- Jeanne Berta Semmig
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Jeanne Berta Semmig (* 16. Mai 1867 in Orléans; † 28. Juli 1958 in Radebeul) war eine deutsche Schriftstellerin und Dichterin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die Tochter des 1849er Revolutionärs, Lehrers und Schriftstellers Friedrich Hermann Semmig (1820–1897) sowie der Französin Adèle Cornichon wurde in Orléans in Frankreich geboren. Die Familie zog nach Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs aufgrund eines Ausweisungsbefehls 1871 nach Leipzig, wo Semmig zur Schule ging. Die ersten Lebensjahre der Tochter Jeanne Berta sind in des Vaters wohl bestem poetischen Werk Kind aufgezeichnet, das dieser 1876 veröffentlichte.[1]
Von 1883 bis 1886 besuchte sie ein Lehrerinnenseminar in Callnberg im Erzgebirge und war dann Hauslehrerin in der Familie des Altenburger Oberhofmeisters von Minckwitz. Im Jahr 1891 wurde Semmig für die nächsten 40 Jahre Lehrerin an der 6. Bezirksschule in der Dresdner Altstadt. Trotz Angeboten, an Bürgerschulen zu wechseln, konnte sie die „Kinder des Volkes nicht verlassen“.[2]
Neben ihrer Arbeit schrieb sie Gedichte, die 1897 erstmals im Lyrikband Gedichte veröffentlicht wurden. Erzählungen und Novellen schlossen sich an, in denen sie neben den Erfahrungen aus ihrer Berufstätigkeit auch die Eindrücke ihrer Reisen durch Deutschland und in die Schweiz verarbeitete. Ihre Werke wurden in Leipzig, Berlin, Dresden und München veröffentlicht, auch wenn der Literaturbetrieb von ihr wenig Notiz nahm.
Jeanne Berta Semmig begegnete 1901 am Bodensee Hermann Hesse, mit dem sie ab da eine lebenslange Freundschaft[3] verband; sie schrieb ihm im Laufe der Jahre 1917 bis 1958 insgesamt 127 Briefe und eine Karte, die im Hesse-Archiv verwahrt werden.[4] Im Jahr 1930 besuchte sie ihn in der Casa Camuzzi in Montagnola. Dort lernte sie auch Ninon Dolbin kennen, die spätere dritte Ehefrau von Hesses. Hesse widmete Semmig 1947 das Gedicht Schicksalstage.
Semmig war ab 1909 dem Literarischen Verein Dresden verbunden, ebenso dem 1901 gegründeten Wilhelm-Raabe-Kreis. Später war sie Präsidentin des Literarischen Bundes deutscher Frauen, der am 2. Advent 1944 durch die Gestapo aufgelöst wurde. Nachdem 1945 ihre Wohnung beim Luftangriff auf Dresden ausgebombt wurde, bekam sie Unterkunft bei Freunden. Ihren immer noch schreibenden Lebensabend verbrachte Jeanne Berta Semmig im Feierabendheim Altfriedstein in Radebeul-Niederlößnitz, das sie in ihrem Gedicht Altersheim verewigte:
„Das Herrenhaus aus längst versunknen Tagen, …“
Dort schrieb sie 1957 auch den Entwurf der Festrede zu Hesses 80. Geburtstag, die sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr halten konnte.[5]
Im März 1958 erhielt Semmig, die „älteste lebende deutsche Schriftstellerin“, anlässlich der offiziellen Feierlichkeiten zum Internationalen Frauentag in Ostberlin die Clara-Zetkin-Medaille als Auszeichnung für ihr langes Lebenswerk.[6] Semmig verstarb 1958 in Radebeul und wurde auf dem Urnenhain Tolkewitz in Dresden beigesetzt.
Von Semmig existieren Porträts von den Malern Paul Wilhelm und Heinz Drache.
Werke (Auswahl)
- Gedichte. 1897.
- Die Stadt der Erinnerung. 1905.
- Silhouetten. 1906.
- Stark wie der Tod. 1908.
- Aber ging es leuchtend nieder.
- Die Wege eines Deutschen. 1921. (Das Werk beschreibt den Lebensweg ihres Vaters).
- Die Geschichte von der armen Isolde Weisshand und Herrn Tristan. 1924.
- Louise Otto-Peters, 1957. (Porträt der Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung).
- Weg in den Abend. postum 1975.
- Aus acht Jahrzehnten. Bearbeitete Lebenserinnerungen, Union Verlag, Berlin 1975.
Literatur
- Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 2. C. Pataky, Berlin 1898, S. 298.
- Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte 9), S. 287.
- Kathrin Wallrabe (Hrsg.): Jeanne Berta Semmig. Lehrerin und Schriftstellerin. In: Frauenzimmer - Frauen im Zimmer?. Textsammlung. Radebeul 2005, S. 44 f.
Weblinks
- Literatur von und über Jeanne Berta Semmig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur in der Sächsischen Bibliographie
- Kalliope-Nachweis Nachlass
- Nachweis: Schriftsteller im Rundfunk - Autorenauftritte im Rundfunk der Weimarer Republik 1924-1932
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Arthur Lier: Semmig, Friedrich Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 314 f.
- ↑ Kathrin Wallrabe (Hrsg.): Jeanne Berta Semmig. Lehrerin und Schriftstellerin. In: Frauenzimmer - Frauen im Zimmer?. Textsammlung. Radebeul 2005, S. 44 f.
- ↑ Michael Limberg: Hermann Hesse - Literatur. S.31
- ↑ Hesse-Archiv: Inventar der Briefe an Hermann Hesse (Ms L 81-84)
- ↑ Jeanne Berta Semmig. In: Gottfried Thiele: Von August bis Ziller; Historische Persönlichkeiten und ihre Spuren in der Lößnitz. Radebeul 1998, S. 35.
- ↑ Richard C. Helt: A poet or nothing at all: the Tübingen and Basel years of Hermann Hesse. Berghahn, 1996, ISBN 9781571810755
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