Kurt Meyer (SS-Mitglied)

Kurt Meyer (SS-Mitglied)
Kurt Meyer 1943

Kurt Meyer (* 23. Dezember 1910 in Jerxheim; † 23. Dezember 1961 in Hagen, Westfalen), alias „Panzermeyer“, war seit 1929 Polizist, seit 1930 NSDAP- und seit 1931 SS-Mitglied, dort seit 1944 als SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS. Im Dezember 1945 wurde Meyer für seinen Befehl zur Erschießung kanadischer Kriegsgefangener im Juni 1944 zum Tode verurteilt. Später wurde die Strafe in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt und 1954 auf dem Gnadenweg ausgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Karriere bei Polizei, SS und Waffen-SS

Kurt Meyer arbeitete seit 1929 bei der Landespolizei Mecklenburg. Am 1. September 1930 trat er der NSDAP bei.

Meyer machte dann in der SS Karriere, der er am 15. Oktober 1931 beitrat. Er kam zunächst zur 22. SS-Standarte nach Schwerin, bis er am 15. Mai 1934 als Zugführer zur Leibstandarte Adolf Hitler (LAH) versetzt wurde. Nach seiner Beförderung zum SS-Obersturmführer im Jahr 1936 wurde er Kommandeur der 14. Panzerabwehrkompanie der SS-Standarte. 1939 führte er als SS-Hauptsturmführers die 14. Panzerabwehrkompanie der Leibstandarte im Polenfeldzug und soll dort nach unterschiedlichen Quellen bei Modlin entweder persönlich 50 polnische Juden durch Erschießen ermordet oder den Befehl dazu gegeben haben.[1][2]

Meyer (links) mit den SS-Offizieren Fritz Witt und Max Wünsche 1944 im Kloster Ardenne bei Caen

Danach wechselte er zu den Kradschützen und nahm am Westfeldzug teil. 1941 wurde er zum SS-Sturmbannführer befördert. Meyer kämpfte auch in Griechenland, an der Ostfront und bei der Invasion in der Normandie in Frankreich. 1944 unterstand Meyer in der Normandie das SS-Panzergrenadier-Regiment 25 der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ der Waffen-SS. Nachdem Brigadeführer Fritz Witt gefallen war, übernahm Meyer die Führung der Division und wurde in Caen eingeschlossen. Meyer entkam mit etwa 5000 von ursprünglich 22.000 Mann. Er wurde zum SS-Oberführer befördert, mit den Resten seiner Division im Kämpfen um Falaise erneut eingeschlossen, entkam mit verbleibenden ungefähr 1500 Mann und wurde dafür am 27. August 1944 von Hitler ausgezeichnet.

Meyer wurde am 7. September 1944 in der Nähe von Lüttich gefasst und blieb in einem Gefangenenlager bei Compiègne zunächst unerkannt, bevor er identifiziert werden konnte. Möglicherweise in der Annahme, dass er ums Leben gekommen sei, wurde Meyer rückwirkend zum 1. September zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS befördert. Vom 17. November 1944 bis 24. April 1945 war er Kriegsgefangener in Trent Park.

Kriegsverbrecherprozess

Gerichtsverfahren im Dezember 1945

Am 10. Dezember 1945 wurde Meyer in Aurich wegen Kriegsverbrechen vor ein kanadisches Kriegsverbrechergericht gestellt, weil er 1943 in Belgien und Frankreich als Kommandeur des SS-Panzergrenadierregimentes 25 seinen Soldaten befahl, alliierte Gefangene zu töten, und als Kommandeur des SS-Panzergrenadier-Regimentes 25 in der Normandie für die Tötung von sieben Kriegsgefangenen in der Nähe seines Gefechtsstandes im Kloster Ancienne Abbaye d' Ardenne verantwortlich war. Die Ermordung von 50 polnischen Juden während des Polenfeldzugs war nicht Gegenstand des Verfahrens.

Meyer wurde zum Tode durch Erschießen verurteilt. Eine Reihe von Persönlichkeiten der Nachkriegszeit setzte sich für eine Begnadigung ein, darunter unter anderen, in Unkenntnis der Ermordung der 50 polnischen Juden während des Polenfeldzugs, der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen. Die Todesstrafe wurde schließlich in lebenslange Haft umgewandelt. Da Meyer Gefangener der Kanadier war, wurde er nach Umwandlung des Todesurteils nach Dorchester in Kanada überstellt. Am 17. Oktober 1951 wurde er an die Justizvollzugsanstalt Werl in Deutschland überstellt und schließlich am 6. September 1954, nach insgesamt neun Jahren Haft, nach einer Intervention durch Bundeskanzler Konrad Adenauer bei den Westalliierten vorzeitig aus der Haft entlassen.

Netzwerk der Waffen-SS und Kriegsverherrlichung in den fünfziger Jahren

Nach seiner Haftentlassung wurde Meyer als Vertriebsleiter in der Andreas-Brauerei in Hagen eingestellt, deren Eigentümer Karl-Horst Andreas ehemaliger Offizier der Waffen-SS war.

Meyer setzte sich bis an sein Lebensende für die Rehabilitation der Waffen-SS ein, die im Nürnberger Prozess als „verbrecherische Organisation“ verurteilt worden war, was er, wie seine eigene Verurteilung, als Unrecht auffasste. 1957 verfasste er den Bestseller Grenadiere, in dem er seine Kriegs- und Hafterlebnisse schilderte, und den der Historiker Wolfram Wette als „Dokument des ‚Kriegsrausches‘ der Waffen-SS“ bezeichnete. 1958 „entrüstete“ er sich laut eines Spiegel-Berichts vor ehemaligen Waffen-SS-Angehörigen darüber, dass man diese als Bestien darstelle, und behauptete, „von den Erbärmlichkeiten in den Konzentrationslagern nichts gewusst“ zu haben. Auch habe niemand „so sehr Gott gesucht wie die Waffen-SS“.[3] Zunächst ab November 1958 kommissarisch,[4] wurde Meyer 1959 Bundessprecher der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS (HIAG).[5][6]

Im Alter von 51 Jahren verstarb Meyer 1961 an einem Herzinfarkt. Bei seiner Beerdigung in Hagen waren Tausende von Menschen anwesend, darunter auch Politiker der demokratischen Parteien und hohe Offiziere der Bundeswehr.

In dem Buch Geweint wird, wenn der Kopf ab ist setzte sich sein Sohn Kurt kritisch mit der Lebensgeschichte seines Vaters auseinander und zeichnete das Bild eines in seiner „glorreichen Vergangenheit“ verhafteten Menschen. So wurde nach seiner Darstellung nach der Rückkehr des Meyer senior aus dem Gefängnis ein Hitlerbild im Wohnzimmer neben einem Bild Friedrichs II. aufgehängt.[7]

Auszeichnungen während der NS-Zeit

Veröffentlichungen

Literatur

  • Kurt Meyer (jun.): Geweint wird, wenn der Kopf ab ist. Herder, Freiburg 1998, ISBN 3-451-04866-3
  • Tony Foster: Meeting of Generals, Authors Choice Press, London et al. , 2000, ISBN 0-595-13750-4
  • Sönke Neitzel, Abgehört - Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942-1945; Propyläen; Berlin; 2005; ISBN 3-549-07261-9
  • Karsten Wilke: Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1950–1990). Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-506-77235-0, passim. (Rezension von Rafael Binkowski / Klaus Wiegrefe: Brauner Bluff. In: Der Spiegel Nr. 42 vom 17. Oktober 2011, S. 44 f.)

Weblinks

 Commons: Kurt Meyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Antony Beevor: D-Day. The Battle for Normandy, London 2009, ISBN 9780670887033; S. 181
  2. Vgl. Peter Lieb, Konventioneller Krieg oder Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007, S. 159
  3. Spiegel-Bericht: Kurt Meyer In: Der Spiegel 50/1958 vom 10. Dezember 1958, S. 59.
  4. Karsten Wilke: Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1950–1990). Schöningh, Paderborn 2011, S. 73
  5. Karsten Wilke: Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1950–1990). Schöningh, Paderborn 2011, S. 74 ff.
  6. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 408.
  7. Wolfram Wette: „Zwiesprache mit einem toten Vater: Der Sohn des SS-Generals "Panzermeyer" stellt sich seiner Familiengeschichte“ In: zeit.de vom 14. Januar 1999. Abgerufen am 22. März 2011.
  8. a b Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.541

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