsche Mutter, Carla Schwendy, spielte Klavier. Mit fünf Jahren begann Marteau, das Violinspiel zu erlernen. Am 9. April 1884 debütierte Marteau in Reims äußerst erfolgreich vor 2500 Zuhörern. Es folgen ab 1887 Auftritte in Wien, London, und 1893 eine Konzerttournee in den USA.

Schon als 21 jähriger verstand er sich nicht nur als Geiger und Komponist, sondern setzte sich auch für eine einheitliche Regelung des Urheberrechtes an Musikwerken ein. 1900 erhielt er seine erste Professur in Genf. Am 23. Juli 1908 wurde Marteau der Nachfolger Joseph Joachims als Professor für Violine an der Hochschule für Musik in Berlin. Mit Max Reger, Charles Gounod, Jules Massenet, Peter Tschaikowsky, Antonín Dvořák, Edward Grieg, Theodore Dubois, Béla Bartok sowie Camille Saint-Saens verbanden ihn Künstlerfreundschaften. Wegen seiner französischen Staatsbürgerschaft verlor Marteau während des Ersten Weltkriegs am 30. September 1915 seine Berliner Professur. Später nahm Marteau die schwedische Staatsbürgerschaft an. Seitdem unterrichtete er privat in seiner 1913 erbauten Villa in der Stadt Lichtenberg (Oberfranken).

Neben seiner Tätigkeit als Violinvirtuose der für sein Instrument komponierte, ist Marteau auch als Komponist von Orgelwerken hervorgetreten. In der Tradition seines Lehrers Theodore Dubois entstanden ab 1890 mehrere Werke dieser Gattung. Die meisten entstanden in Lichtenberg und wurden vom Komponisten an der dortigen Kirche vorgetragen. Sein Oeuvre umfasst 45 Opera für Geige, Harfe, Flöte, Gesang Solo und Klavier, Orgel, Chor, Kammermusik und Orchester.

Henri Marteau war Freimaurer. Er wurde am 29. März 1929 in Hof in der St.-Johannis-Loge Zum Morgenstern zum Freimaurermeister erhoben, nachdem seine Großloge Zum Licht in Sofia ihr Einverständnis erklärt hatte.

Am 4. Oktober 1934 starb Marteau in seiner Villa in Lichtenberg, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.

Seit 1982 ist das Haus Marteau in Trägerschaft des Bezirks Oberfranken. Hier finden in der Tradition Marteaus Meisterkurse und der Internationale Violinwettbewerb Henri Marteau für Musiker statt.

Werke

  • op. 4 Pater noster pour Basse et Orgue
  • op. 7 Cellokonzert in B-Dur, 1907
  • op. 12 Trio Violino, Viola & Violoncello (Max Reger gewidmet), 1907
  • op. 13 Quintett für Klarinette und Streichquartett, 1908
  • op. 20 Serenade für 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, Baß- Klarinette und 2 Fagotte (veröff. 1922)
  • op. 23 Drei Kompositionen für Orgel, 1918
    • Prélude et Passacaille op.23/1
    • Prélude et Fugue op.23/2
    • Introduction et Fugue méditative op.23/3
  • op. 27 Fantasie für Orgel und Violine, 1923
  • op. 29 Drei geistliche Gesänge für 1 Mittelstimme mit Orgelbegleitung, 1923
  • op. 32 Terzetto für Flöte, Violine und Bratsche (veröff. 1924)
  • op. 35 Sonata fantastica per il violino solo, 1927

Literatur

  • Blanche Marteau: Henri Marteau. Siegeszug einer Geige (Biographie), Schneider, Tutzing, 1971, ISBN 3-7952-0062-8
  • Günter Weiß (Hrsg.): Mitteilungen des Hauses Marteau in Lichtenberg/Ofr., Schneider, Tutzing,
    • 1. - Festschrift zur Übergabe des Hauses Marteau an die Öffentlichkeit am 22. Oktober 1982
    • 2. - Henri Marteau Gedenkjahr 1984, 1984, ISBN 3-7952-0407-0
    • 3. - Katalog der Henri-Marteau-Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek in München
    • 4. - Europäisches Jahr der Musik, europäisches Jahr der Jugend, 1985, ISBN 3-7952-0461-5
    • 5. - Hubert Léonard, der Lehrer und Wegbegleiter von Henri Marterau, ISBN 3-7952-0523-9
    • 6. - Klaus Bangerter: Henri Marteau als Komponist im Spiegel der Kritik. Eine Studie zum Begriff der "Einheit" in der Musikkritik um 1900, 1991, ISBN 3-7952-0665-0 (Mit Erscheinen des sechsten Bandes wurde die Reihe eingestellt.)
  • Günther Weiß: Der große Geiger Marteau (1874-1934). Ein Künstlerschicksal in Europa, Schneider, Tutzing, 2002, ISBN 3-7952-1104-2
  • Ludger Stühlmeyer: Musica semper reformanda - Musikpraxis im Erzbistum Bamberg im 19. und 20. Jahrhundert. In: Stationen der Kirchenmusik im Erzbistum Bamberg, Hg. vom Amt für Kirchenmusik Bamberg 2007

Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau

Die Erben, allen voran die Tochter Marteaus, Mona Linsmayer-Marteau, beabsichtigten eine sinnvolle Nutzung des Anwesens für die Zukunft. Diese wurde gefunden, als der Bezirk Oberfranken Anfang der 1980er Jahre das Haus mit Hilfe der Oberfrankenstiftung kaufte und zugleich im Bezirkstag der Beschluss gefasst wurde, eine Musikbegegnungsstätte zu begründen und damit die Intentionen Marteaus weiterzuführen.

1982 wurde die Internationale Musikbegegnungsstätte „Haus Marteau“ gegründet.

Das Kursangebot des Haus Marteau umfasst die Musiksparten Alte Musik, Cello, Chor, Fagott, Flöte, Gambe, Gesang, Horn, Kammermusik, Klavier, Klarinette, Kontrabass, Oboe, Orchesterspiel, Orff-Instrumentarium, Orgel, Percussion, Posaune, Trompete, Tuba, Viola und Violine.

Zum 25. Jubiläum fanden im Oktober 2007 verschiedene Festlichkeiten und Konzerte statt. Außerdem gastierte im Sommer 2008 der Internationale Violinwettbewerb Henri Marteau mit den ersten zwei der insgesamt drei Runden im Haus Marteau.

Weblinks


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