Karl Moritz Großmann

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Karl Moritz Großmann

Karl Moritz Großmann (* 27. März 1826 in Dresden; † 23. Januar 1885 in Leipzig) war ein Uhrmacher und Uhrenfabrikant in Glashütte (Sachsen).[1]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Militärzeit

Karl Moritz Großmann wurde am 27. März 1826 als Sohn eines Briefsortierers in Dresden geboren. Er besuchte die Volksschule und wechselte später an eine Privatschule. Nach dem Abschluss dieser Ausbildung erhielt er ein zweijähriges Stipendium für den Besuch der Königlichen Polytechnischen Schule in Dresden.

Mit 16 Jahren begann er eine 5jährige Lehre bei dem deutschen Uhr- und Chronometermacher Johann Christian Friedrich Gutkaes. Schon als Lehrling hielt er Vorträge über Uhrmacherei. Im Jahre 1846 ging er als Uhrmacher auf die Wanderschaft und nahm in Altona in der Nähe von Hamburg eine Stellung zunächst bei Jansen, später als Chronometermacher bei Krille an.[2]

1848 meldete er sich als Freiwilliger zum Deutschen Heer und wurde einem Corps unter der Leitung des bayerischen Major von der Tann, späterer General, zugeordnet. Nach Beendigung der Erhebung Schleswig-Holsteins (Vertrag von Malmö) wollte er nach Amerika auswandern, kehrte aber zunächst zu seinen Eltern nach Glashütte zurück. Dort traf er Ferdinand Adolph Lange, der ihm zuredete, bei ihm eine Anstellung zu übernehmen. Nach nur sieben Monaten im Dienste von Lange brach 1849 der Maiaufstand in Dresden aus und Großmann wurde wieder zum Heer eingezogen. Im Frühjahr 1850 konnte er eine Stelle beim Hofuhrmacher Biergans in München annehmen, zog aber schon im Oktober weiter nach La Chaux-de-Fonds in die Schweiz, wo er als Visiteur arbeitete. Nach nur einem Monat musste Großmann diese Stellung wieder aufgeben und in die Heimat zurück kehren, da in Sachsen erneut mobilisiert wurde. Sein Militärdienst endete schließlich 1852.[2]

Danach arbeitete er in England, Spanien, Belgien und Schweden als Uhrmacher, um sich weiter zu bilden.[3] Nach seiner Rückkehr 1854 gründete er in Glashütte eine Uhrenfabrik, die er bis zu seinem Tod leitete.

Veröffentlichungen

Im Jahre 1866 gab er sein erstes Werk „Der freie Ankergang für Uhren. Praktische und theoretische Abhandlung“ heraus, das in London vom British Horological Institute preisgekrönt wurde und seinen Namen in der Fachwelt bekannt machte.

1869 überreichte er der Handelskammer in Genf als Beitrag zu einem Preisausschreiben eine Studie unter dem Titel „Ueber die Konstruktion einer einfachen, aber mechanisch vollkommenen Uhr“. Er beschreibt darin die Glashütter Uhr, wie sie Lange auf Grund seiner früher erwähnten zahlreichen Verbesserungen herstellte und wie sie dann für die Glashütter Fabrikation typisch wurde.

Uhrenfabrikation

Großmanns Uhren unterscheiden sich im Grundaufbau nur unwesentlich von den Uhren anderer Firmen aus Glashütte. Im Gegensatz zu diesen verwendete Großmann ein Ankerrad mit 16 Zähnen. Die meisten seiner Uhren sind auf der Werkplatte unter dem Zifferblatt gestempelt. Uhren mit Signatur auf der Dreiviertelplatine sind selten.

Neben Taschenuhren wurden bei Großmann Sekundenpendel-Uhren, Wächter-Kontrolluhren, Meßwerkzeuge, Uhrmacherdrehbänke, Werkzeuge und Hemmungsmodelle mit verschiedenen Hemmungen (auch Minuten-Tourbillons mit Chronometerhemmung und Wippe) hergestellt.

Gesellschaft

Von 1866 bis 1878 war Großmann Bürgermeister der Stadt Glashütte und später Abgeordneter des königlich-sächsischen Landtages. Dabei erkannte er auch die Bedeutung von Vereinen. Gerade für die Menschen in den Gebirgsorten sorgten diese Verbindungen für Zerstreuung, Abwechslung und geistige Erbauung.[4]

Uhrmacherschule

Großmann, der neben seiner praktischen Tätigkeit auch als Fachschriftsteller hohe Anerkennung erfuhr, erkannte die dringende Notwendigkeit, eine Bildungsstätte zur Ausbildung von jungen Uhrmachern zu gründen.

Auf der Tagung der deutschen Uhrmacher, die auf Einladung des Vereins Berliner Uhrmacher vom 5. bis 7. September 1876 in Harzburg stattfand, wurde auf seine Anregung hin in Punkt vier der Tagesordnung die Frage formuliert: „Würde die Gründung einer Deutschen Uhrmacherschule bzw. Fortbildungsanstalt in Glashütte machbar sein?“ Auf dem Verbandstag Deutscher Uhrmacher vom 9. September bis 11. September 1877 wurde die Gründung endgültig beschlossen. Daraufhin unternahm Großmann mit Staatsunterstützung Reisen zu Schweizer und französischen Schulen. Unter Großmanns Leitung bildete sich am 12. Oktober 1877 in Glashütte ein Ortsausschuss zur Einrichtung und Vorbereitung der Schule.

Am 1. Mai 1878 eröffnete Moritz Großmann im Namen des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte (DUS).

Karl Moritz Großmann verstarb am 23. Januar 1885 in Leipzig direkt nach einem Vortrag über „Die Einführung der Weltzeit.

Einzelnachweise

  1. Claudius Saunier: Geschichte der Zeitmesskunst. Emil Hübners Verlag, Bautzen 1903, S. 922–923.
  2. a b Moritz Grossmann: Der freie Ankergang für Uhren. Praktische und theoretische Abhandlung. 2., vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage von Ludwig Strasser. Emil Hübner Verlag, Bautzen 1893.
  3. Curt Dietzschold: Der Cornelius Nepos der Uhrmacher. Krems 1910, S. 13.
  4. Uhrenfabrik Moritz Großmann in: Stadtverwaltung Glashütte (Hrsg.): 500 Jahre Stadtgeschichte. Dresden 2006, S. 257–258, ISBN 3-937951-31-8.

Weblinks


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