- Höllenschiff
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Als Höllenschiffe (engl.: Hell Ship) bezeichneten die alliierten Kriegsgefangenen im Pazifikkrieg während des Zweiten Weltkriegs die japanischen Transportschiffe, mit denen sie in Gefangenenlager nach Japan, Korea, Mandschukuo, oder zu größeren Bauprojekten wie der Thai-Burma-Eisenbahn, gebracht wurden. Auch in Japan werden diese Schiffe heutzutage als Jigoku-sen (地獄船) bezeichnet, was derselben Bedeutung entspricht.
Die Gefangenen stammten aus Hongkong, den Philippinen und den ehemaligen britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien. Zusammen mit einer großen Zahl Einheimischer wurden sie als Zwangsarbeiter in Bergwerken, Seehäfen oder der Schwerindustrie eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Da die Japaner sich nicht in der Lage sahen, eine große Zahl Kriegsgefangener in den eroberten Gebieten unterzubringen und mit Wasser und Nahrung zu versorgen, und diese in ihren Augen zudem noch gute Dienste als Zwangsarbeiter leisten konnten, setzte die japanische Marine ab 1942 Frachtschiffe und in seltenen Fällen auch Passagierdampfer als Transportschiffe ein. Eine Kennzeichnung der Schiffe als Lazarettschiffe wurde von den Japanern nicht vorgenommen. So war es unvermeidlich, dass etliche Transporter von amerikanischen, britischen und niederländischen U-Booten torpediert und versenkt wurden. Einige Schiffe fielen auch alliierten Luftangriffen zum Opfer. Während der Angriffe kam es immer wieder zu Massakern, da die Japaner rigoros mit Maschinengewehren auf alle Gefangenen schossen, denen es gelungen war, sich über Bord zu retten.
Die Zustände während der teilweise monatelangen Überfahrten, bei denen auch oft die Schiffe gewechselt wurden, waren unmenschlich. Da die Japaner sich nicht an die Genfer Kriegsgefangenen-Konvention gebunden sahen und die alliierten Soldaten in ihren Augen keine Ehre mehr besaßen, da sie nicht bis zum Tod gekämpft hatten, fiel ihre Behandlung entsprechend aus. Die Gefangenen wurden unter Deck in die Laderäume gepfercht, wo sie kaum sanitäre Anlagen vorfanden und nur äußerst unzureichend mit Wasser und Nahrung versorgt wurden. Andere, die unter Deck keinen Platz fanden, verbrachten die Zeit auf dem Oberdeck und waren der tropischen Hitze und Luftfeuchte ausgesetzt. Auf die kleinsten Vergehen hatten die Japaner die Todesstrafe ausgesetzt, die auch rigoros vollstreckt wurde [1]. Viele Gefangene überlebten die Überfahrten nicht und starben an Unterernährung, Austrocknung oder tropischen Krankheiten. Einige setzten ihrem Leben selbst ein Ende und wieder andere wurden von ihren wahnsinnig gewordenen Kameraden ermordet.
Liste der gesunkenen Höllenschiffe
Sortiert nach Ablegedatum
1942
- 22. Juni – Montevideo Maru von Rabaul nach Hainan – Gefangene: 1.053 Australier, Tote: 1.053 (nicht genau gesichert) – Torpediert und versenkt am 1. Juli durch die USS Sturgeon. Die Versenkung gilt bis heute als größte Seekatastrophe Australiens[4].
- 27. September – Lisbon Maru von Hongkong nach Shanghai – Gefangene: 1.816, Tote: 842 – Torpediert und versenkt am 1. Oktober durch die USS Grouper. Die Überlebenden wurden an Bord der Shinsei Maru gebracht.
1943
- 25. November – Suez Maru von Ambon nach Java – Gefangene: 546, Tote: 546 – Torpediert und versenkt durch die USS Bonefish am 28. November.
1944
- 20. Januar – Ikoma Maru von Palau nach Hollandia – Gefangene: 611, Tote: 418 – Torpediert und versenkt durch die USS Seahorse am 21. Januar.
- 24. Februar – Tango Maru von Java nach Ambon – Gefangene: 3.500, Tote: 3.000 – Torpediert und versenkt durch die USS Rasher am 25. Februar.
- 18. Juni – Tamahoko Maru von Formosa nach Japan – Gefangene: 772, Tote: 560 – Torpediert und versenkt durch die USS Tang am 24. Juni.
- ??. August – Koshu Maru von Batavia nach Makassar – Gefangene: 1.513, Tote: 1.239 – Torpediert und versenkt durch die USS Ray am 8. August.
- 6. September – Kachidoki Maru von Singapur nach Japan – Gefangene: 900, Tote: 400 – Torpediert und versenkt durch die USS Pampanito am 12. September.
- 6. September – Rakuyo Maru von Singapur nach Japan – Gefangene: 1.318, Tote: 1.159 – Torpediert und versenkt durch die USS Sealion II am 12. September.
- 7. September – Shinyo Maru von Davao nach Manila – Gefangene: 750, Tote: 667 – Torpediert und versenkt durch die USS Paddle am selben Tag.
- 17. September – Junyo Maru von Java nach Sumatra – Gefangene: 6.343, davon 2.300 britische, niederländische, australische und amerikanische Soldaten und 4.200 Zwangsarbeiter aus Java (Romushas), Tote: 5.620 – Torpediert und versenkt am 18. September südwestlich vor Sumatra bei Mukomuko durch die HMS Tradewind.
- 17. September – Marcos Maru von Ambon nach Java – Gefangene: 650, Tote: 325
- 20. September – Hofuku Maru (auch Toyofuku Maru) von Manila nach Japan – Gefangene: 1.289 Briten und Niederländer, Tote: 1.047 – Bombardiert und versenkt durch ca. 40 Flugzeuge eines amerikanischen Flugzeugträgers am nächsten Tag vor der Subic Bay, Luzon.
- 21. September – Kaishun Maru von Mindanao nach Manila – Gefangene: 150, Tote: unbekannt – Bombardiert und versenkt durch Flugzeuge eines amerikanischen Flugzeugträgers am selben Tag vor Cebu.
- 21. Oktober – Arisan Maru von Manila nach Japan – Gefangene: 1.800 Amerikaner (Überlebende des Todesmarsches von Bataan 1942), Tote: 1.792 – Torpediert und versenkt durch die USS Shark am 24. Oktober. Die Versenkung gilt bis heute als größte Seekatastrophe der USA.
- 14. Dezember – Oryoku Maru von Manila nach Japan – Gefangene: 1.620, Tote: 300 – Bombardiert und versenkt durch Flugzeuge des amerikanischen Flugzeugträgers USS Hornet am nächsten Tag bei Olongapo in der Subic Bay, Luzon.
- 27. Dezember – Awa Maru von Singapur nach Japan – Gefangene: 1.070, Tote: 316
1945
- 14. Januar – Brazil Maru von Formosa nach Japan – Gefangene: 925, Tote: 450
Siehe auch
- Chronik bedeutender Seeunfälle 1900 bis 1949
- Chronik bedeutender Schiffsversenkungen
Quellen
- ↑ Japanische Regeln auf den Höllenschiffen
- ↑ List of Hellship Voyages (englisch)
- ↑ Major Sinkings of POW Hell-Ships unter: http://www.mansell.com/pow_resources/hell_ship_losses.html
- ↑ The sinking of the Montevideo Maru unter: http://www.awm.gov.au/atwar/remembering1942/montevideo/
Literatur
- Raymond Lamont-Brown, Ships From Hell: Japanese War Crimes on the High Seas, Sutton Publishing, 2002, ISBN 0-7509-2719-4
- Gregory F. Michno, Death of the Hellships: Prisoners at Sea in the Pacific War, Naval Institute Press, 2001, ISBN 1-55750-482-2
- Judith Pearson, Belly of the Beast: A POW's Inspiring True Story of Faith, Courage, and Survival Aboard the Infamous WWII Japanese Hellship, the Oryoku Maru, NAL Trade, 2001, ISBN 0-451-20444-1
- Charles M Brown, The Oryoku Maru story, 1983
Weblinks
- Verlustliste (englisch)
- The Hell Ships of WWII (englisch)
- The Hell Ships (englisch)
- Britische Ehrenliste der Opfer (englisch)
- Geschichte der Singapore Maru (englisch)
- The Oryoku Maru Story (englisch)
- http://www.cofepow.org.uk/pages/ships.html (englisch)
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