- Jürgen Fehling
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Jürgen Fehling (* 1. März 1885 in Lübeck; † 14. Juni 1968 in Hamburg) war ein deutscher Theaterregisseur und Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jürgen Fehling stammte aus einer der angesehensten Familien der Hansestadt Lübeck. Sein Vater war der Bürgermeister Emil Ferdinand Fehling, sein Großvater mütterlicherseits der Dichter Emanuel Geibel. Einige Fehlings dienten als Vorbilder für Figuren des Romans Buddenbrooks von Thomas Mann.
Hans Westfehling senior, * 1658 Hans Westfehling junior, 1697–1777 Hans Christoph Fehling, 1722–1803 Hermann Christian Fehling[1] Johannes Christoph Fehling[2] Hermann Christian (von) Fehling[3] Wilhelm Fehling[4] Adele Fehling[5] Johannes Fehling[6] Hermann Wilhelm Fehling[7] Emil Ferdinand Fehling[8] Hermann Christian (von) Fehling[9] Wilhelm Fehling[10] N. N. Behn 5 Söhne, 3 Töchter Kinderlos, s. 1891 Vormds. über Thomas Mann u. Geschw. Hermann Fehling[11] Clara Sophie Fehling[12] Ferdinand Fehling[13] Ada Louise Fehling[14] Jürgen Fehling[15] weitere fünf Söhne und eine Tochter Bevor Jürgen Fehling zum Theater kam, studierte er 1903–1908 Theologie und Jura in Berlin. 1909 nahm er Schauspielunterricht bei Paul Wegener und Friedrich Kayßler. 1910 debütierte er als Schauspieler im Theater am Nollendorfplatz in Berlin; es folgten Engagements in Wien.
Nach dem Ersten Weltkrieg, den er im Dienst des Infanterie-Regiments „Lübeck“ verbrachte, kehrte er nach Berlin zurück und begann Regie zu führen. 1919 inszenierte er, mit seiner Lebensgefährtin Lucie Mannheim in der Hauptrolle, Die Heirat von Nikolai Gogol. 1922 holte Leopold Jessner Fehling und Mannheim ans Preußische Staatstheater Berlin. Fehling inszenierte hier bis 1944 mehr als 100 Stücke und etablierte sich als einer der bedeutenden Regisseure des deutschen Theaters.
In der Zeit des Nationalsozialismus stand Fehling auf der „Gottbegnadeten-Liste“ („Führerliste“) der wichtigsten Künstler des NS-Staates. 1935 inszenierte er das Stück Thomas Paine des „Nazi-Barden“ Hanns Johst (Aufführung in Anwesenheit von Hermann Göring und Joseph Goebbels).
Nach dem Krieg gründete Fehling die Jürgen-Fehling-Theater-Gesellschaft und präsentierte im Oktober 1945 in einem Kino in Berlin-Zehlendorf Goethes „Urfaust“. Dauerhaft in einem Theater Fuß zu fassen, gelang ihm nicht mehr. Mit seiner neuen Lebensgefährtin, der Schauspielerin Joana Maria Gorvin, siedelte er nach München und später nach Hamburg über. Seine letzte Premiere fand am 27. September 1952 im Berliner Schillertheater statt: Friedrich Schillers Maria Stuart mit Gorvin in der Titelrolle und Elisabeth Flickenschildt als Elisabeth. Weitere Inszenierungsprojekte scheiterten 1953 in Frankfurt und 1959 in München.
Jürgen Fehling litt unter einer manisch-depressiven Erkrankung und befand sich bis zu seinem Tod in klinischer Behandlung. Er wurde in Hamburg auf dem Parkfriedhof Ohlsdorf, in unmittelbarer Nähe von Ida Ehre und Gustaf Gründgens, beigesetzt.
Ehrung
Inszenierungen
- 1921 - Ernst Toller: Masse Mensch. Ein Stück aus der sozialen Revolution des 20. Jahrhunderts, in 7 Bildern. Volksbühne am Bülowplatz, Premiere: 11. Oktober 1921. Mit Mary Dietrich (Sonja Irene L.), Heinz Bernecker (Der Beamte, ihr Mann / Der Schreiber), Hanns Neußing (Der Offizier), Christian Bemmerstedt (Der Priester), Lilli Schoenborn (1. Gefangene), Hertha Wolff (2. Gefangene), Ferdinand Asper (Der Namenlose), Johanna Koch-Bauer, Leonie Vogel, Dora Gerson (Arbeiterinnen), Ferdinand Steinhofer, Heinz Hilpert, William Huch, Hans Schultze, Veit Harlan, Walter Buhse (Arbeiter), Josef Bunzl (Der Begleiter), Hermann Hellweger (1. Bankier), Heinz Hilpert (2. Bankier), Richard Leopold (3. Bankier), Edgar Klitsch (4. Bankier), Hans Halden (Der zum Tode Verurteilte). Bühnenbilder und Kostüme: Hans Strohbach. Musik: Heinz Tiessen. Musikalische Leitung: Wolfgang Zeller
- 1922 - Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn. Mit Lucie Mannheim als Käthchen
- 1923 - Ernst Barlach: Der arme Vetter. Drama in 12 Bildern. Preußisches Staatstheater Berlin, Schauspielhaus. Premiere: 23. Mai 1923. Mit Johanna Hofer (Fräulein Isenbarn), Heinrich George (Siebenmark), Erwin Kalser (Hans Iver), Ernst Legal (Voß), Ernst Gronau (Engholm), Elsa Wagner (Frau Keferstein), Albert Florath (Schiffer Bolz), Karl Eichholz (Griewank), Heinrich Witte (Jan, Wirt), Alexandra Schmitt (Thinka, Wirtin), Hanna Hoff (Stine), Edgar Klitsch („Frau Venus“), Otto Mannstaedt (Kapitän Pickenpack), Walter Werner (Sieg, Zollwächter), Hermann Rabens, Hans Eggarter, Hanskarl Magnus (Drei Jünglinge), Willi Brose, Karl Uhlig, Hans Hohenstein, Alfred Angermann (Gäste). Bühnenbild: Rochus Gliese
- 1925 - Ernst Barlach: Die Sündflut. Drama in 11 Bildern. Preußisches Staatstheater Berlin, Schauspielhaus. Premiere: 4. April 1925. Mit Heinrich George (Noah), Elsa Wagner (Ahire, seine Frau), Leo Reuss (Sem), Ernst Keppler (Ham), Veit Harlan (Japhet), Albert Steinrück (Calan), Heinrich Witte (Chus, ein Knecht), Fritz Valk (Ein vornehmer Reisender / Ein Bettler), Carl Ebert, Hermann Rabens (Zwei Engel), Lucie Mannheim (Awah), Alexander Granach (Ein buckeliger Aussätziger), Erich Dunskus, Edgar Klitsch, Willi Brose (Drei Nachbarn), Rudolf Fernau (Ein junger Hirt). Bühnenbild: Rochus Gliese
- 1926 - Anton Tschechow: Drei Schwestern. Mit Lucie Höflich
- 1928 - Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Mit Lothar Müthel in der Titelrolle
- 1930 - Henrik Ibsen: Nora oder Ein Puppenheim. Mit Lucie Mannheim als Nora
- 1930 - Ernst Barlach: Der blaue Boll. Drama in 7 Bildern. Preußisches Staatstheater Berlin, Schauspielhaus. Premiere: 6. Dezember 1930. Mit Heinrich George (Gutsbesitzer Boll), Helene Fehdmer (Seine Frau), Margarete Melzer (Grete Grüntal), Veit Harlan (Ihr Mann), Albert Florath (Otto Prunkhorst), Walter Werner (Schuster Holtfreter), Franz Weber (Uhrmacher Virgin), Hans Leibelt (Bürgermeister), Carlheinz Carell (Elias), Alexandra Schmitt (Seine Frau Doris), Jürgen Fehling (Ein Herr), Margarete Schön (Frau Unk), Martin Hartwig (Kutscher Saugwurm), Leopold von Ledebur, Arthur Menzel, Manfred Frömchen (Drei Tote), Heinrich Witte (Wehdig), Bernhard Hempel (Pipelow), Ernst Keppler, Alexander Kökert, Reinhold Köstlin, ## Koch, Hans Hohenstein (Gäste). Bühnenbild: Rochus Gliese
- 1932 - Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Mit Werner Krauß als Tell und Bernhard Minetti als Geßler
- 1935 - Nikolai Gogol: Der Revisor. Mit Bernhard Minetti als Chlestakow
- 1936 - Christian Dietrich Grabbe: Don Juan und Faust. Mit Gustaf Gründgens als Don Juan, Käthe Dorsch als Donna Anna und Eugen Klöpfer als Faust
- 1937 - William Shakespeare: Richard III. Mit Werner Krauß als Richard (mit Klumpfuß, was als Anspielung auf Goebbels gedeutet wurde) und Bernhard Minetti als Buckingham
- 1938 - Friedrich Hebbel: Maria Magdalena. Mit Käthe Gold als Klara
Quellen
- Katalog: Jürgen Fehling - Der Regisseur (1885-1968), Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin, 1978
Weblinks
Commons: Jürgen Fehling – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienAnmerkungen
- ↑ Brauer und Kaufmann, später Zöllner zu Lübeck; * 9. Dezember 1767 in Lübeck; † 3. Januar 1862 ebenda; verheiratet mit Margaretha Heitmann, * 30. Oktober 1782 in Lübeck; † 13. Januar 1862 ebenda
- ↑ Kaufmann zu Lübeck, * 7. August 1800 in Lübeck; † 17. Oktober 1882 ebenda; verheiratet mit Anna Emilie Oppenheimer; * 8. August 1803 in Hamburg; † 5. Juni 1885 in Lübeck
- ↑ Chemiker; * 9. Juni 1811 in Lübeck; † 1. Juli 1885 in Stuttgart; verheiratet mit Sophie Clueß, * 26. Mai 1822; † 1. August 1888
- ↑ 1824–1903; Weinhändler und preußischer Konsul zu Lübeck
- ↑ 1827–1890; verheiratet mit Heinrich Theodor Behn, 1819–1906, Bürgermeister zu Lübeck
- ↑ Kaufmann und Senator zu Lübeck; * 18. November 1835 in Lübeck; † 19. November 1893 ebenda; verheiratet mit Henriette Charlotte Harms, * 1. April 1842 in Lübeck, † 19. November 1929 ebenda
- ↑ Kaufmann und Konsul zu Lübeck; * 23. April 1842 in Lübeck; † 7. Dezember 1907 ebenda; verheiratet mit Bertha Eschenburg, * 4. Mai 1846 in Lübeck, † 4. April 1926 ebenda
- ↑ Senator und Bürgermeister zu Lübeck; * 3. August 1847 in Lübeck; † 3. August 1927 ebenda; verheiratet mit Ada Maria Geibel, * 10. Mai 1853 in München, † 27. September 1906 in Lübeck; nach deren Tod zweite Ehe mit Katharina (Käthe) Wessel, * 11. Oktober 1862 in Berlin, † 20. März 1933 in Mönchengladbach
- ↑ Chemiker; * 9. Juni 1811 in Lübeck; † 1. Juli 1885 in Stuttgart; verheiratet mit Sophie Clueß, * 26. Mai 1822, † 1. August 1888
- ↑ Weinhändler und preußischer Konsul zu Lübeck, 1824–1903
- ↑ Arzt, * 14. Juli 1847; † 2. November 1925
- ↑ * 13. April 1845; † 28. Oktober 1916; verheiratet mit Ludwig Friedrich Blohm
- ↑ Historiker, * 11. November 1875 in Lübeck; † 8. Dezember 1945 in ???
- ↑ * 28. Juni 1881 in Lübeck; † 1972 in Garmisch-Partenkirchen
- ↑ Theaterregisseur, * 1. März 1885 in Lübeck; † 14. Juni 1968 in Hamburg
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