Jessner

Jessner

Leopold Jessner (* 3. März 1878 in Königsberg; † 13. Dezember 1945 in Hollywood) war ein deutscher Theater- und Filmregisseur. Er gilt als wichtiger Vertreter des Bühnenexpressionismus und des politischen Theaters der zwanziger Jahre. Bekannt wurde er zudem als Schöpfer der „Jessnerschen Treppe“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leopold Jessner begann als Schauspieler auf verschiedenen Bühnen, bevor er Theaterleiter wurde. Bis 1930 arbeitete er für das Thalia-Theater in Hamburg (Oberspielleiter 1905-1915), das Neue Schauspielhaus in Königsberg (Direktor 1915-1919), als Intendant des Staatlichen Schauspielhauses in Berlin (1919-1928), sodann als Generalintendant der Schauspielbühnen des Staatstheaters Berlin (1928-1930), der führenden Bühnen der Weimarer Republik. Jessners Vertrag als Generalintendant wurde 1930 in einen Regievertrag umgewandelt, der 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Jessner galt als Vertreter der expressionistischen Bühnenregie und als Protagonist des zeitgenössischen politischen Theaters und war Vorstandsmitglied des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Sein Wirken für den Film stellt sich als Begleiterscheinung und Nebenprodukt seiner Theaterarbeit dar, darunter die Produktionen Hintertreppe (1921 mit Paul Leni als Co-Regisseur) und Erdgeist (1923 nach Frank Wedekind).

1934 emigrierte Jessner nach einem Gastspiel im westeuropäischen Ausland zunächst nach Großbritannien, wo er erfolglos versuchte, eine Filmfirma zu gründen. 1935 ging er nach Palästina und 1937 dann in die USA. Dort arbeitete er als Lektor bei MGM.

1951 wurde eine Straße im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain nach Jessner benannt.[1]

Theatergeschichtliche Bedeutung

Berühmt wurde der Regisseur durch die „Jessnersche Treppe“. Dabei handelt es sich um eine selbständige Stufenbühne, die seit Jessners Berliner Einstands-Inszenierung des Wilhelm Tell (1919), die zu einem Theaterskandal führte, das Zentrum von Jessners streng gegliederten, raum- und zeitlosen Bühnenräumen bildete und durch die der Regisseur den Kern seiner Textvorlagen zum Tragen bringen wollte. Jessners Inszenierungsstil zeichnete sich durch eine exakte Choreographie, symbolische Gesten und Arrangements, extreme szenische Verknappung und eine geballte, rhythmisierte Sprache aus.

Jessner kam eine wichtige Rolle als Förderer junger Autoren wie Bertolt Brecht, junger Regisseure wie Jürgen Fehling und Schauspieler wie Fritz Kortner zu.

Werke

  • Schriften. Theater der zwanziger Jahre. Hrsg. von Hugo Fetting. Berlin: Henschel 1979.

Literatur

  • Karl Theodor Bluth: Leopold Jessner. Berlin, Oesterheld, 1928
  • Ludwig Marense: Leopold Jeßner vom Tell I zu Tell II zu Tell III. In: Die Zeit, 1958 Online-Version
  • Matthias Heilmann: Leopold Jessner – Intendant der Republik. Der Weg eines deutsch-jüdischen Regisseurs aus Ostpreußen. München: Max Niemeyer, 2005

Einzelnachweise

  1. Lexikon von A-Z zur Berlingeschichte und Gegenwart

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • JESSNER, LEOPOLD — (1878–1945), German theatrical director and manager. Starting as an actor, Jessner was director at the Thalia Theater in Hamburg (1904–15). He later directed the Neues Schauspielhaus in his birthplace Koenigsberg (1915–19). From 1919 to 1930 he… …   Encyclopedia of Judaism

  • Jessner, Leopold — (1878 1945)    Director. Jessner was best known for his work during the Weimar Republic, when he was appointed intendant of the Prussian State Theater, the tradition bound, Karl Friedrich Schinkel designed Royal Theater on Gendarme Square near… …   Historical dictionary of German Theatre

  • Jessner, Leopold — ▪ German director and producer born March 3, 1878, Königsberg, Germany [now Kaliningrad, Russia] died October 30, 1945, Los Angeles, California, U.S.       theatrical producer and director associated with the German Expressionist (Expressionism)… …   Universalium

  • Jessner, Leopold — (1878 1945), actor, director, and theater* manager; Berlin s* most renowned director in the Republic s early years. Born in Kö nigsberg, he began his stage career in 1897 as an actor with the Cottbus Stadt theater. Soon after 1900 he acted and… …   Historical dictionary of Weimar Republik

  • Jessner lymphocytic infiltration — lymphocytic infiltration of skin a variable skin condition seen most often in middle aged persons, characterized by asymptomatic, single or multiple, firm, reddish papules or plaques that expand peripherally to form annular lesions, sometimes… …   Medical dictionary

  • Jessner, Leopold —    см. Йеснер, Леопольд …   Энциклопедический словарь экспрессионизма

  • Leopold Jessner — est un metteur en scène allemand, directeur de théâtre et réalisateur, né le 3 mars 1878 à Königsberg (Prusse Orientale (aujourd hui Kaliningrad, Russie), mort le 13 décembre 1945 à Los Angeles (Californie). Il a participé… …   Wikipédia en Français

  • Leopold Jessner — (* 3. März 1878 in Königsberg; † 13. Dezember 1945 in Hollywood) war ein deutscher Theater und Filmregisseur. Er gilt als wichtiger Vertreter des Bühnenexpressionismus und des politischen Theaters der 1920er Jahre. Bekannt wurde er zudem als… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Jessner — (* 2. November 1887 in Stolp; † 27. August 1978 in der Schweiz) war ein deutscher Dermatologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Jessner — (March 3, 1878 ndash;December 13, 1945) was a noted producer and director of German Expressionist theater and cinema. His first film, Hintertreppe (1921), is considered a major turning point which paved the way for the later German Expressionist… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”