Jürgen Gerlach (Politiker)

Jürgen Gerlach (Politiker)

Jürgen Werner Friedrich Gerlach (* 6. März 1938 in Kassel) ist ein Politiker der Tierschutzpartei und ehemaliger Geschäftsführer aus dem südhessischen Wald-Michelbach. Von 2001 bis 2007 war er Bundesvorsitzender seiner Partei und damit der bislang am längsten amtierende in ihrer Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Jürgen Gerlach kam als Sohn des Baudirektors Ernst Gerlach und dessen Frau Eva geb. Tröller zur Welt. Er war der Zweitälteste von insgesamt sechs Geschwistern. In seiner Kindheit haben ihn vor allem die Nachkriegsereignisse und das Zusammenleben in einer großen Familie geprägt. Er ist seit 1988 mit der Sekretärin Martina Gerlach geb. Seifert verheiratet und hat einen Sohn (Thomas * 1962) und zwei Töchter (Annette * 1963 und Sybille * 1965).

Beruflicher Werdegang

Von 1945 bis 1949 besuchte Gerlach die Grundschule in Eschwege. Da seine Familie aufgrund der Suche nach einer beruflichen Betätigung seines Vaters öfter umziehen musste, verschlug sie es letztendlich nach Südhessen, wo er anschließend von 1949 bis 1958 das Alte Realgymnasium (heute: Georg-Büchner-Schule) in Darmstadt besuchte, an dem er auch sein Abitur absolvierte.

Von 1958 bis 1960 folgte eine Banklehre bei der Stadt- und Kreissparkasse in Darmstadt. Danach studierte er von 1960 bis 1961 industrielle Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Darmstadt (heute Technische Universität Darmstadt) und von 1961 bis 1963 Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Während dieser Zeit besuchte er dort auch Vorlesungen des Soziologen und Philosophen Theodor W. Adorno. Die 68er-Generation, deren Vordenker Adorno war, haben auch Gerlachs Überzeugungen maßgeblich beeinflusst.

Ab September 1963 war er im Maschinenbau bei der Firma Dr. Reutlinger & Söhne GmbH in Darmstadt tätig. Hier arbeitete er bis 1994 als Prokurist dieses mittelständischen Sondermaschinenherstellers und anschließend als kaufmännischer Geschäftsführer des kleineren High-Tech-Unternehmens MG Microscope GmbH in Bammental im Bereich "konfokale Mikroskopie". Im Jahr 1998 trat er aus Altersgründen in den Ruhestand.

Politische Karriere

Meldungen in den Jahren von 1989 bis 1991 über Transporte lebender Tiere, die Informationen über Tierversuche, die seiner Meinung nach „verantwortungslose Haltung von Tieren in der Landwirtschaft“ und viele andere Tierquälereien sowie die „Gleichgültigkeit der meisten Menschen gegenüber diesen Verbrechen“ bewegten ihn, für den Tierschutz aktiv zu werden.

Durch die folgenden Aktionen im Rahmen des Einsatzes für den Tierschutz wurde er im Jahre 1995 auf die Tierschutzpartei aufmerksam. Da er der Ansicht war, dass durch den „sicher sehr wichtigen karitativen Tierschutz keine grundlegenden Änderungen im Umgang mit den Tieren erreichbar“ seien, trat er ihr noch im Oktober selben Jahres bei und begründete einen Monat später deren hessischen Landesverband mit, der zunächst etwa zehn Mitglieder hatte.

Von 1995 bis 1997 war er stellvertretender Landesvorsitzender in Hessen, 1997 wurde er dann als Nachfolger von Nadja Lindacher Landesvorsitzender. Ab 1997 gehörte er dem Bundesvorstand als Beisitzer an und ab 1999 als zweiter stellvertretender Bundesvorsitzender. Ab 2001 war er Bundesvorsitzender der Tierschutzpartei, nachdem seine Vorgängerin, die Autorin Gisela Bulla, Ende 2000 von diesem Amt zurückgetreten war; zeitgleich legte er sein Amt als hessischer Landesvorsitzender nieder. Er kandidierte beim Bundesparteitag im September 2007 nicht mehr als Bundesvorsitzender. Seither ist er erneut Beisitzer im Bundesvorstand; sein Nachfolger wurde Stefan Bernhard Eck.

Er kandidierte unter anderem bei den Bundestagswahlen 1998, 2002 und 2005, bei den hessischen Landtagswahlen von 1999 und 2003 und bei Wahlen zum Europäischen Parlament von 1999 und 2004.

Von 1997 bis 2001 saß er außerdem im Ortsbeirat seines Wohnortes Unter-Schönmattenwag, einem Ortsteil von Wald-Michelbach, in dem er seit 1991 wohnt.

Sonstiges

Gerlach ist seit 1990 Vegetarier und seit 1998 Veganer. Außerdem war er im Jahr 1991 Mitbegründer der Tierhilfe Odenwald e.V. und wurde dort zweiter Vorsitzender. Im Jahr 1994 fusionierte dieser Verein mit der Tierschutzinitiative Bad König und Umgebung zur Tierschutzinitiative Odenwald e.V., deren Mitglied er seither ist. Außerdem ist er förderndes Mitglied der Fondation Franz Weber, die den Internationalen Gerichtshof für Tierrechte ins Leben gerufen hat.

Zu Gerlachs Hobbys zählt neben dem politischen Tierschutz, der laut eigenen Aussagen zu seiner Hauptbeschäftigung wurde, die Beschäftigung mit der Tierrechtsphilosophie. Maßgeblich beeinflusst haben ihn die Tierrechtsphilosophen Helmut F. Kaplan, Tom Regan, Peter Singer und Carlo Consiglio.


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