Karl Gruber (Architekturhistoriker)

Karl Gruber (Architekturhistoriker)

Karl Erwin Gruber (* 6. Mai 1885 in Konstanz; † 12. Februar 1966 in Darmstadt) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner, Denkmalpfleger und Architekturhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Nach dem Abitur in Konstanz 1903 nahm Gruber zum Wintersemester 1904 das Studium der Architektur an der Großherzoglichen Technischen Hochschule Karlsruhe auf. 1914 promovierte er über die Entwicklung der deutschen Stadt.

Wirken

Seit 1909 war er als Diplom-Ingenieur im öffentlichen Dienst tätig und wurde im Februar 1914 Leiter des städtischen Neubaubüros für die Universitätskliniken in Freiburg im Breisgau. Nach Militärdienst von 1914 bis 1918 übernahm Gruber 1919 die Leitung des Städtischen Hochbauamtes in Freiburg. Er widmete sich der Siedlungsplanung im Stadtteil Haslach und leitete die Restaurierung des Historischen Kaufhauses. Die 1915 durch den Krieg aufgegebenen Pläne zum Umbau des Augustinerklosters zum Museum nahm er wieder auf, von 1919 bis 1923 wurde das Gebäude zum Augustinermuseum umgebaut.

1925 wurde er auf den Lehrstuhl für mittelalterliche Baukunst und Kirchenbau an der Technischen Hochschule Danzig berufen. Hier war er Mitglied des Denkmalrates der Freien Stadt Danzig Er leitete die Restaurierung der Danziger Marienkirche und des Thorner Rathauses.

1927 gewann er den ersten Preis im Wettbewerb für den Neubau der Universität Heidelberg, 1928 erhielt er den Auftrag zur Ausführung.

1933 wurde er auf den Lehrstuhl für Städtebau an der Technischen Hochschule Darmstadt berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1955 wirkte. 1934-1945 war er zugleich Denkmalpfleger für die Provinzen Oberhessen und Rheinhessen.

1945 wurde er Kirchenbaumeister der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In dieser Funktion entwarf er auch Kirchen, so in Lampertheim, Neu-Isenburg, Offenbach am Main, Rüsselsheim, Mainz, Weitengesäss am Main sowie Zell im Odenwald. Außerhalb des Bereichs der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beteiligte er sich z.B. an der Restaurierung des Münster St. Maria und Markus in Mittelzell auf der Insel Reichenau, am Mainzer Dom, St. Johannis in Mainz, St. Martin in Oberwesel und dem Wiederaufbau der Marienkirche in Hanau.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf er die Gesamtplanung für den Wiederaufbau mehrerer kriegszerstörter Städte. Er war Autor zahlreicher Studien über Stadtmorphologie vom Altertum bis zur Moderne, in denen er die Beziehung zwischen den Formen der Städte und deren politischer, religiöser und wirtschaftlicher Organisation aufzeigte. Karl Gruber legte für seine Wiederaufbauplanungen Entwürfe mit geschichtlicher Orientierung vor und schlug die Wiederherstellung historischer Bezüge mit leichten Korrekturen der Bebauung zugunsten der Funktionalität vor. Die Qualität von öffentlichen Plätzen und deren Gestaltung, nach seinem Vorbild, Camillo Sitte, mit ihrer zentralen Bedeutung für einen humanen Städtebau war ihm ein großes Anliegen. In seiner Mission als unerbittlicher Streiter für einen künstlerischen Städtebau in der Traditionen Sittes hat Karl Gruber eine Generation von Architekten wie Otto Spengler, Ullrich Craemer, Tassilo Sittmann und Jochem Jourdan in Darmstadt geprägt.

Sein 1937 erstmals erschienenes und mehrfach aufgelegtes Werk Die Gestalt der deutschen Stadt gilt bis heute als ein Standardwerk für Architekten, 1985 erschien eine französische Ausgabe (Formes et caractères de la ville allemande).

Ehrungen

Werk

Zeichnung von Karl Gruber:
Grabdenkmal des Grafen Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg in der Marienkirche in Hanau (Das Grabmal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört)

Städtebauliche Planungen (Auswahl)

Bauten (Auswahl)

  • 1919–1921: Umbau des ehemaligen Stadttheaters Freiburg zum Augustinermuseum
  • 1928–1931: Hauptgebäude und Westflügel der Neuen Universität Heidelberg („Schurman-Bau“) (siegreicher Wettbewerbsentwurf 1927, Ausführung 1928-1931, 2. Bauabschnitt 1934)
  • 1949–1956: Wiederherstellung der Kirche St. Johannis in Mainz
  • 1951–1961: Wiederaufbau der Marienkirche in Hanau
  • 1952–1953: Marktplatz in Rüsselsheim mit Rathaus
  • 1952–1953: Wiederaufbau der 1944 zerstörten Stadtkirche in Darmstadt
  • (Mitte der 1950er Jahre): Umgestaltung der Pauluskirche in Darmstadt

Schriften (Auswahl)

  • Eine deutsche Stadt. Bilder zur Entwicklungsgeschichte der Stadtbaukunst. Bruckmann, München 1914.
  • Das neue Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau. In: Ekkhart, Zeitschrift des Landesvereins Badische Heimat e.V., 6. Jahrgang 1925, S. 40–50.
  • Der heilige Bezirk in der zukünftigen Stadt. Regensberg, Münster 1949.
  • Architektonisches Bild von Mainz. Zur Gestaltung der Dom-Umgebung. In: Jahrbuch Bistum Mainz, 4, 1949, S. 50–67.
  • Das deutsche Rathaus. München 1943.
  • Die Gestalt der deutschen Stadt. Ihr Wandel aus der geistigen Ordnung der Zeiten. 4. Auflage, Callwey, München 1983, ISBN 3-7667-0694-2.
  • Aschaffenburg. Stadt zwischen Schloß und Stift. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, 4. Jahrgang 1957, S. 33–48.
  • Der Wormser Dombezirk. In: Der Wormsgau, Wissenschaftliche Zeitschrift der Stadt Worms und des Altertumsvereins Worms, 2, 1934/43, S. 234–241

Literatur

  • Badische Biographien, Neue Folge, Band 3. 1990, S. 111–113.
  • Werner Bornheim gen. Schilling: Karl Gruber †. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 24 (1966), S. 147.
  • Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz: Mainz. Die Geschichte der Stadt. Philipp von Zabern, Mainz 1998.
  • Andreas Romero: Baugeschichte als Auftrag. Karl Gruber. Architekt, Lehrer, Zeichner. Vieweg, Braunschweig 1990.
  • Bernd Vedral: Karl Gruber (1885-1996). In: 875 Jahre Freiburg. Freiburger Biographien. Promo-Verlag, Freiburg 1995, S. 76.

Weblinks


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