Hochgebirgsjägerzug

Hochgebirgsjägerzug

Hochgebirgsjägerzüge sind Sonderzüge der deutschen Gebirgsjägerbataillone 231 (Bad Reichenhall), 232 (Berchtesgaden), 233 (Mittenwald) sowie – bis zur Schließung des Standortes 2008 – 571 (Schneeberg) . Hochgebirgsjäger werden durch einen Aufnahmetest ausgewählt und qualifizieren sich durch hohe körperliche Fitness, Ausdauer und alpinistische sowie skiläuferische Fähigkeiten. Ihr Aufgabenspektrum geht über das gewöhnlicher Gebirgsjägereinheiten weit hinaus.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Die Anwärter der Hochgebirgsjägerzüge müssen sich einem strengen Aufnahmetest unterziehen. Der zweitägige Test umfasst eine Konditions- (750 Höhenmeter pro Stunde Berggehen), eine Ski- und eine Kletterprüfung (5. Grad UIAA muss beherrscht werden) im alpinen Gelände und unter erschwerten Umständen. Erhöhte Anforderungen werden auch an die psychische Eignung gestellt. Durch dieses Auswahlverfahren stellen „Hochzügler“ – wie sie unter den Gebirgsjägern genannt werden – eine hochqualifizierte und homogene Truppe von Bergsoldaten dar.

Hochgebirgsjäger unterliegen als Sondereinheiten einer besonderen Ausbildung: Neben der militärischen Ausbildung wird unter anderem behelfsmäßige und planmäßige Bergrettung, Orientierung im Gelände und Überleben in der Natur ausgebildet. Außerdem werden ständig die alpinen Fähigkeiten geschult. Zur Verbesserung der Kondition bilden regelmäßige Bergläufe und Märsche einen wichtigen Teil des Dienstalltags. Ein weiterer wichtiger Teil und das eigentliche Handwerkszeug des Hochgebirgsjägerzuges ist der Gefechtsdienst im Hochgebirge. Besondere Gefechtshandlungen wie Handstreich und Hinterhalt im Jagdkampf werden ebenso intensiv geübt wie Verteidigung und Aufklärung.

Aufbau

In Friedenszeiten ist der Hochgebirgsjägerzug Teil der 1. Kompanie eines Bataillons. Im Verteidigungsfall untersteht er direkt dem Befehl des Bataillonskommandeurs. Zug- und Gruppenführer sind Heeresbergführer, der größte Teil des Zuges besteht aus Mannschaftsdienstgraden.

Aufgaben

Einsatzgebiete des Hochgebirgsjägerzugs sind militärisches Gefecht (sowohl Sommer- als auch Winterkampf im extremen, unwegsamen und steilen Gelände, in der Regel im Hochgebirge), das Herstellen von Seilsicherungsanlagen für nachfolgende Truppen, sowie die planmäßige und behelfsmäßige Bergrettung. Im Katastrophenfall unterstützen die Hochgebirgszüge die zivile Bergrettung.

Ausrüstung

Die Hochgebirgsjägerzüge können zur Erfüllung ihrer speziellen Aufgaben auf ein breites Spektrum moderner Ausrüstung zurückgreifen. Neben der Standardwaffe G36 gehören eine vollständige Kletter-, Skitouren- und Eiskletterausrüstung zur Ausstattung, die damit wesentlich spezieller und umfangreicher ist als die gewöhnlicher Gebirgsjäger. Der Hochgebirgsjägerzug verfügt darüber hinaus unter anderem über spezielle Bergrettungsgeräte wie Lawinensonden, behelfsmäßige Skiverschraubung, Lawinenschaufeln, diverse Akjas (z. B. UT2000). Als Fahrzeuge dienen der Unimog 406, das Hägglund BV 206 sowie der Wolf.

Kameradschaft

Aufgrund der besonderen Anforderungen bildet sich unter den Angehörigen der Hochgebirgszüge eine besonders intensive Kameradschaft heraus, die sich sowohl im Umgang zwischen Vorgesetzten und Untergebenen wie auch in einer engen Verbundenheit nach dem aktiven Dienst in der Bundeswehr zeigt.

Bild in den Medien

Eine im Februar 2010 bekannt gewordene, beim Wehrbeauftragten des Bundestages, Reinhold Robbe, eingegangene Beschwerde eines ehemaligen Angehörigen des Mittenwalder Hochgebirgsjägerzuges, in der von Aufnahmeritualen und einer internen Hierarchie innerhalb der Mannschaftsdienstgrade berichtet wurde, sorgte für ein negatives Bild des Hochgebirgsjägerzuges in Medien und Bevölkerung. Eine Beschreibung dieser Rituale, u.a. das Essen roher Schweineleber, in Rollmöpsen eingewickelter Hefe und das Konsumieren von Alkohol bis zum Erbrechen, führte zu internen Ermittlungen, die auch die vorübergehende Auflösung des Mittenwalder Hochgebirgsjägerzuges zur Folge hatten. Der Zug wurde am 1. Oktober 2010 wieder aufgestellt.

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