- Orléans
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Orléans Region Centre Département Loiret (Präfektur) Arrondissement Orléans Kanton Chef-lieu von 6 Kantonen Gemeindeverband Agglomération Orléans Val de Loire Koordinaten 47° 54′ N, 1° 54′ O47.9022222222221.9041666666667109Koordinaten: 47° 54′ N, 1° 54′ O Höhe 109 m (90–124 m) Fläche 27,48 km² Einwohner 113.257 (1. Jan. 2008) Bevölkerungsdichte 4.121 Einw./km² Postleitzahl 45000 INSEE-Code 45234 Website http://www.ville-orleans.fr/ Orléans [ɔʁleˈɑ̃] ist eine Stadt in Zentralfrankreich. Die Stadt an der Loire ist Universitäts- und Bischofssitz mit einer eindrucksvollen Kathedrale und hat 113.257 Einwohner (Stand 1. Januar 2008). Orléans ist Sitz der Präfektur im Département Loiret.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Altertum
An der Stelle des heutigen Orléans existierte in keltischer (gallischer) Zeit der Ort Cenabum, der zum Gebiet der Karnuten gehörte und zusammen mit Autricum (heute Chartres) einer der Hauptorte dieses gallischen Stammes war.
Die Ansiedlung wurde im Jahr 52 v. Chr. von Cäsar erobert, der damit auch die Gewalt über den Hafen an der Loire erlangte.[1] Die eigentliche Gründung erfolgte während der Regierungszeit des römischen Kaisers Aurelian; der Name Orléans stellt eine lautliche Weiterentwicklung des damaligen Ortsnamens Aurelianum dar. Im 4. Jahrhundert wurde die antike Stadt durch den Bau einer Stadtmauer gesichert. Mauern von bis zu 10 m Höhe und 3 m Dicke schlossen ein ca 600 m langes und 400 m breites Rechteck mit einer Fläche von 25 ha ein. Das Zentrum der Stadt wurde vom Forum gebildet. Die wichtigsten Straßen waren der decumanus maximus, die heutige rue de Bourgogne, der cardo maximus, die heutige rue de la poterne sowie die rue parisie. Außerhalb der ummauerten Stadt lagen zwei Nekropolen und das Amphitheater.[2] Tatsächlich gelang es 451 unter Führung von Bischof Aignan, und auch dank der Stadtmauer, einen Angriff der Hunnen zurückzuschlagen.[3]
Mittelalter
In merowingischer Zeit wurde Orléans in den Jahren 511 bis 613 kurzfristig zum eigenständigen Königreich, später Hauptstadt von Neustrien. Von seiner Bedeutung der Stadt im Mittelalter zeugt auch die Tatsache, dass mehrere Könige hier gewählt und gekrönt wurden: Karl der Kahle (848); Robert II., genannt der Fromme (987) und Ludwig VI., genannt der Dicke (1108).
Später war es eine Verwaltungseinheit im Rahmen einer Grafschaft. 1344 konnten die Herren von Orléans zumindest wieder den Titel „Herzog“ erlangen. Wenige Jahre später wird der Stadt durch einen Erlass von König Karl VI. eine eigenständige Verwaltung und eine unabhängige Finanzverwaltung zugestanden.[4]
1428 und 1429 war die Stadt im Hundertjährigen Krieg letzte Bastion der Franzosen gegen die Engländer. Am 8. Mai wurde sie unter Führung von Jeanne d’Arc, die in diesem Zusammenhang den Beinamen „Jungfrau von Orléans“ erhielt, von der Belagerung befreit.
Einer ersten Stadterweiterung im Westen der gallorömischen Stadt im 14. Jahrhundert, folgten zwei weitere: zunächst im 15. Jahrhundert östlich der ursprünglichen Stadtmauern um das Kloster Saint Aignan zu schützen, und Anfangs des 16. Jahrhunderts eine weitere, erheblich umfangreichere im Westen und Norden.
Neuzeit
In der Zeit der Renaissance entstanden zahlreiche stattliche Bürgerhäuser, die auch heute noch das Stadtbild zieren. In der Neuzeit war Orléans der Name einer Seitenlinie der Bourbonen, die mit Louis-Philippe von 1830 bis 1848 auf den französischen Thron kam.
19. und 20. Jahrhundert
1825 wurde mit dem Bau der Prachtstraße Rue Jeanne d'Arc begonnen. Sie führt geradlinig vom heutigen Place du Général de Gaulle nach Osten zum Hauptportal der Kathedrale. Erst 1840 konnte sie fertiggestellt werden.[5]
Bereits seit 1853 ist Orleans mit Paris durch eine Eisenbahnlinie verbunden.
Im Deutsch-Französischen Krieg wurde nach der Schlacht von Orléans am 3. und 4. Dezmber 1870 die Stadt bis zum Friedensschluss von deutschen Truppen besetzt.
Während der Besetzung durch deutsche Truppen im 2. Weltkrieg von 1940–1944 war die Stadt eine wichtige Garnison von Truppenteilen der Wehrmacht. Der deutschen Besatzung war allerdings ein Bombardement vorausgegangen, dem vor allem die westlichen Teile der Altstadt zum Opfer fielen. Nach einem drei Tage dauerndem Brand lagen 13 ha der Stadt in Schutt und Asche. Auch das Maison de Jeanne d'Arc und das Kloster Couvent des Minimes, in dem das Archiv des Departements Loiret lagerte, wurden zerstört. Die Archivbestände gingen dabei zum großen Teil verloren. Weitere Zerstörungen brachten alliierte Luftangriffe auf Verkehrswege (v.a. Brücken und Eisenbahnlinien).
1959 wurde ein großes Teilgebiet der Gemeinde Saint-Cyr-en-Val nach Orléans eingemeindet. Dort entstand in den darauffolgenden Jahren die Trabantenstadt Orléans-La Source, die heute knapp 20.000 Einwohner hat und kommunalpolitisch einen eigenen Kanton (den Kanton Orléans-La Source) bildet. Dort ist auch die 1961 neugegründete Universität angesiedelt.
Entwicklung der Einwohnerzahl
- 1954 – 76.400
- 1962 – 88.100
- 1968 – 95.828
- 1975 – 106.246 (20. Februar)
- 1982 – 102.710 (4. März)
- 1990 – 105.111 (5. März)
- 1999 – 113.126 (8. März)
Sehenswürdigkeiten
Mittelpunkt der Altstadt ist der Place du Martroi, auf dem sich seit 1855 ein Reiterstandbild von Jeanne d’Arc befindet.
Maison de Jeanne d’Arc
Im Haus von Jacques Boucher, dem Schatzmeister des Herzogs von Orléans wohnte Jeanne d'Arc während ihres Aufenthalts in Orléans in den Monaten April und Mai 1429. 1909 wurde die Vorderfront um 2,50 m nach hinten verlegt, damit das Haus mit den Nachbargebäuden eine durchgehende Straßenfront bildet. 1940 wurde in den nach deutschen Bombenangriffen ausgebrochenen Bränden das Gebäude vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau - ab 1961 - wurde der Zustand von 1909 wiederherstellt. Heute ist dort ein Museum untergebracht.[6] In Modellen und einem Diorama wird die Geschichte der Jungfrau von Orléans rekonstruiert und die Befreiung von der Belagerung Orléans am 8. Mai 1429 dargestellt.
Kathedrale Sainte-Croix d’Orléans
Bekannteste Sehenswürdigkeit von Orléans ist die mächtige Cathédrale Sainte-Croix (Heiligkreuzkathedrale) aus dem Jahr 1278. Sie befindet sich östlich des Place du Martroi und wurde an der Stelle einer aus dem 10. Jahrhundert stammenden Kirche erbaut.
Die Kathedrale hat viele tiefgehende Zerstörungen hinter sich. Orléans war im hundertjährigen Krieg ein Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich, bis es vom 5.-8. Mai 1429 von Jeanne d’Arc befreit wurde, der die Stadt später nicht nur ein Denkmal gesetzt hat, sondern der auch einige Fenster der Kathedrale gewidmet sind. Alljährlich wird am 7. und 8. Mai ein Fest zur Erinnerung an diese glorreiche Befreiung gefeiert.
Dann zerstörten Hugenottentruppen in der Nacht des 24. März 1568 die Kathedrale bis auf das 3. und 4. Joch des Langhauses, so dass ein weitgehender Neubau nötig wurde. Und schließlich kamen im 2. Weltkrieg die Zerstörungen von deutschen und amerikanischen Truppen hinzu. Alle diese Schäden sind aber weitgehend restauriert.
Die Kathedrale liegt zwar sehr malerisch am Ende einer langen geraden Straße. Sie gehört aber nicht zu den herausragenden Beispielen gotischer Baukunst, nicht zuletzt wegen der Fassade des 19. Jhs. Die einzig originelle Idee an ihr ist der Säulenkranz der oberen Geschosse, der sich von weitem sehr dekorativ ausnimmt. Die Kathedrale wurde 1287 begonnen. Nach den kalvinistischen Zerstörungen 1568 begann man 1601 mit dem Neubau. 1623 war der Chor vollendet, 1680 das Querschiff, aber erst 1829 diese Fassade.
Die Fassade der Südseite der Kathedrale wurde während des Barocks 1680 neugebaut. Von barocken Formen ist hier allerdings nichts zu spüren. Hier hat sich im Gegenteil eine Zeitströmung architektonisch niedergeschlagen, die zur damaligen Zeit einen sog. antikischen Geschmack wieder beleben wollte, der vor allem bei der Gestaltung des Portales zu sehen ist.
Auch dem Innenraum spürt man die unharmonische Geschichte der Kathedrale an. Hier ist im 18. und 19. Jh. versucht worden, eine Schulbuch-Version der Gotik nachzubauen, ohne dass deren Geist noch lebendig gewesen wäre. Der Blick in den Chor demonstriert diese kühlen, strengen Linienmuster ohne jede Bewegung, die solche gotischen Nachbauten häufig haben. Einzig die Fenster des Erdgeschosses sprechen eine andere Sprache. Sie wurden im 19. Jh. eingesetzt und man hat wohl versucht, die verspürte emotionale Kälte des Raumes durch besonders farbenprächtige Fenster etwas auszugleichen.
Städtepartnerschaften
- Münster (Westfalen), Deutschland
- Krakau, Polen
- Kristiansand, Norwegen
- Treviso, Italien (13. September 1965–18. Dezember 2007 / die langjährige Städtepartnerschaft wurde aufgrund diverser homosexuellenfeindlicher und rassistischer Äußerungen von Giancarlo Gentilini, dem Bürgermeister Trevisos, 2007 aufgelöst)
Verkehr und Infrastruktur
Stadtverkehr
sieh auch Artikel Straßenbahn Orléans
Der Großraum Orléans wird durch ein umfangreiches Busnetz erschlossen. Der Busbetrieb endet aber schon am frühen Abend.
Eine Straßenbahnlinie (Tram A) verläuft in Nord-Südrichtung. Linie B in West-Ost-Richtung ist in Bau und soll im Sommer 2012 in Betrieb genommen werden.
Grünflächen und Naherholungsgebiete
Die Ile Charlemagne
Trotz des Namens ist dieses auf dem linksseitigen Loireufer gelegene, rund 70 km² umfassende Gebiet nur bei Hochwasser der Loire eine Insel. Der Bach (genannt "Rio"), der die Insel vom Festland trennt, ist die meiste Zeit mehr oder weniger trocken. Die Insel gehört katastermäßig zum Gebiet der Gemeinde Saint-Jean-le-Blanc. Grundstückseigner ist aber seit den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts die Stadt Orléans. Ein 33ha großer Baggersee wurde für Wassersport aller Art hergerichtet. Für Besucher gibt es ausreichend Parkplätze sowie Rad- und Wanderwege. In den Sommermonaten bietet ein Shuttlebus eine weitere Verbindung zum Stadtzentrum.[7]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Alexandre Antigna, Maler
- Thomas Bonnin, Radrennfahrer
- Bernard Boyer, Rennwagenkonstrukteur und Autorennfahrer
- Jean Marc Bourgery, Anatom
- Félix Cazot, Musikpädagoge und Komponist
- Alfred Cornu, Physiker
- Eucherius von Orléans, Bischof von Orléans
- Pierre Jamet, Harfenist und Musikpädagoge
- Georges Lafenestre, Schriftsteller und Kunstkritiker
- Henri Lavedan, Schriftsteller und Journalist
- Patrick Le Hyaric, Journalist und Politiker
- Édouard Mignan, Organist und Komponist
- Charles Péguy, Schriftsteller
- Jeanne Berta Semmig, Schriftstellerin
- Marie Touchet, Geliebte des Königs Karl IX. von Frankreich
- Jean Zay, Politiker und Minister
- Erick Zonca, Filmregisseur und Drehbuchautor
Einzelnachweise
- ↑ laissez-vous conter Orléans; herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Résau national des Villes des pays d'art et d'histoire, ca 2010
- ↑ VILLE D'ORLEANS - CIRCUIT DÉCOUVERTE; ca 2010
- ↑ laissez-vous conter Orléans
- ↑ laissez-vous conter Orléans
- ↑ VILLE D'ORLEANS - CIRCUIT DÉCOUVERTE; ca 2010
- ↑ VILLE D'ORLEANS - CIRCUIT DÉCOUVERTE; ca 2010
- ↑ http://archives.orleans.fr/article.php?laref=40&titre=la-base-de-l-ile-charlemagne-a-20-ans-
Weblinks
Wiktionary: Orléans – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Orléans – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Ville d'Orléans – offizielle Webpräsenz der Stadt Orléans
- Histoire de la Ville d'Orléans – Geschichte der Stadt Orléans
- Images anciennes d'Orléans et de l'Orléanais: cartes postales – alte Postkarten von Orléans, zur Verfügung gestellt von der Bibliothèque municipale d'Orléans, mit Suchfunktion
Kategorien:- Gemeinde im Département Loiret
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