José Ramos-Horta

José Ramos-Horta
José Ramos-Horta (2008)

José Manuel Ramos-Horta (* 26. Dezember 1949 in Dili, Portugiesisch-Timor) ist ein osttimoresischer Politiker.[1] Er ist seit dem 20. Mai 2007 der Präsident von Osttimor. Für seine Bemühungen, eine friedliche Lösung im Osttimorkonflikt zu finden, wurde er 1996 zusammen mit Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Bei einem Attentat am 11. Februar 2008 wurde Ramos-Horta schwer verletzt.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Frühe Jahre

José Ramos-Horta wurde in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, als Sohn einer einheimischen Mutter und eines Portugiesen geboren. Sein Vater war von der Diktatur António de Oliveira Salazars aus seiner Heimat verbannt worden. Ramos-Hortas Vater hatte im Spanischen Bürgerkrieg ein portugiesisches Kanonenboot auf Seiten der Republik gegen Francisco Franco kommandiert.[2]. Auch Ramos-Hortas Großvater war bereits auf den Azoren, später auf Kap Verde und in Portugiesisch-Guinea im politischen Exil, bis er zuletzt nach Portugiesisch-Timor kam. José Ramos-Horta ging in einer katholischen Mission in dem kleinen Dorf Soibada zur Schule.

Seine aktive Beteiligung an der Entwicklung des politischen Bewusstseins von Osttimor veranlasste ihn, von 1970 bis 1971 ins Exil nach Portugiesisch-Ostafrika (das heutige Mosambik) zu gehen, wo er aber unter Überwachung durch die Direção-Geral de Segurança DGS stand, der portugiesischen Geheimpolizei.

Am 23. August 1973 berichtet der australische Journalist Bill Nicol erstmals von einer politischen Untergrundbewegung namens „Timor Liberation Front“. Diese Bewegung sei nach Aussagen eines „jungen Radikalen“ aus Dili zwar „unbedeutend, unorganisiert und unbewaffnet“, jedoch bereit gegen die Portugiesen vorzugehen. Nicol ist sich sicher, dass der „junge Radikale“ José Ramos-Horta war. Wenige Monate später taucht Ramos-Horta auch erstmals namentlich in der australischen Presse auf, als er in einem Interview den portugiesischen Kolonialismus und die Politik der australischen Labour-Regierung dazu attackierte. Statt Enthaltungen Australiens bei Kolonialfragen in den Vereinten Nationen, forderte Ramos-Horta Unterstützung für Timor in Form von Entwicklungshilfe und Ausbildung. In seiner Heimat geriet Ramos-Horta aufgrund des Interviews in Schwierigkeiten, weswegen er versuchte sich mit Artikeln in der Voz de Timor von dem Interview etwas zu distanzieren.

Die timoresischen Nationalisten versuchten unter anderem in Indonesien Unterstützung für die Unabhängigkeit von Portugal zu finden. Ramos-Horta diente dabei als Verbindungsmann mit Indonesiens Konsul in Dili, E. M. Tomodok. Dieser ermutigte Ramos-Horta beim indonesischen Militär nach Sympathisanten zu suchen.[3]

1974 drohte Ramos-Horta aufgrund seines Interviews für die australischen Northern Territory News die erneute Verbannung, doch nur zwei Tage vor seiner geplanten Abreise, traf die Nachricht über die Nelkenrevolution in Portugal ein. Nach dem Ende der Diktatur konnte Ramos-Horta in Osttimor bleiben.[3]

Unabhängigkeitskampf

Ramos-Horta gehörte 1974 zu den Mitbegründern der Associação Social Democrática Timorense (ASDT) (Timoresische Sozialdemokratische Assoziation, die heutige ASDT ist eine spätere Gründung), aus der später die FRETILIN hervorging. Als gemäßigter Politiker in der nationalistischen Führung, war er als Außenminister der Regierung der Demokratischen Republik von Osttimor vorgesehen, die im November 1975 von der FRETILIN ausgerufen wurde. Ramos-Horta amtierte in dieser Funktion allerdings nur wenige Tage, bevor Indonesien Osttimor besetzte. Ramos-Horta hatte Osttimor drei Tage vor der Invasion verlassen, um beim UN-Sicherheitsrat für die Anerkennung des Landes zu werben. Nun versuchte er ihn in New York zu Maßnahmen gegen die Besatzung und später gegen den Massenmord des indonesischen Militärs zu drängen. 1977 gab Ramos-Horta sein Amt als Außenminister offiziell an Marí Bin Amude Alkatiri ab, um als Sprecher der Exilregierung zu fungieren.

Von 1976 bis 1986 war José Ramos-Horta ständiger Vertreter der FRETILIN bei den Vereinten Nationen und kämpfte hier für die Unabhängigkeit Osttimors. Zudem war er der offizielle Sprecher von Xanana Gusmão, der den bewaffneten Kampf gegen die indonesischen Truppen anführte, und der nach der Unabhängigkeit des Landes zum ersten Präsidenten von Osttimor gewählt wurde. Durch seine Arbeit wurde José Ramos-Horta zum international bekanntesten Fürsprecher für die Freiheit Osttimors. In seiner Heimat verlor er von seinen elf Geschwistern während dieser Zeit seine Schwester Maria, die bei einem Luftangriff getötet wurde, sowie seine zwei Brüder Nuno und Guilherme, von denen einer während eines Polizeiverhörs starb und der andere im Alter von 14 Jahren spurlos verschwand, ein vierter starb im November 1992 aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung.[1]

Ramos-Horta studierte 1983 Völkerrecht an der Haager Akademie für Völkerrecht und Menschenrechte am International Institute of Human Rights in Straßburg. An der Columbia University in New York belegte er im selben Jahr Kurse in American Foreign Policy. An der Antioch University schloss Ramos-Horta 1984 mit einem Master of Arts degree in Peace Studies ab. Er ist Senior Associate Member des St Antony's College der Universität Oxford (1987).[1] 1988 trat Ramos-Horta aus der FRETILIN aus, um im neu gegründeten Dachverband des osttimoresischen Widerstands CNRT unparteiisch agieren zu können.[1]

Ramos-Horta war zeitweise als Dozent an der University of New South Wales in Sydney tätig. Im Dezember 1996 teilte José Ramos-Horta den Friedensnobelpreis mit seinem Landsmann Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo. Das Komitee würdigte die beiden für ihre „ständigen Bemühungen die Unterdrückung der kleinen Leute aufzuhalten“ und hoffend, dass diese Auszeichnung „die Anstrengungen zur Findung einer diplomatischen Lösung des Osttimorkonflikt anspornen, basierend auf dem Recht der Selbstbestimmung“.

Politische Karriere im unabhängigen Osttimor

José Ramos-Horta (2004)

Als die Vereinten Nationen 1999 die Verwaltung in Osttimor übernahmen, kehrte Ramos-Horta am 1. Dezember in seine Heimat zurück und wurde ab dem 12. Juli 2000 Außenminister des National Consultative Council (NCC). Nach der Unabhängigkeit blieb Ramos-Horta Außenminister des Landes. Nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers am 3. Juni 2006 im Laufe der Unruhen in Osttimor 2006 übernahm Ramos-Horta zusätzlich dessen Aufgaben, trat allerdings am 25. Juni 2006 in Folge von Konflikten mit dem umstrittenen Premierminister Marí Alkatiri von allen seinen Ämtern zurück, nachdem die FRETILIN eine Entlassung Alkatiris abgelehnt hatte. Alkatiri gab einen Tag später auf und trat ebenfalls zurück. José Ramos-Horta führte die Regierungsgeschäfte weiter. Er wurde als Wunschkandidat des Westens für die Nachfolge Alkatiris gehandelt. Teile der FRETILIN favorisierten aber Ramos-Hortas Ex-Frau und Staatsministerin Ana Pessoa Pinto, die eine enge Vertraute Alkatiris war. Schließlich erklärte Präsident Xanana Gusmão am 8. Juli 2006, er habe sich mit der FRETILIN darauf geeinigt, Ramos-Horta zum Premierminister zu machen. Am 10. Juli legte er seinen Amtseid als neuer Regierungschef ab. Ramos-Hortas Stellvertreter wurden Landwirtschaftsminister Estanislau da Silva und Gesundheitsminister Rui Maria de Araújo. Ramos-Horta hatte auch das Amt des Verteidigungsministers inne.

José Ramos-Horta in seinem Büro (2006)

Bei den Präsidentschaftswahl am 9. Mai 2007 wurde Ramos-Horta mit 69 % nach einer Stichwahl gegen den FRETILIN-Kandidaten Francisco Guterres zum Präsidenten gewählt. Amtsvorgänger Xanana Gusmão hatte bereits im Vorfeld erklärt, nicht mehr antreten zu wollen, sondern bei den darauffolgenden Parlamentswahlen als neuer Regierungschef zu kandidieren. Ramos-Horta wurde während seiner Kandidatur von den neuen Parteien CNRT (der Partei Gusmãos), PMD, UNDERTIM und der Maubere Jugendorganisation unterstützt.

Am 19. Mai 2007 trat Ramos-Horta von seinen Ämtern als Premier- und Verteidigungsminister zurück und wurde am 20. Mai 2007 zum neuen Präsidenten von Osttimor vereidigt.

Am 11. Februar 2008 überfielen Rebellen das Haus von Ramos-Horta. Ramos-Horta wurde dabei durch zwei Schüsse schwer verwundet. Der Anführer der Rebellen, Alfredo Reinado, kam bei dem Überfall ums Leben.[4][5]

Ramos-Horta und die Vereinten Nationen

Im Februar 2006 wurde bekannt, dass Ramos-Horta vom UN-Sicherheitsrat für die Nachfolge von UN-Generalsekretär Kofi Annan in Betracht gezogen wird. „Ich bin noch kein Kandidat, aber ich werde darüber nachdenken. Ich habe beachtliche Unterstützung, meine mögliche Kandidatur würde der Erwartung von Millionen Menschen in aller Welt entsprechen”, sagte Ramos-Horta.

Nachdem Ramos-Horta jedoch am 10. Juli 2006 als Premierminister Osttimors vereidigt wurde, sagte er in seiner Antrittsrede, er wolle vorerst nicht UN-Generalsekretär werden:

„In conclusion, until some weeks ago friends and supporters made me believe and wanted me to believe that I could occupy the 38th floor of United Nations Head Quarters. Some friendly governments believed in my eligibility. I have got another mission here. I would never be a good United Nations Secretary General if I was not a good Timorese first and a good Timorese must be in this country with his people in their moments of crisis. Perhaps then in 2012. Now the world has to wait as I have more pressing needs to attend to in Timor-Leste.“

Statt Ramos-Horta wurde der Südkoreaner Ban Ki-moon neuer UN-Generalsekretär.

Im Juni 2008 wurde Ramos-Horta als aussichtsreicher Kandidaten für das Amt des UN-Hochkommissars für Menschenrechte gehandelt. Er entschied sich aber dafür, nicht das Amt anzunehmen, da er erneute Unruhen in Osttimor durch die dann notwendige vorgezogene Wahl eines neuen Staatsoberhaupts befürchtete.[6]

Privatleben

Ramos-Horta ist geschieden. Mit seiner ehemaligen Frau, der Generalstaatsanwältin Ana Pessoa Pinto hat er einen Sohn. Loro Horta, der 1977 geboren wurde, studierte auf der Sydney University und der People's Liberation Army National Defence University in Peking. Ramos-Hortas Schwester Rosa ist mit João Viegas Carrascalão, dem Chef der União Democrática Timorense (UDT), verheiratet.

Siehe auch

Veröffentlichungen

  • Funu: the Unfinished Saga of East Timor. Red Sea Press, New Jersey 1987, ISBN 0-932415-15-6
  • Funu. Osttimors Freiheitskampf ist nicht vorbei! Ahriman, Freiburg im Breisgau 1997, ISBN 3-89484-556-2
  • Mundu ne’ebe lakon ona, 2009, ein Buch über die Kinder Osttimors

Auszeichnungen

  • 2010 – Orden José Martí - Kuba
  • 2008 – Großer Halsbandorden des Ordens des Infanten Dom Henrique, Portugal
  • 2004 – Großkreuz des Ordens von Rio Branco, Brasilien
  • 2001 - Hollywood Film Festival Humanitarian Award, USA
  • 2002 – Golden Plate Award, Academy of Achievements, USA
  • 2000 - Goldmedaille des Präsidenten Italiens
  • 1999 - First Hague Peace Appeal Award, Niederlande
  • 1998 - Goldmedaille der University of Coimbra, Portugal
  • 1998 - Großkreuz des Freiheitsorden, Portugal
  • 1997 - Medaille der University of San Francisco, USA
  • 1996 - Friedensnobelpreis, Norwegen
  • 1996 - Erster UNPO Friedenspreis, Niederlande
  • 1995 - International Peace Activist Award, Gleitsman Foundation, USA
  • 1993 - Thorolf-Rafto-Gedenkpreis, Deutschland[7]

Einzelnachweise

  1. a b c d Offizielle Biographie auf der Webseite des Präsidenten (englisch)
  2. History of TimorTechnische Universität Lissabon
  3. a b José Ramos-Horta: Funu. Osttimors Freiheitskampf ist nicht vorbei! Ahriman-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-89484-556-2
  4. Herald Sun, 12. Februar 2008, Australia to send East Timor rescue force
  5. NASDAQ, 13. Februar 2008, E Timor President Could Be Home In 3 Weeks, Say Doctors -AFP
  6. Basler Zeitung, 27. Juni 2008, Osttimors Präsident nicht UNO-Menschenrechtskommissar
  7. Webseite des Präsidenten: Major International Awards (englisch)

Weblinks

 Commons: José Ramos-Horta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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