Hermann Reincke-Bloch

Hermann Reincke-Bloch

Hermann Reincke-Bloch (* 15. August 1867 als Hermann Bloch in Berlin; † 1. Januar 1929 in Breslau) war ein deutscher Historiker, Hochschullehrer und Politiker (DVP).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Hermann Bloch wurde als Sohn eines Hof- und Verlagsbuchhändlers in eine jüdische Berliner Familie geboren. Nach dem Abitur 1886 am Französischen Gymnasium in Berlin nahm er ein Studium der Geschichte an den Universitäten in Freiburg im Breisgau, Leipzig und Berlin auf, das er 1891 mit der Promotion zum Dr. phil. beendete (Dissertationsarbeit: Untersuchungen zur Geschichte Kaiser Heinrichs VI. in den Jahren 1191–1194). Von 1892 bis 1900 war er Mitarbeiter an der Straßburger Diplomata-Abteilung der Monumenta Germaniae Historica bei Harry Bresslau.

Nach seiner Habilitation 1896 war Bloch als Privatdozent für mittlere und neuere Geschichte an der Universität Straßburg tätig. Er wurde dort 1901 außerordentlicher Professor und erhielt 1904 einen Lehrstuhl als ordentlicher Professor an der Universität Rostock, der er 1914/15 als Rektor vorstand.

Einen Ruf an die Universität Utrecht hatte er zuvor 1904 abgelehnt. Als erster deutscher Hochschullehrer hat er die Geschichte des Elsass in Vorlesungen behandelt. Die wegen seines Judentums lange Wartezeit auf eine deutsche Professur zu überbrücken half ihm sein Onkel, der Reichsgerichtsrat und nationalliberale Politiker Otto Ludwig Reincke, der ihn adoptierte und nach dem er seinen Namen Bloch in Reincke-Bloch änderte (spätestens ab 1913). 1914 übernahm er die Geschäfte der Rostocker Bezirksadjutantur. Im Ersten Weltkrieg war er aktiver Teilnehmer, zuletzt als Hauptmann.

Er folgte 1923 dem Ruf an die Universität Breslau und wirkte dort als Ausbilder von Geschichtslehrern. In Breslau leitete er den Deutschen Historikertag, wo er die schwierige Aufgabe wahrnahm, gemeinsam mit Karl Brandi die Wiederaufnahme der internationalen Zusammenarbeit mit den Historikerkollegen der vormals verfeindeten Länder auf der Grundlage voller Gleichberechtigung zu vereinbaren, und war Vorsitzender der Internationalen Kommission für die Bibliographie der Historischen Wissenschaften. Bis zu seinem Lebensende trug er Wesentliches zu dieser Bibliographie sowie zur Neubearbeitung des Bresslauschen Werkes über die Urkundenlehre bei. 1928 wurde er Ehrenmitglied der Historischen Kommission für beide Mecklenburg.

Ende 1928 erkrankte er an einer Lungenentzündung, der er am Neujahrstag 1929 erlag.

Hermann Reincke-Bloch war mit Luise Sellentin verheiratet.

Politik

Reincke-Bloch trat nach der Novemberrevolution in die Deutsche Volkspartei (DVP) ein und übernahm den Landesvorsitz der DVP in Mecklenburg-Schwerin. Er war Mitglied der Rostocker Bürgervertretung und wurde 1919 in den Mecklenburg-Schwerinschen Landtag gewählt, dem er bis 1922 angehörte. Vom 28. Juli 1920 bis zum 12. Januar 1921 amtierte er als Ministerpräsident des Freistaates Mecklenburg-Schwerin. In der von Ministerpräsident Johannes Stelling geführten Landesregierung übernahm er vom 12. April 1921 bis zum 15. Juni 1922 die Leitung des Staatsministeriums für Unterricht, Kunst, geistliche- und Medizinalangelegenheiten und reformierte das Volksschulwesen. Mitte der 1920er-Jahre war er Vorsitzender der DVP in Breslau und Schlesien. Als sich die Deutsche Volkspartei immer weiter rechten Positionen annäherte, wurde seine Stellung unhaltbar (1921 hatte er seine Partei zur Koalition mit den Sozialdemokraten bewogen), die eigene Partei versagte ihm die Gefolgschaft, so dass er sich aus der Politik zurückzog.

Siehe auch

Werke

  • Die staufischen Kaiserwahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1911
  • Der Freibrief Friedrichs I. für Lübeck und der Ursprung der Ratsverfassung in Deutschland, 1914

Literatur

  • Helge Bei der Wieden: Die mecklenburgischen Regierungen und Minister 1918–1952, S. 54/55, Köln, Wien 1978, ISBN 3-412-05578-6

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kabinett Reincke-Bloch — Das Kabinett Reincke Bloch bildete vom 28. Juli 1920 bis zum 12. Januar 1921 die Landesregierung von Mecklenburg Schwerin. Der Landtag des Freistaates Mecklenburg Schwerin wählte am 28. Juli 1920 den Ministerpräsidenten und am gleichen Tag die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kabinett Reincke-Bloch (Mecklenburg-Schwerin) — Das Kabinett Reincke Bloch bildete vom 28. Juli 1920 bis zum 12. Januar 1921 die Landesregierung von Mecklenburg Schwerin. Der Landtag des Freistaates Mecklenburg Schwerin wählte am 28. Juli 1920 den Ministerpräsidenten und am gleichen Tag die… …   Deutsch Wikipedia

  • Reincke — ist der Familienname folgender Personen: Hans Reincke (1922–2002), Fußballspieler und trainer in der DDR Heinrich Reincke (1881–1960), deutscher Archivar und Historiker Heinz Reincke (1925–2011), deutscher Schauspieler Hermann Reincke Bloch… …   Deutsch Wikipedia

  • Bloch — [blŏch] ist ein – überwiegend jüdischer – Familienname. Häufigkeit und Verbreitung Es gibt es ca. 2170 Personen (bei über 1000 Telefonbucheinträge[1]) in der Schweiz [2] mit diesem Namen. Die meisten finden sich in Basel und Umgebung …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Bloch — (Clara Emilie) Marie Bloch (* 27. November 1871 in Berlin; † 1943 im KZ Theresienstadt) war Mitglied der bürgerlichen Frauenbewegung und Pädagogin jüdischer Herkunft, die während der Zeit des Nationalsozialismus aus ihrer Wahlheimat Rostock ins… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Rei — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Hans August Steinmann — Hans (August) Steinmann, eigentlich: Johannes August Steinmann (* 23. November 1860 in Braunschweig; † 18. August 1929 in Rostock) war ein deutscher Landwirt und Politiker (DNVP). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Politik …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes August Steinmann — Hans (August) Steinmann, eigentlich: Johannes August Steinmann (* 23. November 1860 in Braunschweig; † 18. August 1929 in Rostock) war ein deutscher Landwirt und Politiker (DNVP). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Politik …   Deutsch Wikipedia

  • Kabinett Stelling II (Mecklenburg-Schwerin) — Das Kabinett Stelling II bildete vom 12. April 1921 bis zum 17. März 1924 die Landesregierung von Mecklenburg Schwerin. Der Landtag des Freistaates Mecklenburg Schwerin wählte am 8. April 1921 den Ministerpräsidenten und am 12. April 1921 die… …   Deutsch Wikipedia

  • Freistaat Mecklenburg-Schwerin — Mecklenburg Schwerin Wappen Flagge …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”