Ingo Kolboom

Ingo Kolboom

Ingo Kolboom (* 16. Februar 1947 in Hohenaspe) ist ein deutscher Romanist. Kolboom lehrt als Professor für Frankreichstudien und Frankophonie an der TU Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ingo Kolboom entstammt einer alten sächsischen Theologenfamilie – seine Mutter stammt aus Dresden; sein Großvater war Pfarrer an der Michaeliskirche in Dresden-Bühlau. Kolboom interessierte sich schon als Jugendlicher besonders für Geschichte und Politik, bevor er sein Interesse für Frankreich entdeckte. Er wurde 1966 zum Wehrdienst bei der Bundeswehr eingezogen und 1968 als Offizier der Reserve wieder entlassen.

Von 1968 bis 1975 studierte Kolboom Romanistik, Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik an der Universität Saarbrücken, der Universität Paris I (Sorbonne), der TU Berlin und der FU Berlin. Seine Abschlüsse waren der Licence des lettres an der Sorbonne, das Staatsexamen für das Höhere Lehramt und die Promotion in Geschichte.

Von 1975 bis 1981 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent für Romanistik an der Technischen Universität Berlin sowie bis 1984 als Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und der Universität Hamburg. Von 1983 bis 1994 war er Forschungsdirektor und Leiter der Arbeitsstelle Frankreich/deutsch-französische Beziehungen im Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Bonn, wo er von 1984 bis 1994 auch als Koordinator des Ständigen Gesprächskreises Frankreich/deutsch-französische Beziehungen fungierte.

Im Trimester 1992/93 war er Gastprofessor für deutsch-französische Geschichte und Deutschlandstudien an der Universität von Montréal in Québec/Kanada und seit 1994 Professor für Frankreichstudien und Frankophonie an der TU Dresden, wo er gleichzeitig auch das Amt des Direktors vom Centrum für interdisziplinäre franko-kanadische und franko-amerikanische Forschungen Québec - Sachsen (CIFRAQS) ausübt. Kolboom war von 1994 bis 1997 Studiendekan der Fakultät Sprach- und Literaturwissenschaften und in den Jahren 1995 bis 1997 und 2001 bis 2003 geschäftsführender Direktor des Instituts für Romanistik der TU Dresden. Seit 1997 ist er Mitglied im Konzil der TU Dresden. Seit 1999/2000 ist er assoziierter Professor am Historischen Institut der Universität Montreal.

Kolboom verfasste Beiträge zur französischen Sozial- und Zeitgeschichte, Politik und Kultur, zu den deutsch-französischen Beziehungen, zur europäischen Sicherheitspolitik, zur kanadischen und quebecer Politik, zur Geschichte, Kultur und Literatur und zur internationalen Frankophonie. Kolboom lebt in Dresden und ist verheiratet.

Weitere Funktionen und Ämter

Ingo Kolboom ist seit 1995 Mitglied des 1988 ins Leben gerufenen Deutsch-Französischen Kulturrats, dem zehn deutsche und zehn französische Vertreter angehören. Er hat sich dabei in besonderer Weise der Belange der neuen Bundesländer in diesem Gremium angenommen und setzt sich für einen weiteren Ausbau des Französischunterrichts in den neuen Ländern ein. Zuletzt organisierte er eine Kampagne zum besseren Empfang des französischsprachigen Fernsehkanals TV5MONDE im ostdeutschen Kabelnetz.

Überdies engagiert(e) sich Kolboom noch in zahlreichen Institutionen:

  • Seit 1985: Vorstand des Comité d’Etudes des Relations Franco-Allemandes (CERFA) am Institut Français des Relations Internationales (IFRI) in Paris
  • Seit 1992: Wissenschaftlicher Beirat der Deutsch-Französischen Vereinigung für Wissenschaft und Technologie (DFVWT/AFAST)
  • 1994 bis 2005: Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik
  • Seit 1994: Mitglied im Comité de Patronage der Fondation Károlyi (Budapest/Paris)
  • Seit 1994: Mitglied im Kuratorium des Komitees zur Förderung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages e.V.
  • 1996 bis 2000: Stv. Mitglied des Deutsch-Französischen Hochschulkollegs in Mainz
  • Seit 1995: Mitglied in der New York Academy of Sciences
  • Seit 1998: Mitglied des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats von Recherches Sociographiques der Universität Laval (Québec)
  • Seit 1998: Verwaltungsratsmitglied der Association internationale des Etudes québécoises (AIEQ)
  • 1999 bis 2004: Präsident der Association internationale des Etudes québécoises (AIEQ)
  • Seit 1998: Wissenschaftlicher Beirat des Forum franco-allemand
  • Seit 1999: Wissenschaftlicher Beirat der Fédération des Maisons franco-allemandes en France
  • Seit 2001: Mitglied des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats von Globe. Revue internationale d’études québéoises
  • Seit 2001: Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Internationalen Konferenz „Francophonie en Amérique“
  • Seit 2005: Mitarbeit in der Stipendienkommission der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. (Teilnahme am schriftlichen Vorauswahlverfahren und an persönlichen Vorstellungsgesprächen)
  • Seit März 2006: Präsident der Sächsisch-Bretonischen Gesellschaft e.V.

Auszeichnungen

  • 1988: Straßburg-Preis für Beiträge zur deutsch-französischen Verständigung / Prix Strasbourg (verliehen von der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und der Universität Straßburg für das Buch La Revanche des Patrons)
  • 1990: Prix France-Allemagne (für wissenschaftlich-kulturelle Verdienste um die deutsch-französischen Beziehungen)
  • 1992: Ritter des französischen Ordre national du Mérite
  • 1995: Deutsch-Französischer Journalistenpreis, Printmedien (verliehen vom Deutschen Journalistenverband)
  • 2000: Prix franco-allemand du 22 janvier (für wissenschaftlich-kulturelle Verdienste um die deutsch-französischen Beziehungen)
  • 2004: Ehrendoktorwürde der Université du Québec in Montréal (Würdigung der Verdienste zur Québec-Forschung)
  • 2004: Offizier des Ordre des Palmes Académiques (verliehen durch den französischen Minister für Nationale Erziehung, Forschung und Technologie für die Verdienste um Universität, Wissenschaft und Erziehung)
  • 2005: Ritterwürde des Nationalen Verdienstordens von Québec (Kolboom erhielt als erster deutsche Wissenschaftler diese Auszeichnung, die durch Ministerpräsident Jean Charest für seine außerordentliche Verdienste um die Kultur Québecs, seine Québec-Studien und seine weltweiten frankophonen Studien verliehen wurde.)
  • 2009: Offizier des französischen Ordre national du Mérite
  • 2010: Ordre des francophones d'Amérique[1]

Schriften

Monographien

  • Die Akadier – Frankreichs vergessene Kinder. Der lange Weg zu einer Nation ohne Grenzen. Teilmonographie in: Ingo Kolboom/Roberto Mann: Akadien: ein französischer Traum in Amerika. Vier Jahrhunderte Geschichte und Literatur der Akadier.. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren/Synchron Publishers, Heidelberg 2005
  • Pièces d’identité. Signets d’une décennie allemande 1989–2000. Presses de l’Université de Montréal, Montréal 2001 (Coll. Champ libre)
  • Die Ära Mitterrand 1981–1995. Versuch einer Bilanz. Forum Politicum Jenense 2/97, Jena 1997
  • Vom geteilten zum vereinten Deutschland. Deutschland-Bilder in Frankreich. Europa Union Verlag, Bonn 1991 in Arbeitspapiere zur Internationalen Politik 61, ISBN 3-7713-0394-X
  • La Revanche des Patrons: Le patronat français face au Front populaire. Flammarion, Paris 1986, ISBN 2-08-064912-4 (franz., Vorwort von Henri Weber)
  • Das Problem der Franzosen mit der deutschen Identität – Frankreich und die deutsche Frage in Geschichte und Gegenwart. FU Berlin, Fachbereich Politische Wissenschaft, Occasional Papers 12, 1985
  • Frankreichs Unternehmer in der Periode der Volksfront 1936–1937. Schäuble, Rheinfelden 1983 (2 Bände, Coll. Romanistik #28)

Herausgeberschaften

  • Manuel Feifel: Regionen als „Global Players“. Das Beispiel der interregionalen Kooperation Bayern-Québec. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren/Synchron Publishers, Heidelberg 2003 (Vorwort von Ingo Kolboom, mit CD-ROM)
  • Hans-Jürgen Greif, François Ouellet: Literatur in Québec. Eine Anthologie. Littérature québecoise. Une anthologie. 1960–2000. Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren/ Synchron Publishers, Heidelberg 2000 (Vorwort von Ingo Kolboom)
  • XIV. Deutsch-Französische Konferenz. Deutschland und Frankreich in Europa / XIVe Conférence franco-allemande. La France et l’Allemagne dans l’Europe nouvelle. Berlin, Reichstag 28. - 30. Mai 1990. Arbeitspapiere zur Internationalen Politik 59, Europa Union Verlag, Bonn 1991
  • XIII. Deutsch-Französische Konferenz / XIIIe Conférence Franco-Allemande: Europäische Selbstbehauptung? / L’enjeu européen. Hambourg, 3. - 5. Juni 1987. Arbeitspapiere zur Internationalen Politik 46, Europa Union Verlag, Bonn 1987
  • XII. Deutsch-Französische Konferenz / XIIe Conférence Franco-Allemande: Der Beitrag der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs zur Entwicklung der Europäischen Union / La contribution de l’Allemagne et de la France au développement de l’Union européenne. Bonn-Bad Godesberg 28. - 30. November 1984. Arbeitspapiere zur Internationalen Politik 35, Europa Union Verlag, Bonn 1985 (2. Auflage 1988)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mathias Bäumel (Pressestelle TU Dresden): Hohe franko-amerikanische Auszeichnung für TU-Professor Ingo Kolboom, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 7. Oktober 2010, abgerufen am 7. Oktober 2010

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