KJVÖ

KJVÖ
Gedenktafel für die von den Nazis ermordeten Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes im KZ Mauthausen

Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) ist eine österreichische kommunistische Jugendorganisation. Sie war lange Zeit die Jugendorganisation der KPÖ, ist aber heute eine unabhängige und eigenständige Organisation.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der KJÖ

1918–1945

Die KJÖ steht in der Tradition des österreichischen Kommunistischen Jugendverbands (KJV), der am 8. November 1918 gegründet wurde.

Der KJV entwickelte eine rege Tätigkeit in der Jugendarbeit, mehrmals besuchten Jugenddelegationen die Sowjetunion. Anfang der dreißiger Jahre verschärfte sich die Verfolgung durch die Staatsgewalt, weshalb der KJV nur in halblegalen bis illegalen Verhältnissen weiterbestehen konnte. Zentrum der Aktivitäten bildete der Kampf gegen den Faschismus. Nicht selten gab es Auseinandersetzungen mit SA-Einheiten. Als 1934 Dollfuß an die Macht kam, wuchs der KJV zur bedeutendsten antifaschistischen Jugendbewegung.

Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die Solidaritätsbewegung mit der jungen Spanischen Republik. Der KJV organisierte Solidaritätsaktionen wie zum Beispiel die Spendenaktion des Meidlinger KJV unter dem Motto „Ein MG für Spanien“. 250 KJV-Mitglieder schlossen sich den Internationalen Brigaden an.

Nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus in Österreich verschärften sich die Bedingungen für den KJV abermals. Verhaftungswellen, Hinrichtungen und Konzentrationslager konnten jedoch nicht verhindern, dass selbst unter diesen Umständen junge Kommunisten den Kampf gegen den Faschismus aufnahmen. Es wurden Schmieraktionen durchgeführt und Flugzettel verbreitet, die die Sinnlosigkeit des Krieges aufzeigen sollten, und für ein freies, unabhängiges Österreich eintraten. Weiters wurden massenhaft „zersetzende“ Briefe an Frontsoldaten verschickt und es wurde versucht, die Hitlerjugend zu unterwandern. Viele schlossen sich den Partisanengruppen an, die jedoch nicht die Größe und Bedeutung wie jene in Jugoslawien oder Griechenland erreichten.

1945–1970

1945 wurde die FÖJ, die „Freie Österreichische Jugend“ gegründet, der Kommunisten, Sozialisten und Katholiken angehörten. Das Ziel der FÖJ war, über weltanschauliche Grenzen hinweg ein demokratisches und freies Österreich aufzubauen. Die FÖJ spielte eine wichtige Rolle in den Oktoberstreiks 1950.

Seit 1970

Ende 1968 protestierte eine Mehrheit in der FÖJ gegen die Kursänderung der KPÖ, die Niederschlagung des Prager Frühlings als gerechtfertigt anzusehen. Im Laufe des Jahres 1969 kam es daher zu einer immer weitergehenderen Entfremdung zwischen KPÖ und FÖJ. In Folge dessen wurde am 10. Mai 1970 die Kommunistische Jugend Österreichs unter dem Motto „Die Zukunft – Sozialismus“ gegründet.

In den 1970ern war die KJÖ besonders in der Chile-Solidaritätsbewegung tätig, als die linke Volksfrontregierung durch einen von der CIA unterstützten Militärputsch blutig niedergeschlagen wurde (Siehe auch: Geschichte Chiles). Einen wichtigen Stellenwert hatte auch das Engagement für die Interessen der Jugendlichen in den Betrieben und Berufsschulen, sowie Aktivitäten in der Friedensbewegung. Der Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Mittel- und Osteuropa hat zweifellos zu einer Krise der KJÖ geführt. Der Verbandsname wurde in „KJÖ-Junge Linke“ ausgedehnt, um das Ziel, im Zusammenwirken von Jugendlichen mit verschiedensten politischen Zugängen wieder eine einflussreiche linke Jugendbewegung aufzubauen, weiter zu verfolgen. In den letzten Jahren war die KJÖ unter anderem in den Bewegungen gegen die Bildung der schwarz-blauen Regierung sowie gegen den Irak-Krieg aktiv. Darüber hinaus engagiert sich die KJÖ im Kampf gegen Neonazi-Aktivitäten sowie gegen Sozialabbau.

2008 wurde der Zusatz „Junge Linke“ einstimmig am Bundeskongress wieder aus dem Vereinsnamen gestrichen

Struktur

Die KJÖ ist nach den Grundsätzen des Demokratischen Zentralismus organisiert.

Die KJÖ-Mitglieder sind dazu angehalten, sich in Ortsgruppen zu organisieren und Gruppenversammlungen abzuhalten.

Das höchste Gremium der KJÖ ist der Bundeskongress, der mindestens alle zwei Jahre zusammentritt und auf dem alle Mitglieder stimmberechtigt sind. Der Bundeskongress wählt die Bundesleitung, die für die praktische und organisatorische Durchführung der Beschlüsse verantwortlich ist. Zwischen den Bundeskongressen finden Gruppenvertretungstreffen statt, auf denen jeweils 2 Delegierte pro Gruppe stimmberechtigt sind. Das Gruppenvertretungstreffen kann den Bundeskongress einberufen uvm.

Weitere Organe sind Bundesplenum (entspricht dem Bundeskongress, mit dem Unterschied, dass auf dem Bundesplenum keine Wahlen durchgeführt werden), Finanzkontrolle und nach Maßgabe der Zweckmäßigkeit Bundesländerstrukuren.

Die KJÖ ist als einzige österreichische Organisation Mitglied im Weltbund der demokratischen Jugend (WBDJ).

Politische Ausrichtung (Selbstdarstellung)

Die KJÖ bezweckt auf Grundlage der marxistischen Analyse und Weltanschauung eine für die Rechte der Jugend und gegen Ausbeutung, Sexismus, Rassismus, Militarismus und Umweltzerstörung gerichtete Tätigkeit zu entfalten und diese zu verbinden mit einer den Kapitalismus überwindenden Perspektive, mit der Brechung der Vorherrschaft des Kapitals durch Vergesellschaftung der entscheidenden Produktionsmittel, dem Sozialismus.

Verhältnis zur KPÖ

Die KJÖ war lange Zeit die Jugendorganisation der KPÖ. Nach dem 33. Parteitag der KPÖ im Jahre 2004 und der darauf folgenden faktischen Spaltung der KPÖ sieht sich die KJÖ nicht mehr als Vorfeldorganisation der Bundes-KPÖ, sondern als eigenständige und unabhängige kommunistische Jugendorganisation.

Heute pflegt die KJÖ gute und freundschaftliche Kontakte zum Kommunistischen StudentInnenVerband (KSV), zur steirischen KPÖ und zur Kommunistischen Initiative (KI) in Wien. In Tirol gab es bei den Landtagswahlen 2008 eine Bündniskandidatur von KPÖ und KJÖ, mit der das beste Ergebnis einer kommunistischen Liste seit 1956 erreicht werden konnte.

Literatur

  • Beiträge zur Geschichte der Kommunistischen Jugendbewegung in Österreich: Historische Kommission beim ZK d. KPÖ Wien, 1981

Weblinks


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