Johann Gottfried Galle

Johann Gottfried Galle
Johann Gottfried Galle, 1880
Galles Unterschrift
Gedenktafel am Haus Kirchplatz, in Lutherstadt Wittenberg

Johann Gottfried Galle (* 9. Juni 1812 in Radis; † 10. Juli 1910 in Potsdam) war ein deutscher Astronom. Er war an der Entdeckung des Planeten Neptun beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Galle kam im Pabsthaus unweit der Gemeinde Radis (der Pabst ist ein dortiges Waldstück) in der Nähe von Gräfenhainichen als erster Sohn des Teerofenpächters Johann Gottfried Galle (1790–1853) und seiner Ehefrau Maria Henriette Pannier (1790–1839) zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in Wittenberg und studierte von 1830 bis 1833 an der Universität Berlin. Anschließend übernahm er am Gymnasium von Guben eine Stelle im höheren Lehramt als Oberlehrer für Mathematik und Physik. Später wechselte er ans Friedrichs-Werdersche Gymnasium nach Berlin.

1835 berief ihn sein ehemaliger Lehrer, der Astronomieprofessor Johann Franz Encke, als Gehilfen an die am Stadtrand neu errichtete Berliner Sternwarte. Hier arbeitete Galle für die nächsten 16 Jahre, wobei er insbesondere einen Fraunhofer-Refraktor mit 9 Zoll (22,5 cm) Öffnung nutzte. 1838 entdeckte er einen inneren, dunklen Ring des Saturn. Von 1839 bis 1840 entdeckte er drei neue Kometen. 1845 promovierte Galle, wobei er sich mit den Aufzeichnungen des Dänen Ole Rømer zu Sternpositionen befasste.

Am Morgen des 23. September 1846 erhielt er einen Brief des Franzosen Urbain Le Verrier, der die Bahnstörungen des Planeten Uranus untersucht hatte. Leverrier leitete daraus die Position eines noch unentdeckten Planeten ab und bat Galle, den entsprechenden Himmelabschnitt abzusuchen. In der gleichen Nacht entdeckte Galle unter Mitwirkung seines Assistenten Heinrich Louis d'Arrest, nur 1° von der errechneten Position entfernt, einen Stern 8. Größe, der in der „Berliner Akademischen Sternkarte“ nicht verzeichnet war. In der darauf folgenden Nacht konnte eine Eigenbewegung des Himmelskörpers von 4 Bogensekunden gemessen werden, womit die Planeteneigenschaft einwandfrei feststand. Galle lehnte allerdings stets ab, als Entdecker des später Neptun genannten Planeten zu gelten; er sprach die Entdeckung Le Verrier zu.

1851 ging Galle nach Breslau, wo er zunächst die Leitung der dortigen Sternwarte und ab 1856 eine Professur für Astronomie an der Breslauer Universität übernahm. Hier war er über 45 Jahre lang tätig. In dieser Zeit setzte er sich mit der genauen Bahnbestimmung von Planeten auseinander und entwickelte Methoden zur Bestimmung der Höhe des Polarlichtes sowie der Bahn von Meteoren und fasste die Daten aller bis 1894 beobachteten Kometen in einem Werk zusammen. Darüber hinaus befasste er sich mit dem Magnetismus der Erde und der Klimatologie. Insgesamt veröffentlichte er über 200 Werke.

1897 verließ Galle Breslau und zog nach Potsdam, wo er im Alter von 98 Jahren verstarb. Er hinterließ seine Frau und die zwei Söhne Andreas Galle (1858–1943) und Georg Galle (1860–1946).

Ehrungen

Für sein Werk wurden ihm zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zuteil. Für die Entdeckung des Neptun erhielt er vom preußischen König den Roten Adlerorden und vom König von Frankreich die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion.[1] Er war Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der britischen Royal Astronomical Society. Die Stadt Gräfenhainichen errichtete ihm 1977 ein Denkmal.

Zu seinem Gedenken wurden der Mondkrater Galle, der Marskrater Galle, ein Ring des Neptun sowie der Asteroid (2097) Galle benannt.

Literatur

Weblinks

 Commons: Johann Gottfried Galle – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Herrig: Planetendiebstahl und Theogonie – Zehnter Brief aus meiner Mühle (Teil 2). 28. August 2009, abgerufen am 20. Februar 2010.

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