Karl Marx (Journalist)

Karl Marx (Journalist)
Grabstätte auf dem Alten Friedhof Saarlouis

Karl Marx (* 9. Mai 1897 in Saarlouis; † 15. Dezember 1966 in Ebersteinburg) war während der Weimarer Republik Journalist, ging während der Zeit des Nationalsozialismus in die Emigration und gehört nach 1945 zu den Wiederbegründern der jüdischen Presse in der Bundesrepublik Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Frühes Leben

Marx entstammte einer jüdischen Familie, die seit 900 Jahren in Trier und im Hunsrück ansässig war. Er war der Sohn von Sigmund und von Pauline (Weil) Marx und erster Vetter des Rechtsanwalts und Journalisten Bruno Weil (* 1883 in Saarwellingen; † 1961 in New York). Er besuchte die Oberrealschule in Straßburg. Im Jahr 1914 schloss er seine schulische Ausbildung mit einem Notabitur ab. Danach wurde er als Freiwilliger Soldat. Bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil und erhielt ein Eisernes Kreuz zweiter Klasse. Aus dem Krieg kam er als überzeugter Pazifist zurück. Nach dem Übergang des Elsaß an Frankreich ging er zusammen mit seiner Familie nach Baden-Baden. Seit 1919 arbeitete Marx dort und in Berlin als freier Journalist. Er schrieb für deutsche und ausländische Zeitungen sowie für Nachrichtenagenturen. Marx war Mitglied der DDP und seit 1920 Vorsitzender der Deutschen Demokratischen Jugend in Baden. Außerdem war er Mitglied im Bundesvorstand der Organisation. In Baden gehörte er auch zum Mitbegründer des Jugendherbergswerk des Landes.

Emigration

Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft ging Marx wegen seiner politischen Haltung und seiner jüdischen Religion in die Emigration. Zunächst ging er ins Saargebiet und gab seine deutsche Staatsbürgerschaft auf. Nachdem das Saargebiet wieder an Deutschland gefallen war, floh Marx über Frankreich nach Italien. Von 1935 bis 1939 arbeitete er als Journalist in Mailand und Rom. Als ihm die Auslieferung nach Deutschland drohte, floh Marx nach Tanger. Dort arbeitete er bis 1942 als Gelegenheitsarbeiter. Mit englischer Hilfe floh er weiter nach Großbritannien. Dort war er als Fabrikarbeiter tätig. Während des Holocaust wurden Teile seiner Familie in Auschwitz ermordet.

Aufbau jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland

Dennoch kehrte Marx bereits 1946 als einer der ersten jüdischen Emigranten nach Deutschland zurück. Im Jahr 1947 heiratete er Lilli Behrendt. Im Jahr 1946 wurde Marx Lizenzträger für jüdische Zeitungen. Die erste hieß: „Jüdisches Gemeindeblatt für die Nordrhein-Provinz und Westfalen.“ Seit 1948 war Marx Herausgeber und Chefredakteur der „Allgemeinen Wochenzeitung für Juden in Deutschland.“ Seit 1955 hieß dieses Blatt Allgemeine jüdische Wochenzeitung. Seit 1951 gab er zudem eine illustrierte Zeitung mit jüdischen Themen heraus. Zwischen 1946 und 1948 kam eine Monatsschrift unter dem Titel „Zwischen den Zeiten“ hinzu. Marx war nach dem Zweiten Weltkrieg einer der bedeutendsten jüdischen Publizisten in Deutschland. Seine zahlreichen Veröffentlichungen in der Presse befassten sich besonders mit dem deutsch-jüdischen Verhältnis. Dabei wandte er sich unter anderem gegen die These der deutschen Kollektivschuld.

Außerdem war er Mitbegründer der Gesellschaft für deutsch-jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf. In der dortigen Synagogengemeinde war er im Vorstand. Im Jahr 1954 war er Mitbegründer und bis 1966 Vorsitzender der „Zionistischen Organisation in Deutschland.“

Wiedergutmachungsabkommen

Ein Interview von Marx mit Konrad Adenauer im Jahr 1949 war einer der Anstöße für die Entschädigungsverhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel. Dabei übernahm Marx eine Vermittlerfunktion und war 1952 Berater bei den Verhandlungen über das Wiedergutmachungsabkommen. Auch durch zahlreiche Reisen setzte sich Marx für einen deutsch-jüdischen Ausgleich ein.

Marx hat sich auch später publizistisch an den Diskussionen um Hakenkreuzschmierereien, der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel oder zur Wahl von Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler beteiligt.

Für seine Verdienste um die deutsch-israelischen Verständigung erhielt er 1953 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof Saarlouis.

Literatur

  • Bernd Haunfelder: Karl Marx. In: Nordrhein-Westfalen. Land und Leute. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2006, S.304f. ISBN 3-402-06615-7
  • Geller, Jay Howard: Jews in Post-Holocaust Germany, 1945–1953. Cambridge, 2005. ISBN 0-521-54126-3
  • Munzinger-Archiv: Internationales Biographisches Archiv 04/1967 vom 16. Januar 1967
  • Lilli Marx, Karl Marx (9. Mai 1897 - 15. Dezember 1966) zum Gedenken, Düsseldorf-Benrath : L. Marx, 1966 DNB

Weblinks


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