- Joseph Graf von Boos zu Waldeck
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Ludwig Joseph Graf von Boos zu Waldeck und Montfort, auch kurz Boos-Waldeck genannt (* 26. November 1798 in Koblenz, Rheinland; † 1. Oktober 1880 in Aschaffenburg, Bayern) war herzoglich-nassauischer Oberstleutnant und Stallmeister sowie Mitbegründer des „Mainzer Adelsvereins“.
Familie
Er entstammte dem alten rheinischen Adelsgeschlecht Boos zu Waldeck, ursprünglich auf der Ganerben-Burg Waldeck im Baybachtal (Hunsrück) ansässig, und war der Sohn des kurfürstlich Trierer Kämmerers Clemens Graf von Boos zu Waldeck (1773–1842) und Johanna Freiin von Bibra (1774–1856) sowie ein Vetter der englischen Königin Victoria.
Boos-Waldeck heiratete etwa 1827 Henriette Freiin von Wessenberg-Ampringen (1807–1856), die Tochter des Johann Freiherr von Wessenberg-Ampringen (1773–1858).
Er war der Onkel des Komponisten und Mäzens Victor Graf von Boos zu Waldeck und Montfort (1840–1916).
Leben
Boos-Waldeck begann seine militärische Laufbahn in der preußischen Armee. Im Jahr 1832 wechselte er aber als Major und Flügeladjutant zum späteren (1839) Herzog Adolf von Nassau. 1837 wurde er zum Oberstleutnant befördert.
Im April 1842 gründete er mit anderen 20 Adligen in Biebrich den „Mainzer Adelsverein“, um die deutsche Auswanderung nach Texas (USA) zu voranzutreiben und zu unterstützen. Am 19. Mai desselben Jahres wurde er in Mainz offiziell zum Bevollmächtigten ernannt und erhielt den Auftrag, zusammen mit Viktor Graf zu Leiningen-Westerburg-Altleiningen nach Texas zu gehen und dort im Auftrag des Adelsvereins Land zu kaufen.
Schon bald nach ihrer Ankunft Ende August 1842 in Galveston (Texas) suchten beide kurz den texanischen Präsidenten Sam Houston in seiner Stadt Houston auf und schilderten ihm ihr Vorhaben und die Ziele des Adelsvereins. Im Oktober reisten beide nach Columbia, San Felipe de Austin, zur deutschen Siedlung "Rödersmühl" (heute Shelby), zu Mill Creek im Austin County und kamen schließlich im November ins Washington-on-the-Brazos, wo damals der Kongress der Republik Texas tagte.
In der damaligen Hauptstadt trafen sie sich nochmals mit Präsident Houston, um über einen Landkauf zur Ansiedlung deutscher Siedler zu verhandeln. Houstons konkretes Angebot lehnten sie allerdings ab, als sie erfuhren, dass es sich um ein Grenzgebiet und zudem Siedlungsgebiet feindseliger Indianer westlich von Austin (Texas) handelte. Statt dessen erwarb Boos-Waldeck für 70.000 Gulden 1.780 Hektar Land im Fayette County in der Nähe der Siedlung Industry (Texas), wo sich schon der Einwanderer Friedrich Ernst mit Familie (siehe: Caroline Ernst) und anderen Deutschen niedergelassen hatte. Boos-Waldeck nannte das Land „Nassau-Farm“ zu Ehren seines Freundes, Dienstherrn und zugleich Vorsitzenden des „Mainzer Adelsverein“. Später wurde die Siedlung nach ihrem Gründer Waldeck (Texas) genannt. Leiningen verließ Texas im Januar 1843 nach Deutschland, während Boos-Waldeck ein ganzes Jahr zur weiteren Entwicklung und Vorbereitung des Landes für kommende Siedler zurückblieb. Von Sklaven ließ er Hütten bauen, ein größeres Haus für den Aufseher, ließ das Land kultivieren und Mais, Baumwolle, Zuckerrüben, Kartoffeln und Tabak anbauen. Außerdem ließ er ein größeres, zweistöckiges Blockhaus als künftigen Sitz des Adelsvereins errichten. Zwei Jahre später, im Mai 1845, berichtete der deutsche Geologe Ferdinand von Roemer, dieses Blockhaus sei eines der bestgebauten und komfortabelsten, das er in Texas je gesehen habe, das Land sei umzäunt und kultiviert und die Farm beschäftige 19 Sklaven, wobei eine Sklavenfamilie als Hauspersonal diene.
Im Gegensatz zum Rapport Leiningens empfahl Boos-Waldeck in seinen nun folgenden Berichten an den Adelsverein, zunächst die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen und erst dann die Besiedlung schrittweise vorzunehmen, doch wurde seine Empfehlung ignoriert und ein wahrer „Texas-Boom“ begann. Die Gefahren einer derart unbedachten und unvorbereiteten Besiedlung vor Augen, trat Boos-Waldeck zusammen mit seinem Bruder Anton im April 1844 aus dem „Mainzer Adelsverein“ aus.
Im Jahr 1843 ernannte ihn der Herzog, während Boos-Waldeck noch einmal in Texas war, zu seinem Stallmeister und Adjutanten. In dieser Position verblieb er, bis er 1846 auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst ausschied. Sein Nachfolger wurde Carl Graf zu Castell-Castell. Im Jahr 1850 gewährte der Herzog dem Grafen Boos eine jährliche Pension von 4.000 Gulden in Anerkennung seiner besonderen Dienste. Seinen Ruhestand verlebte Boos-Waldeck im bayerischen Pielenhofen bei Regensburg, stand aber bis zu seinem Tod in ständigem Briefkontakt mit seinem Freund und früheren Dienstherrn.
Literatur
- Walter Rosenwald: Die geheime Mission des herzoglich nassauischen Flügeladjutanten Graf Joseph von Boos-Waldeck im 1. Karlistenkrieg in Spanien 1835/36. In: Nassauische Annalen. Band 108, Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e.V., Hessisches Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden 1997.
Personendaten NAME Boos zu Waldeck, Joseph von ALTERNATIVNAMEN Boos-Waldeck, Joseph Graf von KURZBESCHREIBUNG herzoglich nassauischer Oberstleutnant und Flügeladjutant GEBURTSDATUM 26. November 1798 GEBURTSORT Koblenz STERBEDATUM 1. Oktober 1880 STERBEORT Aschaffenburg
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