Johann Samuel Carl

Johann Samuel Carl

Johann Samuel Carl (* 1676 (?) in Öhringen, Hohenlohekreis; † 13. Juni 1757 in Meldorf, Dithmarschen) war ein deutscher Mediziner, zuletzt königlich dänischer Leibarzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Geburtsdatum ist unbekannt, allerdings wurde Carl am 6. August 1677 in Öhringen (Grafschaft Hohenlohe) getauft.[1] Er begann sein Studium der Medizin bei den Professoren Friedrich Hoffmann und Georg Ernst Stahl an der Universität Halle. Später wechselte Carl mit denselben Fächern an die Universität Leipzig zu den Professoren Johann Bohn und August Quirinus Rivinus. 1699 kehrte Carl wieder zu Stahl nach Halle an der Saale zurück und schloss dort sein Studium erfolgreich mit einer Dissertation ab[2]. Mit Professor Stahl verband ihn Zeit seines Lebens eine Freundschaft, welche nicht nur in derselben beruflichen Ansichten sich spiegelte, sondern auch in dem von beiden favorisierten Pietismus.

Um diese Zeit schloss Carl sich dem radikalen Pietismus an. Er gründete philadelphische Sozietäten und beherbergte den Wanderpropheten Johann Georg Rosenbach. 1708 wurde er deshalb aus Württemberg ausgewiesen. Durch die Fürsprache seines Lehrers Stahl erhielt er eine Anstellung als Hofarzt beim religiös toleranten Grafen Isenburg-Stolberg. 1714 schloss er sich dort den Inspirierten an, die eins ihrer Zentren in der Grafschaft Isenburg-Büdingen hatten. 1728 trennte er sich von den Inspirierten, die seine zweite Eheschließung nicht guthießen, weil die Ehefrau, Johanna Sophie von Bülow, sich ihnen nicht anschließen wollte.[3] Im selben Jahr avancierte Carl zum Leibarzt des Grafen Sayn-Wittgenstein-Berleburg auf Schloss Berleburg. Auch diese Grafschaft war ein Kumulationspunkt des radikalen Pietismus, u.a. erschien hier die sogenannte Berleburger Bibel. Carl verfasste einige Erweckungsschriften, unter anderem gründete er - anfangs unter dem Pseudonym Christianus Democritus des seit 1729 ebenfalls in Berleburg ansaässigen Johann Konrad Dippel - eine Zeitschrift "Geistliche Fama",[4] die von 1730 bis 1740 erschien und als Hauptorgan der philadelphischen Bewegung bis nach Nordamerika verbreitet war.

1736 wurde Carl als Leibarzt des pietistisch gesinnten dänischen Königs Christian VI. an dessen Hof nach Kopenhagen gerufen. Auch dessen Nachfolger Friedrich V. diente er in dieser Funktion. Dort organisierte er die medizinische Ausbildung in Dänemark neu. Sein in seiner radikalen religiösen Ausrichtung begründeter Streit mit dem Hofprediger Johannes Bartholomäus Bluhme führte jedoch zu seiner Entlassung aus dem Hofdienst.

Carl zog zu seiner Tochter Maria Dorothea, der Ehefrau des Hallenser Pastors und Professors und späteren Schleswig-Holsteinischen Generalsuperintendanten Adam Struensee und Mutter von Carl August von Struensee und Johann Friedrich Struensee, nach Halle und später zu seinem Sohn, der Arzt in Meldorf in Dithmarschen war, wo er am 13. Juni 1757 im Alter von über 80 Jahren starb.

Werke (Auswahl)

  • Johann Samuel Carls Zeugnuss von Chymischer Storgerey, sonderlich in neuen Exempeln: 1. Panacaea Talci. 2. Antimonii. 3. Solari. 4. Animali. 5. Vegetabili. 6. Spiritu mundi [et] acidis dulcificatis ... samt einer Nachrede von Fatis chymicis. Frankfurt u. Leipzig, 1733
  • Lapis Lydius philosophico-pyrotechnicus: ad ossium fossilium docimasium analytice demonstrandam adhibitis et per multa experimenta chymico-physica in lucem publicam missus. Verlag Sande, Frankfurt am Main 1704
  • Therapia dogmatico clinica: ichnographice delineata. Büdingen 1737

Literatur

  • August Hirsch: Carl, Johann Samuel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 782 f.
  • Johann Samuel Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 139.
  • Ulf Lückel: CARL, Johann Samuel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, Sp. 144–155.
  • Johann Samuel Carl (1676-1757). In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon, Band 5, Neumünster 1979, Seiten 59-63
  • Ulf Lückel: Hofmedicus Johann Samuel Carl. Leibarzt am Berleburger Grafenhaus. In: Siegerländer Heimatkalender 84 (2009), Seiten 113-118.
  • Ulf Lückel: Carl, Johann Samuel, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchen Lexikon (Herzberg), Band XIX (2001), Spalten 144-155.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE)
  2. Dissertatio inauguralis medica De crebriore sanguinis missione foecunda plethorae genitrice. Verlag Hendel, Halle 1758
  3. Friedhelm Ackva,Johannes van den Berg,Martin Brecht,Klaus Deppermann: Geschichte des Pietismus: 2. Band Der Pietismus im achtzehnten Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht 1985; S. 162f
  4. Geistliche Fama. Mittheilend einige Neuere Nachrichten von Göttlichen Erweckungen, Führungen und Gerichte

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