Degenhart Pfäffinger

Degenhart Pfäffinger

Degenhart Pfäffinger (andere Schreibweise: Degenhard oder Tegenhart sowie Pfaffinger oder Pfeffinger) zu Salmanskirchen und Zangberg (bei Ampfing im Landkreis Mühldorf am Inn, (* 3. Februar 1471 in Salmanskirchen; † 3. Juli 1519 in Frankfurt am Main) gehörte dem Adelsgeschlecht der Pfäffinger an.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grabstein des Degenhart Pfäffinger

Degenhart war der Sohn von Gentiflor Pfäffinger und Magdalena Huberin von Wildenheim. Von seinem Vater, der als Hofmarschall am Landshuter Fürstenhof diente, erbte er die Güter und das niederbayrische Erbmarschallamt und von seiner Mutter den Sitz Wildenheim. 1515 heiratete er die bayrische Adlige Erntraut von Seiboltstorff, die Ehe blieb jedoch kinderlos.

Als bayrischer Adliger in kursächsischen Diensten starb er am 3. Juli 1519 bei Frankfurt am Main, wo er sich anlässlich des Wahltags von Kaiser Karl V. aufgehalten hatte. Der Kurfürst von Sachsen ließ dort ihm zu Ehren ein marmornes Epitaph errichten.

Seine Güter erbten die Nachkommen der weiblichen Familienmitglieder. Salmanskirchen ging an die Herzheimer, Zangberg an die Dachsberger und Wildenheim an seine Schwester Maria Pfäffinger, welche als Äbtissin Ursula von Frauenchiemsee das Gut ihrem Kloster übereignete.

Mit Degenharts Tod endete auch eine über hundertjährige Amtsträgerschaft innerhalb der Familie und das Erbmarschallamt von Niederbayern (Landshut) ging an die Closen zu Haidenburg. Er ist in der Kirche von Salmanskirchen begraben, der Grabstein ist aus rotem Marmor und zeigt sein von einem unbekannten Künstler lebensgroß gestaltetes Reliefportrait.

Wirken

Degenhart war vier Jahre lang Truchsess der Herzogin Hedwig zu Burghausen, Gemahlin Georgs des Reichen von Bayern, und zog dann mit Sigmund von Laiming, mit dem er eng befreundet war nach Sachsen zu Kurfürst Friedrich dem Weisen. Beide begleiteten diesen Fürsten auf dessen Wallfahrt zum heiligen Grab und wurden dort zu Rittern geschlagen. Pfäffinger, der 1493 zurückkehrte, stand in großer Gunst bei Kurfürst Friedrich. Er wurde dessen Sekretär, innerster Kämmerer (Schatzmeister) und geheimer Rat, und als solcher für wichtige Sendungen an den Papst, den Kaiser und andere Botendienste eingesetzt.

Friedrich der Weise unterstützte seinerzeit den Begründer der Reformation Martin Luther nicht zuletzt wegen seines Ziels, die Macht der Territorialfürsten zu stärken. Der Kurfürst konnte jedoch aus Angst vor Machtverlust diesen nie persönlich empfangen, und so wuchs Degenhart die Rolle eines Vermittlers zwischen beiden zu. Die sich hartnäckig haltende Meinung, Luther und Degenhart Pfäffinger seien befreundet gewesen ist nicht haltbar. Ganz im Gegenteil hat Luther Pfäffinger wegen dessen an Geiz grenzender Sparsamkeit überhaupt nicht geschätzt. Auch hat sich Pfäffinger nie der Reformation angeschlossen.[1] Als Luther am 7. August 1519 zur Zitation nach Rom geladen wurde, bat dieser nicht nur den Kurfürsten sondern auch Pfäffinger, dass er in Deutschland verhört werden könne. Pfäffinger reiste daraufhin im Auftrag Friedrich III. nach Innsbruck zu Kaiser Maximilian I. und erreichte bei diesem dessen Intervention bei Papst Leo X., die zum Verhör Luthers 1518 auf dem Reichstag zu Augsburg führte und ihm damit die vermutlich totbringende Reise nach Rom ersparte.

Schloss Salmanskirchen, Stich von Michael Wening aus 1723.

Durch Degenharts Einfluss gelangte die Familie Adelsgeschlecht der Pfäffinger zu enormen Reichtum und wurde zu einer der wohlhabendsten Familien der damaligen Zeit. Degenhart bekam zahlreiche Schlösser und Klöster vom Kurfürsten Friedrich in Niederbayern und in der Nähe von Coburg zugewiesen. Pfäffinger vergrößerte auch gemeinsam mit seinem Vater Gentiflor das geerbte Schloss zu Salmanskirchen in Ampfing, ließ daneben die Johanniskirche neu erbauen und zierte sie mit vielen Heiligtümern, kostbaren Reliquien, Ornaten und anderen Kleinodien, die er von seinen Reisen nach Hause brachte. Auch erwarb er 1514 durch Vermittlung seines Vetters, des Salzbarons Hans III. von Herzheim, das nahe gelegene Schloss Zangberg von den Herzogen Wilhelm und Ludwig von Bayern.

Degenhart Pfäffinger teilte mit dem Kurfürsten von Sachsen eine große Sammelleidenschaft von Heiltümern (Reliquien) und Ablässen und beschäftige über die Jahre zahlreiche Künstler und Maler. Unter anderem hat Degenhart Wilhelm Pätzsold aus Heldburg in Thüringen angeworben, in dem man den „Meister von Mühldorf“ vermutet. Nach dessen Ankunft in Mühldorf durfte dieser über mehrere Monate in der Zeit um 1509 sämtliche Reliquien von Pfäffinger zeichnen und katalogisieren. Durch das Wirken beider am kursächsischen Hof war Pfäffinger auch ein guter Freund und Auftraggeber des bekannten deutschen Malers Lucas Cranach[2] und mit Albrecht Dürer bekannt.[3]

Wappen

Wappen des Degenhart Pfaffinger.jpg

1511 erreichte Degenhart Pfäffinger bei Kaiser Maximilian I. eine Wappenbesserung und führte ab da ein geviertes Wappen mit dem Rüdenwappen im 1. und 4. und dem geinfelten Löwen im 2. und 3. Feld, mit jeweils den zugehörenden Helmen über dem 1. und 2. Feld.

Geschwister

Von Degenharts vier oder fünf Geschwistern Bernhard, Anna, Regina, Maria (Ursula) und (ungesichert) Johannes V. sind zwei dem geistlichen Stand beigetreten. Regina war von 1503 bis 1514 Äbtissin des Benediktinen-Frauenstifts Nonnberg in Salzburg († 1516), Maria als Ursula Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee (1494–1529).

Literatur

  • Familienchronik der Pfaffinger von 1515, Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Aus 1200 Jahren
  • Fritz Demmel: Degenhard Pfeffinger als Auftraggeber von Lucas Cranach. In: Das Mühlrad. Band 38, 1996, S. 19–26
  • Ingetraut Ludopldy: Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen 1463–1525. Götting 1984, S. 296
  • Chronik Hans Herzheimer, MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung
  • Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, Briefe an den Kurfürsten Friedrich
  • Heiligtums- und Ablassbuch, Stadtarchiv Mühldorf am Inn, B39
  • Alois J. Weichselgartner: Salmanskirchen, S. 15 Staehleder, Mühldorf S. 183
  • Johann Siebmacher: Wappenbuch, siehe Band 22: Die Wappen des bayrischen Adels, S. 116
  • Ritter Jos. Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstentums Berchtesgaden und seiner Salzbergwerke. - Erstes Buch, zweiter Teil, S. 18
  • Oberbayrisches Archiv für vaterländische Geschichte. Band 10, Seite 187 ff.
  • Johann Nepomuk Gottfried von Krenner: Anleitung zu dem näheren Kenntnisse der baierischen Landtage des Mittelalters. München 1804, S. 73 f.
  • Wiguleus Hundt: Bayerisch Stammenbuch, Ingolstadt 1585 und 1586 in drei Teilen mit Nachträgen und späterem Register.
  • Michael Wening: Beschreibung des Churfürsten- u. Hertzogthumbs Ober- und Nidern Bayrn. Rentamt Landshut, Gericht Neumarkt St. Veit, 1. Auflage, München 1723.
  • Carl F. Pfaffinger: "Die Pfa/effinger. Verrsuch über eine Familie", Wien 1996 (mit laufenden Ergänzungen), Manuskript und Materialiensammlung.
  • Friedrich F. Pfaffinger: "Die Wappen der Pfaffinger", Graphiksammlung (Aquarelle und Bleistiftzeichnungen), Wien ca. 1965.

Einzelnachweise

  1. Manfred Fischer in: Degenhard Pfeffinger aus Salmanskirchen, ein Freund Martin Luthers? in: Das Mühlrad, Beiträge zur Geschichte des Inn- und Isengaues, Band XLIII Jahrgang 2001, ISBN 0723-7286. Mühldorf 2001.
  2. Fritz Demmel in: Degenhart Pfeffinger als Auftraggeber von Lucas Cranach in: Das Mühlrad, Beiträge zur Geschichte des Inn- und Isengaues, Band XXXVIII, Jahrgang 1996, ISBN 0723-7286, Mühldorf 1996.
  3. Albert Gümbel in: Der kursächsische Kämmerer Degenhart von Pfeffingen, der Begleiter Dürers auf der "Marter der zehntausend Christen", mit 4 Tafeln, in: Studien zur Deutschen Kunstgeschichte, Heft 238, J. H. Ed. Heitz, Straßburg 1926.

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