Henry: Portrait of a Serial Killer

Henry: Portrait of a Serial Killer
Filmdaten
Originaltitel Henry: Portrait of a Serial Killer
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1986
Länge 83 Minuten
Altersfreigabe FSK 18
Stab
Regie John McNaughton
Drehbuch Richard Fire
John McNaughton
Produktion Lisa Dedmond
Steven A. Jones
John McNaughton
Musik Ken Hale
Steven A. Jones
Robert McNaughton
Kamera Charlie Lieberman
Schnitt Elena Maganini
Besetzung

Henry: Portrait of a Serial Killer ist ein Low-Budget-Thriller des US-amerikanischen Regisseurs John McNaughton aus dem Jahr 1986. Der Film schildert in nüchternen und realistischen Bildern das Leben eines Serienmörders in Chicago.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der vorbestrafte Mörder Henry trifft in Chicago seinen Freund Otis wieder, den er vor Jahren im Gefängnis kennenlernte und zieht bei ihm ein. Henry und Otis’ jüngere Schwester Becky, die ebenfalls in der ärmlichen Wohnung lebt, verbindet eine traurige Kindheit. Während Becky von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde, litt Henry unter den Demütigungen seiner Mutter, bis er sie schließlich umbrachte.[1] Henry fühlt sich zu Becky hingezogen, doch auch Otis hegt ein inzestuöses Interesse an seiner Schwester.

Eines Abends nehmen Henry und Otis zwei Prostituierte in ihrem Auto mit, die Henry ohne jeden Grund umbringt. Otis, der seinem Freund hilft, die Leichen zu beseitigen, zeigt zwar keine Reue, hat jedoch Angst davor, erwischt zu werden. Henry beruhigt ihn und führt ihn in die Kunst des Serienmordes ein. In den folgenden Monaten töten Otis und Henry zahlreiche weitere Menschen, darunter eine komplette Familie. Teilweise nehmen sie ihre Taten sogar auf Video auf. Becky bekommt von alldem nichts mit.

Als Henry eines Tages nach Hause kommt und Otis bei einer versuchten Vergewaltigung Beckys erwischt, bringt er seinen Freund um und wirft die Leiche in einen Fluss. Henry schlägt Becky vor, eine Zeitlang unterzutauchen, und die beiden fahren mit dem Auto in Richtung Süden. Auf der Fahrt gesteht Becky ihre Liebe zu Henry, die dieser scheinbar erwidert. Als die Nacht hereinbricht, nehmen sie sich ein Motelzimmer, das Henry am nächsten Morgen alleine verlässt. Er fährt mit dem Auto davon, hält nach einer Weile am Straßenrand und lässt einen Koffer zurück, aus dessen Innerem Blut tropft.

Hintergrund

Henry: Portrait of a Serial Killer basiert auf dem realen Fall des Serienmörders Henry Lee Lucas, der als Jugendlicher seine Mutter umbrachte und 1984 zum Tode verurteilt wurde. Lucas behauptete bei seiner Verhaftung, mehr als 3.000 Menschen getötet zu haben. Viele dieser Geständnisse konnten jedoch widerlegt werden. 1998 wurde das Urteil von George W. Bush, dem damaligen Gouverneur von Texas, in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Lucas starb 2001 eines natürlichen Todes.

Der Film beginnt mit der Erklärung, dass Henry: Portrait of a Serial Killer auf Lucas’ Geständnissen basiere und nicht auf den Verbrechen, für die er letztendlich verurteilt wurde. Darüber hinaus wird behauptet, Otis und Becky seien erfundene Figuren[2], obwohl Henry Lee Lucas tatsächlich einen Komplizen namens Ottis Toole hatte. Als Vorbild für Becky diente wahrscheinlich Tooles Nichte Frieda Powell, die häufig auch Becky genannt wurde. Abgesehen von den Namen hatten Toole und Powell mit den Filmfiguren wenig gemeinsam.

Die Idee, einen Film über Lucas zu drehen, kam dem Regisseur John McNaughton, als er einen Beitrag über diesen in der Fernsehsendung 20/20 sah. Henry: Portrait of a Serial Killer war McNaughtons erster Spielfilm und wurde im Herbst 1985 innerhalb von nur 28 Tagen gedreht. Die Produktionskosten betrugen etwa 111.000 US-Dollar. Um Geld zu sparen, spielten manche Darsteller mehrere Rollen und Crewmitglieder wurden als Statisten eingesetzt. Die Hauptrolle übernahm Michael Rooker, der damals als Hausmeister arbeitete und seine Uniform während des gesamten Filmdrehs trug. Er legte sie nur für die Mordszenen ab, da sie nicht schmutzig werden durfte.

Henry: Portrait of a Serial Killer feierte seine Premiere am 24. September 1986 auf dem Chicago International Film Festival. Aufgrund von Uneinigkeiten zwischen McNaughton und der Zensurbehörde MPAA, die ihm ein X-Rating erteilen wollte, kam der Film erst 1989, drei Jahre nach seiner Fertigstellung, in die Kinos. In Großbritannien war er bis 2003 nur in einer gekürzten Fassung erhältlich. Henry: Portrait of a Serial Killer spielte in den Vereinigten Staaten rund 610.000 Dollar ein und wurde mehrfach ausgezeichnet. 1998 drehte Chuck Parello eine Fortsetzung mit dem Titel Henry: Portrait of a Serial Killer 2. Für ein Musikvideo der Rockband American Head Charge aus dem Jahr 2001 übernahm Michael Rooker die Rolle des Henry ein weiteres Mal.

Kritiken

  • „Ein erschreckender, grauenhafter Film. Brutalität und Gewalt werden [..] nicht als spektakulärer Nervenkitzel eingesetzt, sondern als ein in Großstädten übliches, ebenso unverständliches wie beklemmendes Geschehen […]“ (Lexikon des internationalen Films[3])
  • „Henry ist gar kein so schlechter Kerl, wenn er nicht gerade tötet […] ein unfassbares Debüt von Michael Rooker. Die Kraft und Intensität seiner eisigen Darstellung ist schlicht unglaublich.“ (Mike Lorefice: Raging Bull Movie Reviews[4])
  • „[…Henry] ist jemand, für den Mord und ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank zu holen analog sind. Der […] Dialog versinnbildlicht das, was McNaughton „die Poesie der Idiotie“ genannt hat“ (Adrian Gargett: www.kamera.co.uk[5])
  • „Die Kamera ist in langsamer aber beständiger Bewegung. Nüchtern registriert sie das dreckige Geschirr auf dem Tresen eines Cafés oder das Blut im Gesicht einer verstümmelten Frauenleiche. […] Dieser Kamerablick, ist nicht der Blick des Killers im Sinne einer filmischen first person narration, durch subjektive Einstellungen o. ä., aber es ist ein Blick, für den die Gewalt etwas Alltägliches und Normales ist. Ein Blick, für den verstümmelte Leichen genauso sehr oder genauso wenig ein Grund zum Verweilen sind, wie etwa der Müll im See oder das dreckige Geschirr auf dem Tresen. […] Kann die Liebe einen wie Henry retten? Kann es Erlösung für ihn geben? Sühne? Nein. Denn es gab schon am Anfang kein Paradies mehr, in das man zurückkehren könnte. Kein Idyll, nirgendwo.“ (Nicolai Bühnemann: Filmzentrale.com[6])
  • „von einer wüsten, unerbittlichen Machart, die man manchmal mit Kunst verwechselt […] Sagt uns eigentlich auch nicht viel mehr, als dass die Welt ein grausiger Ort ist und Mord etwas Schlimmes.“ (Terrence Rafferty: The New Yorker[8])

Auszeichnungen

Brussels International Fantastic Film Festival 1991

  • Silberner Rabe für John McNaughton

Fantasporto 1991

  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Film für John McNaughton
  • Auszeichnung in der Kategorie Bestes Drehbuch für John McNaughton und Richard Fire
  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Schauspieler für Michael Rooker
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Schauspielerin für Tracy Arnold

Independent Spirit Awards 1991

  • Nominierung in der Kategorie Bester Film für John McNaughton, Lisa Dedmond und Steven A. Jones
  • Nominierung in der Kategorie Beste Regie für John McNaughton
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Drehbuch für John McNaughton und Richard Fire
  • Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Michael Rooker
  • Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Tom Towles
  • Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Tracy Arnold

Internationales Filmfestival von Locarno 1990

Seattle International Film Festival 1990

  • Auszeichnung mit dem Golden Space Needle Award in der Kategorie Bester Schauspieler für Michael Rooker

Sitges Festival Internacional de Cinema de Catalunya 1990

  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Film für John McNaughton
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie für John McNaughton

Literatur

  • Interview mit McNaughton in: Thomas Gaschler & Eckhard Vollmar, „Dark Stars“; Belleville, München 1992, ISBN 3-923646-50-X

Quellen und Anmerkungen

  1. „Henry verwickelt sich in Lügengeschichten, als er seine Mutter zum Sündenbock machen will.“ (Artechock) Henry – Portrait of a Serial Killer. In: Artechock. artechock film, abgerufen am 4. Februar 2009.
  2. Die Erklärung im Wortlaut: "This film is a fictional dramatization of certain events. 'Henry' is not intended to be an accurate portrayal of a true story. The film is based partly on confessions of a person named Henry, many of which he later recanted. As to Otis and Betty, the film is fictional."
  3. Filmdienst: Henry: Portrait of a Serial Killer. In: Kabeleins Filmlexikon. SevenOne Intermedia GmbH, abgerufen am 4. Februar 2009.
  4. Mike Lorefice: Henry: Portrait of a Serial Killer. In: Raging Bull Movie Reviews. 23. Juni 2001, abgerufen am 4. Februar 2009 (englisch): „Henry's not such a bad guy when he isn't killing […] an awesome debut performance by Michael Rooker. The power and intensity of Rooker's chilling performance is just incredible“
  5. Adrian Gargett: Henry: Portrait of a Serial Killer. In: www.kamera.co.uk. abgerufen am 4. Februar 2009 (englisch): „Henry […] for whom murder and taking a cold beer out of the fridge are analogous events. […the] dialogue achieves what McNaughton has called 'the poetry of idiocy'“
  6. Nicolai Bühnemann: Henry – Portrait of a Serial Killer – Die Wegwerf-Gesellschaft. In: Filmzentrale.com. Abgerufen am 4. Februar 2009.
  7. Hal Hinson: ‘Henry: Portrait of a Serial Killer’. In: The Washington Post. 4. Mai 1990, abgerufen am 4. Februar 2009 (englisch): „The movie […] isn't a psychological study in the conventional sense“
  8. Terrence Rafferty: Henry: Portrait of a Serial Killer. In: The New Yorker. abgerufen am 4. Februar 2009 (englisch): „a stark, relentless quality that is sometimes mistaken for art. […] But it doesn’t seem to be telling us much more than that the world is a scary place and murder is ugly“

Weblinks


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