Jens Daniel

Jens Daniel
Rudolf Augstein, 1980

Rudolf Karl Augstein (* 5. November 1923 in Hannover; † 7. November 2002 in Hamburg; Pseudonyme u.a. Moritz Pfeil und Jens Daniel) war ein deutscher Journalist, Verleger, Publizist und der Gründer des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Augstein wurde in Hannover geboren. Seine Mutter war Gertrude Maria Augstein und sein Vater Friedrich Augstein, ein ehemaliger Kamerafabrikant und Fotokaufmann („Photo Augstein”). Rudolf wuchs in einer bürgerlichen katholischen Familie auf und war das jüngste von sieben Kindern (fünf Schwestern, ein Bruder - Josef Augstein, später Rechtsanwalt in Hannover). Als Neunjähriger erlebte er die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Das Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover verließ er 1941 mit dem Abitur und absolvierte anschließend ein Volontariat beim Hannoverschen Anzeiger, die spätere Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ). Ab 1942 war Rudolf Augstein im Kriegsdienst als Funker und wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Rang eines Leutnants zum Artilleriebeobachter.

Gründer und Macher des Spiegels

Nach Ende des Krieges übernahm Augstein zusammen mit dem Fotografen Roman Stempka und dem Redakteur Gerhard R. Barsch in Hannover die Zeitschrift Diese Woche von der britischen Militärverwaltung. Sie war als Lizenzzeitung nach dem Vorbild der britischen „News Review” und des amerikanischen Time Magazine entwickelt worden. Am 4. Januar 1947 erschien die Erstausgabe des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL als Nachfolger von Diese Woche in Hannover. Augstein war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt. Im Januar 1949 wurde Augstein erstmals vor Gericht bestellt, als er im Spiegel geschrieben hatte, dass bei einer Hausdurchsuchung beim Kieler Ex-Agrarminister Erich Arp Fleischbüchsen gefunden worden waren. Augstein wurde freigesprochen.

Nach verschiedenen Berichten im Spiegel über korruptionsverdächtige Geschäfte der Regierung ließ der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß vom 26. bis zum 28. Oktober 1962 Augstein und sieben andere Mitarbeiter unter Verdacht des Landesverrats festnehmen (siehe Spiegel-Affäre). Die Festnahmen lösten eine Welle der Empörung aus. Nach 103 Tagen Untersuchungshaft wurde Augstein im Februar 1963 entlassen, Strauß zog sich daraufhin zeitweise in die bayerische Landespolitik zurück. Man sprach bereits vom „Anfang des Endes” der Ära Adenauers, der auch im gleichen Jahr zurücktrat. Kurz vor seinem Tod empfing Adenauer noch Augstein für ein Gespräch. 2007 wurde bekannt, dass Augstein in den 1950ern den Juristen Carl Schmitt um Beistand ersuchte und später für einige Zeit eine briefliche Korrespondenz mit ihm unterhielt. Schmitt war einer der prominentesten Juristen im Nationalsozialismus gewesen.[1]

Buchautor und Maueröffnung

In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Augstein mehrere Bücher. 1972 und 1973 saß er für die FDP, der er seit 1957 angehörte, im Bundestag. 1974 schenkte Augstein 50 Prozent des Unternehmens den Mitarbeitern des Spiegels. 1988 führte er mit dem damaligen Parteichef der KPdSU, Michail Gorbatschow, ein Gespräch über dessen Politik der Perestroika. Kurz vor der Maueröffnung am 9. November 1989 schrieb der Spiegel-Chefredakteur Erich Böhme einen Kommentar, „warum ich nicht wiedervereinigt werden möchte”. Wenig später distanzierte sich Augstein von Böhmes Position. Obwohl er jahrelang die CDU-Politiker attackiert hatte, schrieb Augstein am 23. April 1990 im Spiegel-Kommentar: „Glückwunsch Kanzler”. 1998 kündigte Augstein an, dass er sich 2003 komplett aus dem Spiegel zurückziehen wolle. Am 26. August 2002 schrieb er seinen letzten Spiegel-Kommentar über die Irak-Politik der USA.

Am 7. November 2002 starb Rudolf Augstein an den Folgen einer Lungenentzündung in Hamburg. Am 19. November 2002 wurde er auf dem Friedhof Keitum/Sylt beigesetzt. Am 25. November fand für den 1968 nach dem Tode seiner frommen Mutter aus der katholischen Kirche ausgetretenen Humanisten eine Trauerfeier im Hamburger Michel statt. Zur Jahrtausendwende hatte Augstein geschrieben, dass die Kirche in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts keine Rolle mehr spielt.[2]

Familie

Augstein war fünfmal verheiratet und viermal geschieden, aus den fünf Ehen gingen vier Kinder hervor. Augsteins Tochter Franziska (* 1964) ist ebenfalls Journalistin (Süddeutsche Zeitung), sein Sohn Jakob (* 1967) ist als Verleger der Wochenzeitschrift Freitag und des Belletristik-Verlages Rogner & Bernhard sowie als Autor im Parlamentsbüro der Wochenzeitung Die Zeit tätig. Die älteste Tochter Maria Sabine (* 1949) ist als Rechtsanwältin tätig und setzt sich aktiv für die Bürgerrechte homosexueller, intersexueller und transsexueller Menschen ein. Der jüngste Sohn Julian (* 1973) ist Maler und Volkswirt.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Spiegelungen, 1964
  • Preußens Friedrich und die Deutschen, 1968
  • Jesus Menschensohn, 1972
  • Überlebensgroß Herr Strauß. Ein Spiegelbild (Herausgeber), 1980

Zitate

„Es kommt nicht so sehr darauf an, daß die Demokratie nach ihrer ursprünglichen Idee funktioniert, sondern daß sie von der Bevölkerung als funktionierend empfunden wird.“

Rudolf Augstein

Literatur

  • Rudolf Augstein – Schreiben, was ist. Kommentare, Gespräche, Vorträge. Hrsg. v. Jochen Bölsche. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2003. ISBN 3-421-05747-8.
  • Leo Brawand: Rudolf Augstein. Düsseldorf: ECON 1995. ISBN 3-430-11557-4.
  • Ulrich Greiwe: Augstein. Ein gewisses Doppelleben. Aktualisierte und erw. Neuausg. München: Deutscher Taschenbuch-Verl. 2003. (= dtv; 34034) ISBN 3-423-34034-7.
  • Hans-Jürgen Jakobs, Uwe Müller: Rudolf Augstein. Ein Portrait. München: Heyne 1991. (Heyne-Bücher, 19; Heyne-Sachbuch, 507) ISBN 3-453-05114-9.
  • Hellmuth Karasek: Karambolagen. Begegnungen mit Zeitgenossen. München: Ullstein 2002. ISBN 3-550-08391-2.
  • Otto Köhler: Rudolf Augstein. Ein Leben für Deutschland. München: Droemer 2002. ISBN 3-426-27253-9.
  • Dieter Schröder: Augstein. München: Siedler 2004. ISBN 3-88680-782-7.
  • Bodo Zeuner: Veto gegen Augstein. Der Kampf in der Spiegel-Redaktion um Mitbestimmung. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1972. ISBN 3-455-08737-X.
  • Peter Merseburger: Rudolf Augstein: Biographie. München: Deutsche Verlags-Anstalt 2007. 1. Auflage. ISBN 978-3-421-05852-2 (Rezension).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lutz Hachmeister und Stefan Krings: Spektakulärer Briefwechsel. Rudolf Augstein rief Carl Schmitt zu Hilfe. In: FAZ, 23. August 2007.
  2. Der Humanist: Trauerfeier für Augstein, 19. November 2002.
  3. Laudatio des IPI: Rudolf Augstein

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