Partei Mensch Umwelt Tierschutz

Partei Mensch Umwelt Tierschutz
Partei Mensch Umwelt Tierschutz
Logo der Tierschutzpartei
Partei­vorsitzender Stefan Bernhard Eck[1]
Stell­vertretende Vorsitzende Margret Giese
Bundes­schatz­meister Christine Engelschall
Gründung 13. Februar 1993
Gründungs­ort Bonn
Farbe(n) weiß
Bundestagsmandate keine
Staatliche Zuschüsse € 100.417,12 (2010)[4]
(Stand 21. Januar 2011)
Mitglieder­zahl ca. 1.000 (Stand: September 2009)[2][3]
Website www.tierschutzpartei.de

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Kurzbezeichnung: Die Tierschutzpartei, bis November 1993 MUT[5]) ist eine 1993 gegründete Kleinpartei in Deutschland, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Tierschutz, Tierrechte und Umweltpolitik auseinandersetzt und sich unter anderem auch für eine Umstellung zum Veganismus einsetzt. Während sie seit 2001 den Einzug in einzelne Kommunalparlamente schaffte, lagen ihre Wahlergebnisse bei Bundestagswahlen stets bei 0,2 bis 0,5 %. Ihre besten Resultate auf überregionaler Ebene erreichte sie bei den Europawahlen 2004 und 2009, den Berliner Abgeordnetenhauswahlen 1999 und 2011 sowie den Landtagswahlen in Sachsen von 2004 und 2009, wo ihre Stimmenanteile jeweils über 1 % lagen, bei letzterer über 2 %.

Inhaltsverzeichnis

Programmatik

Das aktuelle Grundsatzprogramm wurde auf dem zehnten Bundesparteitag am 4. Mai 2002 in Frankfurt am Main verabschiedet. Es trat an die Stelle des ersten Grundsatzprogrammes aus dem Gründungsjahr 1993, das die Parteigründerin Ingeborg Bingener entworfen hatte. Dabei wurde das Programm zwar erweitert und neueren Entwicklungen angepasst, blieb jedoch in den Grundzügen in der Version von 1993 erhalten.[6]

Tierschutz

Die Partei sieht in Mensch, Tier und Natur eine „untrennbare Einheit“.[7] So strebt sie die Abkehr vom anthropozentrischen Denken zugunsten einer Politik der Mitgeschöpflichkeit an. Des Weiteren fordert die Partei die Aufnahme von Grundrechten für Tiere mit einem eigenen Artikel ins Grundgesetz. Dieser soll folgendermaßen lauten:

„Tiere werden als unsere Mitgeschöpfe um ihrer selbst willen geachtet, geschützt und vor Leiden bewahrt. Entsprechend ihrem Schmerzempfinden und ihren Gefühlen sind ihnen arteigene Rechte einzuräumen.“

Abschnitt 1. Tierschutz- und Tierrechtspolitik 1.1 Die Rechte der Tiere des Grundsatzprogrammes.[7]

Diese Rechte beinhalten nach dem Willen der Tierschutzpartei beispielsweise das Recht auf Leben, den Schutz vor physischen und psychischen Schäden oder das Recht auf artgerechte Haltung. Diese sollen nur in Fällen konkreter Notwehr angetastet werden dürfen. Auch fordert sie ein Verbot aller Tierversuche, der Jagd, der Produktion von Pelzen und langfristig die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und fördert die Hinwendung zu Vegetarismus/Veganismus.[7][8][9][10]. Die Haltung von Zirkustieren lehnt sie ab, "weil dies einen empfindlichen Eingriff in ihre spezifische Lebensweise bedeutet", das Halten von Zootieren lehnt sie ab, setzt sich gegen Stierkämpfe ein und möchte die Subventionen für Tiertransporte abschaffen. [10]

Ungefähr ein Viertel des Parteiprogrammes ist den Themenbereichen Tierschutz und Tierrechte zuzuordnen.[11] Der Tierschutz soll dabei als eine Art „Zwischenstation“ auf dem Weg zur Realisierung von Tierrechten dienen.

Umwelt- und Energiepolitik

In ihrem Grundsatzprogramm vertritt die Partei die Meinung, dass "mittelfristig eine Rückkehr zur naturnahen Landwirtschaft" sinnvoll ist, bei Umweltschäden grundsätzlich der Verursacher zu haften habe, der Individualverkehr deutlich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern und Abgaben für die Emission von Schadstoffen zu entrichten seien. Der Landschaftsschutz solle sich "auf die Rettung und Wiederherstellung der Lebensräume heimischer Tier- und Pflanzenarten" konzentrieren. Sie spricht sich für eine Verschärfung der Gesetze im Hinblick auf die Verunreinigung des Grundwassers durch Schwermetalle und sonstige Chemikalien aus.

Zur Eindämmung des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen setzt sie vor allem auf "den Einsatz verbesserter Herstellungs- und Reinigungsverfahren in konventionellen Kohle-, Erdgas- und Ölkraftwerken". Darüber hinaus fordert sie "sowohl den Einsatz alternativer und erneuerbarer Energieformen als auch die Etablierung weiter entwickelter Motoren". Sie erkennt in der Massentierhaltung eine Ursache für die Belastung der Böden und der Umwelt mit Nitraten und Methan. Sie erklärt den Treibhauseffekt zu einem ihrer vordringlichen Ziele in der Umweltpolitik. Sie setzt sich für recyclebare Rohstoffe ein und möchte wenig recyclefähige Produkte verteuern.

Sie strebt innerhalb der Innenstädte, vor allem aus gesundheitlichen Gründen, eine Reduzierung der Schadstoff- und Lärmemissionen an.

Die Partei strebt einen sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie an.[10]

Wirtschaft

In der Wirtschaftspolitik vertritt die Partei hauptsächlich sozialliberale Positionen.[11] Der Flugverkehr soll auf ein ökologisch vertretbares Maß reduziert werden.[7] Weitere Forderungen im Bereich der Umweltpolitik sind ein Verbot der Gentechnik, eine ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft, die Reduzierung des Individualverkehrs und der sofortige Ausstieg aus der Kernenergie, da deren Nutzung ein unkalkulierbares Risiko für Menschen, Tiere und Natur bedeute. Den Entwicklungsländern sollen die Schulden erlassen werden, um sie dazu zu bewegen, die Waldrodungen zu beenden, und so letztendlich die zum Abbau des Kohlendioxids unverzichtbaren großen Waldgebiete der Erde gerettet werden. Der Schwerlastverkehr soll auf die Schiene und auf die Wasserstraßen verlagert werden.

In der Gesundheitspolitik fordert die Partei eine Umstellung des Gesundheitswesens auf ganzheitliche Medizin."die freie Entscheidung der Patienten zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren. Da jeder Mensch ein Recht auf Entfaltung und Wiederherstellung seiner Gesundheit habe, sei so die „freie Entscheidung der Patienten zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren“ zu gewährleisten. Zur Heilung von Krankheiten sollen verstärkt Homöopathie, Phytotherapie und Akupunktur zum Zug kommen. Eine zusätzliche Voraussetzung für die Zulassung zum Medizinstudium soll eine entsprechende ethische und moralische Einstellung sein.

Angestrebt wird eine soziale und ökologische Marktwirtschaft, die Wirtschaftspolitik soll ökologisch ausgerichtet, die Lohnnebenkosten sollen gesenkt, der Mittelstand gefördert und die Subventionen sollen abgebaut werden. Kritisiert wird unter anderem, dass kommerzielle und machtpolitische Interessen zum „fast alleinigen Maßstab politischen Handelns“ geworden seien. Außerdem wird eine Verkürzung der Arbeitszeit zugunsten beruflicher Weiterbildung angestrebt. „Ökologie geht vor Ökonomie“ sei nach Auffassung der Partei das Grundprinzip jeder verantwortungsbewussten Wirtschaftspolitik.[7]

Gesellschaft

Die Tierschutzpartei sieht sich als „Anwalt derer, die selbst keine Lobby bilden können“, insbesondere Kranke, Pflegebedürftige, Behinderte, Opfer körperlicher oder seelischer Gewalt, in Armut lebende Kinder und Obdachlose.[7] Die „täglichen praktischen Dinge des Lebens“ müssten für Behinderte erleichtert werden durch rollstuhlgerechte Bauten und Verkehrsmittel.[7] Ebenso wird die Einführung einer Mindestrente über dem Sozialhilfeniveau befürwortet.[7] Mit der Befürwortung von Volksinitiativen und Volksbegehren vertritt die Partei zum Teil radikaldemokratische Positionen.[11] Außerdem äußert sie sich kritisch im Bezug auf die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Globalisierungsmaßnahmen.[10]

Die Schulklassen sollen verkleinert, das Fach „Tier- und Naturschutz“ eingeführt werden.[7] Ein Ausbau der Ganztagsschulen wird gefordert.[7] Behinderte und lernschwache Kinder sollen „ihren individuellen Möglichkeiten gemäß betreut bzw. ausgebildet werden“. Eine bessere Integration ausländischer Kinder wird angestrebt, insbesondere durch Sprachförderung ab dem Vorschulalter.[7]

Die Wehrpflicht soll abgeschafft werden.[7] Jeder, der „aus eindeutig politischen, rassistischen, sexistischen oder religiösen Gründen verfolgt wird“, müsse "nach genauer Prüfung" Asyl finden.[7] Als Ursache der gesunkenen Hemmschwelle von Gewalt sieht die Partei unter anderem "fehlende Erziehung und Vermittlung ethischer Werte", den "brutalen Umgang mit Tieren" sowie "gewaltverherrlichende Darstellung in den Medien".[7]

Struktur

Mitglieder und Wählerschaft

Die meisten Parteimitglieder sind in der Tierrechtsszene engagiert und somit häufig gleichzeitig Mitglieder anderer Tierschutz- oder Tierrechtsorganisationen. Außerdem sind sie überwiegend Vegetarier oder Veganer. Mehr als 75 % der Parteimitglieder sind Frauen. Die religiöse Verankerung ist sehr unterschiedlich; es finden sich unter den Mitgliedern sowohl Christen[12] als auch Atheisten. Außerhalb der Partei beteiligen sich viele Mitglieder regelmäßig an außerparlamentarischen Aktionen, unter anderem an Demonstrationen. Diese wenden sich oftmals gegen Jagd, Tierversuche, Pelze, Gentechnik und Atomkraft.[13]

Jugendliche zeigen sich der Partei und ihren Zielen gegenüber offener als Erwachsene.[14][15][16]

Genaue Daten über die Zusammensetzung der Wählerschaft der Partei existieren nicht. Die Argumentation der Partei ist auf keine speziellen Wählergruppen ausgerichtet.[17]

Bundesvorstand

Vorsitzender Stefan Bernhard Eck
Stellvertretende Vorsitzende Margret Giese
Schatzmeisterin Christine Engelschall
Stellvertretender Schatzmeister Manfred Holst
Bundesschriftführerin Sabine-Brigitte Pankau
Stellvertretende Bundesschriftführerin Barbara Nauheimer
Beisitzer Julius Berrien, Malte Leideck, Ingeborg Mauler, Günter Schuchart, Michael Siethoff, Monika Thau, Horst Wester

Unterorganisationen

Es existieren insgesamt zwölf Arbeitskreise[18] sowie 15 Landesverbände[19] ein Kreisverband in Delmenhorst und eine Regionalgruppe in Leer (Ostfriesland).[20] In Hessen und Mecklenburg-Vorpommern sind die Vorstände derzeit nicht besetzt, sodass sie gemäß der Parteisatzung kommissarisch vom Bundesverband verwaltet werden.[19] Selbiges war von 2001 bis 2005 in Berlin der Fall sowie 2010 auch in Hamburg und Schleswig-Holstein. Lediglich in Bremen verfügte die Partei noch nie über einen Landesverband.[21] Eine ähnliche Entwicklung gab es bei Kreisverbänden; solche existierten zeitweise in Göppingen,[5] Hagen, im Landkreis Sangerhausen und im Landkreis Südliche Weinstraße. Teilweise – so beispielsweise bei Letzterem – waren finanzielle Gründe ausschlaggebend. Eine Jugendorganisation besteht nicht. Mit der Landesgruppe Ostfriesland existiert eine Regionalgruppe.[22]

Daten der Landesverbände

Landesverband Vorsitzender[23]
(Stand: 21. Mai 2010)
Ergebnis der letzten Wahl des Landesparlaments[24][25] Ergebnis der Bundestagswahl 2009[26]
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Ingeborg Holst n. a. (2011) 0,7 %
Bayern Bayern Christine Engelschall n. a. (2008) 0,6 %
Berlin Berlin Artur Kalka 1,5 % (2011) 1,4 %
Brandenburg Brandenburg Kenneth Ehlers n. a. (2009) n. a.
Hamburg Hamburg Bettina Jung[27] n. a. (2011) n. a.
Hessen Hessen unbesetzt[28] n. a. (2009) 1,0 %
Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern unbesetzt n. a. (2006) n. a.
Niedersachsen Niedersachsen Margret Giese 0,5 % (2008) 0,8 %
Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Monika Thau 0,6 % (2010) 0,6 %
Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz zur Zeit vakant; Stellvertreter: Udo Dautermann n. a. (2011) n. a.
Saarland Saarland Stefan Bernhard Eck n. a. (2009) n. a.
Sachsen Sachsen Andreas Hantzsche 2,1 % (2009) n. a.
Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Josef Fassl 1,6 % (2011) n. a.
Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Sascha Bose n. a. (2009) n. a.
Thüringen Thüringen Harald von Fehr n. a. (2009) n. a.
Legende
  • n. a. – nicht angetreten

Finanzen

Großspenden von natürlichen oder juristischen Personen erhielt die Partei bislang nicht. Lediglich Kleinspenden von Einzelpersonen – hauptsächlich von den eigenen Mitgliedern – konnten bislang verzeichnet werden. Bei der Bundestagsverwaltung liegt der Rechenschaftsbericht der Partei vor.[29] Das jährliche Budget liegt bei knapp 170.000 Euro. Der Landesverband Sachsen erhielt aufgrund des Wahlergebnisses bei der letzten Landtagswahl in Sachsen staatliche Mittel der Parteienfinanzierung. Die Bundeszuschüsse bilden mit knapp 80.000 Euro fast die Hälfte des Etats, je ein Viertel sind Mitgliedsbeiträge und Spenden.[30][4]

Zeitschrift

Das Presseorgan der Partei ist die ZEITENWENDE, die seit Dezember 2000 viermal im Jahr im Selbstverlag erscheint.[5] Die aktuelle Auflage der ZEITENWENDE beträgt 2.000 Exemplare pro Ausgabe. Bis Ende 2005 war Carsten Strehlow Redaktionsleiter der Zeitung, danach hatte Mari Herbold dieses Amt – bis zu ihrem Austritt aus der Partei im Oktober 2006 – inne. Seither teilen sich Margret Giese und Stefan Bernhard Eck[31] diese Aufgabe.

Träger der MUT-Medaille
Manfred Karremann[32] (2003)
Ute Langenkamp[33] (2004)
Friedrich Mülln[34] (2005)
Lisa-Maria Schütt (2006)
Schüler für Tiere[35] (2008)
Barbara Rütting (2010)

Auszeichnung

Im März 2003 beschloss der Bundesvorstand die Einführung der sogenannten MUT-Medaille, die seitdem annähernd jährlich verliehen wird. Laut Aussage der Partei sollen so Leute geehrt werden, die "sich in beispielhafter Weise für Tiere, für die Umwelt oder für Menschen einsetzen, die der Hilfe bedürfen".[36]

Außenwahrnehmung

Eine Einordnung der Partei in das klassische politische Schema gestaltet sich vergleichsweise schwierig.[37] Die Politikwissenschaftler Frank Decker und Viola Neu charakterisieren sie beispielsweise als „Interessenpartei ohne explizite Ideologie“ und ordnen sie innerhalb des politischen Spektrums der linken Mitte zu.[13] In der Frage, ob die Tierschutzpartei in erster Linie eine Interessenpartei sei, gehen die Meinungen innerhalb der Politikwissenschaft allerdings auseinander.[37][38]

Die Partei wurde kritisiert, weil einzelne Mitglieder der umstrittenen neuen religiösen Bewegung Universelles Leben angehören. Deren Positionen und eine Einflussnahme erfahren aber auch parteiintern Ablehnung.[39]

Während die Tierschutzpartei einerseits als politischer Arm der Tierrechtsbewegung wahrgenommen wird,[40] kritisieren andererseits einige Tierrechtler, dass die Ziele in Bezug auf die Realisierung von Tierrechten nicht konsequent genug seien. Moniert wird in diesem Zusammenhang, dass manche Programmpunkte eher dem traditionellen Tierschutz zuzuordnen seien und dass manche Mitglieder Fleischesser seien, obwohl diese parteiintern in der Minderheit sind.[41]

Geschichte

Gründung und Folgejahre (1993 bis 2000)

Die Gründung der Partei, die den Namen Mensch Umwelt Tierschutz (Kurzbezeichnung: MUT) erhielt, wurde am 13. Februar 1993 in Bonn vollzogen; eine Vorgängerorganisation existierte nicht.[5][6] Ingeborg Bingener wurde einstimmig zur ersten Bundesvorsitzenden gewählt.[6] Bereits am 16. Juli 1993 wurde in Hamburg der erste Landesverband gegründet, wo sie bei der dortigen Bürgerschaftswahl am 16. September 1993 teilnahm und ein Ergebnis von 0,3 % erzielte.[5]

Die Verwendung der Kurzbezeichnung MUT wurde der Partei allerdings schon bald von einer gleichnamigen Firma untersagt.[6] Daraufhin änderte die Partei ihre Kurzbezeichnung auf dem ersten Bundesparteitag am 6. November 1993 in Bonn in Die Tierschutzpartei um.[6] Bei der Bundestagswahl 1994 erzielte sie 0,15 %,[44] obwohl sie nur in drei Bundesländern wählbar war.

Am 11. März 1995 auf dem dritten Bundesparteitag in Braunschweig wurde die Autorin Gisela Bulla zur Bundesvorsitzenden gewählt.[5][6] 1996 wurden die ersten Bundesarbeitskreise gegründet. Bei der Bundestagswahl 1998 erzielte sie 0,27 %.[45] Zahlreiche Angebote zu Wahlbündnissen wurden aufgrund von Bedenken, dass der Tierschutzgedanke verwässert werden könnte, abgelehnt.[46] Am 8. September 2000 trat Gisela Bulla von ihrem Amt als Bundesvorsitzende zurück.[5]

Wahlergebnisse und Einzug in Kommunalparlamente (seit 2001)

Am 18. März 2001 erreichte die Partei bei den Kommunalwahlen in Hessen mit einem Sitz im Landkreis Darmstadt-Dieburg ihr erstes kommunales Mandat.[5] Auf dem Parteitag am 29. September desselben Jahres wurde Jürgen Gerlach aus Wald-Michelbach zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt.[5][6] Auf dem Parteitag von 2002, dem sogenannten „Programm-Parteitag“, wurde schließlich ein neues Parteiprogramm verabschiedet.[5] Nach der Bundestagswahl 2002, bei der sie 0,33 % erreichte, fand am 12. Oktober erneut ein Parteitag statt, auf dem die Partei außerdem eine Trennung von Partei und Kirche oder Religionsgemeinschaften beschloss.

Parteilogo bis 2010

Im Jahr 2004 erzielte die Partei bei der Europawahl am 13. Juni mit 1,3 % und bei der Landtagswahl in Sachsen am 19. September mit 1,6 % ihre bis dahin größten Wahlerfolge. Ebenso erreichte sie bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt mit einem Sitz im Stadtrat von Magdeburg ihr zweites kommunales Mandat. Zur Bundestagswahl 2005 erreichte die Partei insgesamt 0,23 %. Aufgrund der Kürze der Vorbereitungszeit war sie lediglich in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hamburg angetreten.

Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 26. März 2006 kandidierte die Tierschutzpartei zusammen mit der ödp, den GRAUEN und Wählergemeinschaften als Wahlbündnis „Gerechtigkeit, Umwelt, Tierschutz (GUT)“, das 0,8 % erreichte. Bei den hessischen Kommunalwahlen am selben Tag errang die Tierschutzpartei einen Sitz im Stadtrat von Offenbach am Main, der aber im August 2010 durch Übertritt der Mandatsträgerin zu den Grünen verloren ging. Seit April 2006 hatte die Tierschutzpartei einen Kreistagsabgeordneten im Lahn-Dill-Kreis (Hessen), durch Eintritt eines Mandatsträgers in die Partei. Ein halbes Jahr später erzielte sie einen Sitz im Stadtrat von Delmenhorst. Im Sommer 2007 kündigte Gerlach an, beim kommenden Bundesparteitag im September 2007 nicht mehr anzutreten. Sein Nachfolger wurde Stefan Bernhard Eck.

Nachdem bei überregionalen Wahlen seit 2005 ein leichter Abwärtstrend zu beobachten war, der bis zur Europawahl 2009 anhielt, erzielte die Partei 2009 bei der sächsischen Landtagswahl mit 2,1 % ihr bisher bestes Ergebnis bei Wahlen oberhalb der kommunalen Ebene. Wenige Tage vor der Bundestagswahl im selben Jahr erhielt sie überraschend Schützenhilfe von Seiten der früheren Schauspielerin und bayerischen Landtagsabgeordneten Barbara Rütting, die aufgrund eines parteiinternen Vorfalls, den diese mit Tierrechten nicht vereinbar sah, aus den GRÜNEN austrat und eine Wahlempfehlung zu Gunsten der Tierschutzpartei abgab.[47] Möglicherweise auch deshalb erzielte sie mit 0,53 % ihr bisher bestes Bundestagswahlergebnis und übersprang dabei erstmals die für die Parteienfinanzierung bedeutsame 0,5%-Hürde, was ihr auf Bundesebene zuvor lediglich bei Europawahlen gelungen war.

Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011 erreichte die Partei mit 1,6 % einen Achtungserfolg und sicherte sich durch Überspringen der auf Landesebene geltenden Ein-Prozent-Hürde auch Mittel aus der staatlichen Parteienfinanzierung. Bei den Kommunalwahlen in Hessen in demselben Jahr gelang mit je einem Abgeordneten der Einzug in die Kreistage von Kassel und Groß-Gerau.


Landtagswahlergebnisse (in Prozent)
Jahr BW BY BE BB[48] HB HH HE MV[49] NI NW RP SL SN[50] ST[51] SH TH[52]
1993 0,3
1994 n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a.
1995 n.a. n.a. n.a. 0,1
1996 0,2 n.a. n.a.
1997 0,4
1998 n.a. n.a. n.a. n.a.
1999 1,1 n.a. n.a. 0,5 n.a. n.a. n.a.
2000 0,0 n.a.
2001 0,2 n.a. n.a. 0,9
2002 n.a. n.a.
2003 n.a. n.a. 0,8 n.a.
2004 n.a. n.a. n.a. 1,6 n.a.
2005 0,1 n.a.
2006 0,2 0,8 n.a. 0,7 0,8
2007 n.a.
2008 n.a. n.a. 0,6 0,5
2009 n.a. n.a. n.a. 2,1 n.a. n.a.
2010 0,6
2011 n.a. 1,5 n.a. n.a. n.a. n.a. 1,6
Legende
höchstes Ergebnis in den einzelnen Bundesländern
n. a.: nicht angetreten

Bundesvorsitzende

Zeitraum Name
1993–1995 Ingeborg Bingener
1995–2000 Gisela Bulla
2000–2001 Egon Karp (kommissarisch)
2001–2007 Jürgen Gerlach
seit 2007 Stefan Bernhard Eck

Literatur

  • Paul Lucardie: Mensch Umwelt Tierschutz (Die Tierschutzpartei). In: Frank Decker, Viola Neu (Hrsg.): Handbuch der deutschen Parteien. VS-Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15189-2, S. 331–334.

Weblinks

Wikinews Wikinews: Portal:Die Tierschutzpartei – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Bundesvorstand der Tierschutzpartei, abgerufen am 12. Februar 2011
  2. BPB über die Tierschutzpartei
  3. Die Tierschutzpartei: Kurzporträt, abgerufen am 2. Dezember 2010.
  4. a b Gesamtübersicht Festsetzung der staatlichen Teilfinanzierung für das Jahr 2010 gemäß §§ 18 ff. PartG (PDF-Datei), Stand: 21. Januar 2011.
  5. a b c d e f g h i j Chronik der Tierschutzpartei
  6. a b c d e f g Decker/Neu, S. 331
  7. a b c d e f g h i j k l m n Präambel des Grundsatzprogrammes
  8. Andreas Schulze: Kleinparteien in Deutschland. Aufstieg und Fall nicht -etablierter politischer Vereinigungen, S. 72
  9. Wirtschaftswoche: Mensch Umwelt Tierschutz - Die Tierschutzpartei, 2. September 2005
  10. a b c d Grundsatzprogramm der Tierschutzpartei
  11. a b c Decker/Neu, S. 333
  12. unter anderem der Theologe Erich Gräßer
  13. a b Decker/Neu, S. 334
  14. Oberhessische Presse: 20 000 Schüler wählen Landtag: SPD gewinnt, NPD und Linke dabei, 28. Januar 2008
  15. Taz: Jugendliche lieben Tierschutzpartei, 12. September 2006
  16. Ergebnisse der U18-Wahlen zur Bundestagswahl 2009
  17. Decker/Neu, S. 332
  18. Arbeitskreise
  19. a b Landesverbände,
  20. Kreisverbände
  21. 10 Jahre Partei Mensch Umwelt Tierschutz – Die Tierschutzpartei Eine kurze Zusammenfassung ihres Werdegangs seit der Gründung 1993
  22. Regionalgruppen
  23. Übersicht der Vorstandsmitglieder, Satzung und Programm der Tierschutzpartei
    Selbstdarstellung der Partei, abgerufen am 12. Februar 2011
  24. Wahlergebnisse bei www.wahlrecht.de
  25. Landtagswahlen und Bundesrat - tagesschau.de
  26. Landesergebnisse der Bundestagswahl 2009
  27. Eine Welt ohne Wurst, Artikel aus dem Spiegel 3/2011
  28. Landesverbände der Tierschutzpartei
  29. Unterrichtung durch den Präsidenten des Deutschen Bundestages - Bekanntmachung von Rechenschaftsberichten politischer Parteien für das Jahr 2006 (2. Teil – Übrige anspruchsberechtigte Parteien)
  30. Die Tierschutzpartei: radikal oder notwendig?
  31. zeitenwende-online.de
  32. vegan.de
  33. tierhilfe-hoffnung.de
  34. tierschutzpartei.de Rubrik Aktuelle Infos – Die MUT-Medaille/
  35. Verleihung der Mensch Umwelt Tierschutz-Medaille an „Schüler für Tiere“ in Frankfurt/Main, openpr.de
  36. http://www.tierschutzpartei.de/MUTMedaille.htm
  37. a b Zur Typologie der politischen Parteien
  38. http://www12.bpb.de/methodik/W9W6NN,0,Die_Tierschutzpartei.html
  39. Tierschützer distanzieren sich vom Universellen Leben, August 2002
  40. Der politische Arm der Tierrechtsbewegung, Hamburger Abendblatt, 15. September 2010
  41. Mensch Umwelt Tierschutz - Die Tierschutzpartei auf tierrechtspartei.de
  42. Ergebnisse der Bundestagswahlen
  43. Ergebnisse der Europawahlen
  44. bundeswahlleiter.de
  45. bundeswahlleiter.de
  46. EVU-News, Ausgabe 2/1998
  47. Westdeutsche Zeitung: Barbara Rütting verlässt die Grünen, 23. September 2009
  48. Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg
  49. Ergebnisse der Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern
  50. Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen
  51. Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt
  52. Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen

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