Henschel Hs 129

Henschel Hs 129
Henschel Hs 129
Henschel Hs 129B
Henschel Hs 129B
Typ: Schlachtflugzeug
Entwurfsland: Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Hersteller: Henschel Flugzeug-Werke AG
Erstflug: 25. Mai 1939
Indienststellung: 1942
Produktionszeit: Juni 1940 bis September 1944
Stückzahl: ca. 870

Die Henschel Hs 129 war ein einsitziges, zweimotoriges Erdkampfflugzeug der Henschel Flugzeug-Werke AG, das speziell für diese Aufgabe entworfen wurde. Sie wurde während des Zweiten Weltkrieges zwischen 1942 und 1945 vor allem zur Panzerbekämpfung eingesetzt, was ihr den Spitznamen „Büchsenöffner“ einbrachte. Das Haupteinsatzgebiet war an der Ostfront. Von diesem Typ wurden ca. 870 Einheiten hergestellt, die neben der deutschen Luftwaffe auch von der rumänischen Luftwaffe (62 Stück) eingesetzt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Versionen

Entwicklung

Das Technische Amt des Reichsluftfahrtministeriums schrieb 1937 ein kleines Schlachtflugzeug mit starker Bewaffnung und Panzerung aus. Gefordert wurde ein zweimotoriges Nahkampfflugzeug mit mindestens zwei 20-mm-Kanonen und starker Panzerung (mindestens 75 mm Panzerglas) zum Schutz der Besatzung. An dieser Ausschreibung beteiligten sich neben Henschel auch Blohm & Voss, Focke-Wulf und Gotha. Ende 1937 wurde neben Henschel auch Focke-Wulf ausgewählt, um einen entsprechenden Prototyp zu entwickeln und zu fertigen. Focke-Wulf legte eine modifizierte Version der bereits im Einsatz befindlichen Fw 189 vor. Beide Flugzeuge schnitten in Vergleichstests extrem schlecht ab, was vor allem auf die gravierende Untermotorisierung zurückzuführen war. Der Entwurf der Hs 129 wies die kleinstmöglichen Abmessungen auf, um eine kleine Beschussfläche zu bieten. Der trapezförmige Rumpfquerschnitt beschränkte sich zum Beispiel auf die maximale Pilotenbreite. Der Pilot saß in einer Panzerkabine, die durch bis zu 12 mm-Stahlbleche und 75 mm Panzerglas geschützt war. Die Entscheidung fiel letztendlich nur deswegen für den Henschel-Entwurf, weil die Produktionskosten nur zwei Drittel der Kosten der Focke-Wulf betrugen.

Hs 129 V1 - V3

Der als Henschel Hs 129 V1 bezeichnete Prototyp startete am 25. Mai 1939 zum Erstflug. Er wurde von zwei Argus As 410 A-1 V12 Motoren angetrieben, die jeweils 465 PS Leistung lieferten. Es wurden zwei weitere Prototypen gebaut. Der zweite Prototyp (V2) ging während der Erprobung verloren. Die weitere Erprobung wurde mit den verbleibenden Prototypen fortgesetzt und war bei Kriegsbeginn noch nicht abgeschlossen.

Hs 129 A-0

Trotz nicht abgeschlossener Erprobung wurde überstürzt mit der Serienproduktion begonnen, und die Vorserienmaschinen vom Typ Hs 129 A-0 kamen im Spätsommer 1940 in die Truppenerprobung. Sie wurden von der Luftwaffe ein halbes Jahr später mit einer vernichtenden Beurteilung ans Werk zurückgegeben. Besonders bemängelt wurden die schwachen Flugleistungen und die enge Kabine, die zudem eine schlechte Sicht bot. Die schlechten Sichtverhältnisse machten effektive Bodenangriffe sehr schwer, für groß gewachsene Piloten sogar unmöglich.

Hs 129 A-1

Die stärker motorisierte Hs 129 A-1 wies mit ihren beiden Argus As-410 A-1 Motoren (465 PS) jedoch kaum verbesserte Flugleistungen auf. Die unverändert schlechten Sichtverhältnisse waren ein weiterer Grund dafür, dass die Luftwaffe sie nicht in die Serienproduktion gehen ließ. Die Bewaffnung allerdings entsprach den Spezifikationen. Die Maschine trug an jeder Rumpfseite eine 20 mm Bordkanone MG FF und knapp darunter in der Tragflügelwurzel je ein 7,92 mm Maschinengewehr MG 17.

Hs 129 B-1

Zwei Hs 129B-1 der 5.(Pz)/SG 1 in Tunis im Mai 1943

Erst die Hs 129 B-1 konnte die Luftwaffe umstimmen. Sie war mit in Frankreich in großer Zahl erbeuteten Gnome-Rhone 14M Sternmotoren ausgerüstet. Zusätzlich wies sie eine neu konstruierte Panzerkabine und größere Fenster auf. Ihr Serienbau lief im Dezember 1941 an. Allzu große Erfolge konnten die Maschinen aber nicht erzielen, da sich die Gnome-Rhone Motoren als sehr störungsanfällig erwiesen. Vor allem in Nordafrika stellte die extreme Staub- und Sandempfindlichkeit die Schlachtgeschwader vor fast unlösbare Probleme. Allerdings stieg bei den B-Versionen des Flugzeuges auch die Durchschlagskraft der Maschinen stetig. Dies konnte zum einen durch den Ersatz der MG-FF-Maschinenkanone durch das durchschlagskräftigere MG 151, meist im Kaliber 20 mm, und zum anderen durch die Einführung zahlreicher Rüstsätze erreicht werden. Der Rüstsatz 2 (R2) umfasste eine 30-mm-Kanone vom Typ MK 101 zur Befestigung am Bauch, R3 eine Batterie von vier offenen MG 17 zur Befestigung unter dem Rumpf, R4 verschiedenste kleine Bomben, wobei die 4 kg schweren SD-4-Hohlmantelgeschosse beste panzerbrechende Eigenschaften aufwiesen, und den R5 mit einer intern installierten Aufklärungskamera.

Hs 129 B-2/Wa

Diese Variante der Hs 129 erhielt die MK 103-Maschinenkanone zur Panzerbekämpfung als Serienausstattung. Die Durchschlagskraft der MK 103 übertraf die der MK 101 aus dem Rüstsatz 2 deutlich. Alternativ verwendete man die 37 mm BK 3,7, die auch bei der Ju 87G Verwendung fand. Das Suffix "Wa" steht für Waffenträger.

Hs 129 B-3/Wa

Es stellte sich heraus, dass die Bewaffnung der Hs 129 B-1 die Panzerung der neuen sowjetischen T-34 Panzer nicht durchschlagen konnte. Aus diesem Grund schuf man die Hs 129 B-3, die unter dem Rumpf eine modifizierte 7,5-cm-PaK 40 Panzerabwehrkanone (PaK 40L) trug, die mit einer größeren Mündungsbremse ausgestattet wurde. Die 26 Schuss der PaK 40L wurden elektro-pneumatisch nachgeladen. Die Waffe erreichte dabei eine Kadenz von 40 Schuss pro Minute. Diese Variante der Hs 129 wurde ab Herbst 1944 ausgeliefert. Ungefähr 25 Stück der Hs 129 B-2 wurden zur B-3/Wa umgebaut. Die Kanone erwies sich als zu groß für das Flugzeug. In Kombination mit den heftigen Feuer- und Rückstoßkräften kam man schnell in einen Bereich, in dem der Pilot die Maschine nicht mehr lenken konnte, so dass er die Waffe abwerfen musste.

Hs 129 C

Diese Version der Henschel Hs 129 erreichte nie die Serienreife. Es existierten Pläne, das Flugzeug mit hängenden Isotta-Fraschini-Delta-IV-V12-Motoren auszustatten, deren Leistung bei 626,8 KW (840 PS) lag. Außerdem sollte die Maschine mit einer Art Geschützstand unter dem Rumpf ausgestattet werden, der eine Zwilling-MK 103 enthalten sollte, die der Pilot beschränkt seitlich ausrichten können sollte. Da die italienischen Motoren nicht verfügbar waren, scheiterte das Projekt.

Hs 129 D (Projekt)

Diese Version existierte nur als Projektplanung, um die Leistungsfähigkeit der Hs 129 deutlich zu erweitern. Vorgesehen wurde der Einbau von entweder zwei Junkers Jumo 211 (1100 PS) Triebwerken (welche auch in der Ju 87 B Stuka eingebaut waren) oder zwei BMW 801 Doppelsternmotoren. Zu einem Einbau oder Versuchen auf dem Prüfstand kam es nicht mehr.

Militärische Beurteilung

Die Hs 129 war an der Ostfront eine nützliche Waffe, um insbesondere die in Massen auftretenden T-34 bekämpfen zu können. Aufgrund der Tatsache, dass das Flugzeug keinen Heckschützen aufwies und zudem mit einer Höchstgeschwindigkeit von ca. 400 km/h von jedem russischen Jagdflugzeug eingeholt werden konnte, war permanenter Jagdschutz notwendig, um einen Einsatz erfolgreich abzuschließen.

Technische Daten

Hs 129
Kenngröße Daten (Version B-1)

(Quelle: engl. Wikipedia)

Daten (Version B-3)

(Quelle: Kens (1969))

Länge    9,75 m 9,75m
Höhe    3,25 m -
Flügelspannweite    14,20 m 14,20 m
Flügelfläche    29,00 m² 29,00 m²
Leermasse    3.810 kg 4.063 kg
maximale Startmasse    5.250 kg 5.230 kg
Triebwerk    2 × Gnôme et Rhône 14M Sternmotoren (710 PS / 522 KW) 2 × Gnôme et Rhône 14M04/05 Sternmotoren (740 PS / 544 kW)
Höchstgeschwindigkeit    407 km/h 400 km/h
Reisegeschwindigkeit    - km/h - km/h
Steigleistung    - m/s 37 min/8.000 m
Einsatzreichweite    560 km 780 km
Dienstgipfelhöhe    9.000 m 9.000 m
Bewaffnung    2 × 20-mm-MG 151/20,
2 × 7,92-mm-MG 17,
4 × 50-kg-Bomben
1 × 75-mm-BK 75 PaK 40 Kanonen,
2 × 13-mm-MG 131

Siehe auch

Literatur

  • David Donald: Deutsche Luftwaffe. Eine illustrierte Geschichte der deutschen Luftwaffe von 1939–1945. Aerospace Publishing Ltd., London 1994, ISBN 3-85492-473-9.
  • Karlheinz Kens: Die Flugzeuge des Zweiten Weltkriegs 1939–1945. Eine Flugzeugtypen-Sammlung. Wilhelm Heyne Verlag, München 1969 (Heyne Sachbuch 101).
  • Heinz J. Novarra: Die deutsche Luftrüstung 1933–1945. Band 3: Flugzeugtypen Henschel - Messerschmitt. Neuausgabe. Bernard & Graefe, Koblenz 1993, ISBN 3-7637-5467-9.
  • Martin Pegg: Hs 129. Panzerjäger! Classic Publishing, Burgess 1997, ISBN 0-9526867-1-6 (Englisch).
  • Herbert Ringlstetter: Der „fliegende Büchsenöffner“ Henschel Hs 129. In: Flugzeug Classic. Nr. 5, 2008, ISSN 1617-0725, S. 34–39.
  • Tony Wood, Bill Gunston: Die Luftwaffe. Eine illustrierte Geschichte der deutschen Luftstreitmacht im II. Weltkrieg. Buch- und Zeit-Verlags-Gesellschaft, Köln 1979.

Weblinks


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