Josef Zander (Arzt)

Josef Zander (Arzt)

Josef Zander (* 19. Juni 1918 in Jülich; † 1. Dezember 2007 in München) war ein deutscher Frauenarzt und Geburtshelfer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem frühen Tod seine Vaters 1926 verbrachte Josef Zander seine Schulzeit in Bonn und Bad Godesberg, wo er 1937 am Deutschen Kolleg sein Abitur ablegte. Einer seiner Klassenkameraden war der spätere DDR-Fernsehkommentator Karl-Eduard von Schnitzler. In seiner Wehrdienst-Zeit zog er sich 1939 infolge eines Sportunfalls eine Gehbehinderung zu und war während des Krieges Medizin-Student an den Universitäten in Marburg/Lahn, Heidelberg und Tübingen, unterbrochen durch Einsätze als Soldat an der Ostfront.

1946 absolvierte er das Medizinischen Staatsexamen in Tübingen, wo er anschließend als Volontär-Assistent von Erich Letterer am Pathologische Institut der Universität Tübingen arbeitete und schließlich von 1947 bis 1949 bei Adolf Butenandt am Kaiser Wilhelm-Institut (dem späteren Max-Planck-Institut) für Biochemie tätig war. Zanders Promotionsarbeit hatte den Titel „Klinische Erfahrungen zur Sulfonamid-Therapie der Infektionskrankheiten (Sepsis, Meningitis, Erysipel)“. 1948 war er Gründungsmitglied des Marburger Bundes.

Josef Zander wandte sich als Arzt dem Fachgebiet der Frauenheilkunde zu und war von 1949 bis 1955 als Wissenschaftlicher Assistent an der Universitätsfrauenklinik in Marburg bei dem bekannten Förderer der Endokrinologie in der Gynäkologie, Carl Kaufmann tätig. Mit ihm vollzog er den Wechsel an die Universität Köln und leitete auch dort das Hormon-Labor. 1955 habilitierte sich Zander für das medizinische Fachgebiet Geburtshilfe und Gynäkologie mit einer Arbeit über „Progesteron im menschlichen Blut und Geweben“. Von 1956 bis 1957 lehrte er auf Einladung des Biochemikers Leo T. Samuels am Steroid Biochemistry Training Institute in Salt Lake City (USA), bevor er wieder an die Universität Köln zurückkehrte. 1961 wurde er dort zum apl. Professor ernannt. Die Universität übertrug ihm 1962 ein neugeschaffenes Extraordinariat für gynäkologische Endokrinologie an der Medizinischen Fakultät. 1963 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Medizinischen Universität Heidelberg. Dort war er von 1964 bis 1969 tätig.

1970 erfolgte der Ruf auf den Lehrstuhl für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, verbunden mit der Ernennung zum Direktor der 1. Frauenklinik in der Maistraße und der Hebammenschule. Hier wirkte Josef Zander bis 1987.

Zu den Schwerpunkten seiner wissenschaftlichen Forschung gehörten:

  • Biochemie und Physiologie der Sexualhormone
  • Gynäkologische Endokrinologie
  • Klinische Krebsforschung in der Gynäkologie.

Außerdem wandte sich Zander sowohl der Psychologie und Sozialmedizin in der Frauenheilkunde als auch Fragen der medizinischen Sozialethik zu.

Neben seiner Tätigkeit als Arzt und Wissenschaftler betätigte sich Zander als Kunstsammler, insbesondere von Avantgardekunst der Nachkriegszeit.

Mitgliedschaften, Ehrungen und Auszeichnungen

1968/1969 führt Zander das Amt des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. 1975 hielt er den Vorsitz der 7. Akademischen Tagung der Deutsch sprechenden Hochschullehrer in Gynäkologie und Geburtshilfe München. Im Jahr 1977 wurde Josef Zander zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gewählt, 1979 wurde er Präsident des 12. Acta Endocrinologica-Kongresses München, 1980/1981 1. Vorsitzender der Bayerischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Zwischen 1981 und 1987 war er Vorsitzender des Stiftungsrats der Wilhelm-Vaillant-Stiftung. Zander gehörte seit 1987 zu den Trägern des Bayerischen Verdienstordens. Die Ludwig-Franzens-Universität Innsbruck verlieh ihm 1986 die Ehrendoktorwürde. 1990 wurde ihm die Carl-Kaufmann-Medaille, die höchste Auszeichnung, die die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zu vergeben hat, überreicht.

Weitere Ehrungen:

Schriften (Auswahl)

  • Zander, Josef: Klinische Erfahrungen zur Sulfonamid-Therapie der Infektionskrankheiten <Sepsis, Meningitis, Erysipel> nach den Erfahrungen der Medizinischen Klinik in Heidelberg. Dissertation, Tübingen 1945.
  • Zander, Josef: Septischer Abort und bakterieller Schock. Berlin; Heidelberg; New York 1968.
  • Zander, Josef (Hrsg.): Psychologie und Sozialmedizin in der Frauenheilkunde.B erlin, Heidelberg, New York 1977.
  • Zander, Josef (Hrsg.): Ovarialkarzinom : Fortschritte für das diagnostische und therapeutische Handeln. München; Wien; Baltimore 1982.
  • Zander, Josef (Hrsg.): Wege zu einer verbesserten Perinatalversorgung. Köln 1982.
  • Zander, Josef (Hrsg.): Die Sterilität. München; Wien; Baltimore 1983.
  • Zander, Josef (Hrsg.): Erkrankungen der Vulva. München; Wien; Baltimore 1985.
  • Zander, Josef: Meilensteine in der Gynäkologie und Geburtshilfe. In: Beck, L. (Red.): Zur Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer-Verlag, Berlin–Heidelberg 1986, S. 33-43.
  • Zander, Josef: Überleben nach der Verdunkelung. 20 Jahre gynäkologische Grundlagenforschung in der Nachkriegszeit. Stuttgart 1993.
  • Zander, Josef: Spuren. Eine wissenschaftliche Biographie. München; Wien; Baltimore 1998, online (PDF-Dokument; 15 MB).
  • Zander, Josef: Der Igel auf der Klinke. Erinnerungen. Hrsg. von Michael Kamp, Florian Neumann und Karin Jacobs-Zander. August Dreesbach Verlag, München 2011. ISBN 978-3-940061-63-8

Herausgabe von Zeitschriften

  • Verantwortlicher Schriftleiter Geburtshilfe und Frauenheilkunde
  • Mitherausgeber Monographs on Endokrinology
  • Beirat Der Chirurg
  • Editorial Board Gynecologic Oncology
  • Advisery Board Annales Chirurgiae et Geynecologiae
  • Corresponding Editor Steroids
  • Mitherausgeber Münchner Medizinische Wochenschrift

Weblinks

  • Otto Braun-Falco: Josef Zander 19.6.1918 – 1.12.2007. Jahrbuch 2007 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, S. 177-181 online (PDF-Dokument; 48 kB)
  • Josef Zander. Der Spiegel 11/1966 vom 7. März 1966, online
  • Hans Ludwig, Jörg Baltzer: Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. Josef Zander (1918–2007). Nachruf. Frauenarzt 49 (2008), S. 75, online (PDF-Dokument; 55 kB)

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