Karl Ernst Krafft

Karl Ernst Krafft

Karl Ernst Krafft (* 10. Mai 1900 in Basel; † 8. Januar 1945 im Konzentrationslager Buchenwald) war ein Schweizer Statistiker, Charakterologe und Wirtschaftsberater, der auf der Basis von Astrologie und Graphologie arbeitete.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Großvater Ernst (Ulrich) baute das Hotel Krafft[1] und war Teilhaber der Schuhfabrik Gebr. Krafft in Fahrnau im nahegelegenen badischen Wiesental. Seine Eltern waren der Direktor der Brauerei Cardinal, Carl Krafft (* 24. November 1864) und Anna geb. Gebhard (* 11. März 1867 in Schopfheim[2]) aus dem badischen Wiesental. Ab 1910 lebte die Familie in Basel und ab 1925 in Coppet.[3] Sein Onkel war der Chemiker Albert Krafft.

Nach der Matura am Humanistischen Gymnasium Basel studierte Krafft 1919 bis 1924 in Basel, Genf und London Mathematik, Physik, Chemie und Statistik, letzteres bei Karl Pearson.

Als 1919 Kraffts Schwester Anneliese starb, wandte sich die Familie dem Okkultismus zu und veranstaltete Séancen. Von da an befasste sich Krafft auch intensiv mit Yoga und Astrologie. In Genf begegnete er Hazrat Inayat Khan.

1921 bis 23 überprüfte er tausende von Genfer Geburts- und Todesfällen mit statistischen Mitteln auf astrologische Zusammenhänge, später setzte er diese Arbeit in Basel fort. Krafft erstellte auch 2800 Musikerhoroskope, um den Zusammenhang von Geburtskonstellation und Beruf zu prüfen. Er wurde so zum Vorgänger von Gunter Sachs und dessen Werk Die Akte Astrologie.

Da seine Eltern ihn nicht länger unterstützten, als sie entdeckten, dass er sich mehr mit Astrologie als mit etablierten Wissenschaften beschäftigte, wurde Krafft 1925 zunächst Buchhändler in der esoterischen Buchhandlung „Quo Vadis“.

Von 1926 bis 1936 arbeitete Krafft als Wirtschaftsberater unter Anwendung der Astrologie, ab 1929 auch der Graphologie. Zunächst förderte ihn der Schweizer Unternehmer Oscar Guhl, dem neben einer Bank und einem Warenhaus auch der Verlag Orell Füssli in Zürich gehörte. Ohne Befragung des Charakterologen Krafft gab es keine Personalentscheidung in Guhls Unternehmen. Später beriet Krafft auch andere Unternehmen, wie das Kaufhaus Printemps in Paris.

In dieser Zeit entwickelte Krafft schwer nachvollziehbare Theorien über „Kosmobiologie“ und „Typokosmie“, hielt Kurse in Lausanne und Vorträge in zahlreichen deutschen Städten.

Im Mai 1937 heiratete er in Zürich Anna (Theresia) van der Koppel, die Tochter eines niederländischen Unternehmers aus Zeist bei Utrecht, mit der er in den Süd-Schwarzwald zog.

Auf Grund einer allgemeinen Begeisterung für ein „Großdeutschland“, die Krafft zu einer problematischen Figur macht, zog er Ende der 30er Jahre in den Süd-Schwarzwald. Seine astrologischen Berechnungen ließen ihn zu der Prognose kommen, Hitler sei vom 7. bis 10. November 1939 in extremer Gefahr. Begeistert von sich selbst, warnte er die deutschen Behörden. Als am 8. November das Attentat Georg Elsers im Bürgerbräu München scheiterte, wurde Krafft zunächst verhaftet als möglicher Mit-Täter. Diese Erfahrung hinderte ihn nicht, sich zur Arbeit für das Reichssicherheitshauptamt anwerben zu lassen, weil er die Möglichkeit sah, der Astrologie zum Durchbruch als anerkannter Wissenschaft zu verhelfen. In Berlin sollte er Horoskope von Personen und Ereignissen berechnen und auch zur psychologischen Kriegführung fälschen, später auch die Prophezeiungen von Nostradamus deuten bzw. fälschen.

Die Briten griffen die Methode auf und engagierten für ihre psychologische Kriegführung im Gegenzug den aus Deutschland emigrierten Louis de Wohl.

Bereits am 12. Juni 1941, nachdem Rudolf Heß nach England geflogen war, wurde Krafft wie zahlreiche andere Astrologen verhaftet. Am 24. Juni 1941 verbot das NS-Regime die öffentliche Anwendung aller okkulten Praktiken, dennoch sollte Krafft, zusammen mit anderen Psychologen wie dem Bonner Philosophie-Professor Johannes Maria Verweyen, weiterhin für die Nazis arbeiten und Horoskope von Generälen wie Rommel (Deutschland), Timoschenko (Sowjetunion) oder Montgomery (Großbritannien) erstellen. Die Arbeiten wurden von Kurd Kisshauer vom Amt Rosenberg gesammelt und gesichtet. Nach einem Nervenzusammenbruch im Gefängnis verweigerte Krafft die weitere Zusammenarbeit. Die Haftzeit raubte ihm die Illusionen über das Deutsche Reich und Hitler. Krafft wurde erst nach Oranienburg ins KZ gebracht. Er wurde am 27. November 1944 in das KZ Buchenwald eingeliefert und starb dort am 8. Januar 1945.

Werke (Auswahl)

  • Influences cosmiques sur l'individu humain (1923)
  • Typokosmie (1934)
  • Traite d'Astro-Biologie (1939)
  • Nostra Damur (1941)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Nostradamus and the Nazis: a footnote to the history of the Third ...
  2. http://www.my-roots.org/persons/body.php?L=D&pid=11063
  3. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D43716.php

Yves Hueber: Krafft, Karl Ernst im Historischen Lexikon der Schweiz 2007 spricht vom "Tal der Wiese", nicht von einem Ort namens "Wiesental"; die Wiese entspringt am Feldberg/Schwarzwald und mündet in Basel in den Rhein

Weblinks


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