Kannenorden

Kannenorden
Oswald von Wolkenstein – Portrait aus der Innsbrucker Handschrift von 1432 (Liederhandschrift B)

Der Kannenorden, vollständig 'Orden der Kanne und der Greif' (Spanisch: Orden de la Jarra y el Grifo), oder Aragonischer Kannenorden, ist ein Ritterorden, der 1410 von Ferdinand von Aragon während der Kämpfe mit den Mauren gestiftet wurde.

Die Ordensdarstellung ist eine goldene Kanne mit drei hervorbrechenden Lilien. Unter einem Marienbild mit Mandorla hängt ein goldener Greif und hält das Devisenband mit der spanischen Inschrift „por so amor“ (= „aus Liebe zu ihr“) in seinen Fängen. An Samstagen und Marienfesten musste eine Stola (ein weißes Gewand) getragen werden. Die drei Lilien galten als das Bild der Reinheit der Gottesmutter.

Inhaltsverzeichnis

Fundstellen

Der Kannenorden genoss in Österreich ein hohes Ansehen. Neben Oswald von Wolkenstein waren auch die beiden Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. Träger des Ordens[1]. Oswald von Wolkenstein trägt den Orden um den Hals und den Drachenorden auf einer Schärpe.

  • Im Stadtmuseum Wels befindet sich die Grabplatte des Vogt zu Wels, Christoph von Hohenfeld (1431–1496). Diese Platte trägt den Brandenburgischen Schwanenorden, den aragonesische Kannenorden und den Schwertorden von Zypern [1].

Das Wappen des Ritters Florian Waldauf von Waldenstein und seine Gattin Barbara Mitterhofer aus Hall in Tirol ziert der Orden. Ein Holzschnitt von Albrecht Dürer zeigt neben dem Brandenburgischen Schwanenorden auch die Zeichen des Aragonesischen Kannenordens[1].

Eine Beschreibung der Investitur findet man im Tagebuch von Dietrich von Schachten über die Pilgerfahrten des Landgrafen Wilhelm I. von Hessen. Landgraf Wilhelm I. wurde 1491 der Arragonische Kannenorden verliehen, zusammen mit seinem adligen Begleiter.

  • Die Fenster in der Stadtpfarrkirche Hall in Tirol zeigen von links nach rechts: einen Orden des Hauses Lancaster, Aragonesischer Kannenorden und Brandenburgischer Schwanenorden[1].
  • Das Allianzwappen des Ritters Christoph Botsch und seiner Frau Barbara Fuchs ist mit mehreren Orden umgeben, darunter der Kannenorden.
  • Auf dem einem Epitaph in der Stadtpfarrkirche von Prunn ist der Aragonischen Kannenorden neben anderen Orden dargestellt. Das Epitaph gehört Hans „des Freudigen“ von Fraunberg.
  • Im Museum von Treviso wird ein Grabstein des Giovanni Emo aus dem Jahre 1483 (aus Venedig) aufbewahrt. Hier wird der Drachenorden, der Aragonischen Kannenorden und das Abzeichen der Gesellschaft von der Ginsterschote gezeigt.
  • Auch das reichgeschmückte und kulturhistorisch interessante Grabmal des Ritters Degenhart Pfäffinger in der Kirche von Salmanskirchen, Bayern, zeigt den Kannenorden gemeinsam mit dem zyprischen Schwertorden und dem Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Auffällig ist, dass mit dem Kannenorden der Drachenorden, der Brandenburgische Schwanenorden, und das Zeichen der Dänischen Gesellschaft (zahlreiche Ritterorden werden auch Gesellschaften genannt) vom Drachen gemeinsam gezeigt werden. Auch ist diese Kombination anzutreffen: Aragonischer Kannenorden, Abzeichen der österreichischen Adlergesellschaft, Orden von der Fischschuppe (Kastilien), Livery Collar des Hauses Lancaster.

Mitglieder

Konrad von Grünenberg


Mitglieder im deutschsprachigen Raum:

  • Oswald von Wolkenstein, Ritter, Minnesänger, 1415/1432 (1376–1445)
  • Hans von Fraunberg (†1428)
  • Kaiser Sigismund, vor 1433 (1368–1437)
  • Heinrich von Blarer, Bürger von Konstanz († 1476)
  • Heínrich Ketzel, Bürger von Nürnberg (†1438)
  • Jörg von Volkenstorf, 1448/50
  • Reinprecht IV. von Walsee (†1450)
  • Jörg Perkhaimer, Ritter (†1450)
  • Ein Herr von Fladnitz, Ritter (ca. 1459)
  • Benedikt von Freising, Ritter, 1451 (†1499)
  • Konrad oder Caspar von Scharnachtal (Mitte 15. Jh.)
  • Florian von Losenstain, Ritter (†1452)
  • Sebastian Ilsung, Bürger von Augsburg, vor 1458
  • Johannes von Perenyi, Ungarn (†1458)
  • Kaiser Friedrich III., vor 1459 (1415–1493)
  • Hainrich Blarer, Bürger von St. Gallen, 1460
  • Niklaus von Diesbach, Herr von Signau, 2e Hälfte des 15. Jh.
  • Ulrich Ketzel, Bürger von Nürnberg, 2e Hälfte des 15. Jh.
  • Peter Rieter, Bürger von Nürnberg, 1479
  • Konrad von Grünenberg, 1483
  • Bernhard Gradner von Eglisau (†1489)
  • Christoph von Hohenfeld (1431–1496)
  • Gabriel Muffel, Bürger von Nürnberg (†1498)
  • Kaiser Maximilian I. (1459–1519)
  • Christoph Botsch, Ritter, Ende des 15. Jh.
  • Landgraf Wilhelm I. von Hessen, 1391 (1466–1515)
  • Dietrich von und zu Schachten, Ritter, 1391 (†1503)
  • Christian von Hanstein, Ritter, 1391, (†vor 1532)
  • Albrecht von Mugk, Ordensritter und Komtur zu Buchs, 1391
  • Daniel Kaufmann, Bürger von St. Gallen, 1391
  • Florian Waldauf von Waldenstein (†1510)
  • Degenhart Pfäffinger, Ritter, Herr auf Salmanskirchen und Zangberg, Erbmarschall von Niederbayern, Innerster Kämmerer und Rat in Kursachsen (3. Februar 1471 – 3. Juli 1519)
  • Georg von Ehingen(1428-1508), Reichsritter.

Literatur

  • D'Arcy Jonathan Dacre Boulton: The Knights of the Crown. The Monarchical Orders of Knighthood in Later Mediaeval Europe, 1325–1520. New York 1987, S. 330–338.
  • Anna Coreth: Der „Orden von der Stola und den Kanndeln und dem Greifen“ (Aragonesischer Kannennorden). In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Wien 1952, S. 34–62
  • Franz-Heinz von Hye: Testimonios sobre órdenes de caballería españolas en Austria y estados vecinos (Bohemia, Alemania, Suiza y Hungría). In: La España Medieval. Nr. 16, Madrid 1993, S. 169–187.
  • Dietrich von Schachten: In Gottes Namen fahren wir... Die Pilgerfahrten des Landgrafen Wilhelm des Älteren von Hessen in das heilige Land. Bernecker, Melsungen 1925, S. 74ff. (Reihe Hessen-Nassauische Bücherei)

Einzelnachweise

  1. a b c d Auf den Spuren des „Brandenburgischen Schwanenordens“ in Österreich, Klaus H. Feder,(Vortrag, gehalten am 23. Juni 2000 anlässlich der 5. Internationalen Ordenskundlichen Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde in Wien
  2. Sonja Dünnebeil (Hrsg.): Die Protokollbücher des Ordens vom Goldenen Vlies, Bd. 1: Herzog Philipp der Gute (1430-1467), (Instrumenta 9) Thorbecke, Stuttgart 2002 (ISBN 3-7995-7273-2), S. 102ff.

Weblinks


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