An der Rechtschule

An der Rechtschule
Die Kronenburse, ehem. Rechtschule um 1840

Die kleine Straße An der Rechtschule liegt zwischen dem Wallrafplatz und der Mariengartengasse/Tunisstraße in der Innenstadt von Köln. Flankiert ist sie einerseits durch das Gebäude des heutigen Museums für Angewandte Kunst, andererseits durch den langgestreckten Gebäudetrakt des Westdeutschen Rundfunks.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Straße im Mittelalter

Die Juristenfakultät der alten Kölner Universität am Waidmarkt gelangte 1433 durch die Kollegstiftung eines Dr. Johann Vorbur, in den Besitz des Hauses „Vrechen“ an der damaligen Vogelstraße, welches in der Folge die Juristenschule genannt wurde. Entsprechend erhielt dann auch die hinter dem Kloster der Minderbrüder entlang führende Vogelstraße, die „platea vogelonis“, den noch heute gültigen Namen An der Rechtschule.

In einem hinteren Gebäude des Anwesens fand später das Kolleg „Dwerch“ seinen Platz, bis im Jahr 1436 durch Gelder der Stadt ein Neubau errichtet werden konnte. Die dann in diesem Gebäude eingerichtete Burse erhielt ihren Namen durch das nun von der Stadt am Gebäude angebrachte Wappen mit den drei im Schild gezeigten Kronen und nannte sich fortan „Kronenburse“.[1] Eine Erweiterung der Juristenfakultät ergab sich 1477 durch das Vermächtnis eines Dr. Loppo von Zieriksen, der der Fakultät das Haus „Spänheim“ auf der in der Nähe gelegenen Straße Burgmauer vererbte. [2]

Bursen

In Folge der Gründung von Universitäten in den mittelalterlichen Großstädten, in Köln im Jahre 1388, entstanden als private Stiftungen von Professoren die sogenannten Bursen. Diese boten den Schülern und Studenten sowohl Kost und Logis als auch Unterricht neben den öffentlichen Vorlesungen. Hier wurde zudem die Basis für das Studium an der Universität geschaffen. Die Leitung der Bursen oblag sogenannten Rektoren oder Regenten, welche meist gleichzeitig auch Professoren an der jeweiligen Universität waren.

Kölner Bursen

Auf dem Gelände An der Rechtschule lagen zunächst nur zwei kleinere Kollegs. Es war die aus einer Stiftung hervorgegangene Kronenburse im Vorderhaus an der Rechtsschule die sich auch Collegium Hervordianum nannte. Das angrenzende „Roermondsche Haus“, eine Stiftung, auch Collegium Ruremundanum genannt, entstand im Jahr 1434. Beide Einrichtungen waren Häuser, deren Studenten als Stipendiaten meist die juristische Fakultät wählten.[3]

Einige Häuser beschlossen nach längerer erfolgreicher Zusammenarbeit eine Fusion zu drei Großbursen, die faktisch die Artesfakultät ausmachten. Bedeutende Großbursen waren

  • die von Heinrich aus Gorichem nach 1420 gegründete Bursa Montanum an der Stolkgasse, die durch den Regens „Lambertus de Monte“ († 1499) vergrößert und nach ihm benannt wurde,[4],
  • die 1440 von dem Friesen Laurentius Buninch gegründete Laurentianerburse und
  • die 1450 von dem Theologen Johannes von Kuyck am Eigelstein gegründete Bursa Cucana, die spätere bursa tricoronata.

Aus diesen drei Bursen, Tricoronatum (dem heutigen Dreikönigsgymnasium), Laurentianum und Montanum, entstanden unter dem Einfluss des Humanismus Gymnasien, die den vorbereitenden Unterricht in Klassenverbänden durchführten. Da die oberen Klassen (Secunda und Prima) am Unterricht der Eingangsfakultät, genannt Artistenfakultät, teilnehmen durften, bildeten diese später gleichzeitig auch die Artistenfakultät. Nach deren Abschluss konnte man die höheren Fakultäten Medizin, Jura und die der sehr angesehenen Theologie besuchen. Die kleinere Kronenburse war offensichtlich mit der Juristischen Fakultät verbunden.

Im Jahr 1500 errichtet man an der in der Nähe liegenden Gereonstraße ein „Zur roder Porzen“ genanntes Gebäude. Es versorgte kranke Studenten der Artistenfakultät. [5]

Neuzeit

Als im Jahr 1569 aus der benachbarten Schmierstraße (so benannt nach den dort ansässigen “smermergere“ (Fetthändler), heute Komödienstraße) das dort 1440 erbaute Laurentianer Gymnasium in die Nähe des Minoritenklosters und der Rechtschule verlegt wurde, bildete sich die Bezeichnung „Vor dem Laurentinum“ heraus, woraus 1614 „An dem Laurentinum“ und 1797 „Gegen dem Laurentianer Gymnasium“ wurde.

Rue de L’Ecole de Droit

Ferdinand Franz Wallraf

Gymnasien wie auch die alte Kölner Universität wurden 1798 durch die neuen französischen Herren geschlossen und in eine Zentralschule, ebenfalls in den Gebäuden des Laurentiums und des Tricoronatum, umgewandelt.

Die heutige Bezeichnung der Straße An der Rechtschule, hergeleitet aus den historischen Abläufen und der letzten Benennung „Rue de L’Ecole de Droit“, wurde Ende 1812 mit Wirkung zum 1. Januar 1813 auf Betreiben von Professor Ferdinand Franz Wallraf, dem letzten Rektor der Universität, der nun an der Zentralschule unterrichtete, durch die französische Verwaltung eingeführt. Der Name der Straße ist bis heute eine Erinnerung an eine historische Einrichtung der reichsstädtischen Kölner Universität.

Bedeutende Anlieger

Bei Kriegsende 1945 war das Funkhaus in der Dagobertstraße stark beschädigt, ebenso die Sendeanlage in Langenberg. Im April 1948 wurde das Hotel Monopol am Wallrafplatz zum neuen provisorischen Funkhaus umgebaut. An der benachbarten Straße An der Rechtschule hatte seit 1898 die „Hirsch-Brauerei Cöln“ aus Köln-Bayenthal das aus mittelalterlicher Zeit stammende Brauhaus „Salzrümpchen“ betrieben, eine in den 1920er Jahren vor allem bei Geschäftsleuten beliebte Brauereigaststätte. Nach ihrer Zerstörung im Krieg entstanden dort ab 1950 die komplexen Neubauten des WDR Köln, die heute zusammen mit dem Museum für Angewandte Kunst gegenüber das Bild der heutigen Straße prägen.

  • Hotel Königshof
Kreuzgangrest des ehemaligen Minoritenklosters

Auch das alte, auf dem Gelände des ehemaligen Minoritenklosters errichtete, am 1. Juli 1861 eröffnete und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Museum wurde neu aufgebaut. Im heutigen Museum für Angewandte Kunst, 1953/57 durch den Kölner Baumeister Rudolf Schwarz errichtet, war ursprünglich das Wallraf-Richartz-Museum und später auch das Museum Ludwig untergebracht. Teile der Sammlung des Kölner Ehrenbürgers Wallraf sind auch in diesem Hause zu sehen, vor dem noch heute sein Denkmal steht.

Literatur/Quellen

  • Hermann Keussen: Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, in 2 Bänden. Köln 1910. ISBN 978-3-7700-7560-7 und ISBN 978-3-7700-7561-4
  • Ludwig Arentz, H. Neu und Hans Vogts: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Band II, Erweiterungsband die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1937. Nachdruck 1980. ISBN 3-590-32107-5
  • Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, Zweiter Band K – R S. 336–7, Greven Verlag, Köln, 9. Auflage 1984, ISBN 3-7743-0156-5
  • Jürgen Rösch – Junker: 50 Jahre WDR. Am Puls der Zeit, 1. Die Vorläufer – von 1924–1955, Kiepenheuer & Witsch GmbH, 11/2005, ISBN 3-462-03580-0
  • Hermann Keussen: Matrikel der Universität Köln- 7 Bände (Köln 1892),ND Weiterführung Düsseldorf 1979/81
  • Eduard Hegel: St. Kolumba in Köln eine mittelalterliche Großstadtpfarrei in ihrem Werden und Vergehen Verlag Franz Schmitt, Siegburg 1996 – ISBN §-87710-144-1

Anmerkungen

  1. Ludwig Arentz, H. Neu und Hans Vogts: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, S. 381
  2. Keussen, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, Bd. I, S. 139
  3. Vgl. Hermann Keussen, Die alte Universität Köln. Grundzüge ihrer Verfassung und Geschichte (Köln 1934), 239-261, 360-365.
  4. Ludwig Arentz, H. Neu und Hans Vogts: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, S. 386
  5. Keussen: Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, Band I, S. 156
50.9402276.9553

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