- Amduat
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Amduat in Hieroglyphen
Ta medjat imit Duat
T3 mḏ3t jmjt Dw3t
Das Buch von dem, was in der Duat istDas Amduat (Untertitel in Kurzform: „Die Schrift der verborgenen Kammer“[1]) gilt als ältestes altägyptisches Literaturwerk der Gattung Jenseitsbücher. Es entstand als Zusammenfassung unter dem Amduat-Titel „Das Buch von dem, was in der Duat ist“.[2] Die Redaktoren des Amduats verwendeten ältere Vorlagen, die wohl bis in das Alte Reich zurückreichen. Jan Assmann ordnet daher die Thematik des Amduats den Sonnenheiligtümern zu.
Alexandra von Lieven verweist in diesem Zusammenhang auf die nur im Amduat verwendeten „Strichmännchenzeichnungen“, die in ähnlicher Gestaltung sehr gut für die 6. Dynastie bezeugt sind und mit Beginn des Neuen Reiches aufgrund der beschädigten Vorlagen im weiteren Verlauf durch Neuanfertigungen ersetzt wurden. Außerdem basiert die Kryptografie des Amduat im Gegensatz zu den anderen Unterweltsbüchern auf memphitischer Theologie.[3] Das Amduat fungierte zudem im Neuen Reich als redaktionelle Vorlage für alle danach entstehenden Unterweltsbücher, die auf den Inhalten des Amduats aufbauten.
Das Amduat diente ursprünglich ausschließlich für die verstorbenen Könige (Pharaonen) als Jenseits-Orientierungshilfe in ihren Gräbern. Es ist daher Anfang des Neuen Reiches hauptsächlich dort belegt, vereinzelt auch in Gräbern von ranghohen Beamten. Erst später fand das Amduat in Gräbern von Priestern häufiger Verwendung. Die Schriften richteten sich an die „Ebenbilder des Sonnengottes Re“ und nicht an den „einfachen Ägypter“.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Entdeckungen im Neuen Reich
Das Jenseitsbuch „Das, was in der Duat ist“ ist zum ersten Mal im Grab KV20 des Thutmosis I. bezeugt und in den Königsgräbern des Neuen Reiches als teilweise vollständige Darstellung in Kurz- und Langfassung erhalten. Das Grab KV34 des Thutmosis III. (1504 bis 1450 v. Chr.) im Tal der Könige zeigt ebenso eine vollständige Darstellung wie auch das Grab von Amenophis II. (KV35). Einzig im Grab des Thutmosis III. wird aufgrund einer Beischrift ein direkter Bezug des Inhalts zum König deutlich:
„Das Buch ist im Himmel und auf der Erde nützlich für einen, der es schon auf Erden kennt: Thutmosis III., der Selige, ist einer, der es kennt.“
Im Grab Sethos I. (KV17) befinden sich einige farbige Abbildungen der Nachtstunden des Amduat. Weitere Darstellungen wurden gefunden von: Hatschepsut, Amenophis III., Tutanchamun, Eje II., Ramses II., Merenptah, Sethos II., Siptah, Ramses V. und Ramses IX.. Haremhab und Ramses I. verzichteten aufgrund der Amarnazeit in ihren Gräbern auf die Anbringung des Amduat.
Inhalt
In zwölf Abschnitten, die den zwölf Nachtstunden entsprechen, wird die nächtliche Fahrt des Sonnengottes Re durch die Unterwelt in einer Barke beschrieben, an der insgesamt 908 göttliche Wesen beteiligt sind, wobei davon allein 124 mit Namen benannte Wesen am Sonnenuntergang mitwirken. Die Wegstrecke, die Re während der Durchquerung der Duat zurücklegt, wird mit knapp 39.000 km angegeben, was fast dem tatsächlichen Erdumfang entspricht. Es bleibt unklar, wie jene Entfernungsangaben von den Ägyptern ermittelt wurden und ob ein Verfahren im Zusammenhang der Landvermessung als Grundlage diente, die als große Errungenschaft der Ägypter galt.
Auf der Nachtfahrt stößt Re auf verschiedene Hindernisse, die er und seine Helfer überwinden. Hauptfeind ist Apophis, der in der siebenten Stunde erscheint und von dem Ältesten Zauberer, bei dem es sich wohl um Seth handelt, bezwungen wird. Das Totengericht in der Halle der Vollständigen Wahrheit ist im Amduat noch nicht der Mittelpunkt des Geschehens. Der Inhalt des Amduat ist kein eigentlich durchgehender Text, sondern eine Reihe von zwölf Bildern, die die Stundengottheiten für eine Nachtstunde zeigen und mit ausführlichen Anmerkungen versehen sind.
Das Amduat trägt in sich auch Auszüge aus früheren Epochen, die bis in die Zeit der Pyramidentexte zurückreichen. Aufgrund der Entdeckungen ist es wissenschaftlich belegt und dem Neuen Reich zugeordnet, obwohl die Entstehungszeit wahrscheinlich mindestens in das Mittlere Reich zu datieren ist. Das Amduat umfasst folgende Themenbereiche:
„Zu kennen die Wesen der Unterwelt; die geheimen Wesen; die Tore und Wege, auf denen der große Gott wandelt; zu kennen, was getan wird, was in den Stunden ist und ihre Götter; zu kennen den Lauf der Stunden und ihre Götter; zu kennen ihre Verklärungssprüche für Re; zu kennen, was er ihnen zuruft; zu kennen die Gedeihenden und die Vernichteten.“
– Funktionen des Amduats[4]
Stunden der Nacht
Nachtstunden: Namen der Göttinnen, Tore und Höhlen Stunde Name der Stundengöttin Stundentor Stundenhöhle / Stundenort 1. Stunde Die die Stirnen ihrer Feinde zerschmettert Westlicher Torweg des Horizontes 2. Stunde Die Kluge, die ihren Herrn schützt Allesverschlinger Halle der Vollständigen Wahrheit 3. Stunde Die Bas zerschneidet Räuber Gefilde der Uferbewohner 4. Stunde Die Große, die in der Duat ist Welches das Ziehen verbirgt Mit lebenden Erscheinungsformen 5. Stunde Geleitende, die inmitten ihrer Barke ist Haltepunkt der Götter Westen 6. Stunde Ankunft, die den rechten (Weg) gibt (Der) mit scharfen Messern Wasserloch der Unterweltlichen 7. Stunde Die den Hiu abwehrt und
den mit schrecklichem Gesicht köpftTor des Osiris Geheimnisvolle Höhle (des Osiris) 8. Stunde Herrin der tiefen Nacht Das steht, ohne müde zu werden Sarkophag ihrer Götter 9. Stunde Anbetende, die ihren Herren schützt Das die (Nil)flut hütet Mit hervorquellenden Gestalten 10. Stunde Wütende, welche die Hinterhältigen schlachtet Mit großen Erscheinungsformen,
Gestalten gebärendMit tiefen Wassern und hohen Ufern 11. Stunde Die Sternige, Herrin der Barke, die den
Widersacher abwehrt bei seinem HervorkommenRuheplatz der Unterweltlichen Rand der Höhle 12. Stunde Die die Vollkommenheit ihres Herrn schaut Das die Götter erhöht Ende der Urfinsternis Verbreitung
Das Amduat ist im Neuen Reich fester Bestandteil der Dekoration eines Königsgrabes und nur vereinzelt bei Privatleuten belegt. In der dritten Zwischenzeit wird es – auf Papyrus geschrieben – auch Privatleuten mit in das Grab gelegt. Auf Sarkophagen ist es bis mindestens zur 30. Dynastie bezeugt. Während es in der 18. Dynastie meist vollständig niedergeschrieben wurde, werden später meist nur einzelne Stunden pars pro toto dargestellt.
Siehe auch
Literatur
- Hans Bonnet: Amduat, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte; Hamburg 2000; ISBN 3-937872-08-6 S. 17–20.
- Erik Hornung: Das Amduat: die Schrift des verborgenen Raumes / hrsg. nach Texten aus den Gräbern des Neuen Reiches, Harrassowitz, Wiesbaden 1963–1967
- Erik Hornung: Die Unterweltsbücher der Ägypter, Artemis, Düsseldorf 1997, ISBN 3-7608-1061-6
- Erik Hornung: Die Nachtfahrt der Sonne, Artemis&Winkler, Düsseldorf/Zürich Neuauflage 1998, ISBN 3-7608-1200-7
- Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u. a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5
Weblinks
- The Book of Am-Tuat by Wallis Budge (englisch)
- Szenen des Amduat in KV34 auf Theban Mapping Project (englisch)
- Digitale Bearbeitung des Amduat der Künstlerin Jutta Achilles
Einzelnachweise
- ↑ In der Kurzfassung des Amduats existiert nur der Vermerk „Abriss des Papyrusbuches“. Der ausgeschriebene Untertitel in der Langfassung des Amduats lautet:
„Die Schrift der verborgenen Kammer. Die Standorte der Seelen, Götter, Schatten und Verklärten. Die Tätigkeiten des Re für sie. Der Anfang ist das Horn des Westens, das Tor des Westhorizontes, das Ende ist die Urfinsternis. Zu kennen die Duat-Seelen, zu kennen die Tätigkeiten des Re für sie. Zu kennen die geheimen Seelen, zu kennen, was in den Stunden ist und ihre Götter, zu kennen was er ihnen zuruft. Zu kennen, die Tore und Wege, auf denen der Große Gott wandelt, zu kennen den Lauf der Stunden und ihre Götter, zu kennen die Seligen und die Vernichteten.“
- ↑ Erik Hornung: Die Unterweltsbücher der Ägypter, Artemis, Düsseldorf 1997, S. 18.
- ↑ Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne. S. 30.
- ↑ Jan Assmann: Stein und Zeit: Mensch und Gesellschaft im Alten Ägypten. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-2681-3, S. 63.
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